Название | Globetrotter-Spirit: Reisen als Lebensschule |
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Автор произведения | Группа авторов |
Жанр | Книги о Путешествиях |
Серия | |
Издательство | Книги о Путешествиях |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783280090794 |
Eigentlich wolltest du gar kein Reisebüro - machen, trotzdem wurdest du zu einem - erfolgreichen Reiseunternehmer. Wie kam der Stein ins Rollen?
Da waren einerseits die erwähnten Reisefans, die mich als Vortragsreferent kennenlernten und denen ich anfangs mit Tipps und Tricks, später mit Flugtickets und vielen weiteren Dienstleistungen helfen konnte. Es gab aber noch einen anderen Grund: Ich war 1975 als einer der ersten Touristen nach Ladakh in Nordindien gereist; diese als Little Tibet bezeichnete Region hinter dem Himalaya war wegen Grenzkriegen mit China und Pakistan bisher für Touristen verboten gewesen. Als alter Buddhismus-Fan empfand ich den Besuch dieses westlichen Teils des alten Tibet, der - kulturell nicht von den Chinesen zerstört war, wie eine Offenbarung.
Dort kam ich auf die «jenseitige» Idee, auch noch die absolut unbekannte Bergregion Zanskar zu erkunden. Niemand kannte Zanskar, es gab auch noch keine Strasse dorthin. Ich musste alles zu Fuss gehen, Lebensmittel selber mitschleppen, niemand sprach Englisch. Es stellte sich heraus, dass ich der erste fremde Besucher seit einem halben Jahrhundert war. Fantastische Klosteraufenthalte – es war wie Shangri-La entdecken!
In sechs Wochen durchquerte ich die spärlich besiedelte Bergwüste, eine strapaziöse Expedition über 5000er-Pässe, durch Schluchten und eisige Flüsse ohne Brücken. Eine grosse Reportage im Tages-Anzeiger-Magazin und meine Diavorträge darüber stiessen auf Rieseninteresse.
Was hat dieser Erfolg ausgelöst?
Kulturinteressierte Menschen, die diese Himalayagegend nun auch besuchen wollten, wandten sich an mich. So begann ich als Erster Kleingruppenreisen nach Ladakh zu veranstalten, die ich als Reiseleiter auch begleitete. Bald kamen weitere Destinationen wie Kilimanjaro, Peru-Flusstrekking oder Jemen dazu. Und gleichzeitig entdeckte ich, dass nun sogenannte Graumarkt-Flugtickets durch alternative Kanäle auch in die Schweiz kamen. In den 1970er-Jahren waren die Linienflugtickets ja noch unerschwinglich teuer, doch diese Graumarkttickets kosteten nur die Hälfte oder ein Drittel des offiziellen Tarifs. Ich machte keine Werbung, doch sprach es sich rasch herum, dass man diese billigen Tickets, teils mit den besten Airlines, bei mir problemlos bekam.
Du wurdest von der weiteren Entwicklung richtiggehend überrollt.
Es war ein wilder Ritt, wie eine Expedition ins Unbekannte. Fast jedes Jahr eröffnete ich eine neue Filiale, ich arbeitete 70 bis 80 Stunden pro Woche, und «Ferien» wurde zeitweise zum unverständlichen Fremdwort. Stress nahm überhand. Ab 1991, als wir zu dritt, mit dir und André Lüthi, die Firma führten, besserte es, und seit ich vor vier Jahren den Club und das Magazin an dich übergeben konnte, habe ich sogar wieder reichlich viel Zeit zum Reisen.
Dies ist die Nummer 100 des Globetrotter-Magazins, und die Zeitschrift wird 30 Jahre alt. Erinnerst du dich an die Nummer 1?
(lacht)… Ja, sicher! Im Frühling 1982 gingen die Grafikerin Jeannette Engel und ich an die Konzeption. Das war eine schöne Aufbruchszeit, und ich bin glücklich, dass ich es wagte. Die finanziellen Ressourcen waren noch gering, alles war auf Sparflamme und nur schwarz-weiss, da Farbdruck noch zu teuer war. Doch wir machten ein Grossformat von 235 × 315 Millimeter mit anfangs 32 Seiten inklusive eingehefteter Ticket-Infos.
Das Magazin hat sich über die Jahre zu einer eigentlichen Institution im Reisezeitschriftenmarkt entwickelt. Was war dir in dieser Zeit besonders wichtig?
