Название | Henkersmahl |
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Автор произведения | Bärbel Böcker |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783839234549 |
Max sah Regine an, und die Hoffnung, dass sie ihm zustimmte, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er fuhr fort: »Außerdem haben wir Neuigkeiten. Ein Toter aus Ehrenfeld scheint Opfer der unerklärlichen Krankheit zu sein.«
»Woher wollen Sie das denn wissen?« Barrick funkelte ihn an. Seine Geheimratsecken ließen sein Gesicht noch länglicher erscheinen, als es eh schon war.
»Aus sicherer Quelle«, erwiderte Max.
»Und um welche geht es dabei, wenn ich fragen darf?« Barricks Stimme klang beinahe spöttisch.
»Das würde ich jetzt lieber für mich behalten. Informantenschutz. Aber ich gehe davon aus, dass Sie das spätestens übermorgen in der Zeitung lesen werden.« Max’ Antwort war schroffer als nötig ausgefallen.
»Die Quelle wollen Sie also nicht nennen und wir können sie auch nicht benutzen«, stellte Barrick fest. »Treu und Glauben als Basis der Sendung? Dafür riskiere ich nicht den Kopf bei der Programmdirektion.«
»Moment mal, Herr Barrick. Wenn wir die Sendung machen, dann wird die Quelle sogar mit auf dem Talksofa sitzen«, versetzte Max.
Regine schritt ein: »Woher stammen die Informationen, Max, und wer ist dein geheimnisvoller Talkgast?«
»O. k.« Max verzog das Gesicht. »Eddie Klump vom Kölner Blick. Er weiß eine Menge und war sogar auf der Party, auf der der junge Mann starb.«
»Dieser windige Boulevard-Journalist«, erregte Barrick sich. »Dem ist doch jede Lüge recht, um sich bei uns in die Sendung zu schleichen.« Barrick, bereits Ende 50, kam tatsächlich in Fahrt. »Machen Sie die Sache wasserdicht. Kommen Sie mir nicht mit diesem Klump und bringen Sie mir klare Belege, dann reden wir weiter.«
Max schluckte. »Da ist noch etwas. Florian Halstaff und ich haben heute Morgen per Anruf auf dem Handy eine Drohung erhalten. Wenn wir die Sendung nicht kippen würden, müssten wir mit dem Schlimmsten rechnen. Was immer das auch heißen mag.«
Max und Florian sahen Barrick erwartungsvoll an, gespannt, wie er auf diese Mitteilung reagieren würde.
Barrick stutzte einen Moment. »Sie nehmen das doch nicht etwa ernst?«
»Auf jeden Fall so ernst, dass wir die Sendung unbedingt machen sollten. Nun erst recht.« Max drehte sich zu Florian, der nachdrücklich nickte.
»Keine Frage.«
»In diesem Fall gebietet allein meine Fürsorgepflicht, Ihnen die Sendung zu untersagen«, erwiderte Barrick ironisch. »Nicht, dass Ihnen etwas zustößt. Sie wissen ja, für solche Fälle sind wir beim Sender nicht versichert.«
Max starrte Barrick an und schwieg. Jetzt schaltete sich Regine ein, die wie immer in einem dunklen Designerkostüm am Tisch saß, das ihr halblanges blondes Haar perfekt kontrastierte.
»Wie auch immer, fest steht, dass uns die Gäste aus der Politik abgesprungen sind. Das Problem haben wir in jedem Fall und die Chancen, so kurzfristig hochkarätigen Ersatz zu bekommen, stehen schlecht. Die haben uns nur Mitarbeiter aus dem Mittelbau anzubieten.«
Florian und Max sahen sich an. Die beiden anderen Redakteure sagten keinen Ton.
Schließlich unternahm Max einen letzten Versuch. »Vielleicht lässt sich ja doch noch was machen. Persönliche Kontakte ins Ministerium gibt es doch, oder?« Er wandte sich fragend an Florian.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Meine Mutter hat Drähte dorthin. Aber wir könnten auch schlicht und ergreifend eine ganz offizielle Anfrage an den Direktor der Uniklinik richten, der wäre als Talkgast auch gut geeignet.«
»Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert«, versetzte Max und sah seine Chefin erwartungsvoll an. »Wir sollten nicht so schnell aufgeben.«
Es entstand eine kurze Pause. Die anderen beiden Redakteure, Katja und Curt, schwiegen nach wie vor. Regine rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her und schlug die Beine übereinander. Florian bemerkte, dass sie mit ihrem linken Fuß auf und ab wippte. Sie sah einen Moment lang Barrick an, wie um in seinen Gesichtszügen nach Anzeichen für einen eventuellen Meinungsumschwung zu suchen und zündete sich eine weitere Zigarette an, bevor sie abschließend sagte: »Danke für das Angebot. Dennoch, es bleibt dabei, wir machen die Sendung zum Thema Jugendbanden.«
»Frau Liebermann und ich sind einer Meinung.« Hermann Barrick legte in einer entschiedenen Geste seinen Stift, den er in der Hand gehalten hatte, weit vor sich auf den Tisch. Florian kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass dies das Zeichen dafür war, dass die Debatte nun beendet sei.
