Omega erforderlich. Dessa Lux

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Название Omega erforderlich
Автор произведения Dessa Lux
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783960894346



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die die Rohre machten, wenn das Wasser lief, noch nicht gehört; es verwirrte ihn für einen Moment, als hätte sich die Wohnung um neunzig Grad gedreht. Aber es war nicht die Wohnung, die sich seitlich verschoben hatte. Es war Beaus gesamtes Leben.

      Er sah sich in dem kleinen Apartment um, um ein Versteck für die Beruhigungstabletten zu finden – er wollte, dass sie weg waren, wenn Rory aus dem Bad kam, aber er wollte die Wohnung nicht verlassen, nicht einmal für den kurzen Weg zum Müllschlucker. Er holte die eingewickelte Flasche aus der Tasche, wickelte die Plastiktüte ab und legte eine Glasflasche mit Plastikverschluss frei. Im Inneren konnte er die Umrisse der Tabletten sehen, kleine Kugeln mit leicht unterschiedlichen Größen und Formen. Eindeutig von einer Hebamme handgemacht. Die Flasche war nur zu einem Viertel voll, aber der Größe der Pillen nach, hätten sie ursprünglich für ein Jahr oder länger gereicht.

      Nach den Auswirkungen auf Rory zu urteilen, genügten sie vermutlich, um einen Werwolf – oder einen Menschen – umzubringen, wenn man alle auf einmal nahm. Er konnte nicht zulassen, dass irgendjemand diese Flasche samt Inhalt fand.

      Er ging zur Spüle und drehte das kalte Wasser voll auf, ehe er eine Flasche Essig aus dem Schränkchen unter dem Spülbecken holte. Dann öffnete er den Verschluss der Pillenflasche und kippte den gesamten Inhalt in den Abfallzerkleinerer und schaltete ihn ein, sobald alle Tabletten darin verschwunden waren, und jagte sie mit einer halben Flasche Essig den Abfluss hinunter, um sicherzugehen, dass kein Geruch in der Spüle zurückblieb. Anschließend schloss er das leere Glas, wickelte es wieder in die Plastiktüte und stopfte es in den Müll, wo Rory es sehen und riechen konnte, wenn er nachschaute.

      Wenn Rory das Geräusch der Müllentsorgung erkannt hatte, verriet er mit keinem Zeichen, dass er wusste, was es bedeutete. Beau hörte die Toilettenspülung, als er die Essensbestellung abschloss, und wechselte in eine andere App, um zu erfahren, wie er am schnellsten ein paar Pfund dieser Ingwerbonbons und guten Pfefferminztee bekommen konnte.

      Er hatte vor, ruhig und ungezwungen zu sein, wenn Rory aus dem Bad kam, aber sobald er aufblickte, ließ er sein Handy auf die Küchentheke fallen und rannte auf den Omega zu.

      Er hatte gewusst, dass die neuen Kleider und das Make-up Rorys Zustand nur maskierten. Er hatte es gewusst.

      Er hatte Rory in natura gesehen, bevor er zum Schminken entführt worden war.

      Der Kontrast bei Rorys Aussehen nach ein paar weiteren Stunden Stress und Erschöpfung war einfach nur schockierend. Er sah verhungert aus, seine Haut war so blass, dass sie fast grau war, von dem kränklichen Gelbstich einmal abgesehen. Er hatte sowohl das Halstuch als auch das neue Hemd ausgezogen, sodass seine unverheilten Verbrennungen zu sehen waren. Seine linke Hand drückte er gegen seinen Bauch, der unter dem dünnen T-Shirt, das er trug, konkav war. Beau konnte fast seine Rippen zählen und unterdrückte das Verlangen, seine Leber abzutasten.

      „Komm, leg dich hin“, sagte Beau und legte einen Arm um Rory. „Ich habe Essen bestellt, du kannst dich ausruhen, bis es hier ist. Okay?“

      Rory nickte müde und murmelte: „Wasser?“

      „Ja, natürlich.“ Beau manövrierte ihn zum Bett und legte ihn hin. Er konnte beinahe das erfreute, besitzergreifende Knurren seines Wolfes spüren, als Rory sich mitten in das Gewirr aus Kissen und Decken schmiegte, die alle Beaus Geruch trugen. Er zog eine Decke hoch und ging, um eine Wasserflasche zu füllen, damit sich Rory zum Trinken nicht aufsetzen musste, und brachte den weichen Winterschal mit, den Rory normalerweise um den Hals trug.

      Rory schien bereits zu schlafen, als Beau zu ihm zurückkam, wachte aber so weit auf, dass er ein paar Schlucke trank, nachdem Beau ihm das Mundstück an die Lippen setzte. Als Beau ihm den Schal um den Hals legte, lächelte er schwach, doch seine Augen öffneten sich nicht.

