Название | Der Normannenfürst |
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Автор произведения | Rune Pär Olofsson |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788711441909 |
Endlich war es gesagt.
Sie wartete auf seine Antwort, und als die nicht kam, war sie gezwungen aufzusehen und diese in seinem Gesicht zu lesen, obwohl sie das Schlimmste ahnte. Was sie sah, war Lächeln und Milde, da wo sie Abscheu erwartet hatte.
„Sei froh, dass du nicht die doppelte Bürde tragen musst, auch noch Widerwillen gegen die Normannen zu spüren! Und würde es besser für einen von euch sein, wenn Rollo sich dir mit Gewalt aufgezwungen hätte?“
Sie konnte es fast hören, wie ihr bei seinen Worten die Steine vom Herz fielen. Und schließlich wagte sie es, ihn anzulächeln.
„Ich habe deine Beichte gehört“, sagte er und erhob sich. „Nun werde ich dir die Absolution erteilen.“
Er ging zu einem kleinen Altar voran und bezeichnete ihr zu folgen. Dann nahm er die Stola und hängte sie über seine Schultern. Sie beugte die Knie und lauschte auf die Gebete, die er sprach. Dem Latein konnte sie nur stellenweise folgen, doch war es, wie der eigenen sicheren Muttersprache zu lauschen, und manchmal konnte sie in das Gebet einfallen und wusste, was die Worte bedeuteten: " ... mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa ..."
Dann lag seine Hand auf ihrem Kopf und das Zeichen des Kreuzes auf ihrer Stirn verblieb wie ein Zeichen der Wonne. Erst jetzt kamen die Tränen. Erst jetzt sah sie ein, wie groß ihre Entbehrung gewesen war, das Vermissen des Sakramentes, Sehnsucht nach dem Heiligen. In Bayeux hatte sie einen Hauspriester gehabt - aber da hatte sie nicht weiter darauf geachtet und es nicht anders als zu den Selbstverständlichkeiten gezählt.
Durch die Tränen hindurch küsste sie die Stola, die er ihr reichte. Dann tastete sie nach seiner Hand, fand diese und küsste auch seinen Bischofsring. Nicht nur einmal in bescheidener Andächtigkeit, sondern immer wieder, bis er seine Hand zurückzog und ihr auf die Füße half.
„Geh nun, mein Kind, geh nun im Frieden des Herrn - aber komm wieder, sobald du es nötig hast. Freue dich, dass der Herr dein Herz vor Verhärtung bewahrt und den Glauben darin gelassen hat. Jemand hat kraftvolle Gebete für dich gesprochen.“
Das erinnerte sie an einen anderen Schmerz.
„Ich vermisse die Meinen und besonders meinen Bruder Bernhard. Ich hätte es gern, wenn sie auf irgendeine Weise einen Gruß bekämen und ein ..."
Sie wusste nicht, wie sie es erklären sollte. Der Erzbischof legte seine Hand auf ihre Schulter und drückte diese leicht.
„Ich werde sehen, was ich ausrichten kann“, versprach er. „Senlis - nicht wahr? Gut! Nächstes Osterfest hoffe ich, dein Kind taufen zu dürfen - ein starkes und lebendiges Kind!“
Sie sah verwundert zu ihm auf. Noch war sie nicht schwanger, ja, sie hatte Rollo seit ihrer Fehlgeburt nicht einmal näher kommen lassen. Wie konnte der Bischof das so sagen?
Sie vergaß auf alle Fälle nicht, sich zu verbeugen, bevor sie in den gleißenden Sonnenschein hinaustaumelte.
Zu Ostern des folgenden Jahres musste der Erzbischof wirklich ein lebenskräftiges und lautstarkes Kind von Rollo und Popa taufen. Aber auch dieses Mal war es von weiblichem Geschlecht.
Wenn Rollo enttäuscht war, versteckte er es gut. Es war diesmal keine Rede davon, das Kind zu den wilden Tieren auszusetzen. Sobald er durfte, hob er das Mädchen hoch und lachte über ihr reichliches Haar, welches auf den Punkt seinem glich.
