Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter

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Название Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Tessa Hofreiter
Жанр Языкознание
Серия Der neue Landdoktor
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740980672



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hatte den Weg so gewählt, dass Marc Ines und Hannes gleich aus der Ferne sehen konnte. Sie hoffte, dass dieser Anblick genügte, damit er die von ihr gewünschten Schlüsse zog und erst gar nicht auf die Idee kam, mit den beiden zu reden.

      »Verdammt knapper Bikini, ich wusste gar nicht, dass sie solch ein Teil besitzt«, sagte sie und gab sich verblüfft, als Marc auf die beiden aufmerksam wurde, die nebeneinander im knietiefen Wasser standen.

      Marc trat auf die Bremse und hielt an, als Hannes ein Stück voraus in den See lief, sich ins Wasser legte und seine Arme nach Ines ausstreckte. Er musste unwillkürlich schlucken, als sie dieser offensichtlichen Aufforderung des Mannes folgte, zu ihm ging und sich neben ihn legte. Dann wandten sie sich einander zu und ließen sich auf dem Wasser treiben.

      »Das sieht sehr vertraut aus, sehr sehr vertraut«, betonte Miriam ihre Feststellung. Harald hatte recht, aus der Ferne gesehen musste jeder Beobachter glauben, dass die beiden ein Liebespaar waren, und als sie Marc ansah, wusste sie, dass auch er nicht daran zweifelte, dass es so war. »Tut mir leid, ich weiß, dass das wehtut«, gab sie sich mitfühlend, als er sich von den beiden abwandte.

      Deshalb wollte sie mich nicht sehen, dachte Marc, und plötzlich schnürte sich alles in ihm zusammen. »Du hast es gewusst. Warum hast du es mir nicht einfach gesagt? Warum führst du mich hierher?«, wollte er von Miriam wissen.

      »Hättest du es mir denn geglaubt?«, fragte sie mit unschuldigem Augenaufschlag.

      »Nein, vermutlich nicht.«

      »Wie gesagt, es tut mir sehr leid, aber ich denke, so ist es auch für Ines besser. Es erspart ihr lange Erklärungen.«

      »Keine Sorge, ich werde es ihr ganz leicht machen. Danke, Miriam, leb wohl«, verabschiedete er sich, wendete das Fahrrad und fuhr in Richtung Wald davon.

      Liebe tut eben weh, dachte Miriam und radelte mit zufriedenem Lächeln nach Hause.

      Marc hatte keine Ahnung, wo er eigentlich hin wollte. Er fuhr einfach immer weiter, bergauf, bergab, durch den Wald, an einsamen Bauernhöfen vorbei, wieder zurück in den Wald, aber der Schmerz ließ einfach nicht nach. Er fragte sich, wie er sich so in Ines hatte täuschen können, und fand keine Erklärung. Zuerst nahm er sich vor, sie zur Rede zu stellen, aber dann beschloss er, dass er ihre Ausflüchte gar nicht hören wollte. Er wollte sie nur noch vergessen, und damit ihm das auch gelang, würde er in das nächste Flugzeug nach Montreal steigen. Der Atlantik sollte groß genug sein, um diese Enttäuschung hinter sich zu lassen.

      Ines ging nach ihrem Schwimmunterricht ganz beschwingt nach Hause. Hannes hatte ihr gezeigt, wie einfach es war, über Wasser zu bleiben. Sie musste sich nur auf den Rücken legen und sich treiben lassen. Um vorwärts zu kommen, genügte es, einfach nur die Füße zu bewegen.

      »Wenn du dich erst einmal auf dem Rücken vorwärts bewegen kannst, dann lernst du alles andere ganz schnell«, hatte er ihr versichert.

      Als sie zu Hause ankam, stellte sie sich unter die Dusche, kochte sich einen Tee und machte es sich in ihren Bademantel gehüllt im Sessel gemütlich. Vielleicht hat er ja noch Lust vorbeizukommen, dachte sie, und wählte Marcs Handynummer. Da er sich nicht meldete, wartete sie ein paar Minuten und versuchte es dann erneut, aber auch dieses Mal hatte sie keinen Erfolg. Um halb elf versuchte sie es das letzte Mal, danach kam sie zu dem Schluss, dass er vermutlich schon schlief, und bei den Seefelds wollte sie um diese Zeit auch nicht mehr anrufen, um nach ihm zu fragen. Sie mussten alle morgens früh raus. Schließlich schickte sie ihm eine SMS, dass sie sich darüber freuen würde, wenn er sie am nächsten Vormittag in ihrem Büro besuchen würde, danach legte sie die CD mit ihrem Entspannungsprogramm in den CD-Player und setzte die Kopfhörer auf, um den Lektionen besser folgen zu können.

