Название | Der Normannenfürst |
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Автор произведения | Rune Pär Olofsson |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788711441909 |
„Keiner hat sich hier hergewagt, seit Rollo kam“, antwortete Denis. „Obwohl er selbst beim Erzbischof in Reims darum gebeten hat.“
„Ja, das ist Scham und Schande, dass Priester und Bischöfe zu bequem sind, nicht mal ein paar Meilen reisen zu können, um vor den Heiden zu predigen. Wie sollen die Normannen einmal friedliche Christen werden, wenn keiner versucht, vor ihnen das Wort Gottes zu verkünden?“
Denis seufzte. Er hatte daran gedacht, sie an die Mönche in Jumièges zu erinnern, aber da waren nur noch drei - und selbst war er wegen seiner Sünden aus dem Brüderkreis ausgeschlossen. Aber das Herz, das Popa mitzuteilen, hatte er nicht. Oder nicht den Mut.
Das notgetaufte Kind starb am dritten Tag, wie Popa es vorausgesagt hatte.
Rollos Sinne waren verdunkelt und er sprach während der darauf folgenden drei Tage zu keinem. Dann nahm er seine Leibwache mit sich und ritt unter Friedenszeichen nach Süden. Auch Denis war dabei. Er schlug ein Lager am Fluss Oise auf und sandte Botschaft zum Erzbischof von Reims. Nachdem beide Seiten Geiseln gestellt hatten, kam der Erzbischof zum Fluss. Rollo ließ Denis erklären, er und sein Volk wollten Priester im Seineland haben. Und weshalb hatte Rouen weiterhin keinen Erzbischof?
„Wessen Fehler ist das?“, fragte der Erzbischof. „Die Bischofsburg in Rouen wurde bereits vor 50 Jahren geschliffen. Ist sie seit dem wieder aufgebaut worden?“
„Das soll schnurstracks geschehen. Aber der Erlöser begnügte sich mit einem Stall, habe ich gehört, da wird wohl sein Bischof nicht einen ganzen Palast benötigen?“
„Er benötigt auf jeden Fall eine Kirche. Aber die Kathedrale in Rouen benutzt ihr als Stall, wie ich gehört habe. Ist das in der Nachfolge des Erlösers?“
„Die Kathedrale war so stark beschädigt, als ich nach Rouen kam“, antwortete Rollo, „dass sie weder als Kirche noch als Stall taugte. Ich bot der ganzen Gegend auf des damaligen Bischofs Bitte Frieden an, und Frieden hat das Land gehabt, soweit es auf mich ankam. Aber wir hatten ja niemals genügend Frieden vor den Franken gehabt, um Kathedrale oder Bischofspalast aufbauen zu können. Es war nicht mein Fehler, dass Bischof und Priester flohen. Die Kirche von St. Quen habe ich jedenfalls wieder aufgebaut; die muss wohl für den Bischof so lange reichen.“
„Es befanden sich Bischöfe in vielen anderen Städten, erinnerte der Erzbischof. In Evreux und Bayeux, um nur einige zu nennen. Die Städte existieren genau genommen nicht mehr - und die wurden wahrlich nicht vor einigen fünfzig Jahren geschliffen! Und die Christen in den Städten hast du des Landes verwiesen und vertrieben. Wer konnte da glauben, du würdest dich nach Priestern sehnen?“
Rollo schwieg eine Weile, dann sagte er:
„Ich sprach jetzt nicht von Bayeux, sondern von Rouen. Bruder Denis hier kann dir berichten, dass christliche Mönche in Jumièges verblieben sind und ihr Kloster wieder aufgebaut bekommen haben. Die können nicht ein einziges schlechtes Wort über mich und mein Volk sagen. Aber keiner der Mönche hat das Recht, die Messe zu feiern und zu taufen. Ich habe viele Franken in meinem Dienst, und Bauern und Bürger sind in Rouen zurückgeblieben oder zurückgekehrt. Ich habe mir sogar eine christliche Frau genommen. Sie hat neulich ein Kind bekommen, das sich mit einer Nottaufe begnügen musste, bevor es starb. Was glaubst du, was sie dazu meint, wie sich ihre Kirche um sie kümmert? Und mich will sie überreden, mich taufen zu lassen - aber wie soll das geschehen? Ich kann wohl nicht notgetauft werden?“
„Dir eine christliche Frau „genommen“ war wohl das richtige Wort“, antwortete der Bischof verbiestert. „Die Ehe ist wie auch immer von der Kirche nicht gesegnet. Und was es heißt, normannische Fürsten zu taufen, damit haben wir schlechte Erfahrungen. War es nicht gar dein Onkel, der mit dem seligen König Odo einen Verbund schloss und sich dann mit dem König als Gevatter taufen ließ? Welche Art Frieden bekam der König von diesem Verbund!“
„Mein Onkel Hulk ist seit langem tot und begraben, aber ich gebe zu, das war von ihm schlecht getan. Aufgrund dieses Verrats habe ich mich auch von ihm geschieden. Und hast du irgendwo gehört, ich hätte seitdem das Land weit hinein ins Frankenreich beunruhigt?“
„Wer uns mit deiner Zustimmung oder ohne sie bekriegt, kann nicht einmal der Teufel wissen“, meinte der Bischof. „So viel ist jedoch sicher, kein Franzmann lebt sicher, weder entlang der Loire noch der Seine. Begnüge dich damit, in Rouen zu sitzen, und höre mit deiner Räuberei auf, so wirst du beides erhalten, Priester und Bischöfe.“
„Ich werde jetzt einen Bischof haben - und wenn ich einen von dir rauben muss!“, schrie Rollo. „Bei Gottes Gebein, das ist teuflisch, dass es keine Christen mehr gibt, die nach der Märtyrerkrone trachten!“
Der Bischof lachte.
