Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Название Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Chefarzt Dr. Norden Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740975135



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Moment lang meinte Sophie Petzold, dass er sich über sie lustig machte. Schließlich gab sie sich aber einen Ruck.

      »Das hier ist ein Artikel über die Methode, die mein Professor in den USA kennengelernt hat. Sie kann die Symptome eines Morbus Crohn lindern. Ich denke, dass das eine Möglichkeit für Bettina wäre.«

      Matthias überflog den Artikel.

      »Hier steht allerdings, dass eine der gefürchteten Komplikationen ein künstlicher Darmausgang ist.« Er sah Sophie eindringlich an. »Und das will Frau Lücke mit Ende zwanzig sicher nicht riskieren.«

      Sophie biss sich auf die Unterlippe.

      »Nein, Sie haben recht. Trotzdem finde ich, dass Bettina ein halbwegs normales Leben verdient hat.«

      Matthias Weigand stand auf. Es wurde Zeit, seinen Dienst anzutreten.

      »Dann wünsche ich Ihnen viel Vergnügen bei dem Unterfangen, den Chef umzustimmen.« Er ging zur Tür.

      »Danke«, erwiderte Sophie Petzold und beugte sich wieder über ihre Notizen.

      Schon eine ganze Weile stand Felicitas Norden in der Tür zu Volker Lammers’ Büro und beobachtete ihn beim Frühstück.

      Während er in einem Fachmagazin blätterte, ließ er sich ein Croissant schmecken. Schließlich fasste Felicitas sich ein Herz.

      »Gut, Sie zu sehen.« Sie betrat das Büro.

      Vor Schreck fiel Lammers das letzte Stück Croissant aus der Hand.

      »Was ist?«, erkundigte er sich misstrauisch. »Wollen Sie kündigen und mir Ihren Posten anbieten? Mich für meine herausragenden Dienste auszeichnen?«, fragte er todernst.

      Innerlich verdrehte Fee die Augen. Es sah ihm ähnlich, dass er solche Dinge ernst meinte.

      »Es geht um Elias Werner, den Jungen mit dem Spitzfuß.«

      Augenblicklich verdüsterte sich Lammers’ Miene. Demonstrativ beugte er sich wieder über das Magazin.

      »Ich habe nichts mehr dazu zu sagen.«

      »Das ist bedauerlich.« Felicitas wanderte durch das Büro. Auf dem Sideboard entdeckte sie eine kleine Holzstatue. Sie nahm sie hoch und begutachtete sie eingehend, ehe sie sie wieder an ihren Platz zurückstellte und ihren Rundgang fortsetzte. »Dabei ist Elias so ein netter kleiner Kerl.«

      »Da muss ich wohl irgendetwas verpasst haben«, bemerkte Volker und blätterte um.

      »Jetzt mal im Ernst, Kollege Lammers.« Fee nahm sich einen Keks aus der Schale auf dem Tisch und kehrte zum Schreibtisch zurück. »Sie sind Kinderchirurg. In dieser Eigenschaft sollten Sie selbst am besten wissen, dass Kinder Angst vor Operationen haben.« Als sie in den Keks beißen wollte, stellte sie fest, dass er steinhart war.

      »Die sind noch vom letzten Jahr«, erklärte Volker ungefragt.

      »Ich dachte, aus dem vorigen Jahrhundert.« Felicitas schnitt eine Grimasse und ließ das Gebäck in der Kitteltasche verschwinden. »Was ist denn jetzt mit Elias?«

      Endlich lehnte sich der Kinderchirurg zurück und sah sie aus schmalen Augen an.

      »Hat Ihnen schon einmal jemand gesagt, dass Sie eine Nervensäge sind?« Unwillig schüttelte er den Kopf. »Bisher hat sich noch jeder Rotzlöffel von mir untersuchen lassen.«

      »Ich möchte Sie trotzdem bitten, sich noch einmal mit dem Jungen zu unterhalten.« Eine Idee schoss Fee durch den Kopf. »Am besten vielleicht ohne die Mutter. Meine Kinder waren früher immer viel entspannter, wenn ich nicht dabei war.«

      »Das wundert mich nicht«, erwiderte Lammers ungerührt.

      Allmählich war Felicitas mit ihrer Geduld am Ende. Am liebsten hätte sie ihm einen passenden Kommentar um die Ohren gehauen und das Büro mit fliegenden Fahnen verlassen. Doch dann würden die Probleme erst anfangen. Bisher hatte sich Lammers noch nicht geweigert, ein Kind zu operieren. Doch Felicitas war sicher: Wenn er diesen Machtkampf ein Mal für sich entschied, wäre das der Anfang vom Ende ihrer Karriere als Chefin der Pädiatrie. So weit wollte sie es nicht kommen lassen. So zählte sie in Gedanken bis drei, um sich zu beruhigen.