      *

      »Nolan, was ist denn?« Sebastian schlüpfte in seine Jeans und zog die Tür seines Schlafzimmers auf, weil Nolan immer wieder mit der Pfote gegen die Tür schlug und jaulte.

      Der Hund rannte auch gleich zur Treppe, so wie er es immer tat, wenn nachts das Telefon läutete, weil jemand ärztliche Hilfe brauchte. Aber das Telefon läutete nicht.

      »Papa, hat er dich auch geweckt?«, fragte Emilia, die in einem überlangen grünen T-Shirt, das sie als Nachthemd trug, aus ihrem Zimmer kam.

      »Ich habe keine Ahnung, was los ist«, sagte Sebastian, der auf sein Handy und den Festnetzapparat schaute, der neben dem breiten französischen Bett auf dem Nachttisch lag. Aber er hatte keine Anrufe verpasst. Das Telefon konnte Nolan also nicht in Aufregung versetzt haben. »Vielleicht hat er etwas im Garten gehört. Du bleibst hier.«

      »Sei vorsichtig«, flüsterte Emilia, als Sebastian schnell noch ein weißes T-Shirt überzog und dann barfuß die Treppe hinunterging. Auf Zehenspitzen lief sie in ihr Zimmer, kam gleich darauf mit einem Baseballschläger zurück und schlich zur Treppe.

      »Was wird das, Marc?«, hörte sie ihren Vater in diesem Moment sagen.

      Sofort entspannte sie sich wieder, legte den Baseballschläger auf den Boden und lief die Treppe hinunter.

      »Willst du fort?«, fragte sie erstaunt, als sie Marc mit seinem Koffer in der Diele stehen sah.

      »Ich fliege nach Hause. Das Taxi wird in einer halben Stunde hier sein.«

      »Aber warum willst du fort?«, wollte Emilia wissen.

      »Ich brauche Abstand.«

      »Abstand zu was?«, fragte Sebastian.

      »Zu Ines.«

      »Warum?«

      »Wusstest du, dass sie mit so einem breitschultrigen Schönling zusammen ist?«

      »Das ist Unsinn.«

      »Ist es nicht, ich habe die beiden zusammen gesehen. Mir sagt sie ab und mit ihm trifft sie sich. Das, was ich am See gesehen habe, bedarf keiner weiteren Erklärung.«

      »Bitte, Marc, sprich mit ihr, bevor du irgendwelche Schlüsse ziehst«, bat Sebastian den Freund. Er war kurz davor, ihm Ines’ Geheimnis zu verraten, aber würde er ihn damit überhaupt überzeugen können, da er doch glaubte, die beiden in einer verfänglichen Situation beobachtet zu haben?

      »Ich sagte doch, ich brauche keine Erklärung mehr.«

      Er wollte nicht mehr mit ihr reden, er wollte ihr nicht beim Lügen zuhören, deshalb hatte er auch ihre Anrufe ignoriert.

      »Dann setz dich wenigstens noch ein paar Minuten mit mir in die Küche, vielleicht kann ich dich doch noch davon überzeugen, dass es eine Dummheit wäre, einfach davonzulaufen.«

      »Meinetwegen.«

      »Rufe bitte Ines an, sage ihr, was hier los ist«, raunte Sebastian Emilia zu, bevor er Marc in die Küche folgte.

      Emilia lief in Sebastians Schlafzimmer und rief von dort aus Ines an, aber so oft sie es auch versuchte, sie meldete sich nicht. Gut, dann muss Anna helfen, dachte sie.

      *

      »Hallo, Sebastian«, meldete sich Anna, als Sebastians Foto auf ihrem Telefon aufleuchtete, das wie immer neben ihr im Bett lag, damit sie auch nachts für ihre werdenden Mütter erreichbar war.

      »Nein, ich bin es«, sagte Emilia und erzählte Anna von Marcs bevorstehender Abreise.

      »Er denkt, sie hat einen anderen?«, fragte sie noch einmal nach, um sicher zu gehen, dass sie sich nicht verhört hatte.

      »Er hat sie mit einem breitschultrigen Schönling am See gesehen, hat er erzählt. Ich kann Ines nicht erreichen, du musst sie herbringen, An­na.«

      »Ich kümmere mich darum«, sagte sie und legte auf.

      Ihr war sofort klar, dass mit dem Schönling Hannes Körner, der Schwimmlehrer, gemeint war. Während sie in Jeans und Pullover schlüpfte, rief sie bei Ines an, da sie sich immer noch nicht meldete, zögerte sie nicht länger und fuhr zu ihr.

      Im Wohnzimmer des Bauernhauses brannte noch Licht, als Anna wenig später dort eintraf. Sie drückte auf