G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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Название G.F. Barner 1 – Western
Автор произведения G.F. Barner
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740956240



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Schritte sind auf den Gehsteigen zu hören. Männer springen in die Nischen und verschwinden in Türen.

      Lee sieht Joes bitter verzogene Mundwinkel. Und nie zuvor hat er ihn mehr bedauert, als in diesem Augenblick. Joe, sein großer Freund Joe, er ist niemals ein gemeiner Mörder.

      Und doch ist die Straße wie leergefegt, ehe zwei Minuten herum sind.

      Er erkennt die Furcht dieser Leute, aber er weiß, daß Joe nie und nimmer ein Mörder ist.

      Die Furcht vor Joe, die offensichtlich zutage tritt, macht Lee Dorlan eher stolz darauf, Joes Partner sein zu dürfen.

      Er sieht die Hacken der laufenden Männer vor sich und lächelt wild und trotzig.

      Joe und er sind Partner. Und was immer geschieht, sie werden Partner bleiben. Sie sind beide hart genug, um auch mit zwei Dutzend rauher Burschen fertig zu werden.

      Er hat sie vor sich, sieht sie laufen und hält in jeder Hand einen Revolver.

      Joe Simmons ist zurückgekehrt und mit ihm Lee Dorlan. Dies ist die Fährte eines harten Mannes. Und der Mann heißt Lee Dorlan. Er hat einen Beweis erbracht, daß er wirklich ein Mann geworden ist.

      Und die Männer vor ihm laufen.

      *

      Wyatt Thornton geht in die Knie, zwei andere Männer taumeln und fluchen verbissen.

      Sie sind mindestens sechs Meilen von der Stadt entfernt und können nicht mehr.

      Stur wie ein Büffel bleibt Thornton am Boden sitzen und blickt aus verschwommenen Augen hoch.

      »Ich kann nicht mehr, du verdammter Bandit, ich kann nicht mehr. Und wenn du mich niederschießt!«

      »Das ist weit genug«, erwidert Joe Simmons kalt. »Von nun an könnt ihr zu Fuß auf die Ranch Bens schleichen. Wyatt, sage ihm, daß ich mit seinem Ärger mit Olbright nichts zu tun haben will, das sage ihm nur. Ich bin nicht gekommen, um die alte Sache neu aufleben zu lassen, sondern…«

      In diesem Augenblick stößt Lee Dorlan einen heiseren Laut aus und wirft sich sofort herum.

      »Vorsicht, Joe, zwei Reiter und…«

      Er kommt nicht weiter. Zwischen den Büschen auf dem Kamm tauchen jäh zwei Reiter auf. In der nächsten Sekunde erhellt ein Feuerstrahl oben die Büsche, und die erste Kugel faucht haarscharf zwischen ihnen durch.

      Einer der fünf Reiter Walkers stößt einen heiseren Schrei aus und wirft sich zu Boden, die anderen liegen in einem Augenblick neben ihm.

      »Schießt«, brüllt Wyatt Thornton trotz der Nähe, in der sich Joe befindet, »Luke, Curly, erschießt ihn.«

      Joe Simmons zieht sein Pferd nach rechts herum und jagt los, hat aber sein Gewehr mit einem Griff erwischt und bringt es im vollen Jagen hoch.

      »Lee, in Deckung!« brüllt er scharf und grollend. »Sie schießen, diese Schufte.«

      Auch Lee hat nun sein Gewehr hoch. Jaulend streicht eine Kugel an seiner Seite vorbei. Er treibt den Braunen hart an und fegt auf die Büsche zu, als er vor sich Joe das Gewehr an die Wange reißen sieht.

      Joe feuert auch schon im gleichen Augenblick, Lee schießt den Bruchteil einer Sekunde später. Jene wertvollen Sekunden, in denen er seine Revolver in die Halfter bringen mußte, haben den beiden Reitern auf dem Kamm einen Vorteil gegeben.

      Die beiden Schüsse aber, die kurz nacheinander fallen, dröhnen dumpf aus der Senke hoch. Dann steigt auch schon das eine Pferd oben schrill trompetend und kracht zusammen. Der Reiter fliegt im Bogen weg, taucht als Schatten zwischen den Büschen auf und rennt wie ein Hase davon.

      Da reißt der zweite sein Pferd herum und verschwindet im Hall des nächsten Schusses, den ihm Joe Simmons nachjagt, hinter dem Saum der Büsche. Sie sind beide fort. Joe reckt sich in den Steigbügel und schlägt dann seine Zügelenden von rechts nach links an den Hals des Schwarzen.