      Beau setzte sich an das Fußende des Bettes und beobachtete ihn, bis das Essen kam, lauschte dem leicht unregelmäßigen Herzschlag und überlegte, was zum Teufel er tun sollte, wenn er sich weiter verlangsamte.

      Aber das würde er nicht. Bestimmt würde er nicht noch langsamer werden.

      Sobald Rory die Beruhigungsmittel nicht mehr brauchte, würde er wieder auf die Beine kommen. Er musste einfach. Er war hier, lebendig, und schlief in Beaus Bett. Beau konnte nicht zu spät gekommen sein.

      Kapitel 8

      Rorys Welt verwandelte sich in eine Reihe vager, verwirrter Wachphasen, die nur teilweise durch die leere Schwere des Schlafes drangen.

      Der Geruch seines Alphas war allgegenwärtig, selbst wenn er von etwas Schärferem durchbrochen wurde. Hühnchen und Zwiebeln und Karotten; Ingwer; Pfefferminze. Sein Alpha summte und murmelte, hielt ihm einen Löffel oder eine Tasse an die Lippen, einen Arm dabei um Rorys Schultern geschlungen, und er tat sein Bestes, um zu befolgen, um was sein Alpha ihn bat, nur damit er bleiben konnte.

      Er wollte einfach nur hierbleiben.

      Einmal träumte er, dass er aufwachte, ins Bad taumelte, das nicht dort war, wo es sein sollte, um eine gefühlte Ewigkeit zu pinkeln. Nachdem er herausgetorkelt war, trank er etwas Wasser und sah sich nach seinen Sachen um, schnüffelte nach dem herben Medizingeruch seiner Beruhigungsmittel. Er fand seine Tasche, der ein Hauch von Geruch entströmte, aber die Flasche war nicht da. Er musste sie finden, er musste.

      Sein Alpha war da, hielt ihn, brachte ihn zurück zum Bett und beruhigte ihn, als er versuchte, ihm zu entwischen. Rory wollte ihn nicht verärgern, aber er musste dafür sorgen, dass er verstand.

      „Ich brauche es, ich brauche meine … meine Medizin“, beharrte Roland und kämpfte gegen den Griff seines Alphas an. „Ich brauche sie, ich muss, damit ich nach Hause gehen kann, ich will nur nach Hause. Bitte, ich kann normal sein, wenn ich sie habe, ich will nur nach Hause.“

      Er weinte, und der Traum war eine gedämpfte Mischung aus Furcht und Ärger. Er wusste bereits, dass es zu spät war, und dennoch spürte er das rasende Bedürfnis, es in Ordnung zu bringen. Sich in Ordnung zu bringen.

      „Du bist zu Hause, Rory“, sagte sein Alpha, hielt ihn fester. „Du bist normal, Baby, du fühlst dich gerade nur nicht gut. Du brauchst einfach noch mehr Ruhe. Aber du bist wirklich zu Hause. Du bist hier sicher, ich verspreche es.“

      „Ich will meine … meine …“ Medizin, das war das Wort, aber es wollte ihm nicht über die Lippen kommen, und er konnte sich nicht bewegen, und er konnte nicht denken. Der Traum versank bereits im Nebel und wurde vage.

      „Ich will meinen Dad“, flüsterte er, oder vielleicht auch Mom, oder vielleicht sagte er auch einfach Ich will nach Hause.

      „Ich hab dich“, murmelte sein Alpha, schaukelte ihn wie ein Kind. „Ich habe dich, Rory, du bist schon zu Hause. Schließ einfach deine Augen. Mach die Augen zu, Baby, du musst dich ausruhen.“

      Rory krallte seine Finger in das Hemd seines Alphas, damit er Rory nicht wegschicken konnte. Der Traum verschwand in einem weiteren dunklen, ereignislosen Abschnitt von Schlaf.

      ***

      Er erwachte in der Dunkelheit und wusste, dass er wach war. Er konnte seinen eigenen sauren Schweiß riechen und dachte daran, ihn abzuduschen, aber sobald er sich bewegte, atmete er den Geruch seines Alphas ein – Beau, sein Ehemann, wenn das alles nicht nur ein teilweise sehr lebhafter Traum gewesen war.

      Beau roch ungewaschen und erschöpft, und Rory tastete sich in Richtung des leisen Geräusches seines Atems und fand ihn. Beau lehnte gegen die Seite des Bettes und döste, seinen Kopf dabei gegen die Matratze gelehnt.

      Sein Alpha saß mitten in der Nacht auf dem Boden und überließ Rory das Bett.

      Sobald Rorys forschende Finger durch sein dunkles Haar strichen, hob Beau den Kopf. Seine Stimme war klar und bestimmt, seine Augen vollständig geöffnet. „Was brauchst du? Hast du Hunger?“

      Tatsächlich hatte Rory ein klein wenig Hunger, was ein seltsames Gefühl war, aber noch lieber als etwas zu essen würde er gern etwas anderes als sich selbst in diesem großen, sauberen Bett riechen.

      Er