Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер

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Название Lederstrumpf
Автор произведения Джеймс Фенимор Купер
Жанр Языкознание
Серия Klassiker bei Null Papier
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783962813444



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die Flüchtigen und das Land gekommen waren. Die Canoes flogen jetzt dahin; Judith ersetzte, was ihr an Stärke abging, durch ihre große Gewandtheit und Selbstbeherrschung. Eine halbe Meile weit gewannen die Indianer keinen Vorteil; aber die Fortsetzung so großer Anstrengungen während vieler Minuten griff alle Beteiligten merklich an. Hier bedienten sich die Indianer eines Auskunftsmittels, das sie in Stand setzte, je einem von ihnen Zeit zum Aufatmen zu gönnen, indem sie mit dem Rudern abwechselten, und zwar ohne dass sie in ihren Anstrengungen merklich nachließen. Judith schaute sich von Zeit zu Zeit um, und bemerkte, dass dies Auskunftsmittel ergriffen worden war. Das machte sie sogleich misstrauisch gegen den Ausgang, weil ihre Kräfte und Ausdauer schwerlich es denen von Männern gleich tun konnten, die überdieß einander abzulösen vermochten; doch blieb sie standhaft, und gab ihre Befürchtung im Augenblick durch nichts in die Augen Fallendes zu erkennen.

      Bis jetzt hatten die Indianer sich den Mädchen nur erst auf zweihundert Schritte nähern können, obgleich sie in ›ihrem Kielwasser‹, oder in gerader Linie hinter ihnen waren, denselben Strich des Wassers durchschneidend. Dies machte die Verfolgung zu einer bolzgeraden, oder Stern-Jagd, nach dem technischen Ausdruck, was sprichwörtlich eine ›lange Jagd‹ ist; und der Sinn ist der, dass in Folge der beiderseitigen Stellung der Parteien keine Veränderung sichtbar wird, außer derjenigen, die in einem direkten Gewinn auf der kürzesten Annäherungslinie besteht. So ›lang‹ indessen diese Art von Jagd zugestandener Maßen ist, konnte Judith doch wahrnehmen, dass die Huronen merklich näher kamen, ehe sie die Mitte des Sees gewonnen hatte. Sie war nicht ein Mädchen, das so leicht verzweifelte; aber es war ein Augenblick, wo sie daran dachte, sich zu ergeben, in dem Wunsche, in das Lager geführt zu werden, wo sie Wildtöter als Gefangnen wusste; aber die Erwägung der Mittel, die sie hoffte anwenden zu können, um seine Freilassung zu bewirken, trat alsbald hemmend dazwischen, und spornte sie zu erneuter Anstrengung ihrer Kräfte. Wäre jemand dagewesen, der die Bewegung der beiden Canoe’s beobachtet, so würde er das der Judith pfeilschnell vor seinen Verfolgern dahinfliegen gesehen haben, als das Mädchen es mit frischem Eifer weitertrieb, während ihr Geist so über seinen glühenden und großmütigen Entwürfen brütete. So bedeutend war in der Tat der Unterschied in dem Verhältnis der Schnelligkeit zwischen den zwei Canoe’s während der nächsten fünf Minuten, dass die Huronen anfingen sich zu überzeugen, sie müssten alle ihre Kräfte aufbieten, oder sie würden die Schmach erfahren, durch Weiber in ihrer Hoffnung und um ihren Raub betrogen zu werden. Als sie, von dieser kränkenden Überzeugung angespornt, eine wütende Anstrengung machten, brach einem der Stärkeren von ihnen die Ruderschaufel in dem Augenblick, wo er sie aus der Hand seines Kameraden genommen, um ihn abzulösen. Dies entschied sogleich die Sache; denn ein Canoe mit drei Männern und nur einer Ruderschaufel war gänzlich außer Stand, Flüchtlinge, wie die Töchter Thomas Hutter’s einzuholen.

      Da, Judith! rief Hetty, welche den Unfall bemerkt, jetzt, hoffe ich, wirst Du zugestehen, dass Beten Etwas hilft! den Huronen ist ein Ruder gebrochen, und sie können uns nicht mehr einholen!

      Ich habe es nie geläugnet, arme Hetty; und manchmal wünsche ich, mit bitterem Leidwesen, ich hätte selbst mehr gebetet, und weniger an meine Schönheit gedacht! Wie Du sagst, wir sind jetzt gerettet, und müssen nur ein Wenig südlich uns wenden und Atem schöpfen. Dies geschah; denn der Feind gab seine Verfolgung so plötzlich auf, wie ein Schiff, das eine wichtige Spiere verloren hat, sobald jener Unfall sich begeben hatte. Statt Judiths Canoe zu verfolgen, das jetzt leicht auf dem Wasser südlich dahinschwamm, wendeten die Huronen den Bug ihres Canoe’s nach dem Castell zu, wo sie bald ankamen und ausstiegen. Die Mädchen, fürchtend, man möchte übrige Ruder in dem Gebäude oder in der Umgebung finden, fuhren immer zu; und sie hielten erst inne, als sie so weit von ihren Feinden entfernt waren, dass sie im Fall der Erneuerung der Jagd jede Aussicht hatten, zu entkommen. Es schien als ob die Wilden an keinen solchen Plan dachten; sondern nach Verfluss einer Stunde sah man ihr Canoe, angefüllt mit Männern, das Castell verlassen und nach der Küste steuern. Die Mädchen waren ohne Lebensmittel, und sie näherten sich jetzt dem Gebäude und der Arche, da sie endlich aus den Manöuvern der letztern geschlossen hatten, dass Freunde darauf sich befinden müssten.

