Lieblingsplätze Kassel und Nordhessen. Rüdiger Edelmann

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Название Lieblingsplätze Kassel und Nordhessen
Автор произведения Rüdiger Edelmann
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783839263907



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hat es gedauert, das knapp zweieinhalb Quadratkilometer große Gelände zu dem zu machen, was es heute darstellt. Die Hanglage macht’s. Der Herkules schließt den Park auf der Bergseite ab, zur Stadt hin ist es Schloss Wilhelmshöhe. 283 Höhenmeter trennen diese Gebäude. Dazwischen erstreckt sich das, was in einer Mischung aus italienischem und französischem Barockpark begann und heute eher wie ein englischer Landschaftspark wirkt. Die wechselnden Bauherren zwischen 1696 und 1866 haben unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt.

      Hauptanziehungspunkt sind die Wasserspiele. Sie basieren noch immer auf der Ursprungstechnik aus dem 18. Jahrhundert und funktionieren seit Anbeginn, ohne Pumpen, nur durch natürliches Gefälle. Das benötigte Wasser wird in Speicherteichen im Habichtswald gesammelt und zwischen Mai und Oktober zweimal pro Woche zu festen Zeiten abgelassen.

      Ist es im Bergpark eher idyllisch ruhig, so ändert sich das zur Wasserspielzeit abrupt. Tausende von Menschen warten dann am Fuße des Herkules, um das hervorschießende Wasser zu begleiten über viele Kaskaden, Kanäle, einen Wasserfall bis hinunter zum Schloss. Innerhalb von einer Stunde fließen etwa 1.200 Kubikmeter Wasser durch den Bergpark und enden in einer Fontäne im Schlossteich. Wenn man mit dem ersten Wasserschwall oben startet, erreicht man den Teich vorm Schloss, wenn sich die Fontäne in die Höhe schiebt.

      Es ist ein beeindruckendes Spektakel, das an zwei Sommerwochenenden durch das BergparkLeuchten ergänzt wird. Während des Events wird das Gelände illuminiert, beleuchtete Wasserspiele sowie Lichtkunst- und Videoprojektionen verzaubern die Besucher. Die konkreten Termine verrät die Website der Stadt.

      Zu den Wasserspielen fährt man am besten mit der Straßenbahn Linie 1 zur Endhaltestelle Wilhelmshöhe. Von dort fährt die Buslinie 23 viertelstündlich zum Herkules.

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      Wasserspiele Bergpark (Mai–Oktober)

      Schlosspark Wilhelmshöhe 22

      34131 Kassel

      0561 31680123

       www.museum-kassel.de

       www.kassel.de

      Kassel: Löwenburg im Bergpark

      Als die Welt für Ruinenromantik schwärmte, entstand die Löwenburg im Bergpark Wilhelmshöhe. 1793 gab Landgraf Wilhelm IX., der spätere Kurfürst Wilhelm I., den Bauauftrag: Sie sollte wie eine Burgruine aus dem Mittelalter aussehen. Die Fassade war ihm wichtig. Noch wichtiger war ihm allerdings der Innenausbau zum Lustschloss im wahrsten Sinne des Wortes.

      Der Begriff »Mätressenwirtschaft« traf auf keinen besser zu als auf den Landgrafen. Mit seiner ihm angetrauten Frau, der Prinzessin Wilhelmine Karoline von Dänemark hatte er vier Kinder. Daneben gab es unzähligen Affären. Mit 13 Kindern hatte er die meisten Nachkommen mit Karoline von Schlotheim. Für sie ließ er die Löwenburg bauen. Klatschmagazine von heute würden vermutlich von der Midlife-Crisis des Kurfürsten und von einer 23 Jahre jüngeren Affäre schreiben. Seine Ehefrau musste sich damit abfinden, dass die Geliebte die wichtigere Frau war. Die Löwenburg zeugt von einer Beziehung, die ihren Erbauer glücklich gemacht hat, auch wenn bei Karoline von Schlotheim bis heute nur von der Mätresse die Rede ist. Sie soll sehr schön gewesen sein. Ein Porträt der Herzensdame hängt heute noch dort.

