Die Dame von Monsoreau. Александр Дюма

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Название Die Dame von Monsoreau
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Серия
Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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den schönen, kalten Abenden des herannahenden Frühjahrs, bei denen uns die freundliche Rosenfarbe der Scheiben eines Gasthauses einen doppelten Reiz gewährt.

      Chicot trat zuerst in den Saal, tauchte seinen Blick in alle Winkel und Ecken, und ging, als er Meister Claude, welchen er suchte, nicht fand, vertraulich in die Küche.

      Der Herr des Hauses war eben im Zuge, hier eine fromme Vorlesung zu halten, während allmählich eine in einer ungeheuren Bratpfanne enthaltene Masse Schmalzes den erforderlichen Grad von Hitze erreichte, dass man in diese Pfanne mehrere mit Mehl überzogene Merlane werfen konnte.

      Bei dem Geräusch, das Chicot eintretend machte, drehte Meister Bonhomet den Kopf um.

      »Ah! Ihr seid es, edler Herr,« sagte er, sein Buch schließend, »guten Abend und guten Appetit.«

      «Ich danke für den doppelten Wunsch, obgleich die Hälfte davon eben so wohl zu Eurem Nutzen gereicht, als zu meinem. Doch das hängt von Umständen ab.«

      »Wie, das hängt von Umständen ab?«

      »Ja, Ihr wisst, dass ich nicht allein speisen kann.«

      »Wenn es sein muss, mein Herr,« erwiderte Bonhomet, seine pistaziengrüne Mütze lüpfend, »wenn es sein muss, so werde ich mit Euch speisen.«

      »Ich danke, mein lieber Wirt, obgleich ich weiß, dass Ihr ein vortrefflicher Gast seid; doch ich suche Jemand.«

      »Vielleicht den Bruder Gorenflot?« fragte Bonhomet.

      »Ganz richtig,« antwortete Chicot.

      »Hat er schon zu speisen angefangen?«

      »Nein, doch beeilt Euch.«

      »Warum mich beeilen?«

      »Ja, denn in fünf Minuten wird er fertig sein.«

      »Der Bruder Gorenflot hat noch nicht zu speisen angefangen und wird In fünf Minuten fertig sein, sagt Ihr?«

      Chicot schüttelte den Kopf, was in allen Ländern der Welt für ein Zeichen des Unglaubens gilt.

      »Mein Herr,« sprach Meister Claude, »es ist heute Mittwoch und wir treten in die Fasten ein.«

      »Nun!« versetzte Chicot mit einer Miene, welche eben nicht sehr für die religiösen Bestrebungen von Bruder Gorenflot sprach, »und dann?«

      »Ah, bei Gott!« erwiderte Claude mit einer Gebärde, welche offenbar bedeutete: Ich begreife es eben so wenig, als Ihr; doch es ist so.

      »Sicherlich ist etwas in der sublunarischen Maschine in Unordnung geraten,« sprach Chicot, »fünf Minuten für das Abendbrot von Gorenflot! Ich bin heute bestimmt, wunderbare Dinge zu sehen.«

      Und mit der Miene eines Reisenden, der zum ersten Male den Fuß auf einen unbekannten Boden setzt, machte Chicot ein paar Schritte gegen ein besonderes Kabinett, stieß dessen Glastüre auf, hinter der ein wollener Vorhang mit weißen und rosenfarbigen Vierecken angebracht war, und erblickte im Hintergrunde bei dem Scheine eines Lichtes mit rauchigem Dochte den würdigen Mönch, der auf seinem Teller eine magere Portion in Wasser gekochten Spinat umdrehte, den er dadurch schmackhaft zu machen suchte, dass er in diese Kräutersubstanz einen Rest von Suresner-Käse steckte.

      Während der würdige Bruder diese Mischung mit einer Verziehung des Gesichts bewerkstelligt, welche andeutet, dass er keine große Stücke auf die traurige Zusammensetzung hält, wollen wir es versuchen, ihn unsern Lesern unter einem Lichte vorzustellen, das sie dafür entschädigen soll, dass seine Bekanntschaft so lange hinausgeschoben wurde.

      Bruder Gorenflot mochte ungefähr acht und dreißig Jahre und fünf Fuß Königsmaß haben. Diese etwas kleine Gestalt glich sich vielleicht, wie der Bruder sagte, durch die bewunderungswürdige Harmonie der Verhältnisse aus; was er an Höhe verlor, gewann er wieder an Breite, denn er erfreute sich eines Durchmessers von beinahe drei Fuß von einer Schulter zur andern, was, wie man weiß, einem Umkreise von neun Fuß gleichkommt.

