Sukkubus. Tobias Bachmann

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Название Sukkubus
Автор произведения Tobias Bachmann
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783942602631



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sah sich um. Wo könnte er für die Antwort hingehen?

      Die Bildnachricht war eines ihrer vielen Rituale. Einer schickte spontan dem anderen ein erotisches Bild oder Video von sich, und der andere hatte eine Stunde Zeit, mit entsprechend eindeutigem Material zu antworten.

      Alvin betrat die Filiale eines Bekleidungsgeschäfts. Er streunte durch die Herrenabteilung und entschied sich, ohne die Ware zu begutachten, für irgendeine Hose. Mit dieser bewaffnet machte er sich auf zu den Umkleidekabinen. Zwei von Dreien waren frei.

      Er entschied sich für die Linke und zog den blickdichten Vorhang hinter sich zu. Dann zog er sich Hose und Unterhose aus und betrachtete sein rasiertes Glied im Spiegel. Nichts, wofür er sich schämen musste. Ein stattliches Gemächt.

      Alvin nahm ihn in die Hand und vollführte die seit der Pubertät geübten Bewegungsabläufe, wobei er das Bild auf seinem Handy besah, das Juliette ihm geschickt hatte.

      Als sein Penis steif war, nahm er sich einen Moment Zeit, um seine Eier zu streicheln. Seine Gedanken glitten ab, wieder zu der geheimnisvollen Fremden hin. Er zog ihr das Kleid nach oben und rieb sein Glied zwischen ihren Pobacken.

      Seine Linke umfasste wieder seinen Schaft und vollführte gemächliche Auf- und Abbewegungen.

      In seiner Fantasie beugte sich die Fremde nach vorne. Alvin holte sich den Geruch ihres Parfums zurück ins Gedächtnis und spürte die Erregung in sich aufwallen.

      Die Bewegungen seiner Hand wurden schneller. Er legte das Handy auf den Stuhl der Umkleide und umfasste mit der anderen seinen Hodensack.

      Im Geiste sah er sein Glied, wie es sich zwischen den Pobacken am Rande ihres Anus rieb.

      Immer schneller wurden seine Bewegungen und er versuchte, ein Keuchen zu unterdrücken.

      Dann benetzte er seine Phantasmagorie am Ansatz ihrer Pofalte mit seinem Samen.

      In Wirklichkeit kam er und es schoss druckvoll aus ihm heraus. Alvin ging dabei leicht in die Knie und stieß in die Luft. Seine Bewegungen wurden langsamer und schwer atmend hielt er schließlich inne.

      Er nahm sein Handy zur Hand, stellte die Kamera ein und fotografierte seine Hand mit seinem noch immer steifen Penis so, dass man die weißen Spritzer auf dem Spiegel der Umkleidekabine sehen konnte.

      Schöne Sauerei, dachte er und schrieb als Nachrichtentext dazu: »Kann es nicht erwarten.« Dann wählte er Juliettes Nummer und drückte auf Senden.

      Zum Glück hatte er ein Päckchen Taschentücher dabei, um sich selbst und den Spiegel notdürftig zu säubern. Danach kleidete er sich wieder an und verließ erleichtert und mit leicht geröteten Wangen das Geschäft, ohne etwas gekauft zu haben.

      Der Sommer empfing ihn mit sengender Hitze.

      Er kaufte sich ein Eis und lief weiter, zurück in sein Büro. Dort öffnete er den Kühlschrank, entnahm ihm eine Flasche Mineralwasser und trank sie zur Hälfte aus.

      Sein Handy piepste. Wieder eine Nachricht von Juliette: »Verschieß nicht dein ganzes Pulver. Ich möchte auch noch was haben; -)«, lautete die Botschaft.

      Alvin lächelte.

      Gleichzeitig machte er sich Sorgen. Denn es lag nun mal auf der Hand, dass er bei seinem spontanen Akt der Selbstbefriedigung nicht an Juliette gedacht hatte, sondern an eine Frau, die er noch nie zuvor gesehen hatte und der er eine halbe Stunde lang hinterhergelaufen war.

      »Vielleicht wirst du einfach nur verrückt«, sagte er zu sich. »Oder notgeil. Oder …« und doch wusste er, dass dem nicht so war.

      Es war allein die unbekannte Schöne selbst, die ihm den Verstand raubte. Nicht ihr Aussehen und auch nicht der Geruch ihres Parfums.

