Название | Lieblingsplätze Kassel und Nordhessen |
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Автор произведения | Rüdiger Edelmann |
Жанр | Книги о Путешествиях |
Серия | |
Издательство | Книги о Путешествиях |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783839263907 |
Die Verkettungen und Unglücke hielten auch in der jüngeren Geschichte an. Kassel, einst mit einer wunderschönen Innenstadt geschmückt, wurde im Zweiten Weltkrieg zu fast 80 Prozent zerstört. Die notwendige Bauwut und der Stil der 1950er-Jahre haben der Stadt nicht gutgetan. Einzig die ziemlich gesichtslose Treppenstraße hat als Deutschlands erste Fußgängerzone Berühmtheit erlangt. Heute allerdings pilgern Architekturinteressierte hierher, um sich mit dem geschlossenen 1950er-Jahre Ensemble zu beschäftigen. Nach Weltkrieg und Mauerbau war Kassel schließlich Teil des Zonenrandgebiets und kämpfte mit wirtschaftlichen Problemen. Nach der Wende 1989 ging die Hoffnung auf einen Aufschwung durch die zentrale Lage im vereinigten Deutschland nicht auf. Dank staatlicher Unterstützung und steuerlicher Abschreibungen fuhren viele Unternehmen direkt an Nordhessens Metropole vorbei, um sich in Thüringen anzusiedeln.
Und trotzdem ging es stetig bergauf: innovativste Stadt Deutschlands 2012, Weltkulturerbe 2013, das spricht für sich. Kassel hat was. Das avantgardistische Kunstfestival documenta sorgt für einen guten Ruf in Fachkreisen. Das Fest findet alle fünf Jahre statt und viele Überreste der vergangenen Spektakel zieren heute das Stadtbild.
Stadt und Region verfügen über Kultur und Geschichte und sind wesentlich attraktiver, als einem das Vorurteil weismachen will. Und vergessen wir eines nicht: Kassel ist zwar nicht der Geburtsort der Brüder Grimm. Jacob und Wilhelm Grimm verbrachten aber viele Jahre ihres Wirkens in der Region und haben hier all das Material gesammelt, das man heute noch in den Kinder- und Hausmärchen nachlesen kann. So trifft man allerorten auf Plätze, die sich Märchen zuordnen lassen, von der Dornröschenburg im Reinhardswald bis zum Frau-Holle-Teich unterhalb des Hohen Meißner. Man ist beim ersten Blick begeistert vom Umland, um auf den zweiten Blick viele attraktive Geheimnisse zu entdecken.
Nun lebe ich schon viele Jahre in der Region. Sie hat sich entwickelt, auch touristisch. Aus Nordhessen wurde die »Grimmheimat Nordhessen«. Die drei Welterbetitel ziehen Besucher an. Die Grimms (Weltdokumentenerbe), der Nationalpark Kellerwald-Edersee (Weltnaturerbe) und der Kasseler Bergpark (Weltkulturerbe) sind die Leuchttürme einer attraktiven Tourismusregion, die sich immer nachhaltiger (Radwege) und familienfreundlicher (Meine Card+) zeigt.
Touristische Tipps finden Sie unter www.grimmheimat.de.
Stadt Kassel
Kassel: Museum für Sepulkralkultur
Wer an Kassel denkt, denkt automatisch an den Bergpark und den Welterbetitel, den die Stadt seit 2013 besitzt. Vergessen werden dabei schnell die vielen weiteren sehenswerten Museen. Die Neuen Meister ab dem 19. Jahrhundert und viele documenta-Werke sind in der Neuen Galerie zu Hause. Zu den Pflichtstationen zählen zweifelsfrei auch das Hessische Landesmuseum und die Kunsthalle Fridericianum. Der älteste öffentliche Museumsbau Europas konzentriert sich auf neue, raumgreifende Kunst.
