Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Название Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Chefarzt Dr. Norden Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740975135



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      »Was ist denn hier passiert?« Matthias blieb an der Unglücksstelle stehen.

      »Schwester Elena will Ihre Kenntnisse auf den Prüfstand stellen.«

      »Stimmt das?« Matthias musterte seine Kollegin kritisch.

      »Nein, natürlich nicht. Ich war auf der Suche nach Lammers’ Patient und habe dabei Jakob übersehen.«

      »Das ist in der Tat eine reife Leistung.« Matthias’ Blick ruhte auf dem großgewachsenen Pfleger. »Im Übrigen habe ich Fee vorhin in Begleitung eines jungen Mannes getroffen«, fuhr er fort, während er Jakobs Knie in Augenschein nahm. »Das sieht nach zwei Wochen Urlaub aus.«

      Jakob verdrehte die Augen.

      »Bitte nicht. Meine Wohnung wird gerade renoviert. Ich bin froh über jede Minute, die ich in der Klinik verbringen kann.«

      »Eines ist sicher«, erwiderte Dr. Weigand, während er dem Pfleger aufhalf. »Arbeiten können Sie mit diesem Knie nicht. Aber darüber unterhalten wir uns später. Jetzt geht’s erst einmal in die Radiologie. Geht das, wenn ich Sie stütze?«

      Jakob überragte den Arzt um einen ganzen Kopf. Er legte den Arm um Matthias’ Schultern und hüpfte auf einem Bein davon. Elena sah den beiden Männern nach. Wäre der Anlass nicht so traurig gewesen, hätte das Bild durchaus Grund zum Lachen geboten.

      *

      Nachdem Felicitas Norden ihren Schützling bei Romy gefunden hatte, brachte sie ihn in den Klinik-Kiosk, um ihn dort auf eine Tasse heiße Schokolade einzuladen.

      »Warum hast du denn nicht auf mich gewartet? Ich hätte dich doch begleitet?«

      »Ich habe gedacht, das ist eine Falle«, gestand Elias mit gesenktem Kopf. »Ich will nicht, dass dieser Fiesling an mir herumschnippelt.« Trotzig warf er den Kopf in den Nacken.

      Felicitas konnte ihn zu gut verstehen. Sie kannte genügend Erwachsene, die ihre liebe Not mit Volker Lammers hatten. Was mochte da erst in einem Kind vorgehen?

      »Kannst du mir sagen, wovor genau du Angst hast?«

      Elias löffelte einen Klecks der extradicken Sahnehaube vom Kakao, den Lenni ihm serviert hatte, und schob ihn in den Mund.

      »Davor, dass er mich nicht mehr aufwachen lässt. Der mag mich nämlich nicht.«

      Insgeheim atmete Fee auf.

      »Wenn das so ist, kann ich dich beruhigen. Dr. Lammers ist nämlich nicht für die Narkose verantwortlich. Einschlafen lässt dich unsere Frau Dr. Räther. Das ist eine sehr nette Frau, die selbst drei Kinder hat.«

      Elias schickte ihr einen schiefen Blick.

      »Echt?«

      »Ganz echt. Du hättest sie heute Abend sowieso kennengelernt. Aber wenn du willst, können wir auch gleich zu ihr gehen.«

      Dieses Angebot ließ sich Elias kurz durch den Kopf gehen. Zu Fees großer Erleichterung nickte er schließlich.

      »Aber zuerst will ich noch meine heiße Schokolade austrinken.«

      »Dann hast du also keine Bauchschmerzen mehr?«, fragte Fee zwinkernd, ehe sie gemeinsam mit Elias loslachte.

      *

      Als Dr. Daniel Norden sicher sein konnte, dass Ralf Lücke weit genug entfernt war, gab es kein Halten mehr. Endlich konnte er seinen wahren Gedanken und Gefühlen freien Lauf lassen.

      »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?«, herrschte er die Assistenzärztin Sophie Petzold an. »Wissen Sie, was Sie diesem Ehepaar damit antun?«

      Doch statt sich einschüchtern zu lassen, warf die junge Ärztin den Kopf in den Nacken und verschränkte ihre Arme vor dem Oberkörper.

      »Sind Sie so stolz darauf, was Sie für Bettina tun?«, fragte sie trotzig zurück.

      »Ich hoffe, Ihnen ist klar, dass dieses Verhalten Konsequenzen haben wird.«

      »Ach ja? Weil Sie auf den altmodischen Verfahren bestehen, während ich versuche, neue Wege zu gehen? Deshalb wollen Sie mich feuern? Damit bekommen Sie vor keinem Arbeitsgericht der Welt Recht.«

      Daniel war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren.