Ich wollte etwas Einzigartiges kreieren – und das ist auch gelungen. Ich wollte einen Inhalt und ein Layout von hochstehendem Niveau, grosse Bildreportagen, gemischt mit News und Infos sowie auch unterhaltenden Beiträgen. Und als kostenlose Serviceleistung immer Hunderte von Privatannoncen, die seit je auf grosse Resonanz stossen. Ich wollte keinesfalls einen verkappten Reisekatalog machen, sondern das Gegenteil: ein echtes Diskussionsforum für Reisefans. Von Anfang an brachten wir auch viele tourismuskritische Artikel, unterstützten NGOs, Klimaschutzprojekte und den Kampf gegen Sextourismus, förderten Volunteering-Reisen.
Ich mag keine Hochglanzpostillen, die sich viele Seiten als versteckte Promotion von Fremdenverkehrsämtern oder Reiseunternehmen bezahlen lassen und es als «redaktionell» ausgeben. Besonders freut mich, dass du als mein Nachfolger das Magazin in den letzten vier Jahren inhaltlich und optisch noch weiterentwickelt hast.
Und was ist für dich das Erfolgsrezept des Globetrotter Travel Service?
Einige der «sanften» Erfolgsfaktoren kann man in unserem Leitbild nachlesen, das auch auf unserer Website publiziert ist. Besonders wichtig sind die Leidenschaft und das Engagement der Mitarbeitenden, ihre Freude am Reisen – bei uns reist jeder bis drei Monate pro Jahr – und das damit erworbene Know-how.
Du hast vorhin gesagt, dass du jetzt wieder mehr Zeit fürs Reisen hast. Was machst du im Alltag?
Obwohl ich bekanntlich im Pensionsalter bin, bin ich geistig topfit und beruflich noch immer sehr aktiv. Es wäre schade, mein enormes Know-how und die Erfahrung aus 50 Jahren nicht weiter zu nutzen. In einem halben Dutzend Firmen bin ich Verwaltungsrat, beschränke mich aber nicht auf Strategiesitzungen, sondern verschicke zahlreiche Informationen, Bücher, Anregungen und bin bei Bedarf Ansprechperson. Die Ressorts «Bücher» und «Unternehmensphilosophie» habe ich von früher behalten. In jedem Globetrotter-Magazin stelle ich 16 spezielle Bücher vor. Gelegentlich berate ich auch noch Reisebürokunden. Bei der Firma Explora Events bin ich zusammen mit Andi Hutter in Geschäftsleitung, Programmgestaltung und Marketing aktiv. Privat betätige ich mich auch als Lektor, Mentor und Sponsor.
Du bist kürzlich von einer Weltreise zurückgekommen. Wie wars?
Ich reiste in sieben Wochen durchs südliche Südamerika, den Südpazifik, eine Ecke Australiens und ein bisschen Asien. Etwa zehn Länder und zehn Inseln. Ich komme von jeder Reise bereichert und neu inspiriert nach Hause.
Sorry, aber das tönt fast nach Herumjetterei.
Ich empfand es nicht so. Für mich ist das Erleben der fremdartigen Transportmittel ein essenzieller Reisegenuss. Ich hätte es bequemer haben können, doch mehrmals verzichtete ich aufs Fliegen und wählte stattdessen den Landoder Seeweg, um mehr zu erleben, zum Beispiel quer über die winterlich verschneiten Anden. Ich bin auf dieser Reise auch mehrmals per Schiff gefahren sowie per Bahn, Bus, Jeep, Velo, Töfftaxi. Seit je liebe ich es, möglichst viele originelle Fortbewegungsmittel auszuprobieren.
Aber so viel in kurzer Zeit kann wohl nur oberflächlich sein.
Nicht unbedingt. Ich habe die Länder ja bei meinen früheren Reisen grundsätzlich kennengelernt. Jetzt muss ich nicht mehr den üblichen Sehenswürdigkeiten nachlaufen, kann mich auf Einzelheiten konzentrieren. Jede Reise hat andere Zielsetzungen. Das war eine Informationsreise, da mich die ganze Welt interessiert. Als Ex-Journalist sauge ich alle Eindrücke wie ein Schwamm auf, die politische, wirtschaftliche, kulturelle, ökologische und touristische Entwicklung, die Situation der Ureinwohner, das Medienwesen und vieles andere. Ich reise vor allem, um zu lernen. Als Trekkingspezialist rekognosziere ich auch vereinzelt neue Gebiete für unsere Globotrek-Reisen.
Gönnst du dir jetzt, wo du es dir leisten kannst, öfter mal ein Luxushotel?
Generell Luxus wäre doch langweilig. Aus nostalgischen Gründen übernachtete ich in Byron Bay, Australien, drei Nächte in einem alten Backpackers Youth Hostel, wo man das Bett selber machen muss. Doch auch ich geniesse es, hie und da in einem