Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter

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Название Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Tessa Hofreiter
Жанр Языкознание
Серия Der neue Landdoktor
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740980672



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kann meinen Badeanzug nicht finden.«

      »Kein Wunder, du gehst ja auch nicht oft schwimmen. Gehst du überhaupt schwimmen?«

      »Leihst du mir jetzt einen Bikini oder nicht?«

      »Wann brauchst du ihn?«

      »Jetzt sofort. Ich bin zu Hause. Könntest du mir einen bringen? Ich will ihn anziehen, bevor ich gehe.«

      »Kein Problem, bis gleich.«

      Keine drei Minuten später war Miriam da. Sie breitete eine Auswahl Bikinis auf dem Wohnzimmertisch aus und überließ Ines die Wahl.

      »Die sind alle ganz schön knapp.«

      »Möchtest du lieber im Tauchanzug schwimmen gehen?«

      »Gut, ich nehme den«, sagte Ines und entschied sich für den türkisfarbenen Bikini, für den ein wenig mehr Stoff als für die anderen verwandt wurde. »Erinnerst du dich eigentlich noch an unseren Unfall mit der Luftmatratze?«, sprach sie Miriam auf ihr gemeinsames Erlebnis an.

      »Daran möchte ich gar nicht mehr denken. Ich war froh, dass ich dich wieder aus dem Wasser ziehen konnte, du hast wie wild um dich geschlagen.«

      »Ich hatte Panik.«

      »Ich hatte auch Angst.«

      »Ich weiß«, sagte Ines, und als sie Miriam anschaute und diesen schuldbewussten Blick wahrnahm, wusste sie, dass Miriam und sie noch immer miteinander verbunden waren, egal, wie abweisend und überheblich sie sich manchmal benahm.

      »Ich gehe dann wieder. Den Bikini kannst du behalten.« Auch Miriam war wieder einmal bewusst geworden, wie sehr sie an Ines hing, auch wenn sie das nie zugeben würde. Vielleicht war das sogar der eigentliche Grund, warum sie es nicht zulassen konnte, dass sie sich ernsthaft verliebte, schon gar nicht in jemanden, der so weit entfernt von ihnen wohnte. Unsinn, es geht allein darum, dass die Liebe nichts Gutes bringt und dass Ines’ Platz bei Großvater ist, versicherte sie sich ihrer edlen Motive. Sie hatte schon die Türklinke der Haustür in der Hand, als das Handy ihrer Cousine läutete.

      »Hallo, Marc«, meldete sich Ines, als sie seine Telefonnummer auf dem Display sah.

      »Ich bin zurück, Ines, was hältst du von einem Abendspaziergang?«

      »Das tut mir sehr leid, aber ich kann nicht. Ich muss noch etwas Wichtiges erledigen. Wir könnten uns doch morgen in meiner Mittagspause treffen und einen Kaffee zusammen trinken.«

      »Ich fahre morgen noch mal nach Starnberg. Ich werde einige Maler besuchen, von denen ich heute gehört habe. Vielleicht gibt es ein neues Talent zu entdecken. Ich melde mich bei dir, sobald ich zurück bin. Schade, dass es heute Abend nicht klappt.«

      »Ja, das finde ich auch schade. Bis morgen, Marc.«

      »Bis morgen, ich hoffe, du träumst wenigstens von mir.«

      »Ja, ganz bestimmt«, sagte sie. Wenn ich nach dem Schwimmunterricht nicht zu erschöpft bin, rufe ich ihn an. Vielleicht können wir uns ja dann noch treffen, dachte sie. Sie vermisste ihn doch jetzt schon so sehr.

      »Sieh mal an, sie versetzt ihn schon«, murmelte Miriam, die das Gespräch mitangehört hatte und nun schnell aus dem Haus huschte. Ich denke, ich habe wieder einmal eine schöne Aufgabe für meinen guten Harald, dachte sie und zückte ihr Handy.

      *

      Ines fasste sofort Vertrauen zu Hannes Körner. Der sportliche junge Mann mit den dunklen Locken war ungefähr so alt wie sie, strahlte aber so viel Ruhe und Gelassenheit aus, als erteilte er schon seit Jahrzehnten Schwimmunterricht. Um Ines nicht irgendwelchen neugierigen Blicken auszusetzen, hatte er für ihre ersten Schwimmversuche dieselbe gut geschützte Bucht ausgewählt, an der sie am Nachmittag mit Sebastian gewesen war. Bevor er sie ins Wasser schickte, sprachen sie aber erst noch einmal über diese Ängste, die sie so lange mit sich herumgetragen hatte.

      »Du schaffst das«, sagte er, als sie sich schließlich ins Wasser traute.

      Als es ihr bis zur Taille reichte, wurde ihr beinahe übel, und sie wollte umkehren.