      Der Wehrturm der Löwenburg wurde während des Zweiten Weltkriegs bei einem Bombenangriff zerstört, die Anlage stark beschädigt. Zurzeit beherrschen Bauarbeiten das Gelände. Der Turm ist bereits wieder im Ursprungszustand. Erst 2022 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

      Ein Spaziergang zur Löwenburg, von Schloss Wilhelmshöhe aus, ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Ich finde den Weg am schönsten im Herbst, wenn die Sonne am späten Vormittag die Nebelschwaden im Bergpark langsam aber sicher auffrisst. Erst sieht man nur ein paar Mauern, bis man dann vor dem Gesamtensemble steht. Es ist größer als man vermutet. Von dort hat man einen traumhaften Blick auf den Herkules und in den Bergpark.

      Die Innenräume der Löwenburg kann man nur im Rahmen einer Führung besichtigen. Bis zum Ende der Restaurierung wird dies, bei reduziertem Eintritt, nur teilweise möglich sein.

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      Löwenburg

      Schlosspark 9

      Bergpark-Wilhelmshöhe

      34131 Kassel

      0561 31680244

       www.museum-kassel.de

      Kassel: Schloss Wilhelmshöhe im Bergpark

      Wem es die alten Meister der Kunst angetan haben, für den ist Schloss Wilhelmshöhe eine Pflichtstation. Es entstand in den Jahren 1786 bis 1798 und bildet das untere Ende des Bergparks mit einer Sichtachse zum etwa 280 Meter höher liegenden Herkules und zur Wilhelmshöher Allee, die kerzengerade in die Stadt führt.

      Die hessischen Fürsten investierten bis ins 18. Jahrhundert leidenschaftlich in Kunstwerke, was ihre Sammlungen belegen. Insbesondere Landgraf Wilhelm VIII. hortete das, was heute die im Schloss angesiedelte Galerie Alte Meister ausmacht. Durch Diplomaten und Kunstagenten kaufte er etwa 800 der 1.200 vorhandenen Gemälde in Europa zusammen. Insbesondere die Werke der Hauptvertreter des holländischen und flämischen Barocks hatten es ihm angetan. Bilder von Rembrandt van Rijn, Frans Hals, Peter Paul Rubens und Floris van Dyck zieren unter anderem die Räume der Galerie. Was Rembrandt betrifft, hängt hier die größte Zahl seiner Werke in Deutschland. Zur Sammlung gehören aber auch Gemälde der Spätgotik, der Renaissance und des Klassizismus.

      Während der napoleonischen Besatzung von 1806 bis 1813 diente das Schloss Jérôme Bonaparte als Residenz, nachdem ihm das Kasseler Stadtschloss abgebrannt war. Er war bekannt als »König Lustik«, da sich die deutschen Sprachkenntnisse des »Partylöwen« auf Sätze wie »Morgen wieder lustik« reduzierten. Von 1891 bis 1918 war das Schloss regelmäßig Sommerresidenz der Familie Kaiser Wilhelms II. Auf der Roseninsel im Bergpark findet sich noch heute die Gedenkstätte des prominentesten kaiserlichen Dackels Erdmann.

      Nach der Bombardierung 1945 lag das Schloss lange Jahre brach, bis es ab 1961 als Kunstmuseum wieder aufgebaut wurde. Unübertroffen als Kunstgalerie, verbreitet es ein hochherrschaftliches Flair, wenn man, aus der Stadt kommend, auf den Bergpark zufährt. Es dürfte auch eines der wenigen Schlösser mit Straßenbahnanschluss sein.

      Der Bergpark ist ausschließlich zu Fuß erlebbar. Das Fahren mit dem PKW oder Bussen ist nicht gestattet. Unterhalb des Schlosses und am Herkules befinden sich öffentliche Parkplätze.

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      Schloss Wilhelmshöhe

      Schlosspark

      134131 Kassel

      0561 316800

       www.museum-kassel.de

      Kassel: Schlosshotel Bad Wilhelmshöhe im Bergpark

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