Название | Der Sieg des Islams |
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Автор произведения | Eduard Gibbon |
Жанр | Религиозные тексты |
Серия | |
Издательство | Религиозные тексты |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788075838438 |
Der Preis war seines Ehrgeizes nicht unwürdig. Fern vom Hofe und an der Spitze einer großen Hauptstadt hatte der Patriarch von Alexandria, wie er nun hieß, sich allmählich die Stellung und Herrschaft einer weltlichen Obrigkeit angemaßt. Er verwaltete nach eigenem Ermessen die öffentlichen wie die privaten Wohltätigkeitsanstalten der Stadt. Seine Stimme entflammte oder beschwichtigte die Leidenschaften der Menge. Die zahlreichen und fanatischen Parabolanen, durch ihre tägliche Arbeit mit dem Tode vertraut, gehorchten blind seinen Befehlen, und die Präfekten von Ägypten wurden durch die zeitliche Macht dieser Pontifices eingeschüchtert oder gereizt. Von glühendem Eifer für die Verfolgung der Ketzer beseelt, begann Cyrill seine Regierung mit der Unterdrückung der Novatianer, der unschuldigsten und harmlosesten aller Sektierer. Die Untersagung ihrer Religionsübungen erschien in seinen Augen als gerechte und verdienstliche Tat, und er nahm ihre heiligen Gefässe weg, ohne zu fürchten, die Schuld des Kirchenraubes auf sich zu laden. Die Duldung, ja selbst die Vorrechte der Juden, deren Zahl bis auf vierzigtausend gestiegen war, waren durch die Gesetze der Cäsaren und der Ptolemäer durch sieben Jahrhunderte seit Gründung von Alexandria gesichert. Ohne irgendein richterliches Urteil, ohne irgendeinen kaiserlichen Befehl führte der Patriarch bei Tagesanbruch aufrührerische Scharen zum Sturme gegen die Synagogen. Die unbewaffneten und unvorbereiteten Juden vermochten keinen Widerstand zu leisten. Ihre Tempel wurden dem Erdboden gleichgemacht, und nachdem der bischöfliche Krieger seine Truppen mit der Plünderung ihrer Habe belohnt hatte, jagte er den Rest des ungläubigen Volkes aus der Stadt. Vielleicht durfte er sich als Entschuldigung seiner Tat auf ihren Wohlstand, ihren Hochmut und ihren tödlichen Haß gegen die Christen berufen, deren Blut erst kürzlich in einem boshaft oder zufällig angezettelten Tumulte vergossen worden war. Solche Verbrechen hätte die Obrigkeit ahnden sollen; allein bei diesem verworrenen Angriff wurden die Unschuldigen mit den Schuldigen vermengt, und Alexandria war um eine reiche und tätige Kolonie ärmer. Cyrills Eifer setzte ihn der Strenge des julischen Gesetzes aus, aber unter einer schwachen Regierung und in einem frommgläubigen Zeitalter war er der Straflosigkeit, ja selbst des Lobes sicher. Orestes klagte; allein seine gerechten Klagen wurden von den Ministern des Theodosius zu schnell vergessen, und zu sehr gedachte ihrer der Priester, der vorgab, dem Präfekten von Ägypten zu verzeihen, jedoch fortfuhr, ihn zu hassen. Als er durch die Straßen fuhr, wurde er in seinem Wagen von einem Haufen von fünfhundert nitrischen Mönchen angefallen; seine Leibwachen flohen vor diesen Furien. Seine Beteuerungen, daß er ein rechtgläubiger Christ wäre, wurden mit einem Steinhagel beantwortet, und Blut strömte über das Antlitz des Orestes. Die treuen Bürger von Alexandria eilten zu seiner Rettung herbei, und er befriedigte auf der Stelle seine gerechte Rache gegen den Mönch, von dem er verwundet worden war. Ammonius starb unter der Geißel des Liktors. Auf Cyrills Befehl wurde seine Leiche vom Boden aufgehoben und in feierlichem Zuge nach der Kathedrale überführt. Der Name Ammonius wurde in Thaumasius, der Wundervolle, umgewandelt; sein Grab wurde mit den Trophäen des Märtyrertums geschmückt, und der Patriarch bestieg die Kanzel, um die Hochherzigkeit eines Mörders und Rebellen zu preisen. Solche Ehren begeisterten die Gläubigen, unter der Fahne des Heiligen zu kämpfen und zu sterben, und bald darauf stiftete er die Ermordung einer Jungfrau an, die sich zur griechischen Religion bekannte und eine Freundin des Orestes war, oder er tat wenigstens nichts dagegen. Hypatia, die Tochter des Mathematikers Theon, war in die Studien ihres Vaters eingeweiht; ihre gelehrten Kommentare erläuterten die Geometrie des Apollonius und Diophantus, und sie lehrte sowohl in Athen als in Alexandria öffentlich die Philosophie des Plato und des Aristoteles. In der Blüte der Schönheit und der Reife der Weisheit wies sie ihre Anbeter ab und unterrichtete ihre Schüler; die durch Rang oder Verdienst ausgezeichneten Personen brannten darauf, die philosophische Jungfrau zu besuchen. Doch Cyrill sah mit neidischen Blicken den prachtvollen Zug von Pferden und Sklaven, die sich vor der Türe ihrer Akademie drängten. Unter den Christen wurde bald das Gerücht verbreitet, daß Theons Tochter das einzige Hindernis der Aussöhnung des Präfekten mit dem Erzbischof wäre, und dieses Hindernis wurde daher aus dem Wege geräumt. An einem unheilvollen Tage in der heiligen Fastenzeit wurde Hypatia aus ihrem Wagen gerissen, nackt ausgezogen, in die Kirche geschleppt und von dem Lektor Peter und einem Haufen wilder und blutdürstiger Schwärmer unmenschlich geschlachtet; das Fleisch wurde mit scharfen Austernschalen von ihren Knochen geschabt und ihre zuckenden Gliedmaßen in die Flammen geworfen. Geschenke taten zur rechten Zeit der Untersuchung und Strafe Einhalt, aber die Ermordung der Hypatia hat den Charakter und die Religion Cyrills von Alexandria mit unauslöschlichem Makel befleckt.
