Название | G.F. Barner 1 – Western |
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Автор произведения | G.F. Barner |
Жанр | Языкознание |
Серия | G.F. Barner |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740956240 |
Gehorsam, denn etwas anderes kann er nicht sein, streckt er die Arme seitlich aus. Sofort greifen die beiden Burschen rechts und links zu. Sie packen hart an seine Handgelenke, und der vierte Mann tritt nun neben den Grauhaarigen. Sie verstehen das Spiel zu gut, um Lee eine Chance zu lassen. Der vierte Mann greift zu, reißt ihm die beiden Revolver aus den Halftern und tritt dann etwas seitlich zurück. Nun zieht auch der Grauhaarige seinen Revolver zurück, blickt Lee durchbohrend an und dreht den Revolver um.
Seine Augen sind ausdruckslos und kalt. Es stört sie anscheinend nicht, daß sie hier mitten in der Stadt sind und immerhin Leute in den Hof kommen können.
»Ich frage jetzt, Junge«, sagt der Graukopf mit dem lederartigen Gesicht schleppend. »Auf jede Frage bekomme ich genau die richtige Antwort, sonst wird es schlimm. Du kannst schweigen, dann hast du dir die Folgen selber zuzuschreiben. Du kannst reden, dann mußt du schon die Wahrheit sagen, wenn du nicht umfallen willst. Paß auf, Junge, die erste Frage.«
»Moment, Mister«, keucht Lee schnell und wild. »Ich sage noch einmal, ich habe euch nichts getan. Woher wißt ihr von mir und Joe Simmons? Ich warne euch, ihr könnt das mit mir nicht machen.«
»Nein?« fragt der Graukopf seltsam tonlos. »Wir zeigen dir schon, was wir mit dir machen können. Du stellst hier keine Fragen, Junge, die stelle ich. Die erste Frage, überlege dir die Antwort haargenau: Wo ist Joe Simmons jetzt? Wir wollen es ganz genau wissen.«
Lee schließt eine Sekunde die Augen. Seine Wut kommt, dieselbe Wut, die ihn so wild auf Peale gemacht hatte. Er ist wehrlos, das macht ihn noch wilder. Keine Chance zu haben, ist für ihn schlimme Medizin.
»Sucht ihn euch, ihr werdet ihn nicht finden!«
Der Grauhaarige zuckt nur einmal mit seinen Augenlidern, dann hebt er den Revolver an, hält ihn am Lauf und läßt die Hand jäh fallen.
Lee Dorlan knickt etwas ein, wird von den beiden anderen aber gehalten und sieht den vierten Mann mit dem Revolver auf seinen Kopf zielen.
»Wyatt, mach keine langen Sprüche mit ihm. Er muß reden. Weiß der Teufel, wo Joe steckt, vielleicht kommt er jetzt gerade in die Stadt?«
»Er schafft es nicht, an unseren Leuten vorbeizukommen, Colbert. Junge, dies war erst ein Vorgeschmack auf die Hölle, die dich erwartet. Ich frage noch einmal: Wo ist Joe Simmons jetzt?«
»Mann, wenn ich jemals hier herauskomme, dann…«, sagt Lee mühsam. »Diese rauhe Art zieht bei mir nicht. Ich weiß nicht, wo Joe steckt.«
»Du weißt es also nicht, wie? Du willst es nicht wissen. Wo hast du ihn zuletzt gesehen? Antworte, Junge, das ist die nächste Frage.«
»Dreißig Meilen westlich von Ely, vor drei Tagen, Mister!«
Sie sehen sich kurz an, dann sagt der Mann rechts, den der Grauhaarige mit Colbert anredete:
»Verdammt, der lügt, das sieht man doch, Wyatt, er ist genauso schlimm wie Joe damals, eine wilde, blutrünstige Raubkatze. Laß mich es machen, ich bringe ihn in einer Minute zum Reden. Wir müssen Joe schnappen, ehe er etwas anrichten kann.«
»Ich weiß das selber. Sei ruhig, Colbert. Junge, du willst uns erzählen, daß Joe dich zuletzt so weit im Osten gesehen hat und du ihn auch?«
»Ich kann nicht mehr sagen, Mr. Totschläger!«
»Du verdammter Narr, wie du willst. Dann sollst du es ganz rauh bekommen!«
Er holt wieder aus, Lee aber läßt sich mit einem jähen Ruck fallen und reißt die beiden Männer an sich heran, die nun über ihm zusammenprallen. Dann stößt er sich auch schon ab, hat die Linke frei und sieht genau vor sich die Stiefel des Grauhaarigen.
Ehe er ihn anspringen kann, trifft etwas seinen Kopf. Er sieht einen wilden Strudel von Sternen und Funken und fällt ächzend nach vorn.
