Название | Respekt! |
---|---|
Автор произведения | Per Jensen |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783866907713 |
Die Augen der Tiere sind, verglichen mit den unseren, auch etwas anders im Kopf positioniert. Sie stehen weiter auseinander und sind mehr zur Seite hin ausgerichtet. Für das Pferd und das Schwein impliziert dies, dass ihr Gesichtsfeld mehr als 300 Grad rund um den Kopf beträgt. Die einzige Stelle, die sie nicht sehen können, liegt exakt hinten zwischen ihren Ohren. Nähert sich aber eine Gefahr seitlich von hinten, sehen sie deutlich, was vor sich geht. Dafür müssen sie auf räumliches Sehvermögen verzichten, das nur in dem schmalen Bereich direkt vor ihrem Maul funktioniert. Schafe und Rinder haben ebenso »Augen im Nacken«, es fällt ihnen aber schwer, den Abstand zu Dingen einzuschätzen, die sich an der Peripherie ihres Blickfeldes abspielen.
Hühner sehen noch mehr von der Welt, weil ihr Blickfeld sich noch weiter um den Kopf herum und außerdem nach oben erstreckt. Wenn sie scheinbar vor sich auf die Erde blicken, um Körner und anderes Essbares zu finden, sehen sie gleichzeitig, ob hinter ihrem Rücken eine Gefahr lauert oder ein Raubvogel oben am Himmel vorbeifliegt. Außerdem haben sie, genau wie andere Vögel, über die drei Typen von Zapfen hinaus, die auch wir haben, noch einen vierten. Deshalb nehmen sie ultraviolettes Licht wahr, einen Farbraum, in dem wir blind sind. Viele Blumen haben ultraviolette Muster, die wir nicht sehen, die für die Hühner aber ganz deutlich erkennbar sind. Vögel haben oft ultraviolette Muster in ihrem Federkleid, die wir natürlich nicht wahrnehmen können. Dafür sind Hühner in der Nacht recht hilflos. Sie verfügen nicht über ein Tapetum und ihre Augen können keinerlei Details mehr wahrnehmen, sobald es zu dämmern beginnt.
Die Welt der Düfte
Wenden wir uns nun dem Geruchssinn zu. Die meisten Menschen sind sich bewusst, dass es hier für uns im Vergleich zu vielen anderen Tieren nicht so viel zu holen gibt. Der Hund ist der wohlbekannte Geruchsexperte, aber andere Haus- und Nutztiere wissen noch mehr zu imponieren. Es ist allerdings schwierig festzustellen, welche Tierart den besten Geruchssinn hat, weil dieser von einer Reihe unterschiedlicher Faktoren bestimmt wird: davon, wie viele Sorten von Gerüchen die Nase aufnehmen kann, ab wie geringen Mengen einzelne Duftstoffe wahrgenommen werden können, und davon, wie groß der Teil des Gehirns ist, der herangezogen wird, um die Information zu übersetzen. Nimmt man all diese Aspekte zusammen, stellen sich das Schwein und die Kuh unter unseren üblichen Nutztieren als weit überlegen dar, während der Hund etwas weiter unten auf der Liste landet. Nicht umsonst werden Schweine an vielen Orten auf der Erde dazu herangezogen, Trüffel zu suchen, die immerhin ein ganzes Stück unter der Erdoberfläche wachsen.
Aber Schwein, Kuh und einige andere haben noch ein weiteres Sinnesorgan für Gerüche, das uns fehlt. Es heißt Jacobson-Organ und sitzt in der Mundhöhle, wo es bestimmte Duftstoffe aufnimmt und direkt in einen speziellen Teil des Gehirns weiterleitet. Manchmal sieht man eine Kuh oder ein Pferd anderen Tieren oder Menschen gegenüber merkwürdige Bewegungen mit Mund und Lippen machen. Man sagt, dass sie »flehmen«, womit die Art gemeint ist, mit der sie Duftstoffe in Kontakt mit jenem Organ bringen. Genauso können Schweine manchmal aussehen, als würden sie gähnen, wenn sie Gerüche mit dem Mund inhalieren. Wie fühlt sich wohl ein solcher Duft an, der nicht mit der Nase, sondern mit etwas ganz anderem wahrgenommen wird? Wir können hier nur unsere Fantasie spielen lassen.
In Literatur älteren Datums stößt man manchmal auf die Auffassung, dass Hühner, ebenso wie andere Vögel, keinen Geruchssinn haben. Das ist völlig falsch. Vor nicht allzu langer Zeit wurde festgestellt, dass sie tatsächlich einen recht gut entwickelten Geruchssinn haben. Jedes Tier hat sein ganz persönliches Duftprofil. Hühner können einander daher ebenso am Geruch identifizieren, wie wir es von Hunden oder anderen Säugetieren kennen.
Hast du das gehört?