Aber sind es nicht die auf den ersten Blick eher »schrägen« Dinge, die Aufmerksamkeit erregen? Das Museum für Sepulkralkultur beheimatet solch besondere Exponate. Vermutlich bekäme das Haus mehr Aufmerksamkeit, wenn die Menschen wüssten, was »Sepulkralkultur« bedeutet. Der lateinische Begriff »sepulcrum« bedeutet »Grablege«. Es geht also um die Kultur des Todes, der Bestattung und des Trauerns. Es mag makaber klingen, aber auch dieser Bereich zählt zur menschlichen Kultur. In Kassel wird er wissenschaftlich erforscht und gleichzeitig in einer Ausstellung öffentlich gemacht.
Kein einfacher Stoff, der von Totentanz bis Leichenwagen und von der Pyramide bis zum Urnengrab reicht. Die Bandbreite ist vor einigen Jahren ergänzt worden um die Trauerriten der fünf Weltreligionen und anderer Glaubensgemeinschaften, die durch Migration heute Teil unserer Gesellschaft sind. Es ist Kulturgeschichte rund um ein Thema, das lange Zeit tabuisiert war. Aufklären sollen dabei auch Führungen, Projekte und Workshops. Sogar ein Kinderangebot gibt es, das von Halloween bis zu mexikanischen Totenkopfförmchen für Schokolade viel bietet. Darüber hinaus präsentiert das Museum auch immer wieder Sonderschauen, in denen die Sepulkralkultur anderer Kulturkreise vorgestellt werden.
Führungen finden jede Woche statt. Veranstaltungen für Kinder- und Jugendliche, bis hin zum Kindergeburtstag, müssen beim Museum angemeldet werden.
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Museum für Sepulkralkultur
Weinbergstraße 25–27
34117 Kassel
0561 918930
Kassel: Herkules-Skulptur im Bergpark
Er ist die einzige hessische Sehenswürdigkeit, die es in einer Umfrage zu den bekanntesten deutschen Sehenswürdigkeiten unter die ersten 20 geschafft hat. Platz 15 ist ihm gewiss, dem mehr als 8 Meter großen Hünen aus Kupfer. Und er bietet den besten Blick auf Kassel.
Der Kasseler Landgraf Karl war 1699 nach Italien gereist und hatte, dank seiner Einblicke in italienische Gartenarchitektur, den Plan gefasst, den Karlsberg über seiner Residenz in einen Landschaftsgarten zu verwandeln. 1701 ließ er den römischen Baumeister Giovanni Francesco Guerniero antreten. Der kam gern, lebte fürstlich und plante zunächst einen »Tempel der Winde« auf dem Gipfel des 550 Meter hohen Berges. Es entstand eine Säulenhalle mit einem Turm, auf dessen Spitze dann die Figur des Herkules aufgestellt wurde. Den hatte der Landgraf bei einem Goldschmied in Augsburg bestellt, der den Prachtkerl auch 1717 angeliefert hatte. Seitdem steht er da.
Zugegeben, der Zahn der Zeit nagt an ihm und zuletzt wurde vor einigen Jahren der Kopf restauriert. Zudem hatte Guerniero die Statik falsch berechnet. Als er das merkte, machte er sich, unter Mitnahme des erworbenen Reichtums, bei Nacht und Nebel davon. Dieser Rechenfehler beschäftigt die Stadt Kassel finanziell noch heute.
Vom Fuße des Bauwerks hat man einen fantastischen Blick über den Bergpark und Schloss Wilhelmshöhe auf ganz Kassel. Hier an einem lauen Sommerabend auf die Stadt zu schauen, in netter Gesellschaft und mit einer Flasche Wein im Gepäck, lässt einen hervorragend abschalten. Die Bäume rauschen, und wenn man ein paar Meter läuft, ist man fast ungestört, denn die meisten Touristen finden, außer an Tagen der Wasserspiele, den Weg nur vom Parkplatz bis zur Aussichtsterrasse unterhalb des Kasseler Wahrzeichens.
Führungen durch den Bergpark sind jederzeit buchbar bei der Kassel Marketing GmbH unter 0561 707707. Besteigen kann man den Herkules von April bis Oktober. Karten für Bauwerk und Aussichtsplattform gibt es direkt am Eingang zum Herkules.
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Herkules im Bergpark
Besucherzentrum
Schlosspark 28
34131 Kassel
0561 31680781
Kassel: