Globetrotter-Spirit: Reisen als Lebensschule. Группа авторов

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Название Globetrotter-Spirit: Reisen als Lebensschule
Автор произведения Группа авторов
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783280090794



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sollte sich auch an die Einheimischen wenden. Er muss sich ihnen hingeben, ausliefern, wenn er schon die Reise zu ihnen macht. Denn weshalb wollte er überhaupt nach Varanasi? Er will doch die Menschen kennenlernen, oder nicht? Das, denke ich, war zumindest seine Ausgangssituation. Wenn er sich in Varanasi vergiftet, eröffnet sich ihm eine Riesenchance, denn so lernt er die Leute und ihre Kultur am eigenen Leib kennen. Es geht dann um alles. Die Einheimischen werden ihm auch alles geben. Sie werden irgendetwas mit ihm machen, denn sie kennen das Problem. Sie haben ihre Heilmethoden und denen muss er vertrauen.

       Kommen wir zum Reisen an sich. Sie erwähnten es bereits: Die Motivation für die Reise ist wichtig.

      Das Motiv muss doch sein, Neues kennenzulernen. Wenn man nur das sucht, was man auch zu Hause hat, braucht man nicht zu verreisen. Mit allen Sinnen soll man das Neue aufnehmen. Wenn es anders ist als zu Hause, dann sollte ich eigentlich das Gefühl haben, ich bin nicht umsonst verreist.

       Wie kamen Sie selbst zum Reisen?

      Ich hatte einen Unfall, war querschnittgelähmt, lag in der Klinik und war mit dem Leben sozusagen fertig. Unsere Gesellschaft kam mir vor wie ein Fussballspiel: links gegen rechts. In der Pause gibts ein Programm, das nennt sich Kultur. Gibts ein Tor, schreien die Fans des einen Klubs, danach die anderen. Aber im Grunde ist alles derselbe Zirkus, dasselbe Bewusstsein. Das kann nicht das ganze Leben sein, dachte ich. Ich fragte mich, wie sähe denn das Bewusstsein ausserhalb des Fussballstadions aus. Innerhalb unserer Zivilisation, unabhängig vom politischen Standort, sah ich nirgendwo ein neues Bewusstsein auftauchen. Deshalb wollte ich Menschen kennenlernen, die noch nicht zivilisiert sind. Dazu stellte ich fünf Kriterien auf: Es müssten Menschen sein, die keine Elektrizität haben, keinen Zucker, kein weisses Mehl, kein Rad als Transportmittel, das heisst keine Strasse, und die noch keine Touristen gesehen haben. Ein Freund sagte mir: «Ladakh und Zanskar!» 1985 fuhren wir hin. Ich hatte ja keinerlei Vorbildung, wusste nicht, dass dort tibetische Buddhisten leben, die alles andere als unzivilisiert sind. Im Gegenteil, dieses Volk von Bauern besitzt eine grosse Weisheit: Sie wissen von der Kontinuität des Geistes und kennen den Begriff des Karmas. Das alles erwuchs mir auf dieser Reise zu neuem Bewusstsein.

       War das Ihre erste grosse Reise?

      Ja, die erste Reise ausserhalb Europas.

       Die Planung der Ladakh-Reise war der Beginn Ihrer Heilung.

      Ja, denn das Heilungsmoment setzte ein, weil es ein unglaublich starkes Motiv ist, in den unwegsamen, hohen Himalaya zu fahren, wenn man querschnittgelähmt im Rollstuhl sitzt. Das geht nicht, sagt jeder. Dabei erkannte ich ein Prinzip des Heilens, das ich immer wieder beobachte: Wenn man kein überwältigend starkes Motiv hat, um gesund zu werden, dann wird man auch nicht gesund.

       Sind Aufbruch und Reise Mittel, quasi eine schamanische Inszenierung, um Heilung zu ermöglichen?

      Das Beispiel in meinem neuen Film ist die Österreicherin mit Leberkrebs: Für ihre Reise ins Ungewisse, zum Schamanen im Amazonasgebiet, musste sie lange sparen und Widerstände in der Familie und im Ort überwinden. Mit ihrer Entschlossenheit, ein Wagnis einzugehen, befand sie sich in einem hohen energetischen Zustand und war hochmotiviert. Diese Faktoren trugen dazu bei, dass bei Reisebeginn die Hälfte der Heilung schon erfolgt war, davon bin ich überzeugt.

       Um ein Wagnis voll und ganz eingehen zu können, nicht halbherzig, hilft es, kein Return-Ticket zu haben?

      (schmunzelt) … Ja und nein. Bei der erwähnten Frau setzte die komplette Heilung am Ende des Tickets ein, zu Hause. Im Ausland hatte sie erkannt, was sie wirklich leben will. Um diese neue Lebensperspektive zu verwirklichen, musste sie nach Hause. Für sie war also die Rückkehr wichtig. Aber sie braucht nicht noch einmal wegzufliegen.

