Praxis und Methoden der Heimerziehung. Katja Nowacki

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Название Praxis und Methoden der Heimerziehung
Автор произведения Katja Nowacki
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783784133041



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Unbekannt 7

      (Statistisches Bundesamt 2018b)

      Im Vergleich zum Ausgangsjahr 1991 hat sich der prozentuale Anteil der jungen Menschen, die aus einem Heim in ein anderes Heim vermittelt wurden, fast verdreifacht (vgl. auch Statistisches Bundesamt 1997).

      Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die vor ihrem Aufenthalt bei ihren Eltern gelebt haben beträgt nur 43 % und ist im Vergleich zu 2012 deutlich gesunken. Dagegen ist die Zahl der vorher in einem anderen Heim lebenden Kinder von 17 auf 25 % nochmals angestiegen (Statistisches Bundesamt 2012, 2018b).

      Wer hat den Heimaufenthalt angeregt?

Soziale Dienste 56 %
Eltern/Personensorgeberechtigter 21 %
Junger Mensch selbst 15 %
Gericht 2 %
Schule 1 %
Arzt 2 %
Sonstige 3 %

      (Statistisches Bundesamt 2018b)

      In mehr als der Hälfte der Fälle wurde der Heimaufenthalt direkt vom Sozialen Dienst des Jugendamtes angeregt, aber in mehr als einem Drittel der Fälle kam die Anregung aus der Familie selber.

      Die Altersverteilung der jungen Menschen, die im Jahr 2016 neu in einem Heim oder in einer sonstigen betreuten Wohnform aufgenommen wurden, sieht wie folgt aus:

Alter von … bis unter … Jahren
unter 1 631 1,0 %
1–3 768 1,3 %
3–6 1.714 2,7 %
6–9 2.949 4,7 %
9–12 4.045 6,6 %
12–15 9.518 15,4 %
15–18 33.686 54,5 %
18–21 8.391 13,7 %
21 und älter 62 0,1 %

      (Statistisches Bundesamt 2018b)

      Der Hauptschwerpunkt der Neuaufnahmen lag – wie auch in den Vorjahren – ganz eindeutig mit fast 77 % bei der Altersgruppe der 12- bis 18-Jährigen, wobei die 15- bis 18-Jährigen besonders stark vertreten waren. Vielfältige Praxiserfahrungen belegen, dass ältere Kinder und Jugendliche mit größeren Schwierigkeiten und persönlichen Problemen in die Institutionen aufgenommen werden. Die Aufnahme erfolgt zum Teil auch nicht aus der Familie direkt, sondern aus anderen Hilfen wie Pflegefamilien oder anderen Heimeinrichtungen. Zusätzlich wurden in den Jahren 2015 – 2016 auch verstärkt junge Menschen aufgenommen, die ohne ihre Familien nach Deutschland geflohen waren. Der Schwerpunkt der Aufnahmen im Pubertätsalter, das durch Ablösung, Identitätsfindung und Auseinandersetzung mit Bezugspersonen gekennzeichnet ist zeigt, dass unter diesen Bedingungen die Ausgangsbedingungen in der stationären Erziehungshilfe herausfordernd sein können.

      Die Problemlagen der Kinder und Jugendlichen

      Kinder und Jugendliche, für deren Erziehung Interventionen im Rahmen der stationären Erziehungshilfe als notwendig erachtet werden, sind solche mit besonderen Problemlagen, die gesellschaftlich, individuell und/oder familiär begründet sein können.

      Hauptgrund für die Hilfe der jungen Menschen, die am 31. Dezember 2016 in einer Institution der stationären Erziehungshilfe lebten:

Einschränkung der Erziehungskompetenz 12 %
Gefährdung des Kindeswohls 14 %
Auffälligkeiten im sozialen Verhalten 6 %
Unversorgtheit des jungen Menschen 32 %
Gefährdung des Kindeswohls 14 %
Auffälligkeiten im sozialen Verhalten 6 %
Unversorgtheit des jungen Menschen 32 %
Unzureichende Förderung 10 %
Belastung durch familiäre Konflikte 5 %
Belastung durch Probleme der Eltern 5 %
Entwicklungsauffälligkeiten 5 %
Übernahme eines anderen Jugendamtes 9 %
Schulische Probleme 2 %

      (Statistisches Bundesamt 2018b)

      40 % der Herkunftsfamilien bzw. der jungen Volljährigen waren auf staatliche Transferleistungen angewiesen, sie lebten ganz oder teilweise von Arbeitslosengeld II, von Grundsicherung oder von Sozialhilfe. Empirische Befunde zeigen, dass das Risiko, emotionale und Verhaltensstörungen zu entwickeln, für Kinder, die in prekären Verhältnissen leben deutlich erhöht ist. Dazu kommen weitere traumatische Erlebnisse aufgrund von Vernachlässigung, körperlicher Misshandlung und sexuellem Missbrauch, die ebenfalls zu hohen psychischen Belastungen wie Angst und Depressionen bis hin zu aggressivem Verhalten führen können (Mills et al. 2013).

      So zeigte sich beispielsweise in einer Untersuchung von Günder und Reidegeld (2007) zum Thema „Aggressionen in der Stationären Erziehungshilfe“ in der die Angaben von 367 in der Heimerziehung tätigen Fachkräften ausgewertet wurden, dass bei 42 % der in den stationären Einrichtungen lebenden Kindern und Jugendlichen aggressive Verhaltensweisen ein wichtiger Grund bereits bei der Aufnahme waren. Auf die Frage, wie sich die Aggressionen in den letzten fünf Jahren entwickelt haben, antworteten 71 % der befragten Fachkräfte, dass aggressive Verhaltensweisen zugenommen bzw. stark zugenommen hätten. Die große Mehrheit ist der Auffassung, dass verbale Aggressionen (81 %), körperliche Gewalt (58 %) und autoaggressive Gewalt (47 %) in der stationären Erziehungshilfe extrem stark zugenommen hätten. 52 % sind überzeugt, dass verstärkt Gewalt gegen Sachen festzustellen sei. Überwiegend (59 %) wird vermutet, dass 5 bis 15 % aller Kinder und Jugendlichen intensiv aggressiv seien. Insgesamt muss in der Heimerziehung von einem erhöhten