Название | Die großen Western Classic 47 – Western |
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Автор произведения | G.F. Barner |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die großen Western Classic |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740967888 |
»Stimmt«, stieß Blunt erregt hervor und vergaß seine juckenden Oberschenkel und den verdammten Schweiß. »Alle Wetter, Groccer, du wirst dich da oben umsehen, verstanden? Fragt dich einer, was du da oben willst, dann sagst du, du hättest noch nie eine Mine besichtigt, klar? Los, vorwärts, ich will mir die Lage der Häuser einprägen, wir reiten hinunter zur alten Mailroute.«
Bis jetzt hatte es Blunt vermieden, auf der alten Poststraße zu reiten. Kelly mußte sie nehmen, und je weniger Spuren der Ranger sah, desto besser würde es für Blunts Pläne sein.
Blunt trieb sein Pferd an, ritt jedoch nicht gleich von den Vorhügeln herunter, sondern blieb so lange auf ihnen, bis er den Weg und die Häuser von Dalesville vom Hügel aus einsehen konnte. Er hielt erneut an. Von dieser Stelle aus sah er alles, und er stieß einen kurzen Pfiff aus, als er den Wasserturm mit seinem riesigen hölzernen Wasserfaß betrachtete.
Dalesville wurde vom alten Postkutschenweg in zwei Teile getrennt. Die Mailroute lief mitten durch die Reihen der Häuser und Hütten. Die meisten Hütten waren verschwunden. Man sah nur noch die Stümpfe der Eckbalken aus dem Boden ragen. Die knochentrockenen, in der Sonne ausgedörrten Bretterbuden waren zu Brennholz verfeuert, die Balken abgesägt und nur noch die größeren Häuser standen.
Von den ehemaligen Diggerhütten gab es nur noch ein halbes Dutzend. Es waren keine dreißig Häuser mehr. Nur aus drei Schornsteinen stieg der Rauch zum Himmel. Der Rauch war das einzige, was ein scharfes Auge entdecken konnte, wenn man von Südwesten kam.
Ganz rechts und dort, wo die Mailroute schon nach Norden herumschwang, erhob sich die alte Mail-Station, eins der sechs doppelstöckigen Gebäude. Dort hauste der alte Dale, den viele für verrückt hielten. Der kleine, magere Mann war einmal erfolgreich gewesen und auf Silber gestoßen. Damals hatte die Entdeckung Dales einen Boom ausgelöst, Dale die Schurfrechte an die Minenbosse verkauft und sich das Mailrecht gesichert.
»So dumm ist der gar nicht gewesen«, brummte Blunt, dessen Blick über den völlig intakten Corral hinter Dales Mietstall glitt. »An der Konzession hat er mehr verdient als alle anderen Narren, die auf den Silberfund ihres Lebens gehofft haben, wetten? Als Posthalter, Mietstallbesitzer, Hotelier und Eigentümer des General-Stores muß er mächtig Geld gemacht haben.«
»Und was hat ihm das geholfen?« fragte Temple grinsend. »Er ist verrückt geworden und kriecht den ganzen Tag in den Bergen umher, weil er sich einbildet, er findet noch mal eine Ader. Hier leben doch nur Verrückte oder Alte, die zu gebrechlich sind, um noch mal etwas anzufangen. Boß, vom Wasserturm aus beherrscht man mit einem Gewehr das ganze Nest, oder?«
»Ja«, antwortete Blunt nachdenklich. »Sicher stimmt das, Mann, aber denke an den verdammten Hund. Das Ungeheuer wittert jeden, der auf dem Turm hinter dem Faß steckt. Wenn Kelly kommt, darf niemand auf dem Turm sein, das ist viel zu gefährlich.
Nein, wir müssen in die Häuser, die ohnehin bewohnt sind. Das Teufelsvieh kann nur Menschen wittern – ob bewaffnete oder friedliche, kann es auch nicht unterscheiden. Da links…«
Blunt deutete auf den ehemaligen Drugstore links der Straße. Aus dem Schornstein des Hauses mit dem falschen Giebel, der ein zusätzliches Stockwerk vortäuschen sollte, stieg eine dünne Rauchfahne. Dort wohnten noch Leute.
Genauso war es rechts am alten Haus der Minenverwaltung. Wer in die Stadt kam, mußte an beiden Häusern vorbei. Danach hatte er noch hundertfünfzig Schritt bis um die Straßenbiegung zu Dales alter Mailstation zu reiten.
Gegenüber von Dales Station lag das Eckhaus von Felipe Suarez. Der alte Suarez war geblieben, weil ihm die Agavenfelder im Osten gehörten und seine Schnapsbrennerei immer noch genug einbrachte. Er zockelte nach Uvalde, Brackettville und sogar bis nach San Antonio hinüber. Für Suarez hieß Dalesville immer noch La Soledad – er war schon vor Dale hier gewesen, und er hatte beschlossen, hier zu sterben.