„Und starke Hände hat sie, obwohl sie noch so zart ist“, lachte er und ließ sie den Griff um seinen rechten Nasenflügel halten. Dann setzte er sie symbolisch aufs Knie und sagte: „Das ist meine Tochter, und sie soll nach meiner Mutter Gerlog genannt werden!“
Popa schwieg und ließ ihn, trotzdem sie gelernt hatte, der Name des Kindes sollte geheim gehalten werden, bis er in das Ohr des Taufeverrichters geflüstert wurde. Sonst konnte der Böse dem kleinen Ungetauften schaden, wenn er seinen Namen kannte. Dass sie beim Namen der Tochter kein Wort mitzureden hatte, musste sie wohl auch erdulden. Da war es genug, dass er sie zur Bestätigung seiner Vaterschaft aufs Knie gesetzt hatte. Sie musste es auch als eine Ehre auffassen, dass er das Mädchen nach seiner Mutter benennen wollte, obgleich ihr der Name ungewohnt im Mund lag. Rollo, der Anführer der Normannen hatte einen anerkannten Nachkommen, obwohl es bestimmt besser wäre, wenn der Nachkomme ein Sohn gewesen wäre. Popa verstand das genauso gut wie Rollo. Sie konnte nur hoffen, nicht eine zu sein, die nur Mädchen zur Welt brachte. Nächstes Mal! Sie würde Erzbischof Witto fragen, welchen Heiligen sie um Fürbitte anrufen konnte, um als nächstes einen Knaben zu gebären. St. Martin von Vertou vielleicht? Nein, der war als Schutzpatron für die unglücklich Verheirateten bestimmt - und das stimmte ja in ihrem Fall nicht, wenn auch ... Nein, sie konnte sich nicht erinnern. Es war so viel, was sie nicht kannte oder was sie vergessen hatte. Wenn sie nur besser zugehört hätte, als ihre Mutter lebte - oder als sie der Hauslehrer unterrichtete! Sie taugte nicht viel als „Werkzeug des Herrn“ unter den Heiden.
Es gelang ihr jedoch, Rollo davon abzubringen, Gerlog auf nordische Weise mit Wasser zu übergießen. Dagegen konnte sie nicht verhindern, dass er die Neugetaufte Salz von seiner Schwertscheide lecken ließ - was für ein Nutzen nun ein Mädchen von so etwas haben konnte!
Sobald die Tauffeier zu Ende und es Rollo gelungen war, wieder nüchtern zu sein, ritt er allein mit dem Pferd aus. Er würde ausreiten - wohin, sagte er nicht. Während des Festes hatte Rollo betrübt ausgesehen. Vielleicht musste er sich die Schwermut abreiten, worauf die nun auch immer beruhen mochte.
1
Rollo ritt in düsteren Gedanken. Das Pferd folgte dem Pfad durch den Wald, wich vor einer Eiche hier, vor einer Buche dort, ohne dass der Reiter zu bemerken schien, wohin der Weg führte. Nur als ihm irgendwelche herabhängenden Zweige ins Gesicht schlugen, räusperte er sich dazu und wehrte sich. Danach durfte das Pferd weiter gehen, wohin es wollte.
Das hier also war sein Leben! Ein Landesflüchtling und ein Wegelagerer auf dem Weg, drei Dutzend Leben auszufüllen, und noch besaß er keine richtige Stadt. Reichtümer und Besitz hatte er im Überfluss gesammelt, aber er hatte noch keinen Sohn, dem er sich mitteilen konnte, keinen, der sein Erbe nach ihm antreten würde. Keiner würde nach seinem Tod das Heer der Normannen ins Feld führen und die Jarle daran erinnern, was sein Vater Rollo ausgerichtet hatte. Eine Tochter hatte er, aber die sollte kein Heer führen.
Sicher hatte er Söhne hier und dort in Ländern, die er überfallen hatte. Aber nirgends hatte er sich so lange aufgehalten, dass er diese zu sehen bekommen hatte, und keine von ihren Müttern war gekommen und hatte ihm das Malzeichen gezeigt. Ja, um die Wahrheit zu sagen, erinnerte er sich keines Namens dieser Frauen; die wenigen, an deren Namen er sich erinnerte, waren die, die er haben wollte, aber nicht bekam. Vielleicht hätten die Frauen, die er niemals vergessen konnte, ihm einige Söhne geboren, vielleicht würde es übrigens nur Töchter geben, die seinen Haarschopf geerbt hätten!
War es das Leben, das er erträumt hatte, als er mit seinen Männern westwärts zog? Hatte der Traum ihn in die Irre geführt?
Er konnte sagen, dass er nicht selbst gewählt hatte, beständig auf dem Schiff zu fahren und im Heerlager zu liegen. Er würde sicher den einen oder anderen Frühling auf Raub ausgezogen sein, aber dann wäre er wieder heimgekehrt nach Halland und hätte seines Vaters Jarlgebiet verwaltet. Hätte sich Frauen genommen und Söhne und Töchter gehabt. Wenn nicht ...
2
Halland war in den Tagen seines Vaters ein Teil des Reiches des dänischen Königs, aber mit weit reichender Selbstständigkeit. In bestimmten Zeiten war es unsicher, zu welchem König man gehörte, dem dänischen oder dem Sveakönig. Manchmal gab es viele Könige, kleinere und größere, die einander in die Haare gerieten, und dann herrschte keiner. Lange Zeiten hatten Dänemark und Norwegen den gleichen König - oder einer der Könige erhob Anspruch auf beide Reiche. Zeitweise nannte sich einer König von Dänemark oder König von Norwegen, ohne über viel mehr zu herrschen als über einiges snesland um seinen eigenen „Königshof“ herum.
Es war nun so, dass Rollos