Im Aberglauben befangen, verzieh man vielleicht leichter den Mord einer Jungfrau als die Verbannung eines Heiligen, und Cyrill hatte indes seinen Oheim zu der rechtlosen Synode der Eiche begleitet. Als das Andenken des Chrysostomus wieder hergestellt und geheiligt wurde, verteidigte Theophilus' Neffe an der Spitze einer verlöschenden Partei die Richtigkeit seines Urteils; erst nach langem Zögern und hartnäckigem Widerstände fügte er sich dem einmütigen Willen der katholischen Welt. Seine Feindschaft gegen die byzantinischen Patriarchen war überlegt und eigenmäßig, keineswegs aber ein zufälliger Ausbruch der Leidenschaft; er beneidete sie um ihre glückliche Stellung im Glänze des kaiserlichen Hofes und fürchtete ihren zügellosen Ehrgeiz, mit dem sie die Metropoliten von Europa und Asien unterdrückten, Eingriffe in die Sprengel von Antiochia und Alexandria machten und ihre geistliche Gerichtsbarkeit bis an die Grenzen des Reiches ausdehnten. Die andauernde Mäßigung des Attikus, des milden Usurpators des Thrones des Chrysostomus, unterbrach die Feindseligkeiten der orientalischen Patriarchen, bis Cyrill endlich durch die Erhebung eines seiner Achtung und seines Hasses würdigen Nebenbuhlers gereizt wurde. Nach der kurzen und unruhigen Regierung des Bischofs Sisinnius von Konstantinopel wurden die Parteien der Geistlichkeit und des Volkes durch die Wahl des Kaisers vereint, der diesmal einen verdienstvollen Fremden berief (428). Nestorius, in Germanicia geboren und Mönch in Antiochia, empfahl sich durch sein strenges Leben und durch die Beredsamkeit bei seinen Kanzelvorträgen. Aber schon die erste Predigt, die er vor dem frommen Theodosius hielt, verriet seinen bitteren und heftigen Religionseifer. »Gib mir, o Kaiser«, so rief er aus, »gib mir die Erde von Ketzern gereinigt, und ich will dir zum Tausche das Königreich des Himmels geben. Rotte mit mir die Ketzer aus, und ich will mit dir die Perser ausrotten.« Am fünften Tage, so als wäre der Vertrag schon besiegelt, entdeckte, überrumpelte und griff der Patriarch von Konstantinopel eine kleine Versammlung der Arianer an; sie zogen den Tod der Unterwerfung vor. Die Flammen, die aus dem Hause schlugen, das sie in ihrer Verzweiflung angezündet hatten, um darin den Feuertod zu finden, ergriffen bald die benachbarten Häuser, und die triumphierenden Nestorianer wurden als Mordbrenner gebrandmarkt. Auf beiden Seiten des Hellespontes zwang er in seiner bischöflichen Strenge harte Formeln des Glaubens und der Kirchenzucht auf, und schon ein chronologischer Irrtum in betreff des Osterfestes wurde als Verbrechen gegen Kirche und Staat bestraft. Lydien und Karien, Sardes und Miletus wurden mit dem Blute der hartnäckigen Quartodezimaner gereinigt, und ein Edikt des Kaisers oder vielmehr des Patriarchen führte dreiundzwanzig Abstufungen und Arten der Schuld und Bestrafung der Ketzer an. Aber die Verfolgung, die Nestorius mit solcher Wut leitete, wirkte sich bald gegen ihn aus. Die Religion diente zwar als Vorwand, aber nach dem Urteile eines zeitgenössischen Heiligen war der Ehrgeiz der eigentliche Beweggrund zu diesem bischöflichen Kriege.
In der syrischen Schule hatte Nestorius gelernt, die Menschlichkeit seines Meisters Christus von der Göttlichkeit des Herrn Jesus genau zu unterscheiden. Er verehrte die heilige Jungfrau als Christi Mutter, aber der neue Name »Mutter Gottes«, der seit dem arianischen Streit allmählich aufgekommen war, verletzte seine Ohren. Von der Kanzel von Konstantinopel predigte ein Freund des Patriarchen und nachher der Patriarch selbst wiederholt gegen den Gebrauch oder Mißbrauch eines den Aposteln unbekannten, von der Kirche nicht genehmigten Wortes, das nur dazu dienen könne, die Schüchternen zu beunruhigen, die Weltlichen zu ergötzen und durch eine scheinbare Ähnlichkeit die alte Genealogie des Olymps zu rechtfertigen. Nach ruhigerer Überlegung gab Nestorius zu, daß es durch die Vereinigung der himmlischen und weltlichen Natur und deren Verschmelzungen geduldet oder entschuldigt werden könne. Widerspruch indes erbitterte ihn so sehr, daß er die Verehrung des göttlichen Kindes verleugnete, seine unpassenden Gleichnisse von ehelichen oder bürgerlichen Genossenschaften des Lebens hervorholte und das Menschtum Christi als das Gewand,