»Die vier Häuser«, sagte Blunt mit einem schiefen Grinsen, »liegen genau richtig. In jedem Haus ein Gewehr – und dann will ich den sehen, der um die Biegung kommt, ohne daß er tot vom Gaul kippt. Verdammt guter Blick von hier aus – so sieht man alles und kann sich vorstellen, wie Kelly in die Falle reitet.
Nein, wir brauchen niemand auf dem Turm hinter der Tonne, wenn Kelly auftaucht. Ein Mann in der Heuluke der Mietstallscheune reicht. Der braucht nur abzudrücken, wenn Kelly an der Biegung und mitten auf der Main-Street ist. Danach schießen alle, und der verdammte menschliche, Spürhund ist ein Sieb, ehe er auch nur drei Längen mit seinem Gaul zurücklegen kann.«
John Blunt wußte jetzt, was er zu tun hatte. Ritt Tom Kelly in die Falle, war er verloren.
»Weiter!« befahl Blunt mit einem hämischen Grinsen. »Diesmal hat Kelly keine Chance. Vergeßt nur nicht, daß wir auf Harris und Crossman warten, verstanden? Verwechselt mir bloß die Namen nicht und nennt sie aus Versehen Pierce und Harrison. Es ist nicht sicher, ob Dale oder der alte Rusty etwas von Pierce oder Harrison gehört haben.«
Er ritt an und war beinahe unten am Weg, als Temple hinter ihm keuchte:
»Boß, Boß, sieh mal unter das Remisendach am Dalesville-Hotel. Schnell, Boß, schnell, sonst siehst du das Mistvieh nicht mehr. Da steht der gehörnte Ziegenbock, das Maultier des Alten.«
Blunt kniff die Lider zusammen und ritt langsamer. Kein Zweifel, dort stand Old Rustys Maultier. Der Alte war also da – und er hatte sein Maultier wie üblich nicht neben Pferden angebunden oder es in den Corral getrieben.
»Tatsächlich«, knurrte John Blunt. »Da ist das Ungeheuer ja. He, was hat Pierce gesagt, wann hat der alte Dale Geburtstag?«
»Gestern«, antwortete Groccer. »Sollte mich wundern, wenn die beiden alten Burschen nicht anständig gefeiert haben. Rusty soll Dale ein paar Jahre nicht gesehen haben.«
»Dann haben sie bestimmt ordentlich in die Flasche gesehen«, meinte Blunt. »Also, ganz friedlich und freundlich – Dale weiß nur, daß ich Viehhändler bin und in San Antonio und Sonora zwei Ankaufsstellen habe. Er wird sich kaum darüber wundern, wenn ich hier auf einen anderen Händler warten will. Und der alte Rusty kann nicht auf die Idee kommen, daß ich in Wahrheit hinter dem Ranger her bin. Toomey ist klug genug gewesen, von einem reichen Mexikaner zu reden, als würde der Alte erst beim Auftauchen eines Greasers mißtrauisch werden. Benehmt euch so lange anständig und friedlich, bis wir die Maske fallen lassen, verstanden?«
Er wußte, sein Spiel würde laufen und erfolgreich sein. Man nannte ihn nicht umsonst »El Jugador«, den Spieler. Das Spiel mußte für Tom Kelly, den verhaßten Ranger, tödlich enden. Mochte der alte Tuffy auch noch so gerissen sein, er konnte nicht auf die Idee kommen, daß er zum Lockvogel von John Blunt werden sollte. Er würde erst sein Geld und danach sein Leben verlieren – er und alle anderen Leute, die jetzt noch in Dalesville lebten. Verließ Blunt das Nest, würde es wirklich eine Totenstadt sein, deren Bewohner spurlos verschwunden waren.
*
Der hagere Groccer ging wie immer voraus, wenn er und Temple mit Blunt unterwegs waren. Groccer trat durch die sperrangelweit geöffnete Tür von Dales Saloon, während Blunt noch vor der Tür stehenblieb. John Blunt starrte kopfschüttelnd zu dem großen Schild empor, dessen Farbe und Schrift erst vor kurzer Zeit erneuert worden sein konnten.
Dort stand, als wäre Dalesville keine Totenstadt und lebten hier dreihundert Leute, die Handel und Wandel trieben:
US. Mail Office. Station-Saloon und Hotel
Samuel J. Dale – Besitzer –
John Blunt studierte die Schrift, sah sich dann nach Temple um und warf ihm einen alles sagenden Blick zu. Dale mußte tatsächlich verrückt geworden sein. Er hatte nicht nur das Schild neu gestrichen und bemalt, auch die Fassade des fünfzehn Schritt langen und zweistöckigen Hauses war geweißt worden. Selbst die Stützpfosten des Vorbaudaches hatten frische Farbe bekommen.
Es