Название | Sophienlust Paket 3 – Familienroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Sophienlust Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740959937 |
Sollte sie ihm sagen, wie glücklich sie war, überhaupt die Meinung eines anderen Elternteiles gehört zu haben? Wie es sie erleichterte, dass nicht nur sie Erziehungsprobleme hatte? Sie schwieg. Sie wollte nicht den Eindruck erwecken, schwach zu sein. Nicht bei diesem Mann. Hatte er nicht genug Kummer mit seiner bildschönen Frau, die ihm grollte, weil sie ein Baby bekam?
Thomas Platen tat Barbara leid. Auch er hatte das, was man gemeinhin einen Lebensgefährten nannte, aber Dinah war ihm genauso wenig eine Hilfe wie ihr Peter Knoll.
Barbara erhob sich. »Danke schön, Herr Platen. Wir wollen unseren Söhnen die Freundschaft erhalten. Ich werde alles tun, um ähnliche Vorkommnisse zu vermeiden.«
»Auch ich werde mit Kai sprechen, Frau Wirthner. Und ich werde mich bei Ihnen melden, wenn wieder etwas geschehen sollte. Ich bin jetzt gewarnt und werde Kai sorgsamer beobachten. Sollten Sie eine Frage haben, bitte, rufen Sie mich an.«
Er hielt ihre Hand eine Sekunde länger als nötig. Barbara blickte zu ihm empor, wie zu jemandem, der wie ein Fels in der Brandung steht. Sie wusste jedoch, dass er das Gleiche von ihr erhoffte.
Als sie das Haus verließ, begleitete er sie bis zur Gartenpforte.
»Meine Frau ist mit meinem Wagen davongefahren, Frau Wirthner. Leider kann ich Sie nicht nach Hause bringen.«
»Ich gehe sowieso viel lieber zu Fuß, Herr Platen.«
Nach ein paar Schritten sah Barbara sich kurz um. Er stand noch da in der Dämmerung, als überlege er, ob er ihr folgen solle. Barbara beschleunigte ihren Gang. Ihr Herz klopfte ungewöhnlich heftig.
*
Kai und Robin schoben ihre Fahrräder auf dem Fußweg entlang. Das taten sie manchmal, um Schaufenster zu betrachten. Natürlich bevorzugten sie dabei die Sport- und Schallplattengeschäfte.
Es war ein herrlicher Tag. Die Frühlingssonne schien, als müsste sie alle Blumen auf einmal hervorlocken, und in den Cafés auf der Straße saßen die wintermüden Großstädter und boten ihre noch blassen Gesichter den warmen Strahlen dar.
»Sieh mal, Kai!« Aufgeregt hatte Robin seinen Freund am Arm gepackt. »Dort sitzt der Freund von meiner Mami.«
»Wo?«, flüsterte Kai neugierig.
»Da drüben mit den beiden aufgedonnerten Miezen.«
Die beiden Jungen stellten sich hinter eine Litfasssäule und beobachteten die drei. Robins Gesicht bekam etwas Hasserfülltes. »Schon neulich habe ich Peter mit den beiden gesehen«, berichtete er mürrisch. »Er war im Hallenbad. Ich glaube, er ist mit den Mädchen befreundet. Wenn das meine Mami wüsste!«
»Warum erzählst du es ihr nicht?«, wunderte sich sein Freund und schob den Kaugummi von einer Backe in die andere.
Robin hob etwas ratlos die Achseln. »Sie nimmt ihn ja doch in Schutz«, murrte er weiter. »Sie denkt, das gehört zu seinem Beruf.«
»Komischer Beruf. Der tut doch gar nichts.«
Robin biss sich fest auf die Unterlippe. »Einmal werde ich diesen Peter Knoll richtig überwachen«, kündigte er nachdenklich an. »Irgendetwas stimmt nämlich nicht mit dem. Aber ich weiß nicht, was.« Langsam wandte er sich ab und schritt zu seinem Fahrrad zurück.
Kai folgte ihm. »Du bist mein bester Freund, Robin. Wenn ich dir helfen soll, brauchst du es nur zu sagen.«
Fast abschätzend sah Robin ihn an. »Das glaubst du doch selbst nicht. Um Peter Knoll zu überwachen, müsste ich ihm nachts nachspionieren. Traust du dir das zu?«
Sie erreichten einen belebten Platz, auf dem ein Obststand aufgebaut war. Kai kaufte zwei Bananen und gab Robin eine. Beide bissen herzhaft in die Früchte, als wäre das im Moment das Wichtigste auf der Welt. Aber der Eindruck täuschte.
