Название | Die Abenteuer des Kapitän Hatteras |
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Автор произведения | Jules Verne |
Жанр | Языкознание |
Серия | Jules Verne bei Null Papier |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962817756 |
»Und auch um zu hindern, dass man die Brigg sah«, erwiderte der Doktor; »haben wir nicht gesehen, wie ein Fremder sich an Bord schlich, wie hätte dieser im dichten Nebel den Forward erkennen können?«
»Das ist sonnenklar«, sagte Johnson.
»Ich komme also auf meine Hypothese zurück«, sagte der Doktor. »Was meinen Sie, Shandon?«
»Alles was Sie wollen«, erwiderte Shandon hitzig, »nur nicht, dass dieser Mann sich an meinem Bord befinde.«
»Vielleicht«, fügte Wall bei, »befindet sich unter der Bemannung einer, der von ihm seine Instruktionen erhalten hat?«
»Vielleicht«, sagte der Doktor.
»Aber wer sollte das sein?« fragte Shandon. »Ich kenne alle meine Leute, sag’ ich Ihnen, und von lange her.«
»Jedenfalls«, fuhr Johnson fort, »wenn dieser Kapitän erscheint, Mensch oder Teufel, wird man ihn empfangen; aber man kann aus diesem Brief noch weitere Auskunft schöpfen.«
»Und welche?« fragte Shandon.
»Dass wir nämlich nicht bloß in die Melville-Bai, sondern auch in den Smith-Sund fahren sollen.«
»Sie haben recht«, erwiderte der Doktor.
»Den Smith-Sund«, versetzte Richard Shandon mechanisch.
»Es ist also klar«, fuhr Johnson fort, »dass der Forward nicht die Bestimmung haben kann, die nordwestliche Durchfahrt zu suchen, denn wir sollen den einzigen Weg dahin, den Lancaster-Sund, links lassen. Daraus haben wir eine schwierige Fahrt in die unbekannten Nord-Meere abzunehmen.«
»Ja, der Smith-Sund«, erwiderte Shandon, »ist der Weg, welchen im Jahre 1853 der Amerikaner Kane einschlug, und mit welchen Gefahren. Lange hielt man ihn für verloren in dieser erschrecklichen Zone! Schließlich, weil es vorgeschrieben ist, wird man in den Sund fahren! Aber bis wohin? Etwa bis zum Pol?«
»Und warum nicht?« rief der Doktor.
Der Rüstmeister zuckte die Achseln.
»Endlich«, fuhr James Wall fort, »um auf den Kapitän zurückzukommen, wenn er existiert, so sehe ich an der Grönländischen Küste nur Disko oder Uppernawik, wo er uns erwarten könnte; in einigen Tagen werden wir also wissen, woran wir uns zu halten haben.«
»Aber«, fragte der Doktor, »werden Sie nicht der Mannschaft Kenntnis von diesem Brief geben?«
»Mit Erlaubnis des Kommandanten«, erwiderte Johnson, »ich würde es nicht tun.«
»Und weshalb?« fragte Shandon.
»Weil all dieses Außerordentliche, Fantastische geeignet ist, die Leute einzuschüchtern. Sie sind bereits sehr in Unruhe über das Schicksal einer so auftretenden Expedition. Wenn man sie nun zum Übernatürlichen hindrängt, so kann dies schlimme Folgen haben, und wir möchten im Moment der Gefahr nicht auf sie zählen können. Was sagen Sie dazu, Kommandant?«
»Und Sie, Doktor, was halten Sie davon?« fragte Shandon.
»Meister Johnson«, erwiderte der Doktor, »scheint mir verständig zu urteilen.«
»Und Sie, James?«
»Besseres vorbehalten«, versetzte Wall, »trete ich der Meinung dieser Herren bei.«
Shandon sann einige Augenblicke nach, las noch einmal achtsam den Brief.
»Meine Herren«, sagte er, »Ihre Ansicht ist gewiss gut, aber ich kann sie nicht teilen.«
»Und weshalb, Shandon?« fragte der Doktor.
»Weil in dem Brief förmlich vorgeschrieben ist, die Mannschaft von seiten des Kapitäns zu beglückwünschen; nun hab’ ich bisher stets blind seinen Befehlen gehorcht, in welcher Weise auch sie mir zugestellt wurden, und ich kann nicht …«
»Doch …«, versetzte Johnson, der mit Recht um die Wirkung besorgt war, welche dergleichen Mitteilungen auf den Geist der Matrosen haben würden.
»Wackerer Johnson«, entgegnete Shandon, »ich begreife, dass Sie darauf dringen, Ihre Gründe sind vortrefflich, aber lesen Sie:
Er bittet Sie, der Mannschaft seinen Dank dafür auszusprechen.«
»Nun so verfahren Sie demnach«, fuhr Johnson fort, der übrigens sonst strenge den Gehorsam zu wahren verstand. »Soll man die Mannschaft auf dem Verdeck versammeln?«
»Tun Sie das«, erwiderte Shandon.
Die Neuigkeit von einer Mitteilung des Kapitäns verbreitete sich augenblicklich an Bord. Die Matrosen kamen unverzüglich an den Platz für ihre Revue, und der Kommandant las laut den geheimnisvollen Brief.
Man hörte mit dumpfem Schweigen dem Verlesen zu; die Leute gaben sich tausend Vermutungen hin; Clifton konnte sich nun allen Abschweifungen seiner abergläubischen Fantasie überlassen; er schrieb dem Kapitän Hund seinen redlichen Anteil dabei zu und verfehlte nicht ihn zu grüßen, als er zufällig ihm in den Weg kam. Ein jeder war überzeugt, dass des Kapitäns Schatten oder Geist an Bord wachte; die Gescheitesten hüteten sich von nun an, ihre Vermutungen gegeneinander zu äußern.
Am 1. Mai ergab die Aufnahme zu Mittag 68° Breite und 56° 32' Länge. Die Temperatur war gestiegen, und das Thermometer zeigte fünfundzwanzig Grad unter Null (-4° hundertteilig).
Der Doktor hatte das Vergnügen zuzuschauen, wie eine weiße Bärin am Rande eines, längs der Küste schwimmenden Eisblocks mit zwei Jungen spielte. Er machte mit Wall und Simpson einen Versuch, in dem Boot Jagd auf sie zu machen; aber das eben nicht kampflustige Tier schleppte rasch seine Jungen mit sich fort, und man musste auf ihre Verfolgung verzichten.
Vom Wind begünstigt fuhr man während der Nacht ums Kap Chidley herum, und bald sah man am Horizont die hohen Berge von Disko sich erheben; rechts ließ man die Bai Godauhn, wo der Generalgouverneur der dänischen Niederlassungen residierte. Shandon hielt nicht für angemessen, sich hier aufzuhalten, und fuhr an den Piroguen der Eskimos, welche zu ihm zu gelangen bemüht waren, rasch vorüber.
Die Insel Disko heißt auch Walfischinsel. Von hier aus schrieb am 12. Juli 1815 Sir John Franklin zum letzten Mal an