Lieber für die Ideale erschossen werden, als für die sogenannte Ehre fallen. Christoph Regulski

und Haase über das Treffen mit Reichpietsch.

      Sie nahmen den Bericht kommentarlos zur Kenntnis und vermittelten Pallavicini den Eindruck »mich möglichst bald los« sein zu wollen⁶²⁷. Sens teilte der USPD-Führung Reichpietschs Absichten nicht mit⁶²⁸. Die Militärjustiz verurteilte ihn später aufgrund seines Umgangs mit den Matrosen 1917 wegen Beihilfe an den ausgebrochenen Unruhen zu sechs Monaten Gefängnis⁶²⁹.

      Die Wilhelmshavener SPD legte Albin Köbis bei einem Treffen nahe, mit dem »Revolutionieren« aufzuhören. Die dortige USPD riet ebenfalls zu größter Vorsicht, da die Arbeit des Soldatenbundes als Meuterei ausgelegt und mit dem Tode bestraft werden könne⁶³⁰. Die Kieler SPD wollte mit den Matrosen nicht in Verbindung treten und lehnte jede Unterredung ab⁶³¹.

      Die Zusammenarbeit mit den lokalen Organen der USPD gestaltete sich schwierig. Ebenso wie die Berliner Abgeordneten wagten es auch die lokalen Politiker nicht, Militärangehörige bei geplanten Protesten und Gehorsamsverweigerungen zu unterstützen. Der Hilferuf des Oberheizers Götz von der Nassau vom 10. September 1917 an die USPD, sie möge den Fall der nunmehr verhafteten Matrosen in der Fraktion erörtern und in die Öffentlichkeit tragen, blieb ungehört⁶³².

      Georg Ledebour

      Georg Ledebour

      Konkrete Anweisungen für die USPD in Kiel und Wilhelmshaven seitens der Berliner Parteiführung lagen nicht vor⁶³³. Die Ortsverbände wussten, auch aus ihrer zum Teil jahrzehntelangen politischen Praxis heraus, wie die preußischen Behörden in solchen Fällen verfahren würden. Das unterschied sie von den unerfahrenen und idealistischen Matrosen, die durch ihren Ungehorsam einen Beitrag zum Frieden leisten wollten.