      »Paß auf diese Burschen auf, Lee, ich werde versuchen, die Halunken zu stellen.«

      Er duckt sich tief über den Hals seines Pferdes und jagt los. Lee aber sagt bitter, indem er sein Gewehr auf Wyatt Thornton richtet:

      »Mister, ihr könnt nur aus dem Hinterhalt kommen, wie? Wenn du noch einmal schreist, daß uns jemand erschießen soll, dann schieße ich zuerst, aber auf dich. Was hast du für ein Glück, daß du keine Waffe trägst.«

      Thornton wirft ihm einen wilden Blick zu, beißt sich auf die Lippen und schweigt. Colbert aber sagt grollend:

      »Was glaubst du gewinnen zu können? Du hast dir den richtigen Partner ausgesucht. Dieser Mörder wird…«

      Er schweigt abrupt, denn Joe Simmons kommt schon zurück und reißt seinen Schwarzen vorn hoch, daß der Sand fliegt.

      »Sie sind weg«, sagt er heiser. »Curly Jones ist also auch noch da, was, Wyatt? Und sicher liebt er mich immer noch so, daß er gleich feuert. Well, mein Freund, nun sage ich dir etwas. Merke es dir gut und sage es auch Ben. Ich wollte nur Lee Dorlan holen, aber die alte Sache scheint für euch noch nicht vergessen zu sein. Wenn ihr es nicht anders haben wollt, werde ich bleiben. Und für jede Kugel wird es eine Antwort geben.«

      »Du Viehdieb«, knurrt der Graukopf grimmig. »Ich weiß genau, was du willst, aber verlasse dich nicht darauf, daß dir Olbright hilft. In diesem Land bist du ein Geächteter. Joe, es kommt der Tag, an dem wir dich erwischen. Und diesmal warten wir nicht auf den Sheriff, diesmal hängen wir dich gleich auf.«

      Joe Simmons blickt ihn kalt an und zuckt die Achseln.

      »Wyatt, ich werde nur stillsitzen und zusehen, wie ihr euch gegenseitig umbringt. Mehr brauche ich nicht zu tun, weißt du das? Greift mich nicht an, das ist eine Warnung. Und jetzt verschwindet. Der Gaul oben ist tot, nehmt den Sattel mit!«

      Er dreht sein Pferd und winkt Lee. Hinter ihnen fluchen die Reiter Walkers bissig los, aber Joe Simmons sieht sich nicht mehr um.

      Er reitet scharf an und hockt seltsam zusmmengekauert im Sattel. So kommen sie über den Kamm. Hier liegt das Pferd des einen Heckenschützen tot auf der Seite.

      »Was jetzt, Joe?« fragt Lee Dorlan düster. »Diese Burschen schießen ohne Anruf. Willst du wirklich bleiben?«

      »Natürlich nicht, ich wollte ihnen nur einen Schrecken einjagen, denn sie rechnen fest damit, daß Olbright mich anwirbt. Es ist genau das eingetreten, Lee, was ich immer befürchtet habe. Olbrights Weide ist schlechter als die Walkers. Ben Walker hat meine Weide in Besitz und Wasser genug, auch in einem trockenen Jahr. Ich bin sicher, daß Olbright dasselbe Recht auf meine Weide geltend macht wie Walker, und daß nur um die Wasserrechte der Streit ausgebrochen ist. Bei dieser Trockenheit muß Olbright Wasser haben, wenn seine Rinder nicht verdursten sollen. Und Walker ist nicht der Mann, der einen einmal gewonnenen Landstreifen abgibt. Sie sollen sich streiten, wenn sie unbedingt wollen, ich passe, obwohl ich…«

      »Obwohl?« fragt Lee schnell und sieht Joes merkwürdiges Lächeln.

      »Ach, nichts«, murmelt Joe Simmons und lächelt immer noch. »Früher war es üblich, daß sich jede Ranch ihr Land nahm, es war ja freies Land. Darum hat es immer Kämpfe gegeben. Als Walker meinen Vater angriff, da wußte er eine Kleinigkeit nicht gut genug. Wir kauften das Gebiet um die Sweetwaterquelle wenige Wochen vor dem Streit in Carson City. Und die Kaufurkunde besitzt nur ein Mann – ich! Ben Walker sitzt seit Jahren auf einem Stück Land, von dem ich ihn mit Hilfe des Sheriffs zu jeder Zeit vertreiben kann.«

      Lee Dorlan dreht sich scharf im Sattel und starrt Joe groß an.

      »Willst du sagen, daß du die Kaufurkunde noch besitzt, Joe? Dann würde Walker… Teufel, du kannst dann wirklich mit dem Sheriff…«

      Joe Simmons hält an und macht sich an seinem alten Sattel zu schaffen. Er rutscht hinter ihn, nimmt sein Messer und trennt den breiten Ansatz der Gurtlasche ein Stück auf.

      Dann greift er mit spitzen Fingern hinein, bringt ein kleines Lederviereck zum Vorschein und wickelt das dünne Leder auf.