Название | Sophienlust Paket 3 – Familienroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Sophienlust Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740959937 |
Reni von Hellendorf hob die Hand. »Manuela wird Blumen streuen«, rief sie. »Asta Berner hat es mir heute früh am Telefon gesagt.«
»Die Glückliche«, seufzte Irmela. »So eine Hochzeit ist nämlich wunderbar. Als meine Mutti zum zweitenmal heiratete, war es wie ein Märchen.«
»Erzähle uns ein bisschen, Irmela«, baten die kleinen Mädchen mit blanken Augen.
Denise ergriff Renis Hand. »Jetzt sind wir sie endlich los. Sie sind mit vergangenen und zukünftigen Hochzeiten ausreichend beschäftigt.«
Im Biedermeierzimmer war es angenehm kühl. Denise bestellte eine Limonade für Reni.
»Ihr geht auch zur Hochzeit?«, fragte Denise.
»Natürlich, Denise. Ihr doch ebenso.«
»Ja, wir wurden auch eingeladen. Ich bin unendlich glücklich über diese Verbindung.«
»Ich freue mich sehr für Asta. Sie verdient einen Mann wie den Doktor. Meinst du nicht, dass die beiden großartig zueinanderpassen?«
»Ganz gewiss, Reni. Ich finde es besonders nett, dass sie Manuela zum Blumenstreuen eingeladen haben.«
»Sie bekommt von mir ein neues Kleid dafür. Ich glaube, rosa Stickereistoff müsste ihr gut stehen.«
»Du bist oft mit Manuela und ihren Eltern beisammen?«
»Ja, wir verstehen uns sehr gut. Manuelas Eltern sparen jeden Cent, um sich bald in Spanien ein Haus bauen zu können.«
»Wahrscheinlich bleiben sie nicht bis in alle Ewigkeit hier. Manuela wird dir dann wohl doch fehlen, Reni.«
Die junge Frau lächelte. »Erstens dauert es mit dem Flugzeug nicht allzu lange bis nach Spanien, und zweitens werden wir im nächsten Jahr wieder ein Kind haben. Dann bleibt mir sowieso nicht mehr so viel Zeit, ständig nach Maibach zu fahren.«
Denise küsste Reni auf beide Wangen. »Ich wünsche dir alles, alles Gute, Reni. Bist du gekommen, um mir diese gute Nachricht zu überbringen?«
»Ja, Denise. Bodo und ich meinten, dass du die Erste sein sollst, die es erfährt. Wir möchten dich bitten, die Patenschaft zu übernehmen.«
»Von Herzen gern, Reni. Ich freue mich sehr für euch.«
»Wir sind uns sogar schon wegen des Namens einig«, gestand Reni ein bisschen verlegen. »Wenn es ein Junge wird, muss er Henrik heißen, ein Mädchen Manuela.«
»Zwei arg verschiedene Namen. Findest du nicht auch?«
»Die beiden Kinder waren meine besten Freunde in Sophienlust, Denise. Ich will an diese Zeit erinnert werden. Man soll das Leid nicht vergessen, sondern dankbar sein, wenn man Hilfe in der Not gefunden hat.«
»Hilfe in der Not«, wiederholte Denise von Schoenecker sinnend und blickte zu dem Gemälde der Sophie von Wellentin auf. »Immer wieder erfüllt sich, was Nicks Urgroßmutter wollte. Möge es so bleiben.«
Von draußen hörte man die Kinder, die laut und voller Eifer durcheinanderredeten. Die beiden Frauen lauschten den hellen Stimmen.
»Ich habe hier mein Glück wiedergefunden, Denise«, sagte Reni von Hellendorf versonnen.
»Uff!« Barbara Wirthner stellte zwei schwere Einkaufstaschen vor ihrer Wohnungstür ab. Um die Tür aufzuschließen, brauchte sie wenigstens eine freie Hand. Umständlich holte sie ihr Schlüsselbund hervor und öffnete die Tür.
»Hallo, Mami!«
Vor Barbara stand Robin, ihr zehnjähriger Sohn.