„Du hast jedenfalls gelernt auf christliche Weise zu fluchen, so kannst du nicht weit von Gottes Reich sein. Deshalb sollst du bekommen, was du willst. Ich glaube, ich weiß einen, der Märtyrer werden will.“
„Einer ist besser als keiner“, antwortete Rollo. „Aber - das darf nicht irgendein Sauertopf sein. Da kann es leicht geschehen, dass er mehr für seine Dummheit als für seinen Glauben leiden muss, und da wird wohl nicht einmal ein Bischof ein Märtyrer?“
Die Geiseln wurden freigelassen und jeder kehrte zu den Seinen zurück. Es dauerte einen Monat aber letztendlich kam Witto und zog in den hastig gesäuberten Erzbischofpalast in Rouen ein. Er hatte einige Priester mitgebracht und so konnte dann endlich wieder die Messe in Rouen gefeiert werden und Popa geistliche Wegleitung erhalten. Die letzten Hinterlassenschaften der Pferde der Normannen hatten sie auch aus der Kathedrale geräumt, aber im Chor und über dem Altar lag immer noch der Regenschutz, den Rollo aus zusammengefügten Segeln nähen lassen hatte. Ganz dicht war das Dach ja nicht, besonders nicht, wenn es stürmte. Witto klagte. Mit den gewaltigen Steuern, wie Rollo und seine Männer sie den Franken abgezwungen hatten, ganz abgesehen von der unermesslichen Beute, die sie von Unschuldigen genommen hatten, sollte Rollo in der Lage sein, die Kathedrale instand zu setzen.
„Alles zu seiner Zeit“, versprach er. „Aber einige Regentropfen über dem Altar sind wohl nicht die Welt; ihr mischt ja doch Wasser in den Abendmahlswein!“
„Das“, meinte Witto, „war eine schlechte Entschuldigung.“
Popa und Rollo versöhnten sich bald nach dem Unfrieden um das Neugeborene. Sie hatten es schwer als Mann und Frau voneinander zu lassen. Und als Popa herausfand, welch große Mühe Rollo aufgewandt hatte, einen Bischof oder Priester nach Rouen zu bekommen, wurde auch sie weich. Sie begriff, dass er das für sie getan hatte und sein Eifer eine Art Wiedergutmachung für seine Härte gegen das Kind und sie war.
Dennoch war es, als ob weder seine noch ihre Götter mit Gefallen auf ihre Umarmung sahen. Als Popa das nächste Mal schwanger wurde und ihr Kind schon über die Hälfte der Zeit war, bekam sie eine Frühgeburt.
Dieses Mal schwiegen sie beide und berührten nicht mit einem einzigen Wort, was geschehen war.
Aber Popa ritt nach Rouen, um mit dem Erzbischof ein ernstes Gespräch zu führen.
Witto lauschte geduldig ihrem Bericht.
„Habe Geduld, meine Tochter“, ermahnte sie der Bischof, als sie endlich ermüdete. „Du hast keine Schuld, weil du entführt wurdest. Nach kanonischem Recht lebst du mit Rollo in Sünde, aber der Herr sieht auf die Absicht und weiß, gerade du hattest keine andere Wahl. Dass die Kinder gestorben oder von dir gegangen sind, sollst du nicht als eine Sündenstrafe sehen - aber möglicherweise kann diese Prüfung so auf Rollos Gesinnung einwirken, dass er williger wird, die Taufe anzunehmen. Wer weiß - vielleicht kann seine Liebe zu einer christlichen Frau der Weg zu seiner Bekehrung sein. Und da bist du Werkzeug in der Hand des Herrn geworden!“
Popa saß und sah auf den Fußboden; jeweils ein Viereck war schwarz, das andere weiß. Sie konnte es nicht unterlassen, diese zu zählen. Wieder und wieder. Sechs schwarze und sieben weiße in der Länge und umgekehrt in der Breite ... Weshalb weckte der Teufel solche Gedanken in ihr, jetzt wo sie es nötig hatte, all ihre Aufmerksamkeit auf Wittos Antwort zu lenken!