Название | Globetrotter-Spirit: Reisen als Lebensschule |
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Автор произведения | Группа авторов |
Жанр | Книги о Путешествиях |
Серия | |
Издательство | Книги о Путешествиях |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783280090794 |
Clemens Kuby, kann das Reisen auch ein Heilmittel sein?
Clemens Kuby (57), Buchautor und Dokumentarfilmer aus München, gelang mit Kinofilmen wie Das alte Ladakh oder Living Buddha das Kunststück, buddhistische Lebenskultur und das Prinzip der Wiedergeburt einer breiten Öffentlichkeit auf einzigartige Weise zu vermitteln. Sein neues Buch und der Film schliessen an diesen Erfolg an. Und führen gleichzeitig weiter: Unterwegs in die nächste Dimension.
Das Gespräch führte Daniel B. Peterlunger
Unterwegs in die nächste Dimension, Reise zu Heilern und Schamanen, so der Buch- und Filmtitel – worum geht es?
Es geht tatsächlich um eine andere Dimension, nämlich um die geistige Aktivität beim Heilen. Viele denken, weil wir einen materiellen Körper besitzen, müsste die Wirkung einer Heilmassnahme durch eine materielle Intervention erfolgen. Sie stellen sich den Körper als eine Art Labor vor, das nur auf chemische Eingaben reagiert. Auch Mediziner sprechen immer von solchen Modellen. Daher ist unser Bewusstsein darauf getrimmt, dass nur Materielles wirken könne, also Chemie, Bestrahlungen und Operationen. Wer aufgeklärter ist, weiss, dass es die Naturheilkunde gibt, die zwar auch materiell agiert, dass es aber zudem die Homöopathie gibt – und damit wirds feinstofflicher. Bei sehr hohen homöopathischen Potenzierungen ist physisch kein Wirkstoff mehr vorhanden. Trotzdem hat es den Charakter der materiellen Intervention: Ich erhalte ein Glas Wasser, trinke es und habe das Erlebnis, etwas für mich getan zu haben. Beim Geistigen Heilen gibt es dieses Glas Wasser nicht mehr. Es gibt höchstens noch ein Placebo, das man zusammen mit der Aussage erhält, es habe schon vielen Menschen geholfen. Und damit kann man das Gehirn motivieren, neue Synapsen zu bilden, die Heilprozesse auslösen.
Buch und Film zeigen, wie Heilprozesse mit schamanischen Ritualen ausgelöst werden …
Es ist natürlich ebenfalls ein Ritual, wenn der Arzt vor dem Patientenbesuch den weissen Kittel anzieht. Täte er es nicht, das wurde festgestellt, hätte er 30 Prozent weniger Wirkung. Der weisse Kittel ist demzufolge eine «schamanische Massnahme».
Und was ist nach Ihrer Auffassung ein - Schamane?
Krass gesagt ist er ein Performance-Künstler. Er benutzt Unterhaltungsmethoden, er verblüfft sein Publikum, er tut alles, um eine Wirkung zu erzeugen. Er agiert dabei innerhalb seines kulturellen Rahmens. Denn es gibt Dinge, die sind in der einen Kultur wirkungsvoll, in der anderen ernten sie nur ein Lächeln. Der Schamane muss sein Publikum genau kennen, um eine maximale Wirkung zu erzielen. Mit welchen Methoden er das macht, das ist seine Kunst. Es ist wie beim Filmregisseur, dem es dank seiner Manipulationskunst gelingt, das Publikum zu faszinieren, zu schockieren, zum Weinen zu bringen. Niemand fragt, ob das Geschehen auf der Leinwand wahr sei. Alle wissen, dass Schauspieler am Werk sind. Die Wirkung zählt. Ist sie stark, erhält der Regisseur einen Oscar. Erkennt man jedoch beim Schamanen, dass alles bloss gespielt ist, dann gilt er als entlarvt. Er sei ein Scharlatan, sagt man. Das ist ein grobes Unverständnis des Schamanismus, mithin Ausdruck eines rein materiellen Weltbildes.
Sie sagen dem Leser: «Es gibt niemanden, der so tief in mich hineinschauen kann wie ich selbst.» Entlassen Sie damit nicht alle Schamanen in die Arbeitslosigkeit?
Richtig! Ein guter Schamane macht sich selbst überflüssig. Es ist wie beim Musiklehrer: Er spielt nicht selber auf der Bühne, er versucht jedoch, dem Schüler so viel beizubringen, damit dieser ihn nicht mehr braucht. Der Lehrer bringt es dem Schüler nicht bei, weil er als Lehrer es beherrscht, sondern weil er an die musikalischen Möglichkeiten des Schülers glaubt. Genauso der Schamane: Er vermittelt dem Patienten das Vertrauen ins Wissen, ein selbstheilendes Wesen zu sein. Das ist die Aufgabe des Schamanen. Sobald dieses Vertrauen erlangt ist, braucht es den Schamanen nicht mehr. Doch keine Sorge, Schamanen werden nicht arbeitslos, denn es gibt noch unzählige Menschen, die ihren Selbstheilungskräften nicht vertrauen.