»Du bist schon da?«, fragte sie erstaunt. »Wolltest du nicht eine Radtour mit deinem neuen Freund machen?«
Robin half ihr, die schweren Taschen in die Küche zu tragen. »Doch«, erzählte er dabei. »Aber Kai durfte nicht. Seine neue Mutter ist krank. Deswegen musste er in seinem Zimmer bleiben.«
Barbaras noch junges Gesicht drückte Zweifel aus. »Bei dem schönen Wetter? Wenn ich krank wäre, würde ich mich freuen, wenn du dich in der frischen Luft austoben würdest. Egal, ob ich nun im Bett läge oder nicht.«
»Ja, duuu …« Robin steckte seine Nase neugierig in die Taschen, um zu prüfen, was seine Mami zum Sonntag eingekauft hatte. »Du bist ja schon mopsfidel. Aber die Mutter von Kai leidet immer schrecklich.«
»Was hat sie denn?« Barbara stellte zwei Flaschen Milch in den Schrank und holte eine Flasche Cognac aus der Tasche.
Robin betrachtete interessiert die Cognacflasche, antwortete aber doch: »Sie hat gar nichts. Sie kriegt ein Kind. Das ist alles.« Dann schob er den Cognac auf dem Tisch hin und her und meinte: »Du kriegst wohl wieder Besuch von Peter Knoll, nicht wahr? Der trinkt doch immer so viel. Erst vorgestern hast du eine neue Flasche Cognac gekauft. Ist die schon wieder leer?«
Eine feine Röte überzog Barbaras Wangen. Abrupt griff sie nach der Flasche, um sie ins Wohnzimmer zu tragen. Sie tat so, als habe sie die Bemerkung ihres Sohnes nicht gehört. Als sie jedoch das Wohnzimmer betrat, stolperte sie fast über den Staubsauger. Gerührt blieb sie vor dem Hindernis stehen. Robin hatte schon begonnen, die Wohnung zu putzen. Wie lieb von ihm. Und auf dem Tisch stand ein frischer Tulpenstrauß.
»Robin«, rief Barbara glücklich, »du hast ja richtig gearbeitet!«
Er war still zu ihr getreten. Verlegen steckte er seine Hände in die Hosentaschen. Unter seinem vollen mittelbraunen Haar, das ihm immer in die Stirn fiel, blickten seine dunklen Augen sie ruhig an.
»Ich kann dir schon gut helfen, Mami. Es macht mir keine Mühe. Und wenn ich größer bin, werde ich auch Auto fahren. Dann brauchst du Peter Knoll nicht mehr.«
Barbara musste schlucken. Sie wusste schon lange, dass Robin ihren Freund Peter nicht recht leiden konnte. Aber dass er ihn so wenig mochte, hätte sie nicht geahnt.
»Was hast du gegen Peter, Robin? Er ist doch immer nett zu dir.«
Robin zog einen Flunsch. »Nett schon, aber …«
»Aber?«
»Nichts, Mami.«
Langsam drehte sich Robin um und ging zurück in die Küche.
Barbara war nachdenklich stehen geblieben. Sie hielt noch immer die eben erstandene Cognacflasche in der Hand. Ja, Peter Knoll trank gern einen kräftigen Schluck. Und das sogar täglich. Aber sie konnte es ihm nicht übelnehmen. Sein hervorragendes Aussehen, sein umwerfender Charme und seine etwas leichtfertige Art bezauberten sie immer wieder. Außerdem hatte sie gelernt, die kleinen Fehler eines Mannes stillschweigend zu ertragen. Peters Hang zu alkoholischen Getränken rechnete sie auch dazu, denn irgendwann vor vielen Jahren hatte sie begriffen, dass man nicht alles im Leben haben konnte.
Was nützte ihr denn ihr gutes Aussehen, ihre heitere Art und ihr Beruf, der ihr so viel Spaß machte, wenn sie jeden Abend allein in der Wohnung saß? Sie liebte Robin über alles. Niemals hatte sie sich in den letzten zehn Jahren darüber beklagt, dass sie ihren Sohn allein aufziehen musste. Aber auch Robin wurde älter. Er besuchte jetzt im ersten Jahr das Gymnasium und hatte neue Freunde gefunden. Eines Tages würde er sie ganz verlassen. Sollte sie dann tatsächlich mutterseelenallein bleiben?
Ein stürmisches Klingeln holte Barbara in die Gegenwart zurück. Schnell stellte sie die Cognacflasche fort und eilte zur Tür. Kai Platen stand vor ihr, als sie öffnete. Das war der Junge, an den Robin sich seit einem halben Jahr besonders eng angeschlossen hatte.
Barbara musste immer lächeln, wenn Kai vor ihr stand. Obwohl er etwas größer und kräftiger war als ihr Sohn, glich er ihm, als wäre er sein älterer Bruder.