Max rang um Selbstbeherrschung. Er hatte sich vom Stuhl erhoben und beugte sich vor: »Vermutlich hätten Sie zwischen den Talks zur Bandenkriminalität in Nordrhein-Westfalen gern etwas Militärmusik zur Auflockerung, oder?«
Barrick erwiderte trocken: »Gar keine schlechte Idee, sollten Sie sich direkt drum kümmern.«
»Zu kurzfristig«, sagte Max knapp.
»Und mit Kontakten zur Big Band der Bundeswehr kann ich leider nicht dienen«, ergänzte Florian.
»Dann bemühen Sie sich darum. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse.« Barrick sah Max und Florian an, griff seine Aktentasche, verabschiedete sich knapp von Regine und verließ mit steifen Schritten das Zimmer.
6
Während Florian und Max nach der Redaktionskonferenz nur widerwillig an ihre Schreibtische am Hansaring in Köln zurückkehrten, hatte Burkhard Weidner den seinen in der Stiftsstraße in Mainz gerade verlassen. Derzeit lief er, die Hände tief in den Taschen seines dunklen Trenchcoats vergraben, stumm neben seinem Sohn am Kölner Konrad-Adenauer-Ufer entlang. Gerade hatte er für die Strecke Mainz–Köln auf der A3 nur knapp zwei Stunden gebraucht, er war gerast, und die längere Abwesenheit von seinem Schreibtisch erschien ihm mit Blick auf Tims Treiben absolut gerechtfertigt. Die Hohenzollernbrücke im Rücken glitt Burkhard Weidners Blick über den Rhein, den er so liebte, er hoffte, dass der Strom in diesem Jahr nicht wieder zu einem Höchststand von mehr als zehn Metern anschwoll. Rhein-Hochwasser stellte für einen Großteil der Bevölkerung eine echte Katastrophe dar, und wenn er daran dachte, war Burkhard Weidner froh, nicht mehr in Köln, sondern in Mainz zu wohnen. 1995 hatte es sie in ihrer Wohnung in der Kölner Altstadt ganz schön erwischt. Er und seine Frau waren vor einigen Jahren aus beruflichen Gründen umgezogen, aber Tim, ihr Sohn, war in Köln geblieben. Mit prüfendem Blick erkannte Burkhard Weidner, dass der Rhein wegen der Regenfälle der vergangenen Tage schon wieder einen erhöhten Wasserpegel erreicht hatte, aber noch sah alles recht harmlos aus.
Da er sich nicht aufregen wollte, boten ihm die Gedanken an das Hochwasser eine willkommene Ablenkung. Denn was Tim, der seine Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden trug, ihm eben eröffnet hatte, hatte ihn regelrecht geschockt. Er musste den richtigen Ton finden. Wenn er anfing zu brüllen, würde das Verhältnis, das er so mühsam wieder einigermaßen hergestellt hatte, erneuten Schaden nehmen. Mit aller Selbstbeherrschung, die er aufbringen konnte, fragte er: »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Glaubst du, das würde irgendetwas bringen?«
Tim sah seinen Vater von der Seite an und antwortete, bereits aufbrausend. »Natürlich, sonst hätte ich es ja nicht gemacht.«
»Schrei nicht so.« Burkhard Weidner, der heute eine Baskenmütze aufgesetzt hatte, weil er sich bei den Temperaturen schnell eine Erkältung zuzog, packte seinen Sohn hart am Ärmel. »Wir sind nicht die Einzigen hier. Leiser, Mensch.« Nervös rückte er die Mütze zurecht, die schräg auf dem Kopf saß und seine spärlichen grauen Haare knapp bedeckte. Aber die zwei älteren Frauen, die einige Meter vor ihnen gingen, hatten sich nicht einmal