      Im Mittelpunkte dieser herkulischen Schulterblätter saß ein breiter, von zolldicken und strickartig hervorspringenden Muskeln befurchter Hals. Leider stand dieser Hals ebenfalls im Verhältnis zu dem Übrigen; er war nämlich kurz und dick, was bei den ersten zu starken Gemütsbewegungen, von welchen der Bruder Gorenflot heimgesucht würde, einen Schlagfluss befürchten lassen musste. Doch im Bewusstsein dieser Mangelhaftigkeit und der daraus hervorgehenden Gefahr gab sich Bruder Gorenflot nie heftigen Eindrücken hin; wir müssen sogar sagen, dass man ihn selten so sichtbar bewegt sah, als er es zur Stunde war, wo Meister Chicot in sein Kabinett trat.

      »Ei! mein Freund, was macht Ihr denn da?« rief unser Gascogner, abwechselnd das Gemüse, Gorenflot, das nicht geputzte Licht und einen bis an den Rand mit kaum durch ein paar Tropfen Wein gefärbtem Wasser gefüllten Humpen anschauend.

      »Ihr seht, mein Bruder, ich nehme mein Abendbrot,« antwortete Gorenflot, indem er eine Stimme so mächtig wie die Glocke einer Abtei erklingen ließ.

      »Ihr nennt das Abendbrot, Gorenflot? Kraut, Käse? Geht doch!« rief Chicot.

      »Wir sind an einem der ersten Mittwoche der Fastenzeit; denken wir an unser Heil, mein Bruder, denken wir an unser Heil,« erwiderte Gorenflot näselnd und gottselig die Augen zum Himmel aufschlagend.

      Chicot war ganz erstaunt. Aus seinem Blicke konnte man entnehmen, dass er bereits mehr als einmal Gorenflot auf eine andere Weise die heilige Fastenzeit, in welche man eingetreten war, hatte verherrlichen sehen.

      »Unser Heil!« wiederholte er, »was Teufels haben Wasser und Gras mit unserem Heile zu tun?«

      »Freitags sollst Du kein Fleisch verzehren,

      »Fastend halt auch den Mittwoch in Ehren.«

      sprach Gorenflot.

      »Um welche Zeit habt Ihr gefrühstückt?«

      »Ich habe gar nicht gefrühstückt, mein Bruder,« antwortete der Mönch, immer mehr näselnd.

      »Ah! wenn es sich nur darum handelt, zu näseln, so bin ich bereit, mich mit allen Genovevern der Welt in einen Kampf einzulassen. Doch wenn Ihr nicht gefrühstückt habt,« sagte Chicot unmäßig näselnd, »was habt Ihr denn getan, mein Bruder?«

      »Ich habe eine Rede gemacht,« versetzte Gorenflot, stolz das Haupt erhebend.

      »Ah bah! eine Rede? Und warum?«

      »Um sie diesen Abend in der Abtei zu halten.«

      »Halt,« dachte Chicot, »eine Rede diesen Abend, das ist komisch.«

      »Und ich muss sogar,« fügte Gorenflot bei, indem er eine erste Gabel Spinat mit Käse an den Mund führte, »und ich muss sogar daran denken, nach Hause zu kehren; mein Auditorium könnte ungeduldig werden.«

      Chicot fielen die zahllosen Mönche ein, die er nach der Abtei hatte gehen sehen, und da er sich erinnerte, Herr von Mayenne wäre wahrscheinlich unter diesen Mönchen, so fragte er sich, wie es komme, dass Gorenflot, der bis zu diesem Tage wegen verschiedener Eigenschaften geschätzt worden war, welche durchaus keine Beziehung zu der Beredsamkeit hatten, von seinem Superior, Joseph Foulon, dem damaligen Abte von Sainte-Geneviève, gewählt worden sei, um vor dem lothringischen Prinzen und einer so zahlreichen Versammlung zu predigen.

      »Bah!« sagte er, »und zu welcher Stunde werdet Ihr predigen?«

      »Von neun Uhr bis halb zehn Uhr, mein Bruder.«

      »Gut; wir haben drei Viertel auf neun Uhr. Ihr werdet mir wohl fünf Minuten schenken. Es ist bei Gott acht Tage, dass wir keine Gelegenheit mehr gefunden haben, mit einander zu speisen.«

      »Das ist nicht unser Fehler,« sprach Gorenflot, »und glaubt mir, geliebter Bruder, unsere Freundschaft wird dadurch keine Verminderung erleiden: die Pflichten Eures Amtes fesseln Euch an unsern großen König, Heinrich III., den Gott erhalten möge! Die Pflichten meines Amtes legen mir das Almosensammeln und nach dem Almosensammeln das Gebet auf; man darf sich also nicht darüber wundern, dass wir so lange getrennt sind.«

      »Ja, doch das scheint mir gerade ein Grund mehr, freudig zu sein, wenn wir uns zusammenfinden.«

      »Ich bin auch