Название | Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Chefarzt Dr. Norden Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740975135 |
Andrea Sander schaltete das Diktiergerät aus und lächelte die Kinderärztin an.
»Der Sparfuchs ist gerade bei ihm«, verriet sie hinter vorgehaltener Hand. »Soll ich etwas ausrichten?«
»Ach, ich weiß ja auch nicht.« Zögernd kam Fee näher und strich mit dem Zeigefinger über die Schreibtischkante. »Wahrscheinlich kann Dan mir auch nicht helfen. Diese Suppe werde ich wohl selbst auslöffeln müssen.«
»Hast du einem jugendlichen Verehrer versprochen, mit ihm auszugehen?«
»Viel schlimmer.« Lachend winkte Fee ab. »In einem Anfall von Leichtsinn habe ich Lammers versprochen, jemanden zu organisieren, der ihm den Schreibkram abnimmt.«
Es fiel Andrea Sander nicht weiter schwer, das Problem an diesem Versprechen zu erraten.
»Und nun findest du niemanden, der diese ehrenvolle Aufgabe zusätzlich übernehmen kann.«
»Stimmt auffallend. Der Verwaltungsdirektor wird kaum Geld für meinen Übermut locker machen.« Felicitas sah sie fragend an. »Hast du eine Idee, wie ich aus diesem Schlamassel herauskomme?«
»Wie wäre es mit einem Praktikanten?«, wagte Andrea einen Vorschlag.
Tadelnd wackelte Felicitas mit dem Zeigefinger vor Andrea Sanders Nase herum.
»Sieh mal einer an. Du gehörst also auch zur Riege der Ausbeuter, die in einem Praktikanten nur eine billige Arbeitskraft sehen.«
Ungerührt zuckte Andrea mit den Schultern.
»Wie heißt es so schön: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Mal abgesehen davon soll der Praktikant ja keine Kochrezepte abschreiben, sondern sich mit medizinischen Inhalten beschäftigen. Ich denke schon, dass ich das verantworten könnte.«
Seufzend ließ Fee die Schultern hängen.
»Dann bin ich wohl allein auf weiter Flur mit meiner Überzeugung, dass ein Praktikant bei mir möglichst viel über den Alltag lernen soll, der ihn dereinst erwartet, statt den Kollegen Arbeit abzunehmen.«
Andrea Sander konnte nicht anders, als leise zu lachen.
»Was ist? Warum lachst du mich aus?«, fragte Fee gereizt.
Immer noch lachend schüttelte die Chefsekretärin den Kopf.
»Ich lache dich nicht aus, sondern an. Außerdem bewundere ich euren Idealismus. Der Chef und du, ihr stammt unverkennbar aus einer Familie. Das ist wunderbar.« Sie stand auf, kam hinter dem Schreibtisch hervor und umarmte Fee herzlich. »Lass mich nur machen«, raunte sie ihrer Freundin ins Ohr. »Ich melde mich bei dir.«
Überrascht drückte Fee sie an sich, fragte aber nicht weiter nach. Dieter Fuchs’ dröhnende Stimme hallte bis ins Vorzimmer. Und plötzlich hatte sie eine Ahnung, was Andrea Sander vorhatte. Ein wissendes Lächeln auf den Lippen verabschiedete sie sich und machte sich auf den Rückweg in ihre Abteilung. Dort wartete jede Menge Arbeit auf sie.
Felicitas Norden suchte und fand ihren Praktikanten Johannes Sondermann in einem der Aufenthaltsräume, wo er neben Dr. May am Modell eines Torsos stand.
»Über einen Hautschnitt …, ungefähr hier«, er deutete auf den rechten Unterbauch des Modells, »werden die Arbeitsinstrumente in die Bauchhöhle eingeführt.«
»Moment! Romy springt dich trotz Narkose an, wenn du die Instrumente direkt in ihren Bauch schiebst«, warnte Carola ihren Schützling.
Sofort wurden seine Wangen flammend rot.
»Natürlich werden die Instrumente durch Führungshülsen eingeführt«, korrigierte er sich.
Dr. May zwinkerte Felicitas zufrieden zu.
»Na bitte, geht doch. Und was tun Sie dann?«
Johannes war so konzentriert, dass er die Chefin der Pädiatrie nicht bemerkte.