«Mind over matter», der Geist sei stärker als die Materie, er beherrsche sie, das sagten die alten Weisen, das sagen auch Sie. Der - Begriff «Geistiges Heilen» fiel mehrmals. Was ist für Sie der Geist?
Einige definieren ihn als «Gott» oder als «Buddha-Natur», auch als «Allah». In der altchinesischen Kultur ist vom «Tao» die Rede, bei den amerikanischen Indianern von den «Concaschilas», und so weiter – der Geist hat also viele Namen. Eigentlich ist es unsere eigene Weisheit, unser höheres Bewusstsein, das den Geist ausmacht. Es ist unsere Verbundenheit, unser Eingebettetsein im Universum, das Einssein, das Im-All-Sein: Der Kosmos ist ja nicht leer, er ist voller Intelligenz, Liebe und Mitgefühl.
Ihr Kernthema ist das Geistige Heilen und die Anleitung zur Selbstheilung. Funktioniert das immer?
Geistiges Heilen funktioniert immer, wenn ich mit dem Geist heile, also in den Bewusstseinsprozess gehe. Dieser Prozess setzt dann ein, wenn ich erkenne, dass in Wahrheit Krankheiten und Unfälle seelische Ursachen haben. Krebs hat eine seelische Ursache, die lange vorher begonnen hat: Vielleicht passierte es in einer bestimmten Sekunde, in der ich mich gekränkt fühlte, verletzt wurde, Hass entwickelte. Das Gefühl setzte sich fest und materialisierte sich später. Ich kann nun auf der materiellen Oberfläche viel gegen Krebs tun, Falsches, auch manches Gute. Aber damit löse ich die Ursache für den Krebs nicht auf. Beim Geistigen Heilen zapfe ich das Erinnerungsvermögen meiner Seele an, die sich exakt an die fragliche Situation erinnert und die ich ins Bewusstsein hole. Dann kann ich damit arbeiten. Ich kann die Kränkung verzeihen und bereinigen. Verblüffend ist, dass in dem Moment, in dem die Ursache geklärt ist, das körperliche Symptom zu verschwinden beginnt. Mediziner sprechen dann von Spontanheilung. Und wissen nicht, was geschehen ist.
Wenn alles eine Frage der gelungenen - «Umprogrammierung» ist, werden sich einige fragen, worin denn der Sinn der Krankheit bestehe.
Darin, dass der Bewusstwerdungsprozess stattfindet und dass ich die Umprogrammierung vornehme und sie auch tatsächlich lebe. Es ist die Herausforderung, etwas Wesentliches in meinem Leben zu ändern. Ich will ja nicht krank bleiben, sondern glücklich und zufrieden sein. Um die Krankheit ändern zu können, muss ich sie verstehen. In ihrer Geschichte liegt eine Botschaft. Wenn ich sie erkenne und die Konsequenzen ziehe, dann hat die Krankheit ihre Mission erfüllt. Genauso haben (manchmal «unerklärliche») Schmerzen eine wichtige Botschaft zu vermitteln. Wenn ich sie einfach mit Chemie unterdrücke, mache ich bloss momentane Symptombekämpfung.
Wenn wir nicht mehr krank wären, woran sollten wir denn sterben?
Ich sterbe gesund; doch jeder lebende Organismus, ob Mensch, Tier oder Pflanze, ist nur für eine begrenzte Zeit geschaffen (was im Blick auf die gesamte, sich in steter Evolution befindliche Schöpfung vollkommen richtig ist). Es ist ein Moment, in dem ich sagen kann: Ich habe mit diesem Körper meine Aufgabe erfüllt. Die Entwicklungsphasen, die sich meine Seele für diesen Körper, dieses physische Leben vornahm, sind abgeschlossen. Dann gehe ich. Und ich gehe gerne. Dann ist – wie in manchen - Kulturen – der Tod ein Freudenfest.
Ganz konkret: Ich bin in Indien unterwegs und habe eine lebensbedrohende Vergiftung. Was raten Sie mir?
Das ist mir passiert. Ich war in Südindien beim Stamm der Todas. Ich trat in einen extrem giftigen Dorn. Die Todas stellten mich vor die Wahl: Willst du die Medizin des Spitals in der weit entfernten Stadt oder unsere hier? Ich vertraute ihnen. Sie gossen mir siedendheisses Wurzelöl in die Dornwunde. Damit gelang es ihnen, das Gift zu neutralisieren. Ich hatte allerdings vier Wochen lang eine Brandblase.
Ein «Glücksfall», dass Sie bei den Todas - waren. Doch was macht der Tourist Hans Müller, der in Varanasi