Название | Die großen Western Classic 47 – Western |
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Автор произведения | G.F. Barner |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die großen Western Classic |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740967888 |
»Was starrst du mich so an?« knurrte Blunt giftig. »Antworte schon, Mann. Nun gut, dann werde ich dir die Antwort geben, wenn du nicht schnell genug denken kannst: Kelly wird sich Sorgen machen. Taucht der Alte nicht spätestens am nächsten Morgen auf, jagt Kelly nach Dalesville. Und was ist Dalesville, Mann?«
»Eine Totenstadt«, erwiderte Pierce knapp, der sich nun wieder ganz in der Gewalt hatte. »Früher hieß das Nest La Soledad, die Einsamkeit. Man fand dort Silber. Der Mann, der es entdeckt hat, ist der Freund des Alten – Samuel Dale. Nach ihm hat man das Nest umgetauft.«
»Aha, ich staune«, stieß Blunt höhnend hervor. »Wahrhaftig, du weißt mal etwas, Pierce. Ja, so ist es. Du kennst das Nest?«
»Einmal durchgeritten, einmal vorbei, aber ich habe keine Seele gesehen.«
»Das ist sehr gut«, rieb sich Blunt die Hände. Er schien seinen Schock überwunden zu haben und die gute Laune wiederzugewinnen.
»Dale kennt mich ganz gut, auch Groccer und Temple, deine Revolverschwingerfreunde. Oha, beleidigt, Pierce?«
»Ja«, gab Pierce finster zurück. »Von mir aus kannst du Groccer,
Temple und Harrison Revolverschwinger nennen, aber nenne sie nicht meine Freunde. Sie arbeiten für dich, sind schnell und tun alles, was du befiehlst, aber…«
»Aber du bist etwas Besonderes, was?« lachte Blunt spöttisch auf. »Schon gut, schon gut, Pierce. Der Ehrenkodex eines Revolvermannes, ich verstehe, mein Freund. Du bist mein Leibwächter, doch sie sind das auch, wenn auch auf andere Weise. In Ordnung, Mann, reden wir nicht mehr darüber.
Also, Pierce, ich werde mit Groccer und Temple nach Dalesville reiten und Dale erzählen, ich hätte hier eine Verabredung mit Viehhändlern aus dem tiefen Süden. Es gibt da unten zwei, die hier niemand kennt – Harris und Crossman.«
Pierce schwieg. Er haßte es, wenn man ihn mit den anderen harten Burschen auf eine Stufe stellte. Sie schossen ohne Anruf auf jemand – etwas, was er niemals getan hatte und tun würde.
»Du wirst Crossman spielen. Harrison – sieh einer an, das paßt ja beinahe – wird Harris sein. Ihr trefft einen Tag später ein. Ja, einen Tag, das ist gut, dann kann ich so tun, als hätte ich Langeweile und mit dem Alten ein Spielchen machen.«
»So ist das«, murmelte Pierce. »Hier in Mexiko nennen sie dich ›El Jugador‹, den Spieler, aber Old Rusty, habe ich gehört, soll ein ausgefuchster Kartentrickser sein. Du willst ihn gewinnen lassen, dann rupfen und ihn so festhalten, oder?«
»Wenn nicht so, dann mit Gewalt«, antwortete John Blunt mit funkelnden Augen.
»Pierce, wenn du mit Harris nach Dalesville kommst, werdet ihr wie echte Händler aussehen. Das Geld für neue Sachen und harmlose Halfter und Revolver stecke ich noch in die Sache.
Pierce, Mann, ich hätte es längst selbst in die Hand nehmen sollen, verstehst du? Kelly reitet ahnungslos nach Dalesville, die Falle schnappt zu, und er kommt nicht mehr heraus.«
Pierce biß sich auf die Lippen, das war seine einzige Antwort. Er hatte vorgehabt, nur noch wenige Wochen bei Blunt zu bleiben, sich dann von ihm zu trennen und dorthin zu gehen, wohin es ihn immer gezogen hatte – weit fort von Oregon.
»Was ist?« keuchte Blunt erregt. »Willst du etwa kneifen? Pierce, ich sage dir, du brauchst nicht auf den Ranger zu feuern, wenn du das nicht willst. Harrison, Groccer und Temple blasen den Kerl in Stücke. Du bist nur zu meinem Schutz da, also…«
»Der Hund«, gab Pierce zu bedenken. »Blunt, du vergißt, daß er jeden wittert, der im Hinterhalt liegt.«
»Unsinn«, wehrte Blunt ab. »Mann, wenn ich mich nicht irre, wohnen in Dalesville außer Dale nur noch drei Familien. Diese Leute werden Besuch bekommen – ich stelle meine Burschen in ihren Häusern hinter Fenster oder Türen. Was will der Hund dann noch wittern, frage ich dich? Es wird wirklich eine leichte Sache, Mann. Der Alte dient mir als Lockvogel, verstehst du? Was ist mit dir los, Pierce? Hast du vielleicht einen Grund zu kneifen?«
Die Hölle, dachte Adam Pierce beklommen, wenn ich mich weigere mitzureiten, denkt der teuflisch schlaue Halunke darüber nach. Und will es der Teufel, kommt er noch auf die Idee, daß ich Kilroys anderthalbtausend Dollar Blutgeld habe. Ich muß mitreiten oder ich verderbe mir alles. Der dicke Hundesohn ist wahnsinnig.