»Vorsichtig, Leute, nur vorsichtig«, sagt der Grauhaarige warnend. »Er ist wirklich so schlimm wie Joe damals, vielleicht noch eine Idee wilder, denn er versucht selbst aussichtslose Dinge. Hebt ihn auf und stellt ihn hin, es geht weiter. Sicher haben sie das so besprochen, es sieht ganz nach Joes verdammter Schlauheit aus. Wetten, daß Joe irgendwo in der Nähe ist?«
»Anzunehmen, denn Joe wird keinen Fehler zweimal machen«, brummt Colbert. »Na los doch, Lew, hast du dir den Kopf gestoßen?«
»Ja, verdammt, ich bin von ihm an die Wand gerissen worden. Wyatt, wir holen es aus ihm heraus. So hart ist kein Mann, daß er nicht redet.«
»Natürlich, was sonst?«
Der Graukopf tritt wieder zurück, die beiden anderen heben Lee Dorlan auf, und der vierte Mann fächelt ihm mit seinem Hut Luft ins Gesicht.
Lee kommt wirklich zu sich, macht ächzend und stöhnend einige lahme Bewegungen und bläst dann scharf den Atem durch die Nase.
»Versuche es besser nicht noch einmal«, sagt der Graukopf bissig. »Es wird nur immer schlimmer für dich. Junge, sage die Wahrheit, wir bekommen es doch heraus. Es ist ganz sinnlos, daß du versuchst Joe zu helfen. Wo ist Joe nun wirklich?«
»Ich habe mich von ihm westlich von Ely getrennt, Mann«, erwidert Lee keuchend. »Du kannst mich totschlagen, aber es ist die Wahrheit. Joe will nicht herkommen, er ist zu feige. Ich kann dir nichts anderes sagen.«
»Der verdammte Junge lügt schon wieder«, meldet sich Colbert wild. »Bildet er sich ein, daß wir ihm die Geschichte glauben? Er ist Joes Partner, sie halten zusammen. Joe würde ihn niemals allein geschickt haben. Da steckt ein Trick hinter, ich sage es dir, Wyatt, schließlich kennen wir Joe und seine verdammten Tricks ganz genau. Rede, Junge, sonst nehme ich meinen Revolver und drehe ihn um.«
»Ich kann nichts anderes sagen, ihr Narren, wir haben uns wirklich bei Ely…«
Der Graukopf bewegt sich blitzschnell. Lee stößt einen heiseren Laut aus und kippt nach links. Schwer sackt er auf die linke Seite. Feuerräder tanzen vor seinen Augen. Der Mann links kann ihn nicht halten.
»Jetzt reicht es, Junge«, knurrt der Grauhaarige wütend und springt auf ihn zu, reißt ihn hoch und stößt ihn hart zurück gegen die Wand. »Wir bringen es aus dir heraus. Und wenn du am Ende so fertig bist, daß du dich nicht mehr bewegen kannst, aber wir schaffen es. Lew, pack ihn schon.«
Lew ist an die Tür getaumelt und steht steif und seltsam erstarrt da mit kreideweiß gewordenem Gesicht.
Dann hebt er langsam die Arme.
Und zugleich sagt in seinem Rücken die eiskalte Stimme Joe Simmons:
»Wyatt, ich lasse den Revolverhammer los, wenn du nicht augenblicklich dein Eisen auf den Boden wirfst. Weg mit den Revolvern, ich erschieße Lew sonst!«
Lee hört in das Sausen und Rauschen, das in seinen Ohren ist, Joes Stimme und streckt, obwohl er noch halb benommen ist, blitzschnell die linke Hand aus. Schon hat er den rechts sitzenden Revolver Lews erwischt, zieht ihn unheimlich schnell heraus und ist sicher – er weiß nicht, warum er so sicher ist, hat aber keine Zeit, darüber nachzudenken – daß keiner der anderen drei Männer etwas versuchen wird.
Der Grauhaarige wird genauso blaß. Colbert will seinen Revolver auf Lee richten, sieht aber schon in den Colt Lews, den Lee kaltblütig auf seinen Bauch gerichtet hat.
»Halt, Fred«, japst Wyatt schrill. »Fred, zieh nicht, du kennst Joe nicht so gut wie wir, er drückt ab und erschießt Lew. Nicht ziehen, Fred!«
»Laß ihn nur ziehen«, sagt Joe Simmons eisig. »Er kann bei der Beerdigung von Lew den meisten Kuchen essen, wenn der ihm schmeckt, aber Narren schmeckt es immer. Weg mit den Revolvern, ihr Burschen, aber verflucht schnell. Los, Wyatt, schnell, sagte ich!«
Es ist für Lee Dorlan unfaßbar, aber sie gehorchen alle, und der große und grauköpfige Wyatt ist der erste Mann, der seinen Colt nach hinten wirft, dabei aber einen Blick auf das Tor riskiert.
»Pech«, sagt da Joe auch schon so trocken, daß es fast gar nicht wahr ist. »Dein Aufpasser am Tor liegt hinter