...denn ihrer ist das Himmelreich. Jost Müller-Bohn

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Название ...denn ihrer ist das Himmelreich
Автор произведения Jost Müller-Bohn
Жанр Учебная литература
Серия
Издательство Учебная литература
Год выпуска 0
isbn 9783869548739



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wird er bestimmt vor Kummer sterben.“

      „Das glaube ich auch, aber was sollen wir denn nun machen, es bleibt uns keine andere Wahl. Wir wollen zu Gott beten, dass er dem Johannes über diese traurige Nachricht weiterhilft.“ Johannes verstand jedes Wort, er hatte sein Ohr ganz dicht an die Wand neben dem Bett gepresst.

      Alles wurde noch trauriger, Johannes weinte unter seiner Bettdecke ganz bitterlich. Er konnte gar nicht einschlafen und dachte darüber nach, was er jetzt tun sollte.

      Mitten in der Nacht stand er leise auf, packte ganz still seine wenigen Sachen in ein Säckchen. Dann nahm er Tako und kletterte heimlich aus dem Fenster. Die Nacht war noch sehr kühl und in der Ferne schrie klagend eine Eule. So wanderten die beiden über ein weites Feld. Dann gelangten sie zuletzt in einen großen Wald. Jetzt begann es schon zu dämmern und die Vögel eröffneten ihr wunderschönes Morgenkonzert.

      Johannes lief mit Tako über Stock und Stein. An einem Bach ruhten sich die beiden aus. Sie tranken von dem frischen Quellwasser und aßen das letzte Brot, das sich Johannes noch aus der Speisekammer geholt hatte. So liefen sie den ganzen Tag durch den Wald. Am Abend kamen sie an eine große Waldwiese. Dort stand eine kleine Hütte, die nicht einmal ein Fenster hatte. Durch eine kleine Luke krochen die zwei in den duftenden Heuschuppen. Sie legten sich in das weiche Heu und Johannes dankte Gott für die unerwartete Unterkunft.

      Nun wollen wir auch beten: Lieber Herr Jesus, hab Dank, dass du uns immer einen Weg zeigen und nach deinem Wort helfend zur Seite stehen willst. Du hilfst auch dem kleinen Johannes und all den anderen Kindern, die keine Eltern haben. Amen.

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      16.

       März

      „Ich glaube, auch wenn ich sage: Ich werde sehr geplagt.“

      Psalm 116,10

      Johannes und Tako hatten sehr gut geschlafen. Die Drosseln sangen schon ihr Morgenlied, als die beiden erwachten. Liebevoll umarmte Johannes seinen treuen Kameraden, als er plötzlich vor der Heuhütte Schritte und das Quietschen eines Rades vernahm.

      Schnell faltete Johannes seine Hände und betete: „Lieber Gott, beschütze uns vor Unglück und neuen Gefahren. Hilf uns bitte auch jetzt!“

      An der Tür wurde geschlossen, knarrend öffnete sie sich. Ein älterer Mann mit einem alten, schmutzigen Zylinderhut starrte in die Hütte. Er hatte ganz zornige, böse Augen, eine große, lange Nase und einen schiefen Mund, aus dem zwei gelbe Zähne herausragten.

      „He, was wollt ihr hier, sauelendes Pack?! He, was fällt euch ein, euch in meinem schönen Heu herumzuwälzen. Ich will euch mit der Peitsche eure Wege lehren!“ brüllte der Alte vor Zorn.

      „Ach, guter Mann“, rief Johannes ganz erschrocken, „seid bitte nicht so böse, wir hatten uns in der Nacht verirrt und wussten nicht, wo wir schlafen sollten, weil wir ganz allein auf der Welt leben.“ „Was schert mich euer Leben, arbeite lieber, dann weißt du auch, wo du schlafen kannst. Wer weiß, ob du nicht zu irgendeinem Diebesgesindel gehörst.“ Jetzt wollte der Fremde den Jungen packen.

      „Nein, Herr“, rief Johannes ängstlich, „seid barmherzig, ich will Ihnen gerne helfen und bei Ihnen arbeiten.“

      „Du und arbeiten, so siehst du gar nicht aus!“ dabei spuckte er verächtlich auf den Boden. Also gut, ich habe heute noch viel zu transportieren, los, heraus mit euch. Wir gehen jetzt ins Dorf, um einzukaufen.“

      Der Mann lud auf seine alte Karre zwei Zentner Getreide und einen schweren Schleifstein. Dann spannte er Johannes und Tako vor das schwere Gefährt und zog mit den beiden über die Felder. „Vorwärts, ihr Strauchdiebe, zieht gefälligst besser, damit uns die Polizei nicht erwischt“, brüllte er.

