Eine Geschichte der Menschen mit Behinderung Dis/abled in 500-1620. Robert Ralf Keintzel

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Название Eine Geschichte der Menschen mit Behinderung Dis/abled in 500-1620
Автор произведения Robert Ralf Keintzel
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783969870006



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so sanken die Agrarpreise mangels Nachfrage, Geldzinsen verloren durch Inflation an Wert, Siedlungen wurden aufgegeben und Bauern flohen in die Stadt und die reale Kaufkraft sank.145

Picture 1

      Abbildung 13:

      Landwirtschaftlicher Output von 1270 bis 1860

      Dies traf einen Großteil der Bevölkerung; im Spätmittelalter ab Mitte des 14. Jahrhundert waren noch gut 80 % der Bevölkerung Landbewohner.146 Die Pest und ihre Folgen verursachten immense Unsicherheiten überall in Europa, so nahm der Output der Landwirtschaft auf die Fläche gerechnet massiv ab und brauchte sehr lange, um auf ein „Vor-Pest“ Niveau zurückzufinden. Die Zeit nach der Pest war eine Zeit vor der Pest, da die Pest innerhalb von 150 Jahren regional immer wieder aufflammte. Das Jahr 1450 war noch geprägt von historisch niedrigen Getreidepreisen. Von 1470-1618 stiegen die Brotgetreidepreise um 260 %, die Preise für tierische Produkte um 180 %, die Preise für Produkte des täglichen Bedarfs um 40 %, dagegen sanken aber die Löhne um 120 %. Dies führte zu einem Sinken der Kaufkraft für all jene, die nicht an landwirtschaftlichen Erzeugnissen verdienten. So lag die Kaufkraft einer Maurerfamilie im Jahr 1500 bei 150 % und im Jahr 1550 dagegen nur bei 85 %.

      Abbildungen 14:

      Preis und Lohnbewegung im mitteleuropäischen 16. Jahrhundert

      Die sinkende Gewinnspanne war von einem Anstieg in der Produktivität begleitet, eine pauschale Verarmung des Handwerkers dieser Zeit kann nicht festgestellt werden. Die Gewinner waren die freien Bauern als auch die Grundherren, die unfreien Bauern konnten dagegen nicht profitieren. Insgesamt konnte man als Bauer aber nicht reich werden, da wetterbedingte Schwankungen zu Ernteausfällen führten, die grundherrlichen Abgaben eine Belastung waren, sowie mit der Dreifelderwirtschaft nicht der volle Boden bewirtschaftet werden konnte.147 In dieser Zeit gab es ein ökonomisches Gefälle im Reich, so war der Norden und Osten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation reich, da viele agrarisch bewirtschafteten Gebiete vorhanden waren und die Preise für Agrargüter bis 1618 stark stiegen, der Westen im Unterschied aber ärmer, da hier mehr Menschen im Handwerk tätig waren und die Nahrungsmittelpreise stärker stiegen als die Löhne.148 So veranschaulicht auch, dass schon im 15. Jahrhundert eine Handwerkerfamilie 60-70 % des väterlichen Lohns für Nahrung ausgab, der Kaufkraftverlust bis zum Jahr 1618 verschlimmerte die Lage vieler Handwerker und bei Ausfall der Arbeitskraft durch Krankheit oder Beeinträchtigung konnte dies schnell zu Armut führen, da häufig keine finanziellen Rücklagen vorhanden waren.149 Dennoch muss hier wiederum differenziert werden, der Osten und Norden waren nicht pauschal reicher als der Westen, so prosperierte besonders Oberdeutschland, insbesondere Augsburg, durch seine gewerbliche Industrie im 15. und 16. Jahrhundert.150 Das Kriegshandwerk war zunächst vom Adel als Ritter dominiert. Neben den sozialen Hemmnissen oder gar Hindernissen gab es auch ganz praktische Hürden, wenn ein Gemeiner Panzerreiter sein wollte. Die Ausbildung musste schon früh begonnen werden. So besagt ein karolingisches Sprichwort, dass derjenige, welcher bis zu seinem zwölften Lebensjahr die Schulbank gedrückt hatte und noch nicht bis dahin auf ein Pferd saß, nur noch dazu taugt, Priester zu werden. Neben der Ausbildung waren die Kosten der Ausrüstung für einen Gemeinen unerschwinglich, alleine ein gutes Kriegspferd kostete so viel wie der Wert einer vollen Bauernhufe mit Hof, Nutzvieh und Land für eine Großfamilie, sodass Ritter zu sein für Gemeine schon aus praktischen Gründen unerreichbar schien. Auch war das Rittertum ideologisch durch ein Wertesystem an den Adelsstand gekoppelt.151 152 Das Kriegshandwerk öffnete sich aber mit der Zeit auch für das gemeine Volk. Ab der langsamen Schaffung eines Kapitalmarktes seit dem 12. Jahrhundert und der Ablösung einer Naturalwirtschaft durch eine Geldwirtschaft war es auch möglich, sich als Söldner zu verdienen. Mit den Niederlagen von Ritterherren gegenüber den Fußtruppen gewann auch das einfache Volk als Söldner an Bedeutung. Besonders mit der Hungerskrise zu Beginn des 14. Jahrhunderts und sinkenden Agrarpreisen zur Mitte des 14. Jahrhunderts gab es gute Gründe, um dem Elend und der Not in der Heimat zu entfliehen, da der Sold gegenüber Söldnern gleichblieb. So wundert es nicht, dass sogenannte Kompanien (cumpane, lat.; Brotgemeinschaft) im sogenannten Hundertjährigen Krieg (1338-1453) zwischen England und Frankreich auf den Kriegsmarkt vorhanden waren und an den Kriegsakten teilnahmen. Durch das mobile Geld verlor das Söldnertum eine örtliche Bindung und die landsmannschaftliche Herkunft spielte keine Rolle. So erlangten auch später die zu dieser Zeit vom Reich unabhängigen eidgenössischen Kantone im 16. Jahrhundert 1/3 bis 2/3 ihrer Einnahmen durch das Stellen von Söldnern. Damit war das Söldnertum eine Möglichkeit, einen sozialen wie auch politischen Aufstieg zu schaffen. So gelang es schließlich Francesco Sforza, einem unehelichen Sohn eines Söldnerführers bäuerlicher Herkunft, zum Herzog von Mailand zu werden.153 Es nicht übertrieben, zu sagen, dass das Mittelalter von Not und Elend in der Lebenswelt der meisten Bürger geprägt war.154 Daher ist es auch nicht erstaunlich, dass die Bauern in den Jahren 1524-1525 im Bauernkrieg zu den Waffen griffen. Aber auch die Renaissance ist keine vollkommen stabile Zeit, so vermehrten sich die Anzeichen von wirtschaftlicher Instabilität bereits Ende des 16. Jahrhunderts. Es genügten schon mehrere gute Ernten, um einen Preissturz von 1598-1600 beim Getreidepreis zu erreichen und damit eine Welle von Bankrotte, besonders im exportorientierten Norden und Osten unter großen Gutsbetrieben auszulösen. Dies führte keineswegs zu einem Sinken, sondern vielmehr weitverbreitet zu einem Anstieg des Schuldzinses. Daneben schwächelte der Handels- und Gewerbebetrieb besonders sichtbar an den Bankrott der Welser im Jahr 1614 und damit das Ende der Augsburger Vorherrschaft auf den Waren- und Finanzmärkten des Reiches.155

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