»Wenn ich den Wurmfortsatz erreicht habe, verkoche ich die Gefäße elektrisch und unterbinde sie mit einem Faden. Anschließend lege ich eine Schlinge um den Appendix, ziehe fest zu und entferne ihn über die Führungshülse.«
»Perfekt!« Fee klatschte Beifall, und Johannes fuhr erschrocken zu ihr herum.
»Wirklich?«, fragte er und wurde wenn möglich noch verlegener.
»So perfekt, dass du später Romy operieren wirst. Die Kollegin May wird dir assistieren.«
»Aber …, aber …« Johannes schnappte nach Luft. »Das geht doch nicht. Ich kann doch nicht …« Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg, als er das lustige Funkeln in Fees Augen bemerkte.
»Keine Angst. Das war ein Spaß. Dr. May leitet den Eingriff und du wirst ihr dabei zusehen«, versicherte sie, als sie ein leises Husten hörte.
Sie drehte sich um und lächelte Elias an, der im Jogginganzug in der Tür stand.
»Hallo, du Fußballstar, was kann ich für dich tun?«
»Ich hab Bauchweh. Ganz schlimm.« Wie zum Beweis presste er die Hand auf den Bauch.
Carola May lächelte.
»Mit der Ausrede wollte ich mich früher auch immer drücken«, raunte sie Johannes zu. »Zum letzten Mal vor meiner ersten OP.« Sie zwinkerte ihm zu.
Nur Felcitias lächelte diesmal nicht. Sie nahm die Behauptung ihres kleinen Patienten ernst.
»Ich sehe mir das mal an. Komm!« Sie legte die Hand auf Elias’ Schulter und brachte ihn in ein Behandlungszimmer. »Seit wann hast du denn diese Schmerzen?«, erkundigte sie sich und begann, seinen Bauch abzutasten.
»Seit gestern Abend.«
»Okay.« Fee drückte in die linke Seite. »Tut es hier weh?«
»Ja, ganz schlimm.«
»Und hier?« Sie drückte in die andere Seite.
Elias krümmte sich zusammen.
»Da ist es noch viel schlimmer«, stöhnte er filmreif.
Allmählich machte sich Felicitas ernsthafte Sorgen.
»Gut. Wenn das so ist, muss ich dir noch einmal Blut abnehmen. Wenn du wirklich eine Blinddarmentzündung hast, müssten die Entzündungswerte in deinem Blut deutlich erhöht sein«, erklärte sie, während sie eine Manschette um seinen Oberarm legte. »Vorsicht, jetzt piekst es ein bisschen.« Sie sah dabei zu, wie sich Röhrchen um Röhrchen mit Blut füllte. »So, das war es schon.« Fee stand auf und brachte die Nierenschale mit den Röhrchen zu einem Tisch, wo sie sie mit einem Aufkleber versah. »Wenn das tatsächlich der Fall ist, müssen wie die Operation an deinem Fuß natürlich absagen.«
Doch was war das? Sie ahnte den unterdrückten Freudenschrei mehr, als dass sie ihn hörte. Fee zögerte kurz, ehe sie sich mit betont ernster Miene zu ihrem Schützling umdrehte.
»Bevor ich die Proben ins Labor gebe, möchte ich noch einen allerletzten Test machen«, erklärte sie.
Elias nickte ergeben, als sie wieder an die Liege trat. »Weißt du, bei einer akuten Blinddarmentzündung ist man nicht mehr kitzlig.« Im selben Augenblick beugte sie sich über ihn und kitzelte ihn an den Seiten.
Elias strampelte und bog sich vor Lachen. Lachtränen rannen ihm übers Gesicht.
»Aufhören, bitte, bitte aufhören!«, flehte er japsend um Gnade.
Lächelnd kam Fee seiner Bitte nach. Sie steckte die Hände in die Kitteltaschen und musterte ihn forschend.
»Der Test hat eindeutig bewiesen, dass du keine Blinddarmentzündung hast.«
Schlagartig verging Elias das Lachen. Verlegen wich er ihrem Blick aus. Er presste die Lippen aufeinander und starrte ein Loch in die Luft.
»Kann es sein, dass du Angst vor der Operation morgen hast?«, fragte sie sanft.
Noch immer wagte der Junge nicht,