      »Bringen Sie Elias dazu, sich untersuchen zu lassen, und operieren Sie ihn. Dann sorge ich dafür, dass Sie keinen Schreibkram mehr erledigen müssen.« Sie wusste selbst nicht, wie sie dieses Versprechen einlösen sollte. Aber es war das einzige Angebot, mit dem sie ihn ködern konnte.

      Ein Lächeln huschte über Lammers’ Gesicht, erlosch aber im nächsten Moment wieder.

      »Verlockender Gedanke, aber leider zu spät«, seufzte er in gespielter Enttäuschung. »Mutter und Sohn sind nämlich schon weg. Aber das Angebot mit der persönlichen Sekretärin nehme ich trotzdem an.«

      Um ein Haar hätte Felicitas laut aufgelacht.

      »Erstens war nie die Rede von einer persönlichen Assistenz. Und zweitens sind Elias und seine Mutter noch da. Ich habe sie überredet zu bleiben.« Sie machte eine einladende Handbewegung. »Wenn ich bitten darf!«

      Volker Lammers zögerte, erhob sich dann aber doch. Die Aussicht, den Papierkram ein für alle Mal loszusein, überwog den Unwillen, der Aufforderung seiner Chefin nachzukommen.

      *

      »Thank you so much«, bedankte sich Sophie Petzold, bevor sie das Telefonat mit dem amerikanischen Kollegen beendete. Sie legte den Hörer auf und zögerte keine Sekunde, raffte sämtliche Unterlagen zusammen, die sie über die neue Methode zusammengesucht hatte, und machte sich auf den Weg zu Bettina Lücke. Schon von Weitem sah sie Dr. Norden über den Flur eilen. Er kam direkt auf sie zu. Im ersten Moment dachte sie an Flucht. Anders als von Matthias Weigand empfohlen, hatte sie sich für einen Alleingang entschieden. Wenn sie Bettina erst von der neuen Methode erzählt hatte, würde es einfach sein, den Chef der Behnisch-Klinik zu überzeugen. Zumindest war das ihre Annahme. Sie setzte ein freundliches Lächeln auf und ging entschlossen auf Dr. Norden zu.

      »Guten Morgen, Frau Petzold«, begrüßte Daniel die rebellische Assistenzärztin und blieb kurz vor ihr stehen. »Ich hoffe, Sie nehmen mir die gestrige Abreibung nicht übel.«

      »Schon vergessen!«, winkte Sophie ab und wollte weitergehen.

      »So war das nicht gemeint«, erlaubte sich Daniel einen Hinweis. »Ich bin immer noch der Ansicht, dass es falsch war, Frau Lücke eine andere Behandlung als die geläufigen in Aussicht zu stellen. Aber ich denke auch, dass Sie intelligent genug sind, um das einzusehen.«

      »Natürlich.« Es kostete Sophie unendlich viel Mühe, ihrem Chef in die Augen zu sehen.

      Daniel war in Eile und bemerkte ihre Verlegenheit nicht.

      »Gut, dass wir uns verstehen.« Er nickte ihr zufrieden zu und beschloss, sein erstes, hartes Urteil über die rebellische Assistenzärztin zu revidieren. »Übrigens habe ich gleich eine interessante OP-Besprechung. Wenn Sie interessiert sind, können Sie gern mitkommen.«

      Händeringend suchte Sophie nach einer Ausrede.

      »Ich … Ich habe Dr. Weigand versprochen, diese Unterlagen wegzubringen.«

      Daniel zuckte mit den Schultern.

      »Ein Wort ist ein Wort. Da kann man nichts machen. Dann bis später!« Er hob die Hand zum Gruß und eilte weiter.

      Sophie Petzold atmete tief durch, ehe auch sie ihren Weg fortsetzte.

      *

      Mit genügend Sicherheitsabstand – Volker Lammers wollte Kindern nur in schlafendem Zustand nahe kommen – saß der Kinderchirurg im Zimmer seines kleinen Patienten.

      »Mit so einem Fuß wie deinem kann man viele tolle Sachen nicht machen«, sagte er, während er eingehend seine Fingernägel betrachtete.

      Elias schickte ihm einen argwöhnischen Blick.

      »Weiß ich schon.«

      »Ich rede ganz bestimmt nicht von Fußballspielen.«