      Ihre – ja was war es denn nun? – Aura, wenn man so mochte. Es haftete ihr schlichtweg etwas an, das Alvin noch nie bei einem Menschen wahrgenommen hatte. Etwas Anziehendes. Eine erotische Kraft. Etwas, das nach sofortiger Trieberfüllung verlangte.

      Diese Frau, die ihn in ihren Bann geschlagen hatte, war für Alvin die Verkörperung purer Wollust.

      Eine Sünde auf zwei Beinen.

      Und Alvin hatte Angst, aufgrund einer nur flüchtigen Begegnung fortan von dieser Teufelin besessen zu sein.

      Fünf

      »Hallo Francesco. Ist mein Mann schon da?«, fragte Juliette den Kellner, als sie das Bella Italia betrat.

      »Noch nicht Julietta, aber er hat einen hübschen Tisch im Innenhof reservieren lassen.« Francesco, der ihren Namen immer mit dem italienischen ›a‹ zum Ende aussprach, nahm sie in die Arme und küsste sie links und rechts auf die Wangen.

      Er führte sie in den mediterran gestalteten Garten zu einem Tisch, der ein wenig separiert von den übrigen stand und der bereits romantisch eingedeckt war.

      »Passt es so, Julietta?« Er zog den Stuhl zurück, damit sie sich setzen konnte.

      »Aber natürlich. Wie immer perfecto.«

      »Prego. Ich bringe schon mal die Speisekarte.«

      »Und eine Flasche von unserem Wein, bitte«, ergänzte Juliette.

      »Chianti Rivideri 1998, wie immer«, sagte Francesco und eilte davon. Als Stammgäste seit über zehn Jahren genoss das Paar einige Privilegien, die Juliette zu schätzen wusste.

      Sie erinnerte sich daran, als sie zum ersten Mal mit Alvin hier gegessen hatte. Alleine der Antipastiteller war ein Genuss für sich gewesen. Juliette mochte eigentlich keine Oliven, doch diese hier schmeckten aromatisch, herzhaft. Gleich so, wie die Beziehung zwischen ihr und Alvin war.

      Francesco kam bereits mit einem Tablett, auf dem sich zwei Rotweingläser und eine Flasche ihres Weines befanden.

      »Soll ich ihn karaffieren?«, fragte Francesco, nachdem er ihr einen Schluck zum Kosten ins Glas geschenkt und Juliette ihn probiert hatte.

      »Das ist nicht nötig, danke.«

      Er schenkte ihr Glas voll, und als Alvin von hinten an ihn herantrat und sagte: »Mir bitte auch«, füllte er auch dessen Glas. Alvin und der Wirt begrüßten sich und Alvin bestellte sogleich den üblichen Vorspeisenteller.

      Juliette stand auf, schlang ihre Arme um ihren Mann und zog ihn zu sich. Instinktiv trafen sich ihre Lippen und verschmolzen zu einem langen, intensiven Kuss, bei dem Alvin ein wenig an ihrer Unterlippe knabberte. Nachdem sie sich nur widerwillig voneinander gelöst hatten und sich gegenübersaßen, erzählte Juliette kurz von ihrem Berlinaufenthalt. Alvin hörte zu und sie unterbrach ihre Erzählung auch nicht, als der Teller mit den Oliven, gefüllten Peperoni und dem Weißbrot kam.

      Alvin lehnte sich zurück und schnabulierte ein paar Oliven. Die Kerne drapierte er an den Tellerrand.

      »Und dir? Wie ist es dir ergangen?«, fragte Juliette und trank von ihrem Wein.

      Er seufzte. »Die Auftragslage lässt zu wünschen übrig. Mit Harmann habe ich mich mal getroffen, doch der ist mit seinem Fall um die ermordeten Manager völlig überfordert, wobei er meine Hilfe nicht in Anspruch nehmen kann, da der Fall zu delikat ist, wie er sich ausdrückte.«

      »Wieso delikat?«

      »Nun ja. Die Opfer entstammen elitären Kreisen. Da vermischen sich die verschiedensten Interessen aus Politik und Lobbyismus. Wenn herauskommen würde, dass die Polizei auf Privatermittler zurückgreift, wäre die Öffentlichkeit schockiert und der Polizeipräsident persönlich würde an Harmann ein Exempel statuieren.«

      »Könntest du denn helfen?«

      Alvin zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich kenne die Details nicht. Ich wüsste genauso wenig, wo ich anfangen sollte.«

      »Das jüngste Opfer, Rufus Laurant, kannte ich. Ich habe ihn bereits gedolmetscht.«

      »Wirklich?«