Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué. Friedrich de La Motte Fouque

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Название Gesammelte Werke von Friedrich de la Motte Fouqué
Автор произведения Friedrich de La Motte Fouque
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788027207022



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der Straße herauftönend, unterbrach die Fortsetzung dieser Rede. Der alte Balderich zog mit seiner Halberstädtischen Reiterschaar ein, lauter wackre, kerngesunde Burschen auf wohlgepflegten Rossen; Mathilde und Thorwald eilten zum Fenster.

      Ihr seht, Alwin, rief Adalbert lachend, wir gehören nicht zu einer so übeln Rotte als die Beiden Herrschaften zu denken scheinen. Es muß doch etwas in diesem lustigen Aufzug sein, das ihre Weisheit anlocken kann.

      Spötter, erwiederte Mathilde, man läuft ja auch um der Cometen willen an's Fenster. Ein Glück, daß sie nicht lange am selben Ort verweilen – Doch strafte eine Thräne, aus ihren großen, himmlischen Augen quellend, die letzten Worte Lügen.

      Gleich darauf trat Balderich herein, und schien an dem jungen Kriegsgenossen, den Adelbert ihm vorstellte, Wohlgefallen zu finden. Ihr kommt mir grade zu rechter Zeit, sprach er ihn treuherzig an. Mir fehlts an Aufsicht für die Uebungen der jungen Reisigen, vorzüglich zu Roß. Ich übertrage Euch das mit in den wenigen Tagen, die wir noch hier zubringen, und halte dabei die Oberaufsicht. So gewöhn' ich mich an Euch, und Ihr Euch an das ernstre Soldatenleben.

      Balderich hielt getreulich Wort. Der angehende Kriegsmann war unaufhörlich mit Roß und Mann beschäftigt. Bald mußte er selbst einen jungen, mecklenburgischen Hengst in der Reitbahn abbrechen und austraben, bald die jungen Reisigen mit den eben erlernten Künsten wieder bekannt machen. Er hatte keine Zeit, sich den weichen Gefühlen der Trennung hinzugeben, und der Tag des Aufbruches kam unversehens heran.

      Feuchte Morgennebel zogen über die Stadt, in den wenigsten Häusern brannte schon Licht; wo Adalbert war, ahnte Alwin, auch er wollte eilen, von Beatrix Abschied zu nehmen, da hrachte man ihm einen Brief vom alten Rudolph, an den frendigsten Glückwünschen reich, und mit folgenden Worten schließend:

      Du wirst nun wohl ein erobert Banner heimsenden, womit der alte Saal neu geziert werden kann. Die Waffen bleiben solang' in der Kapelle liegen; alsdann will ich sie wieder an den gewohnten Platz hängen. Fahre wohl, getreuer Sohn. Ich sende Dir, was ich am Theuersten halte: meinen Seegen, und einen alten Reim, der in Noth und Tod nicht von Dir lassen soll. Mir ward er auch von meinem Vater in's Feld mitgegeben, und ich erinnere mich noch ganz eigentlich. wie ich die Worte, die so hübsch aufeinanderklingen mitten durchs Schlachtgewühl aus mir selber heraus hörte. Sie lauten folgender Gestalt:

      Demuth vor dem alleinigen Gott,

       Stolz gegen stolzer Feinde Spott,

       Gegebnen Worten Heiligkeit,

       Und Frohsinn wider argen Neid,

       Das wünsch ich Dir, mein adlich Kind,

       War so dein ganzer Stamm gesinnt;

       Und wenn Du auf den Feind brichst ein,

       So denk', die Ahnen schauen drein.

      Hiemit Freude Deinem Leben, und Friede meiner Todesstunde.

      Dein getreuer Vater,

       Rudolph.

      Postscriptum die Mutter weint zwar ein wenig über Deinen Aufbruch, aber sie freut sich doch, daß sie einen so wackern Edelmann geboren hat.

      Alwin ging, die Worte des Briefes im Sinne, zu Beatrix. Vorzüglich war es, als riefen des Sprüchleins letzte Verse ihn unaufhörlich in die Schlacht. Daher kam es wohl, daß er den Abschied männlicher überstand, als er selbst gehofft hatte, und recht gesetzt nach Balderichs Wohnung ging. Der alte Oberste befinde sich bei Thorwald, um noch etwas über die Besoldung seiner Schaar zu verabreden, und komme nicht wieder nach Haus, so sagte ihm auf der Treppe der alte feindseelige Hausverwalter, die Blässe auf den Wangen, die ihn seit jenem ernsten Morgen immer in Alwins Nähe überfiel. Meister Ulrich, sprach ihm dieser in's Ohr, ich ziehe fort, aber die Zahl meiner hiesigen Freunde heißt Legion, und mein Schwur gilt auch aus der Ferne herüber.