      Wenn es ihm nicht schnell genug ging, dann nahm er Steinchen und warf sie nach den beiden. Johannes und Tako zogen an der Karre mit letzter Kraft. „Wenn wir uns nicht bald einmal ausruhen können, breche ich zusammen“, dachte Johannes, der schon heftige Stiche in der Herzgegend verspürte.

      „Der Teufel soll mich holen, ihr Höllenbrut, wenn es nicht gleich schneller geht!“ schrie der böse Mann.

      Bald hatten sie die Spitze einer Anhöhe erreicht. Plötzlich begann die Karre wie von selbst bergab zu rollen. Johannes und Tako sprangen flink zur Seite. Der Mann, der seine Karre und die wertvolle Ladung retten wollte, zerrte an dem Riemen, aber die Last rollte immer schneller und gefährlicher dem Abgrund zu.

      „Hilfe! Hilfe!“ schrie der Bösewicht, dann stürzte er mitsamt seinem Diebesgut in eine Bergschlucht.

      „Jetzt hat ihn der Teufel wirklich geholt“, sagte Johannes zu Tako.

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      Ja, die Menschen fluchen oft und sprechen schlimme Wünsche aus. Gott hatte Johannes und Tako wieder bewahrt. Beide rannten, so schnell sie konnten, davon.

      Wir wollen beten: Herr, du bist ein Helfer der Waisen und Witwen, du vergiltst den Bösen und richtest sie schon oft hier auf dieser Erde. Hilf uns, dass wir nie fluchen und schlechte Wege gehen. Amen.

      17.

       März

      „Unser täglich Brot gib uns heute.“

      Matthäus 6,11

      Johannes und Tako waren nun von dem bösen Mann befreit. Sie wanderten weiter über Berg und Tal. Jetzt hatten sie schon lange nichts mehr gegessen und getrunken. Beide waren so müde, dass sie nicht weitergehen konnten. Sie setzten sich auf einen Baumstamm, um ein wenig auszuruhen. Dann begann der Junge das „Vater unser“ zu beten. Ganz laut sagte er: „Unser täglich Brot gib uns heute!“

      Plötzlich kam Johannes der Gedanke: Wenn die Leute zu Gott um Brot bitten, muss es auch jemand geben, der ihnen etwas gibt. Ich muss einfach den „Brotladen des lieben Gottes“ suchen. Er machte sich nun wieder auf und wanderte mit Tako in den nächsten Ort. Während er von einer Straße zur andern ging, dachte er immer: Wo kann wohl Gottes Brotladen sein?

      Als er gerade wieder um eine Ecke bog, sah er in einem Bäckerladen ein großes Bild vom Heiland an der Tür hängen. Das muss der Brotladen unseres lieben Heilandes sein! dachte Johannes und ging in den Laden hinein. Tako hatte er draußen an einem Haken festgebunden.

      Hm, wie duftete es in dem Bäckerladen, der voller Kuchen, Torten, Brot, Brötchen und Schokolade war. Hinter dem Ladentisch stand eine freundliche Bäckersfrau.

      „Ich bin gekommen, um mir das tägliche Brot abzuholen.“

      „Ja, mein Kleiner, da bist du gerade richtig hier“, sagte die Frau. „Welches Brot und wie viel möchtest du denn haben?“ Johannes deutete auf zwei kleine Brote: „Diese beiden kleinen Brote möchte ich bitte haben.“

      „Gern, mein Junge“, sagte die gutmütige Bäckersfrau. Sie nahm die beiden Brote und wickelte sie in Papier. Johannes nahm die Brote, ging zur Tür und sagte: „Vergelt‘s Gott und schönen Dank fürs tägliche Brot.“

      „Aber, mein Junge, du hast ja vergessen zu bezahlen!“ sagte die Frau, „wer hat dich denn geschickt?“

      „Mein Vater im Himmel“, sagte der Kleine ganz schüchtern.

      „Hast du denn kein Geld?“ fragte die Frau. „Nein, meine Eltern sind tot und da hat mich mein himmlischer Vater zu Ihnen geschickt. Ich habe heute früh zu ihm gebetet und seinem Wort geglaubt.“

      „Welchem Wort?“ wollte die erstaunte Frau wissen. „Na, ,unser täglich Brot gib uns heute‘. Weil ich das Bild vom Heiland in Ihrem Laden sah, dachte ich, das muss Gottes Bäckerladen sein.“ Die Frau begann zu weinen: „Gott segne dir das Brot, mein Junge. Wenn du wieder Hunger hast, komm nur wieder, ich will dir schon etwas zu essen geben.“ Johannes sprang freudestrahlend aus dem Laden und rief: „Hier ist des lieben Gottes Bäckerladen!“

      Am