Der Seewolf. Джек Лондон

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Название Der Seewolf
Автор произведения Джек Лондон
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783963619649



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schnell, und seine Augen blitzten. »Das ist Gemeinheit, und das ist Leben. Welchen Nutzen hätte die Unsterblichkeit wohl von der Gemeinheit, und welchen Sinn hätte das? Wie endet es? Wozu ist das alles? Sie haben keine Nahrung erzeugt. Und doch hätte die Nahrung, die Sie verzehrt und vergeudet haben, zahlreiche Elende retten können, die sie erzeugen, aber nicht essen konnten. Welchem unsterblichen Ziel haben Sie gedient? Oder die anderen? Sehen Sie uns beide. Was nützt Ihnen Ihre gepriesene Unsterblichkeit, wenn Ihr Leben mit dem meinen zusammenstößt? Sie möchten gern an Land zurück, um Ihren Gemeinheiten zu frönen. Ich habe den scherzhaften Einfall, Sie hier an Bord meines Schiffes zu behalten, wo meine Gemeinheit blüht. Und ich will Sie behalten. Ich will etwas aus Ihnen machen oder Sie zum Teufel gehen lassen. Sie könnten heute noch sterben, diese Woche, nächsten Monat. Ich könnte Sie auf der Stelle mit einem Faustschlag töten, denn Sie sind ein elender Schwächling. Sind wir aber unsterblich, wozu dann das alles? Gemein zu sein, wie Sie und ich unser ganzes Leben, scheint mir nicht recht zur Unsterblichkeit zu passen. Also sagen Sie: Wozu das alles? Warum habe ich Sie hierbehalten?« »Weil Sie stärker sind«, vermochte ich einzuschieben. »Aber warum stärker?« fragte er weiter. »Weil ich ein größeres Stück Ferment bin als Sie. Sagen Sie? Verstehen Sie das nicht?«

      »Aber das wäre hoffnungslos«, protestierte ich.

      »Da stimme ich Ihnen zu«, erwiderte er. »Warum sich überhaupt bewegen, wenn Bewegung Leben ist? Bewegte man sich nicht, wäre man nicht ein Teil der Hefe, so gäbe es keine Hoffnungslosigkeit. Aber wir wollen eben leben und uns bewegen, weil Leben und Sichbewegen zufällig das Wesen des Lebens ausmacht. Wäre dem nicht so, würde Leben Tod sein. Und dieses Leben in Ihnen gibt Ihnen den Traum von der Unsterblichkeit ein. Das Leben in Ihnen ist lebendig und wünscht in alle Ewigkeit weiterzuleben. Pah! Die verewigte Gemeinheit!«

      Er drehte sich kurz um und entfernte sich. Bei der Kajütstreppe blieb er stehen und rief mich zu sich.

      »Wie viel hat Köchlein Ihnen gemopst?« fragte er.

      »Hundertfünfundachtzig Dollar, Käptn«, erwiderte ich. Er nickte. Als ich einen Augenblick später hinunterging, um zum Mittagessen zu decken, hörte ich ihn mittschiffs ein paar Leute laut ausschelten.

      6

      Am nächsten Morgen hatte sich der Sturm gelegt, und die ›Ghost‹ wiegte sich leicht ohne Wind auf einer ruhigen See. Nur hin und wieder war ein leichter Hauch zu spüren, und Wolf Larsen machte andauernd die Runde auf dem Achterdeck, während seine Augen unausgesetzt das Meer in Nordost absuchten, von wo der Passat wehen musste.

      Alle Mann sind auf Deck beschäftigt, die verschiedenen Boote für die Jagd instand zu setzen. Sieben Boote befinden sich an Bord, die kleine Jolle des Kapitäns und die sechs für die Jäger. Je drei Mann, ein Jäger, ein Ruderer und ein Steuermann bilden eine Bootsmannschaft. An Bord des Schoners gehören Ruderer und Steuermänner zur Besatzung. Auch die Jäger müssen sich an den Wachen beteiligen und unterstehen im übrigen immer den Befehlen Wolf Larsens. Alles dies und noch mehr habe ich gelernt. Die ›Ghost‹ gilt als der schnellste Schoner der Flotten von San Francisco und Victoria. Sie war ursprünglich eine Privatjacht und besonders als Schnellsegler gebaut. Ihre Linien und die ganze Einrichtung – wenn ich auch nichts davon verstehe–sprechen für sich selber. Johnson erzählte mir davon in einer kurzen Unterhaltung, die ich gestern während der zweiten Hundewache mit ihm hatte. Er sprach von dem schönen Fahrzeug mit derselben Liebe und Begeisterung, wie manche Menschen sie für Pferde haben. Er sieht sehr schwarz in die Zukunft und gibt mir zu verstehen, dass Wolf Larsen einen sehr schlechten Ruf unter den Robbenfängerkapitänen hat. Es war die ›Ghost‹, die Johnson verführte, sich für die Fahrt anheuern zu lassen, aber er fängt schon an, es zu bereuen.