      Ihr könnt Euch auf mich verlassen, sagte Ulrich zitternd, und schlug ein Kreuz. Der junge Kriegsmann ging an ihm vorüber in Alinens Gemach.

      Lebt wohl, redete sie ihn beim Eintritt an, mein letzter Freund, meine letzte Freude, kann ich fast sagen. Von allen Seiten dringt man in mich, wegen einer verhaßten Heirat, Anselmo schweigt wie mein naher Tod, und Ihr laßt die Trauernde ganz allein. Ach, ich vergaß! mit Beatrix kann ich noch weinen. – Das muß Euch aber nicht stören. Ihr habt Recht. Als ein freudiger Ritter stürmt Ihr in die Welt hinaus, als ein beglückter Bräutigam werdet Ihr heimkehren.

      Nein, o nein! rief Alwin, sich faßt unbewußt, wie von einem fremden Geist ergriffen.

      Sollen auch um Euern Tod meine Thränen fließen? sagte Aline, und ergriff sanftweinend seine Hand.

      Es fuhr blitzähnlich durch des Jünglings Gemüth, wie der helle Sonnenstrahl in das träumende Auge fällt, mit Eins die verworrnen Gebilde fort, das Leben klar und wirklich vorbrechend mit seiner Lust und seinem Jammer. Diese war es, diese hatte er geliebt, und liebte sie allein vor allen Wesen. So Hand in Hand mit ihr, stand er zum heiligsten Bunde fertig, dunkle Wolken hingegen tief über Beide herein, nur um Alinens Haupt, um ihr lockiges, braunes Haar schlang sich ein leuchtender Ring als bräutliche Krone. Auf ewig! rief er laut, und Aline zog erschreckt ihre Hand aus der seinigen. Um Gotteswillen, wie wird Euch, rief sie. Alwin fühlte seine Wange von eignen Thränen naß, und hörte ganz vernehmlich seiner Mutter Stimme sagen:

      Laß sie Gott vereinigt,

       Bleib von ihr getrennt,

       Bis Ihr Zwei gereinigt

       Euch als Engel kennt.

      Da bliesen die Trompeter zum Ausmarsch. Er war nicht mehr dreist genug, Alinens Hand zu küssen. Fahrt wohl, mein guter Freund, hörte er sie noch mit der gewohnten Milde sagen, und zu Roß saß er, und sprengte wild, wie im Taumel. nach seiner Schaar zu.

      Die Reiter sangen:

      Hast ja zu lang Dich auf's Lieben bedacht,

       Find'st nun kein Liebchen, das fürderhin lacht,

       Liebchen Dein wohnet auf eisernem Feld,

       Hat Dich zu ernster Umarmung bestellt.

      Drückt was Dein Herze, wirf's 'runter alsbald,

       Marsch commandir'n wir, und nimmermehr Halt.

       Brautbett ist erdig, viel Gäste bereit,

       Rosinfarb blühend Dein hochzeitlich Kleid.

      Treiben doch allsammt ein Späßlein damit,

       Reiten gar lustig zum ernstlichen Ritt,

       Alle wohl singt ein Trompeterlied ein,

       Rufen Kanonen den Brummbaß darein.

      Käm't Ihr im Alter auch endlich zurück,

       Gäb' man Euch schimmligen Brodtes ein Stück.

       Fallt Ihr mit hübschen Gesellen zu Hauf,

       Streuen die Mädchen viel Perlen Euch auf.

       Inhaltsverzeichnis

      Die Kriegsleute zieh'n so lustig aus,

       Schau'n nimmer zurück nach Hof und Haus,

       Sie thun, als gelt' es nur Zeitvertreib;

       Da sitz' ich am Weg', ein gespenstisch Weib.

      Das Kleid so weiß, der Schleier so weiß,

       Und drunter ich weiß und kalt wie Eis.

       Ich hebe den Schleier nicht vom Gesicht,

       Zum Schauen ja brauch' ich der Augen nicht.

      Zieh' nicht so munter, Du kecke Schaar,

       Bald speist von Dir sich Habicht und Aar.

       Sporne nicht so den Hengst, Du starker Held,

       Kommst zeitig genug erstarrt auf's Feld.

      Du schöner Knabe, geschmückt so fein,