      »Nicht deswegen, nein! Sondern weil Sie hinter meinem Rücken agieren, statt mich mit Argumenten zu überzeugen.«

      »Wir haben keine Zeit zu verlieren«, beharrte Sophie. »Wollen Sie Bettina zusehen, wie sie leidet? Ich jedenfalls nicht. Ich will ihr helfen.«

      »Stellen Sie sich vor, das will ich auch. Deshalb habe ich mich heute mit den amerikanischen Kollegen unterhalten.«

      Sophie Petzold schnappte nach Luft. Die Überraschung stand ihr ins Gesicht geschrieben.

      »Im Ernst?«

      »Im Ernst.« Mit auf dem Rücken verschränkten Händen wanderte Daniel Norden im Zimmer auf und ab. »Wenn Frau Lücke immer noch einverstanden ist, bekommt sie die Behandlung, die Sie ihr vorgeschlagen haben.«

      Triumphierend stieß Sophie die Faust in die Luft. Doch ihre Freude währte nicht lange. Daniel bleib vor ihr stehen und musterte sie mit strengem Blick.

      »Sie sind mit sofortiger Wirkung von dem Fall entbunden. Ohne die Anleitung eines Oberarztes werden Sie keine Hand mehr an die Patientin legen. Ich habe bereits mit Dr. Weigand gesprochen.« Seine Miene entspannte sich ein wenig. »Sie haben Glück, dass ich Ihnen nicht fristlos kündige, wie ich es eigentlich müsste. Im Grunde genommen gefallen mir engagierte, frische, leidenschaftliche Kollegen.« Während er sprach, wurde sein Ton wieder strenger. »Was mir allerdings überhaupt nicht gefällt, sind eigenmächtige Entscheidungen und Ignoranz. Wir arbeiten hier als Team. Entweder, Sie halten sich in Zukunft daran. Oder unsere Wege trennen sich.« Er sah Sophie fest in die Augen. »Haben wir uns verstanden?«

      Die Assistenzärztin hatte alle Mühe, dem Blick standzuhalten. Doch klein beigeben war nicht ihre Sache. Sie nickte tapfer, ehe sie sich abwandte und das Zimmer hoch erhobenen Hauptes und ohne ein weiteres Wort verließ.

      *

      Der Streit mit ihrem Mann hatte Bettina Lücke viel Kraft gekostet. Nachdem Ralf das Zimmer verlassen hatte, war sie in einen erschöpften Schlummer gefallen, sodass sie den Besucher nicht bemerkte, der an ihr Bett trat. Erst als sie ein leises Husten hörte, kehrte sie aus wirren Träumen zurück und blinzelte ins helle Tageslicht. Einen Moment lang befürchtete sie, dass Ralf zurückgekehrt war. Umso größer war die Freude, als sie erkannte, wer sie besuchen kam.

      »Carina, was machst du denn hier?«

      »Ich muss doch mal nach dem Rechten sehen, was nicht so einfach ist.« Carina beugte sich hinab und küsste ihre beste Freundin auf die Wange. »Sie haben dich ganz gut versteckt hier.«

      Schuldbewusst sah sich Bettina um.

      »Ich hatte heute Nacht einen Schub. Deshalb war es sicherer, mich auf die Intensivstation zu bringen.«

      »Mir ist alles recht, wenn sie dich nur wieder hinkriegen.« Carina hielt einen Prospekt in Händen, den sie Bettina reichte. »Ich habe mir schon mal Gedanken über unsere Werbung gemacht. Hast du Zeit, einen Blick auf den Flyer zu werfen?« Sie zögerte. »Oder hast du es dir inzwischen anders überlegt? Wegen deiner Krankheit?«

      »Ganz im Gegenteil.« Mit leuchtenden Augen betrachtete Bettina die bunten Bilder. »Da kann Ralf so viel mit mir streiten, wie er will. Ich will meinen, unseren Traum nicht aufgeben. Deshalb werde ich mich operierenl assen.«

      Carina atmete erleichtert auf.

      »Du bist sehr mutig.«

      Zu ihrer Überraschung schüttelte Bettina den Kopf.

      »Ganz und gar nicht. Ich will einfach ein lebenswertes Leben führen. Das ist alles.«

      Carina nahm die Tasche von der Schulter und zog ihre Jacke aus. Sie ging hinüber zu einem Stuhl in der Ecke, um beides dort abzulegen. Als sie