      Wie er mir erzählte, ist die ›Ghost‹ ein Achtzigtonnenschoner von einem besonders feinen Typ. Ihre größte Breite beträgt 23, ihre Länge etwas über 90 Fuß. Ein Bleikiel von unbekanntem, aber bedeutendem Gewicht macht sie sehr stabil, und sie trägt eine ungeheure Segelfläche. Von Deck bis zum Großmast-Topp misst sie reichlich 100 Fuß, während der Fockmast mit seiner Marsstange acht bis zehn Fuß kürzer ist. Ich berichte diese Einzelheiten, um einen Begriff von der Größe dieser kleinen schwimmenden Welt mit ihren 22 Seelen zu geben. Es ist eine Miniaturwelt, ein Splitterchen, ein Punkt, und immer wieder wundere ich mich, dass die Menschen es gewagt haben, die See mit einem so gebrechlichen kleinen Ding zu versuchen. Wolf Larsen gilt auch als ein verwegener Seemann. Ich hörte Henderson und Standish, einen kalifornischen Jäger, darüber reden. Vor zwei Jahren hatte er in einem Orkan in der Beringsee die Masten der ›Ghost‹ kappen lassen, worauf die jetzigen eingesetzt wurden, die in jeder Beziehung stärker und schwerer sind. Damals soll er gesagt haben, er wolle lieber kentern, als die neuen Hölzer verlieren.

      Jedermann an Bord, mit Ausnahme Johansens, dem seine Beförderung zu Kopfe gestiegen ist, scheint eine Entschuldigung dafür zu haben, dass er sich an Bord der ›Ghost‹ befindet. Fast die Hälfte der Leute im Vorschiff sind Hochseematrosen, und sie entschuldigen sich damit, nichts von dem Schiff und seinem Kapitän gewusst zu haben. Von den Jägern wird gemunkelt, dass sie, so ausgezeichnete Schützen sie seien, wegen ihrer Streitsucht und verbrecherischen Neigungen keine Heuer auf einem anständigen Fahrzeug hätten finden können.

      Ich habe die Bekanntschaft eines anderen Mannes von der Besatzung gemacht – Louis’, eines Iren aus Neuschottland, eines freundlichen, gutmütigen und sehr verträglichen Burschen, der stets zu einer Unterhaltung bereit ist, sobald er nur einen Zuhörer finden kann. Am Nachmittag, wenn der Koch unten sein Mittagsschläfchen hält und ich meine ewigen Kartoffeln schäle, kommt Louis zu einem langen Plausch in die Kombüse. Er entschuldigt seine Anwesenheit an Bord damit, dass er betrunken war, als er sich anheuern ließ. Immer wieder versichert er mir, dass er es nicht im Traum getan hätte, wenn er nüchtern gewesen wäre. Er scheint seit einem Dutzend Jahren regelmäßig mit auf die Robbenjagd zu gehen und gilt als bester oder zweitbester Bootssteuermann in beiden Flotten.

      »Ach, mein Junge«, er schüttelte unheilverkündend den Kopf, »du hast dir gerade den schlimmsten Schoner ausgesucht, und dabei warst du nicht einmal besoffen wie ich. Auf jedem Schiff ist die Robbenjagd ein Fest für die Matrosen. Der Steuermann war der erste, aber denk’ an mich: es wird noch mehr Tote geben, ehe die Fahrt zu Ende ist. Es bleibt zwischen uns: dieser Wolf Larsen ist der Teufel selber, und seit er die ›Ghost‹ bekommen hat, ist sie ein Höllenschiff. Das sollte ich nicht wissen? Ich? Ich weiß noch gut, wie er vor zwei Jahren in Hakodate einen Anfall kriegte und vier von seinen Leuten niederschoss. Ich war ja keine 300 Yards davon auf der ›Emma‹. Und im selben Jahre erschlug er einen Mann mit der bloßen Faust. Ja, schlug ihn tot, zerquetschte ihm den Kopf wie eine Eierschale. Und kamen nicht der Ingenieur der Insel Kura und der Polizeihauptmann, japanische Herren, Freundchen, als seine Gäste an Bord der ›Ghost‹ mit ihren Frauen – so zarten kleinen Dingerchen, wie sie auf Fächern gemalt sind –, und wurden nicht die beiden Ehemänner bei der Abfahrt, wie aus Versehen, in ihrem Sampan zurückgelassen? Und wurden die armen kleinen Damen nicht eine Woche später auf der anderen Seite der Insel an Land gesetzt und mussten in ihren Strohsandalen, die keine Meile halten konnten, über die Berge wandern? Als ob ich das nicht wüsste! So ein Tier ist dieser Wolf Larsen–die große Bestie in der Offenbarung Johannis! Es wird ein Ende mit Schrecken nehmen! Aber ich habe nichts gesagt, denk’ daran. Nicht einen Ton hab’ ich geflüstert, denn der alte dicke Louis möchte gern die Reise überleben, und wenn der letzte von euch zu den Fischen geht. – Wolf Larsen«, sprudelte er einen Augenblick später heraus. »Beachte das Wort, hörst du: – Wolf – ein Wolf ist er. Er hat nicht ein schwarzes Herz wie manche Menschen. Er hat überhaupt kein Herz. Ein richtiger Wolf ist er. Er trägt seinen Namen mit Recht!«

      »Aber wenn er so berüchtigt ist«, fragte ich, »wie ist es dann möglich, dass er immer noch Leute bekommt!« »Wie ist es möglich, dass man überhaupt Leute bekommt, um irgend etwas auf Gottes Welt zu tun?« fragte Louis mit keltischem Feuer. »Würde ich an Bord sein, wenn ich nicht viehisch besoffen gewesen wäre, als ich unterschrieb. Manche, wie die Jäger, können keinen bessern Schiffer finden, und manche, wie die armen Teufel vorn, wussten es nicht besser. Aber sie werden schon darauf kommen und werden den Tag verfluchen, an dem sie geboren sind. Ich könnte weinen über die armen Menschen, hätte ich nicht genug an den armen alten Louis und die Unannehmlichkeiten zu denken, die seiner noch