      Obgleich das Castell ganz verlassen schien, näherte sich ihm doch Judith mit äußerster Vorsicht, die Arche war jetzt eine volle Meile gegen Norden zu entfernt, strebte aber nun auch auf das Gebäude zu, und das mit so regelmäßiger Bewegung, dass Judith sich überzeugte, ein weißer Mann müsse am Ruder sein. Hundert Schritte noch von dem Haus entfernt, begannen die Mädchen es zu umkreisen, um sich zu versichern, dass es leer stehe. Kein Canoe war in der Nähe, und dies ermutigte sie, näher und näher zu kommen, bis sie ganz um die Pfeiler herum waren und die Plattform erreichten.

      Geh Du ins Haus, Hetty, sagte Judith, und sieh, ob die Wilden fort sind. Sie werden Dir kein Leid tun, und wenn noch jemand von ihnen da ist, kannst Du mich warnen. Ich glaube nicht, dass sie feuern werden auf ein armes, wehrloses Mädchen, und ich werde wenigstens entkommen, bis ich bereit bin, freiwillig mich unter sie zu wagen.

      Hetty tat, was Judith verlangte – und diese zog sich, zur Flucht bereit, einige Schritte weit von der Plattform zurück. Aber dies war unnötig, denn kaum eine Minute verstrich, als Hetty mit der Nachricht zurückkehrte, dass alles sicher sei.

      Ich bin in allen Gemächern gewesen, Judith, sagte sie ernst, und alle sind leer, außer Vater’s seines; er ist in seiner Stube, schlafend, aber nicht so ruhig als wir wünschen könnten.

      Ist dem Vater Etwas zugestoßen? fragte Judith, als sie mit dem Fuß die Plattform berührte; und sie sprach hastig, denn ihre Nerven waren in einem leicht aufzuregenden Zustand.

      Hetty schien bekümmert, und sah sich verstohlen um, als wünschte sie, dass niemand außer der Tochter höre, was sie mitzuteilen hatte, und dass auch diese es nur obenhin erfahre.

      Du weißt, wie es mit Vater manchmal ist, Judith, sagte sie. Wenn er von geistigem Getränk übermannt ist, weiß er nicht immer, was er sagt oder tut – und jetzt scheint er von geistigem Getränk übermannt.

      Das ist sonderbar! Sollten die Wilden mit ihm getrunken und ihn dann verlassen haben? Aber das ist ein betrübender Anblick für ein Kind, Hetty, eine solche Verirrung an einem Vater zu sehen, und wir wollen uns ihm nicht nähern, bis er aufwacht.

      Aber ein Stöhnen aus dem innern Zimmer änderte diesen Entschluss, und die Mädchen wagten es, sich einem Vater zu nähern, den in einem Zustand zu finden, der den Menschen zum Tiere herabwürdigt, ihnen nichts Fremdes war. Er saß zurückgelehnt in einem Winkel des engen Gemaches, die Schultern durch die Ecke gehalten, den Kopf schwer auf die Brust herabgesunken. Judith trat in einer plötzlichen schlimmen Ahnung vor, und entfernte eine Leinwandmütze, die ihm so tief in den Kopf gedrückt war, dass sie das Gesicht, ja alles bis auf die Schultern verhüllte. Sobald diese Bedeckung weggenommen war, zeigte das zuckende, rohe Fleisch, die entblößten Adern und Muskeln, und all’ die anderen schauerlichen Zeichen der Sterblichkeit, welche das Abziehen der Haut bloslegt, dass er skalpiert worden war, obwohl er noch lebte.

      Einundzwanzigstes Kapitel.

      Leicht reden sie von dem Geist, der entfloh,

      Und die Asche mit Hohn sie ihm schänden;

      Doch er achtet es nicht, der Ruhestatt froh,

      Die ihm ward von britischen Händen.

      Verfasser bestritten.

      Der Leser mag sich selbst das Entsetzen vorstellen, welches Töchter empfinden mussten beim Anblick eines so grässlichen Schauspiels, wie dasjenige war, das sich nach der Erzählung am Schlusse des letzten Kapitels dem Auge Judiths und Hettys darbot. Wir gehen hinweg über die ersten Gemütsbewegungen, über die ersten Gebärdungen und Äußerungen kindlicher Teilnahme und Liebe, und fahren in der Erzählung fort, die einzelnen Züge der empörenden Szene mehr der Einbildungskraft überlassend, als sie aufzeichnend. Der verstümmelte, zerfetzte Kopf war verbunden, das entstellende Blut aus dem Gesicht des Leidenden gewischt, die sonstigen Mittel und Erleichterungen, welche erforderlich und dienlich schienen, angewendet, und es war jetzt Zeit, nach den ernsteren Umständen des Falles sich zu erkundigen. Die Tatsachen wurden in all ihren Einzelnheiten, so einfach sie waren, erst nach Jahren bekannt; aber wir können sie hier schon erzählen, da dies mit