»Ja, ich habe einen Grund«, sagte er verbissen. »Zwei Pistoleros und ein hartgesottener, gewissenloser Schurke wie Kilroy haben es nicht geschafft, Kelly über den Jordan zu schicken. Ich habe das verdammte Gefühl, du solltest die Finger davon lassen. Und mein Gefühl hat mich selten getrogen, Blunt.«
»Gefühl – Gefühl«, sagte John Blunt wegwerfend. »Wissen und berechnen muß man alles. Oder habe ich nicht für Tyler Coburn gedacht, die Pläne für seine Überfälle drüben ausgearbeitet? Ist vielleicht einmal etwas schiefgegangen, Pierce? Ich sage dir, das wird leichter als du annimmst.
Wenn Kelly kommt und zum Beispiel das verdammte Maultier des Alten bepackt vor Dales Palast stehen sieht, schöpft er gar keinen Verdacht. Er wird denken, daß der Alte gewaltig gefeiert hat. Und das ist bei dem alten Burschen möglich. Er kann saufen wie ein Loch, Pierce, da geht nichts schief, diesmal nicht.«
»Wenn du das meinst?« zweifelte
Pierce. »Also gut, Harrison und ich kommen erst am nächsten Tag. Noch etwas, Blunt?«
»Wir besorgen gleich neue Sachen für euch. Danach kannst du dich ausschlafen, Pierce«, brummte Blunt. »Ich breche mit Groccer und Temple nachts auf, da reitet es sich bequemer. Ich sage dir, ich werde Kelly sogar lebend erwischen.«
»So?« murmelte Pierce. »Und was dann?«
»Dann schaffe ich ihn herüber und hänge ihn eigenhändig auf.«
Pierce sah Blunt kurz an.
Er ist verrückt, dachte Pierce, wenn ich schon so ein verdammtes Gefühl in mir habe, aber bis jetzt ist dem Kerl alles gelungen.
*
Als Groccer rief, fuhr Blunt im Sattel zusammen. John Blunt taten sämtliche Knochen weh, denn er war keinen langen Ritt mehr gewohnt. Sonst war er immer mit dem Wagen unterwegs.
»Verdammte Hitze«, knurrte Blunt unwirsch. »Groccer, was willst du? Teufel, ich schwitze wie ein Ochse.«
Blunt saß jetzt bereits zwölf Stunden im Sattel. Zwar war er in den ersten Nachtstunden aufgebrochen, doch nun sengte die Sonne seit fünf Stunden auf ihn herab. Seine Schenkel brannten innen wie Feuer, das Hemd klebte an seinem Körper, und er hatte die gute Laune längst verloren, obgleich er allen Grund hatte, sich über die Genialität seines Planes zu freuen.
»Wir sind hier hoch genug, Boß«, erwiderte Groccer. Der hagere Mann hatte sein Pferd angehalten und auch das Ersatzpferd zum Stehen gebracht. »Es ist doch gut, daß wir keinen Wagen genommen haben, die Spuren sind tagelang zu sehen.
Boß, sieh nach halbrechts, da liegt das Nest. Ein verdammter anderer Anblick, als wenn man durch das Tal hinkommt. Von hier aus kann man erst richtig erkennen, wie dicht Dalesville unter der Bergflanke im Tal liegt. Mir ist noch nie aufgefallen, daß der alte Förderturm der Minenanlage auf der Bergflanke so hoch über die Vorhügel hinwegsieht.«
Blunt hielt an. Er war keine Meile mehr von Dalesville entfernt und mußte nun Groccer recht geben. Obwohl Blunt ein dutzendmal in Dalesville gewesen oder doch zumindest durchgefahren war, hatte er nie auf die Lage der Gebäude geachtet.
»Links«, erklärte Groccer. »Sieh dir den Förderturm der alten Soledad-Mine an, Boß. Wenn dort oben einer sitzt, dann blickt er glatt über die Vorhügel hier hinweg. Ich wette, der kann jeden ausmachen, der noch sieben bis acht Meilen von Dalesville entfernt ist.«
Dalesville lag am Südhang der Pecan Mountains. Man entdeckte das Nest erst, wenn man um die nördlichen Ausläufer der Berge war. Nicht viel anders war es, näherte man sich von Südwesten.
Vor Dalesville,