       Welche Bedeutung hat das Reisen für Sie persönlich?

      Ich muss zugeben, je öfter ich gereist bin, desto mehr schätze ich die Heimat hier. Jedes Mal wenn ich nach stundenlangen Flügen über endloses Wüstenbraun die Alpen überquerte und das Grün sah, war das eine solche Wohltat! Wenn ich mir die Lebensbedingungen in vielen unwirtlichen Ländern anschaue, so fühle ich mich hier unglaublich privilegiert. Unser gemässigtes Klima, die Fruchtbarkeit Mitteleuropas, das ist ein solches Geschenk, sodass ich mich gegenüber grossen Teilen der Menschheit sehr bevorzugt fühle.

       Ein Gefühl, das durch den Kontrast, dank der Reisen, entstehen konnte.

      Natürlich, wenn ich nicht gereist wäre, hätte ich auch nie so viel Toleranz gegenüber anderen Kulturen entwickeln können. Die meisten unserer Prinzipien sind nicht gottgegeben, sondern hängen vom jeweiligen Kulturkreis ab. Die gemeinhin als naturgegeben geglaubten Strukturen sind alle von Menschen erschaffen worden – mit bemerkenswerten Auswirkungen.

       Wo reisen Sie als Nächstes hin?

      Nirgends! (lacht) Die nächsten drei Filme drehe ich alle in Mitteleuropa.

       Thema?

      Der Arbeitstitel lautet: Wer sich heilt, hat recht. Ich habe dabei das deutsche Sprichwort «Wer heilt, hat recht» abgewandelt. Es wird eine dreiteilige Serie mit Fallbeispielen und der Synthese von Physik, Biologie, Mathematik und Geistigem Heilen. Und gleichzeitig dazu gibts ein Buch. Alles wird im April 2005 erscheinen.

       Sie halten Vorträge und Seminare zum Thema Heilen. Die Menschen kommen in Scharen. Das Bedürfnis nach Heilung ist gross. Sie scheinen für einige zum neuen Guru zu werden. Wie gehen Sie damit um?

      Ob dem so ist, weiss ich nicht. Wer bei mir im Seminar war, braucht eigentlich nicht wiederzukommen. Denn die Leute lernen, sich selbst zu heilen. Sie erfahren, dass sie selbstheilende Wesen sind. Das ist der Prozess des Seminars. Zudem baue ich keine Abhängigkeiten auf, wie man es bei vielen Seminarleitern feststellen kann, die Teilnehmer dazu drängen, mehrteilige Seminare im Wert von Tausenden Euro zu absolvieren. Dabei entsteht das Gefühl, man brauche das Umfeld des Gurus, um leben zu können. Bei mir passiert genau das Gegenteil. Es ist das Schwierigste im Leben, sein eigener Guru zu bleiben. Die Menschen sind wahnsinnig schnell bereit, Verantwortung abzugeben. Es sind nicht die Gurus, die sich auf den Thron setzen, sondern die Anhänger drängen sie hinauf. Ich sage den Seminarteilnehmern immer: Im Moment, in dem du ein Stück deiner Verantwortung abgibst, weil du glaubst, Heilung erfolge durch ein Medikament, einen Arzt oder einen Schamanen, gibst du einen Teil deiner Göttlichkeit ab.

       www.clemenskuby.de

      image Interview in Femina, Februar 1975 Gespräch 1974 mit Globetrotter Walo Kamm

       Abenteuer auf sieben Kontinenten

       Die Suche nach einer anderen, «besseren» Welt

      Was vor 20 Jahren noch als Ausnahmefall für waghalsige Exzentriker galt und vor einem Jahrzehnt als vorübergehender Modetrend der Beat Generation belächelt wurde, mauserte sich inzwischen dank Wohlstand, Hippiewelle und Pop-Subkultur zu einem weltweiten Phänomen: Weltenbummeln ist mehr als nur «ausgedehnte Ferien» – es ist zum Lebensspiel von Tausenden junger Menschen geworden. Femina sprach mit Walo Kamm, dem Chef des Globetrotter Clubs, bekannt durch seine Expeditionen und publizistische Tätigkeit.

       Wie lässt sich Ihr bisher eher unruhiges Leben charakterisieren?

      Ich bin ein Wanderer zwischen den Welten, im konkreten wie auch im übertragenen Sinn. Ich führe quasi ein Leben im Expeditionsstil – doch schliesslich ist ja unser aller Leben eine Reise ins Unbekannte, ein Abenteuer von 70 (oder 90 oder 19?) Jahren. Obwohl ich mit