»Heute Nacht um eins, Kai. Pünktlich vor meiner Tür. Schaffst du das?«
»Klar, Robin.« Kai sah ihn an, als hätte er damit einen Schwur geleistet.
»Aber versteck dich gut. Du musst dein Fahrrad vorher neben meins stellen. Dann können wir ihm besser folgen.«
»Klar.« Diesmal nickte Kai Platen noch ernster. Dabei freute er sich wie ein Schneekönig auf das bevorstehende Abenteuer.
Als Kai nach Hause kam, wurde seine Vorfreude auf die nächtliche Spionagetätigkeit jedoch schwer gebremst. Dinah Platen machte ihm nicht nur Vorwürfe wegen seines Zuspätkommens, sie zwang ihn auch noch, sie zu einer entfernten Reparaturwerkstatt zu begleiten.
Kai starrte sie empört an. »Warum denn? Was kann ich dafür, dass du Papis Wagen demolierst?«
Kai wusste, dass seine Stiefmutter an einem der letzten Abende einen geringfügigen Blechschaden beim Einfahren in die Garage verursacht hatte. Es hatte ihn mit Schadenfreude erfüllt. Er war richtig stolz auf seinen Vater gewesen, als dieser darauf bestanden hatte, dass Dinah sich selbst um die Reparatur kümmern müsse.
Das ehemalige Mannequin stand vor dem Spiegel und warf Kai einen wütenden Blick zu. »Du weißt, dass ich ein Kind erwarte, Kai. Ich bin leidend. Irgendjemand muss mich schließlich begleiten.«
»Ph!«, machte Kai und zeigte ihr flüchtig und andeutungsweise einen Piepvogel. »Ph! Du fährst doch abends oft wie verrückt durch die Gegend. Warum stört es dich dann nie, dass du allein bist?«
Dinah stampfte mit dem Fuß auf. »Wenn du nicht mitkommst, rufe ich deinen Vater an und erzähle ihm von deiner Fünf in Englisch.«
»Mahlzeit!« Kai warf ihr einen verächtlichen Blick zu, stopfte sein Mittagessen, das an diesem Tag aus einer Scheibe Brot und zwei harten Eiern bestand, in den Mund und fügte hinzu: »Gewalt ist süß, Erpressung ist fies.« Dann mopste er sich im Vorbeigehen eine Zigarette aus Dinahs Handtasche und fragte unschuldig: »Wann also geruhen Gnädigste aufzubrechen?«
Dinah war zu humorlos, um darüber zu schmunzeln. Außerdem beschäftigte sie ihr enger Rock, der weit über die Knie ausschwang. In der Taille zwickte er bereits. Sie presste die Lippen aufeinander und zog den Bauch ein. »Gleich fahren wir, Kai«, japste sie.
Der Junge beobachtete sie mit gemischten Gefühlen. Er wusste plötzlich nicht, wer ihm mehr leid tat, das winzige Geschöpf unter Dinahs Herzen, das einmal sein Halbbruder oder seine Halbschwester werden sollte, oder diese junge attraktive Frau, die zu dumm war, um sich über das aufkeimende Leben zu freuen.
»O. K. Ich komme mit.«
Die Reparaturwerkstatt lag in einem Außenbezirk. Als Kai mit seiner Stiefmutter das Büro betrat, stand eine andere junge Frau am Tresen und verhandelte mit einer Angestellten. Kais Augen wurden aufmerksam. Dieses merkwürdige Mädchen mit den pechschwarzen Haaren und dem bonbonrosa Hosenanzug aus glänzender Seide hatte er heute Mittag mit Peter Knoll gesehen. Die junge Frau war so auffällig, dass ein Irrtum ausgeschlossen war.
Neugierig trat Kai hinter sie. Er hörte, dass sie ihre Adresse angab. Als sie das Büro verließ, starrte er ihr nach.
»Kai«, tadelte Dinah ihn mit gerümpfter Nase, »solchen Mädchen starrt man nicht nach. Findest du sie etwa schön?«
Mit einem abwesenden Gesicht schüttelte er den Kopf. »Wieso, Dinah? Was ist denn das für ein Mädchen?«
»Eine Hostess oder eine Bardame«, erwiderte Dinah schnell, denn nun war sie dran.
Auf dem Heimweg nahmen sie ein Taxi, und seine Stiefmutter war nun wieder zuckersüß.
»Soll ich dich zu einem Eis einladen, Kai? Oder willst du mit mir in eine Konditorei gehen?«
»Nee.« Kai war mit seinen Gedanken ganz weit weg. Es beschäftigte ihn, dass dieses komische Mädchen einen Beruf hatte, der Dinah nicht gefiel.
»Du warst doch Mannequin, nicht wahr?«, forschte er. »Ist das eigentlich