Auch hinsichtlich des Hörsinns können wir es nicht mit unseren Nutztieren aufnehmen. Schweine, Kühe und Schafe nehmen viel schwächere Geräusche wahr als wir, außerdem sind sie uns darin überlegen zu bestimmen, aus welcher Richtung diese kommen. Hühner hören das beinahe geräuschlose Rascheln einer Larve oder eines Käfers, während sie umhergehen und nach Futter suchen. Man hat auch herausgefunden, dass Schweine und Ziegen Frequenzen von über 40 kHz hören können, während unser Hörvermögen bei etwas unter 20 kHz eine natürliche Grenze erreicht. Kühe hören diese hohen Töne aus dem Ultraschallbereich ebenfalls, und zudem auch viel tiefere als diejenigen, die wir noch wahrnehmen können, bis hinunter zu 16 Hz. Sie können also tiefe Töne aus dem Infraschallbereich, beispielsweise von Maschinen oder anderen Geräten, hören, für die wir völlig taub sind.
Ein unbekanntes Universum
Dann gibt es da noch eine Reihe von Sinnen, die uns komplett fehlen. Von einigen wissen wir, dass Tiere sie haben, aber wir wissen nicht immer genau darüber Bescheid, wie sie diese anwenden. Kühe und auch Schafe scheinen beispielsweise das Magnetfeld der Erde spüren zu können – wenn sie draußen auf der Weide stehen, richten sie ihren Körper gerne in südöstlicher Richtung aus. Wahrscheinlich haben sich ihre Vorfahren dieses Sinnes bedient, um sich zu orientieren und damit zu navigieren, wenn sie sich über weite Flächen bewegten. Hunde können vermutlich mithilfe von Rezeptoren auf der Nasenoberfläche sehr schwache Wärmestrahlung von anderen Tieren und von Menschen wahrnehmen. Möglicherweise können auch Schweine dies mit ihrem großen Rüssel bewerkstelligen. Auf diese Weise können sie Beute und Gefahren aus großer Entfernung wahrnehmen, indem sie einfach mit der Schnauze die Abstrahlung von deren Körperwärme fühlen.
Zusammengefasst erleben unsere Nutztiere eine Welt, die sich wesentlich von der unterscheidet, die unsereins wahrnimmt. Sie sehen andere Farben und einen weiteren Horizont, sie spüren das Magnetfeld der Erde und sie hören hohe und tiefe Töne, die gänzlich außerhalb unseres Hörvermögens liegen. Wie die Welt auf ein Schwein mit seinem fantastischen Rüssel wirkt, können wir uns kaum vorstellen. Die reichlich mit Nerven ausgestattete Rüsselscheibe ist beinahe genauso empfindlich wie unsere Fingerspitzen, die kleinen Tasthaare registrieren Vibrationen von Insekten und die Oberseite ist so muskulös, dass sie als Hebel fungieren kann, wenn das Schwein allein mit der Schnauze bis zu ein paar hundert Kilogramm anhebt. Und mitten auf dem Rüssel sitzen die Nasenöffnungen, die zu einem der empfindlichsten Geruchssinne der Tierwelt hineinführen.
Der Rüssel des Schweins ist nahezu so empfindlich wie unsere Fingerspitzen; darin befindet sich eines der präzisesten Geruchsorgane der Tierwelt.
Nächstes Mal, wenn Sie einem Schwein in die Augen blicken, versäumen Sie nicht, auch seinen fantastischen Rüssel zu bewundern. Er ist eines der bemerkenswertesten und facettenreichsten Instrumente der Tierwelt.
Der Ast für die Nacht
Es liegt nicht nur an den Sinnen der Tiere, dass ihre Wahrnehmung der Welt eine ganz andere ist als die unsere. Haben Sie z. B. besondere Gefühle gegenüber hoch gelegenen Ästen? Vermutlich nicht – aber Hühner durchaus.
Ein paarmal waren meine Hühner zu Hause aus ihrem Stall ausgesperrt. Ihr kleines Türchen war zugefallen, und als die Dämmerung hereinbrach, wussten sie nicht wohin. Als mir zum Abend hin ihre Lage bewusst wurde, war ich daher gezwungen, sie draußen im Garten zu suchen. Es mag wie ein unmögliches Unterfangen erscheinen, in der Dunkelheit eine Schar Hühner zu finden, doch tatsächlich ist das nicht so schwer. Man kann nämlich recht sicher sein, dass sie zusammenbleiben und sich nicht trennen – die Gruppe ist die Basis ihrer Sicherheit. Findet man ein Huhn, weiß man deshalb, dass die anderen ganz in der Nähe sind. Und man muss nur an ein paar wenigen Stellen suchen, in meinem Fall oben in einem der Bäume, die in der Nähe des Hühnerhauses stehen. Der Drang hochzuhüpfen und sich auf eine Stange zu setzen, wenn die Dunkelheit kommt, ist nämlich einer der stärksten Instinkte bei Hühnern.
Dieses Verhalten hat sich in den Regenwäldern Südostasiens entwickelt, wo ihre Vorfahren, die Roten Dschungelhühner,