Mudlake - Willkommen in der Hölle. M.H. Steinmetz

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Название Mudlake - Willkommen in der Hölle
Автор произведения M.H. Steinmetz
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783961881437



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Swearengen getan hat!«

      James schnaufte und trank.

       Womöglich hat Anderson alle ausgetrickst und ein anderer ist an seiner statt gestorben – wer kann das schon mit Bestimmtheit sagen?

      Wenn das in dieser Art weiterging, würde er eine Menge Whiskey brauchen, um damit klarzukommen. »Meinetwegen hat er Swearengen mit dem schwarzen Zeug bespuckt. Aber wie ging’s weiter?«

      McCall schluckte trocken, leckte sich die Lippen und starrte die Flasche an. »Hast dir ’nen Schluck verdient«, grunzte Bullock, schenkte ein Glas voll, stand auf und brachte es McCall. »Mehr gibt’s aber erst, wenn du fertig bist!«

      McCall trank mit gierigen Schlucken, legte den Kopf in den Nacken und atmete erleichtert auf. »Aaah, tut das gut …« Er drehte das Glas zwischen seinen Händen, während er sprach. »Wir mussten Bloody Bill einen weiteren Tag begleiten, bis wir mitten im Nirgendwo einen See, nein, eher ’nen schlammigen Tümpel erreichten. Ich fragte mich, wie er den überhaupt finden konnte, wo er doch nie zuvor in Iowa gewesen war.« McCall trank den Rest seines Glases aus. »Jedenfalls, na ja, es war mitten in der Nacht. Wie ein Geist stand er neben der Glut des erloschenen Feuers, zog sich aus und stieg ins Wasser, um darin unterzutauchen.«

      »Er tat was?«, wollte James wissen. Er ging nicht davon aus, dass Anderson es tat, um ein Bad zu nehmen.

      »So wahr ich hier sitze, er ging ins Wasser, sag ich. Er tauchte unter und nicht wieder auf. Swearengen lachte wie ein Irrer, sagte was von es hat begonnen und dass ich besser daran täte, nicht so nah am Wasser zu stehen.« Er räusperte sich laut. Es war ihm unangenehm, weiterzusprechen. »Tags drauf ritten wir in die Black Hills zu einem illegalen Goldgräbernest, aus dem die Stadt wurde, in der wir uns jetzt befinden.«

      In James’ Kopf rotierten die Gedanken. Es war natürlich möglich, dass sich Anderson im Wahn gefangen das Leben genommen hatte. Oder, was wahrscheinlicher war, dass McCall und Swearengen ihn umgebracht hatten, um in Deadwood neu anzufangen. James sah allerdings keinen Grund, eine derart komplizierte Lügengeschichte zu erfinden, geschweige denn überhaupt eine. Anderson war ein gesuchter Massenmörder, eine Bestie. Zudem lag der Krieg fast zehn Jahre zurück. »Dieser Swearengen, was ist aus dem geworden?«

      »Hast du das Gem gesehen? Das Backsteinhaus gegenüber?«, warf Jane ein.

      James nickte. »War ja nicht zu übersehen.«

      »Al Swearengen ist der Besitzer.«

      Er hat es zu was gebracht, dachte James. Wenn du in einer Goldgräbersiedlung reich werden willst, bau einen Saloon mit Spielhalle und stell ein paar hübsche Mädchen ein …

      Das lief im gesamten Westen gleich. Es gab die, die für einen kargen Lohn hart schufteten, und die, die es ihnen aus der Tasche zogen, was sie sich mit Schweiß und Blut erarbeitet hatten. Moralisch war das äußerst zweifelhaft, aber als verwerflich hätte er es nicht bezeichnet. »Er ist der Patron der Stadt?«

      Bullock knirschte mit den Zähnen. »So ist es. Während der gesetzlosen Tage von Deadwood hat er ’ne Menge Geld gemacht und sich was Anständiges aufgebaut.«

      »Die Hölle hat ihm den Weg geebnet«, warf McCall hastig ein.

      »Die Hölle, sagst du?« James schüttelte den Kopf, griff zum Glas und stellte fest, dass es leer war.

      Jane schenkte nach. »Es stimmt, was er sagt … ich wollt’s anfangs selbst nicht glauben.«

      »Verdammt üble Dinge sind geschehen«, meinte Bullock. »Es sind nicht nur die Revolvermänner, die er sich geholt hat … alles ehemalige Bushwhackers, die er von früher kannte.« Er lehnte sich im Stuhl zurück, zog Tabak und Papier aus der Westentasche und begann sich eine Zigarette zu stopfen. »Wir hatten ’nen ziemlich guten Prediger hier, der dem Moloch aus Suff und Gewalt voller Mut entgegentrat. Er fing an, über die Machenschaften Swearengens zu predigen. Bald darauf starb er einen unnatürlichen Tod.«

      »Nicht verwunderlich, wenn jemand in das Gebiet eines Patriarchen pisst«, brummte James, der die rauen Sitten der Grenzlande nur zu gut kannte.