      »Es trägt dich, versuche es, lehn dich zurück.« Hannes blieb ganz ruhig, sprach ihr immer wieder Mut zu, und auf einmal wagte sie es und legte sich aufs Wasser. »Bleib, es ist alles gut«, sagte er, als sie sofort wieder aufspringen wollte. »Ich halte dich«, versicherte er ihr, und sie verließ sich auf ihn, als sie seine Hände unter ihrem Rücken spürte.

      »Sie trifft sich mit Hannes Körner? Diesem Adonis aus dem Schwimmbad?«, fragte Miriam ungläubig nach, als Harald eine Stunde später auf ihrer Dachterrasse saß, um ihr von seiner Mission, mit der sie ihn beauftragt hatte, Bericht zu erstatten.

      »Zuerst haben sie nebeneinander auf dem Baumstamm gesessen und sich ganz angeregt unterhalten, danach sind sie ins Wasser. Sie legte sich hin, und er beugte sich über sie. Mein lieber Mann, der hat es echt drauf, der Kerl«, erzählte Harald mit süffisantem Blick.

      »Konntest du hören, was sie sagen?«

      »Wie denn? Ich war auf der anderen Uferseite, aber durch mein Fernglas konnte ich zumindest alles sehen.«

      »Das hast du sehr gut gemacht, Schätzchen.« Miriam streichelte ihm über den Kopf und küsste ihn auf die Stirn. »Sag mal, könnte es auch sein, dass die gute Ines einfach nur Schwimmunterricht bei unserem Adonis nimmt?« Hatte sie vielleicht deshalb nach ihrem Badeanzug gesucht? Dass ihre brave Cousine Marc die große Liebe vorspielte, während sie längst mit einem anderen zusammen war, das traute sie ihr eigentlich nicht zu.

      »Ja, möglich wäre es, dass sie schwimmen lernt, aber wenn zwei im Wasser sind und ständig an sich herumgrapschen, lässt sich das schwer einschätzen.«

      »Nein, das lässt sich nicht einschätzen, Harald.« Aber es wäre eine wunderbare Voraussetzung für mich, um dieser unsäglichen Liebe den Garaus zu machen, dachte Miriam. Sollte ihr Verdacht richtig sein und Ines lernte heimlich schwimmen, dann musste sie nur auf die nächste Schwimmstunde warten.

      Als Ines gegen zehn Uhr nach Hause kam, ging sie sofort schlafen. Sie fühlte sich total erschöpft, und so sehr sie sich auch nach Marc sehnte, sie konnte gegen diese Müdigkeit nicht ankämpfen. Es war eine gute Entscheidung gewesen, sich Hannes anzuvertrauen. Sie hatte bereits ein paar Schwimmzüge allein gemacht und das in ihrer ersten Unterrichtsstunde. Als Hannes ihr anbot, gleich am nächsten Tag weiterzumachen, hatte sie sofort zugesagt, auch wenn das bedeutete, dass sie Marc am Abend vielleicht wieder nicht treffen konnte. Die nachfolgenden Unterrichtsstunden würde sie dann auf die kommende Woche verlegen, damit sie endlich wieder Zeit für ihn hatte.

      *

      Am nächsten Tag kümmerte sich Ines ausschließlich um die Vorbereitungen für die Ausstellung. Sie sprach mit den Leuten, die den Ballsaal noch einmal gründlich reinigen sollten, und mit dem Betreiber der Cafeteria, der sich auch um das Personal für die Garderobe kümmerte. Den Einlass und die Kasse würde Lydia übernehmen. Als sie am Abend nach Hause kam, ließ sie erst gar keine Angst vor dem Schwimmunterricht aufkommen. Heute wollte sie doppelt so viele Schwimmzüge schaffen, um möglichst schnell Fortschritte zu machen. Sie glaubte schon, dass Marc den Abend vielleicht in Starnberg verbringen würde, doch nachdem sie ihre Badetasche gepackt hatte und bereits im Hinausgehen war, rief er an.

      »Wollen wir uns um acht im Biergarten treffen?«, fragte er.

      »Ich würde wirklich gern kommen, aber ich kann nicht, Marc.«

      »Schon wieder die Arbeit?«

      »Ja, leider, aber ab morgen habe ich wieder Zeit«, versicherte sie ihm.

      »Kann ich dir nicht bei deiner Arbeit helfen?«

      »Nein, die muss ich selbst erledigen, aber wenn es nicht zu lange dauert, rufe ich dich noch an.«

      »Ja, bitte, tu das. Ich vermisse dich, Ines, weißt du.«

      »Ich vermisse dich auch, bis später«, sagte sie und machte sich auf den Weg zum See. Nächste Woche muss ich mir erst einmal einen Badeanzug kaufen, ich