Название | Die vorderen Hände |
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Автор произведения | Martin Zels |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783992002962 |
„Nein. Ein Film. Eine Frau aus einem Film. Mit Gérard Depardieu.“
„Dieser Römerfilm, wo er als einfacher Centurio eine Rebellion anzettelt?“, fragte Darius. „Hab den Titel vergessen.“
Er sagte es so, wie es kam. Und in Anton bebte plötzlich ein winzig kleiner Riss. Darius wusste gar nicht, wer Gérard Depardieu war. In seinem Inneren mischten sich aber die verschiedensten Bildangebote. Robert de Niro, Kirk Douglas, Paul Simon, Jean Reno … lauter Althelden aus der Generation seiner Großväter.
„Depardieu hat nie einen Römerfilm gemacht. Schon gar nicht ‚Spartacus‘.“
Sagte Anton. Leise. Mit zitternder Stimme? Er fühlte sich so schlagartig in den Traum der letzten Nacht gezogen, dass er gar nicht genau hätte sagen können, wo er gerade wirklich war. Und wie kam der Flegel überhaupt dazu, diese Verbindung –? Meine Stimme. Sie sollte lauter sein.
„Der Film heißt ‚Cyrano‘!“
Ja, so war es besser.
„Stimmt! Spartacus hieß der Film.“
Darius stand auf und ging langsam mit seinem Weinglas hinüber zur Lederbank, zu dem dicken, blutverschmierten Schlächter dort.
„Und in Cyrano kommt also eine Roxane vor? Erzähl!“
Da saß er schon. Vielleicht zu nah.
„Schau ihn dir selber an, ich bin nicht gut im Erzählen.“
„Cyrano? Ist das nicht ein Theaterstück? Ich hab das mal als junge Frau gesehen.“
Anton grinste nur, trank, aber Darius lachte.
„Ja, das ist sicher ewig lang her!“
„Als ganz junge Frau, du Dodel. Das ist sicher sieben, acht Jahre her!“
Lachen und Gereiztheit rangen in Karla um die wenige Luft. Noch hielt sie sich.
„Mir hat das jedenfalls überhaupt nicht gefallen. Damals. Ich glaub, heut wär es anders.“
„Und? Kannst wenigstens du mir gnadenhalber sagen, worum es in diesem geheimnisvollen Stück geht? Cyrano! Oder muss ich das heut Nacht im Netz nachlesen?“
Darius gab sonst gerne den Leichten, den Fliegenden. Und meistens war er zufrieden mit dem Trugbild eines Ahnungslosen. Oder mit dem des faulen Wanja auf dem Ofen, der ungeliebte Junge, der es faustdick hinter den Ohren hatte. Der es später allen zeigen würde. Den aber niemand aus seinem Welpenschutz herausreißen durfte, auf keinen Fall, nicht vor der Zeit.
Aber hier ging es um Dichtung. Und Literatur!
Ausgerechnet jetzt wie ein völliger Anfänger auszusehen, war ihm wirklich unangenehm. Unpassend auch, fand er.
„Nein. Schau dir den Film an.“ Anton rülpste. „Da kann kein Theater mithalten.“
„Wieder diese alte Arroganz der Sofaglotzer, die in ihrem Leben vielleicht zweimal im Theater waren! Einmal mit der Schule und einmal im Weihnachtsmärchen. Ach, was red ich.“
Karla war nicht auf Diskussionen aus. Aber ganz ohne Widerspruch? Darius lächelte. Anton nicht.
„Hast du den Film gesehen, Karla?“
„Nein.“
„Also. Was regst du dich auf? Der Film ist der Hammer, und ich glaub halt, dass da nichts drüber kann. Basta! Schaut ihn euch an.“
Karla stand auf. Sie saß sowieso nur noch allein am Tisch. Es war genug, und sie war zu müde. Für alles. Auch für den späteren Anton. Und sie machte es wie immer. Fast.
„Ich muss ins Bett. Wir sehen uns sicher bald.“
Kurz deutete sie ein Winken an, hinüber zur Bank, zum Kachelofen, zu den beiden Herren. Einer in verschmierter, weißer Kochkluft, einer in beliebigem Sommeralltag. Einer dick, älter und finster großnasig, einer schmächtig, jung und auf den ersten Blick ohne besondere Merkmale.
Beide übrig. Jetzt, wo Karla sich ohne ein weiteres Wort durch den schweren, weinroten Vorhang schob, und nur das leise Beben der massiven Tür hinterließ. Beide mit dem gleichen Gedanken: Karla!
Beide ihn sofort verwerfend. Beide in stiller Beklemmung.
Der Andere?
„Du weißt auch, wo die Tür ist, oder? Nix für ungut.“
„Ja, sicher. Ich find vielleicht auch allein raus. Danke für den Wein.“
„Ist schon recht.“
„Anton?“
Keine Antwort.
„Ich dachte, der Name kommt aus dem Song von Sting.“
Anton blickte nicht auf.
„Welcher Name?“
„Roxane.“
„Ach so. Nein.“
„Ja. Schon klar.“
Und.
„Anton, ich würd dir das wirklich gern erklären.“
„Was?“
„Die Bobo Jager.“
„Heut nimmer.“
„Darius?“
„Ja?“
„Servus.“
„Servus, Anton.“
Bist ein Storch
Und eben gelandet auf dem Dach
Gleich meinem gegenüber
Stehst jetzt nur so da
Wie ein Storch
Lang
Man kennt doch Störche gut
Aus Büchern
Und Geschichten
Die Roten Beine
Schnabel
Weiße Brust
Hals
Alles lang
Jetzt
Putzt Du Dich
Mein Morgen
Ich sehe Dich an
Du stehst nur so da
Wie ein Storrch
Und lässt Dich ansehen
Von mir
Jetzt
Hast Du Dich weggedreht
Das ändert alles
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