      »Mag sein«, erwiderte Bullock, »aber wozu schlägt man den Mann kopfüber ans Kreuz und hängt es über den Altar in der Kirche? Ist das üblich?«

      James schluckte. Das ging wirklich verdammt weit. Andererseits musste man bedenken, dass die Leute um Swearengen ehemalige Bushwhackers waren, die keinen Skrupel kannten. »Hört sich an, als hätte er erreicht, was er wollte.«

      »Er hat ihm das Herz herausgeschnitten und es gegessen«, krächzte McCall heiser. »Hab’s mit eigenen Augen gesehen, weil ich dabei war. Und das hat er nicht nur mit dem Prediger so gemacht!«

      »Jeder, der sich gegen ihn stellt, endet auf diese Weise«, bestätigte Jane McCalls Einwurf. »Saloonbetreiber, Händler, selbst Bankangestellte.«

      »Und alle, die bisher zumindest ansatzweise das Gesetz in Deadwood vertreten wollten«, murmelte Bullock. Ein geschwefeltes Streichholz flammte auf, mit dem er sich eine Zigarette anzündete.

      »Und wie kommt’s, dass Sie noch leben?«, entgegnete James. Bisher hatte er keinen Teufel in Swearengen erkennen können, sondern nur ein resolutes Dreckschwein, das skrupellos seine Ziele verfolgte. »Weil Sie ein besonders harter Schweinehund sind?«

      Bullock blies geräuschvoll den Rauch aus. »Ich kam mit meinen eigenen Männern hierher. Wir werden gut von der Mine Company bezahlt, dass wir hier für Ordnung sorgen. Es gab bereits ein paar Zwischenfälle, die ich jedoch als gegenseitiges Abtasten bezeichnen würde.«

      Jane räusperte sich. »Da ist noch was anderes.«

      James sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue fragend an. Ihm wurde bei der Sache langsam unwohl, weil er nicht in einen Machtkampf zwischen Möchtegern-Gesetzeshütern und einem mordlüsternen Lokalpatriarchen hineingezogen werden wollte. Er war selbst Marshall gewesen, unten in Ellsworth County, Kansas und wusste, dass dabei eine Menge unschuldiges Blut floss. »Und was?«

      Jane druckste herum, schob ihr Glas nervös von sich. James wusste, wie schwer es war, Jane zu verunsichern. »Na ja, abgesehen von den Kreuzigungen verschwinden hier in letzter Zeit ’ne Menge Leute. Goldgräber, leichte Mädchen, Reisende, ja sogar Kinder …«

      »Du weißt doch, wie es in Städten wie dieser läuft«, grunzte James und strich sich über den Bart. »Manche reisen ab, andere sterben, dann gibt es die speziellen Unfälle, wenn welche aneinandergeraten.« Er zwinkerte ihr zu.

      »Das mein ich nicht«, entgegnete Jane, sah ihn aber nicht dabei an. »Die Leute verschwinden und tags darauf macht sich eine Kutsche Swearengens, stabil genug für einen Gefangenentransport, auf und verlässt die Stadt in Richtung Süden.«

      »Haben sie ein paarmal ’ne Weile verfolgt«, ergänzte Bullock. »Vier Reiter begleiten den Transport, zwei weitere sitzen auf dem Kutschbock. Sie treiben die Gäule zur Eile an, bis sie schäumen. Haben sie bis an die Grenze von Iowa verfolgt, sind allerdings zurückgeritten.«

      »Sie fahren an den See, dorthin, wo Bloody Bill haust«, flüsterte McCall. Ihm war anzusehen, dass er Angst davor hatte, den Namen laut auszusprechen. »Oder das, was aus ihm geworden ist …« McCall nahm im Stuhl eine aufrechte, gestraffte Haltung an. »Um ihn mit Frischfleisch zu versorgen und ihm einen Tempel zu errichten!«

      »Was? Mit … Frischfleisch? Etwa von …«

      McCall nickte, hielt James’ Blick stand. »Menschenfleisch. Fachgerecht zerlegt und zubereitet im Eiskeller unter dem Gem’s.« Er senkte den Blick. »Was sie mit den armen Leuten dort anstellen, bevor sie sie töten, hat mich dazu bewogen abzuhauen.« McCall keuchte, sank in die ursprüngliche, gekrümmte Haltung zusammen. »Jede verdammte Nacht wache ich auf, weil mich Albträume plagen. All die flehenden Blicke, die sie mir aus ihren aufgerissenen Augen zuwerfen … ich halt das nicht mehr aus.« McCall schluchzte und sah zu Boden.

      Eine Weile herrschte Stille im Nebenzimmer. Nur die gedämpften Geräusche aus dem