Die Dame von Monsoreau. Александр Дюма

Читать онлайн.
Название Die Dame von Monsoreau
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Серия
Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
isbn



Скачать книгу

erzählen,« antwortete Diana, »Euer Name genügte, um mir jedes Zutrauen einzuflößen, denn ich hörte ihn oft als den eines Mannes von Mut, von Rechtschaffenheit und Ehre nennen, dem man Alles anvertrauen könnte.«

      Bussy verbeugte sich.

      »Aus dem Wenigen, was Ihr gehört,«, sprach Diana, »konntet Ihr entnehmen, dass ich die Tochter des Baron von Méridor, das heißt die einzige Erbin eines der ältesten und edelsten Namen von Anjou bin.«

      »Es gab einen Baron von Méridor,« sprach Bussy, »der sich in Pavia seine Freiheit bewahren konnte, aber seinen Degen den Spaniern übergab, sobald er erfuhr, dass der König Gefangener war, sich als einzige Gnade die Erlaubnis erbat, Franz 1. nach Madrid begleiten zu dürfen, dessen Gefangenschaft teilte und ihn nur verließ, um nach Frankreich zu reisen und über sein Lösegeld zu unterhandeln.«

      »Das ist mein Vater, mein Herr, und wenn Ihr je in den großen Saal des Schlosses von Méridor kommt, so werdet Ihr dort als Geschenk, zum Andenken an diese Ergebenheit, das Portrait von Franz I., gemalt von der Hand von Leonardo da Vinci, sehen.«

      »Ah!« sagte Bussy, »in jener Zeit verstanden es die Fürsten noch, ihre Diener zu belohnen.«

      »Bei seiner Rückkehr von Spanien heiratete mein Vater. Zwei erste Kinder, zwei Söhne, starben. Das war ein großer Schmerz für den Baron von Méridor, der dadurch die Hoffnung verlor, sich in einem Erben wiederaufleben zu sehen. Bald starb der König ebenfalls und der Schmerz des Barons verwandelte sich in Verzweiflung; er verließ den Hof einige Jahre nachher und begrub sich mit seiner Frau in seinem Schlosse Méridor. Da wurde ich, wie durch ein Wunder, zehn Jahre nach dem Tode meiner Brüder geboren.

      »Nun drängte sich die ganze Liebe des Barons auf dem Kinde seines Alters zusammen; seine Zuneigung für mich war nicht Zärtlichkeit, sondern Abgötterei. Drei Jahre nach meiner Geburt verlor ich meine Mutter; das war allerdings eine neue Pein für meinen Vater; doch zu jung, um meinen Verlust zu begreifen hörte ich nicht auf zu lächeln und mein Lächeln tröstete ihn über den Tod meiner Mutter.

      »Ich wuchs heran und entwickelte mich unter seinen Augen. Wie ich Alles für ihn war, so war der arme Vater auch Alles für mich. Ich erreichte mein sechzehntes Jahr, ohne zu vermuten, dass es eine andere Welt gab, als die meiner Lämmer, meiner Pfauen, meiner Schwäne und meiner Turteltauben, ohne zu denken, dass dieses Leben je endigen sollte, und ohne zu wünschen, dass es endigen würde.

      »Das Schloß Méridor lag umgeben von großen Waldungen, die dem Herzog von Anjou gehörten und von Hirschen und Rehen bevölkert waren, welche, da Niemand daran dachte, ihre Ruhe zu stören, ganz zutraulich wurden; alle zählte ich mehr oder minder zu meinen Bekannten, und einige derselben waren so an meine Stimme gewöhnt, dass sie sogleich herbeiliefen, wenn ich rief; eine Hirschkuh besonders, mein Schützling, mein Liebling, Daphne, die arme Daphne, fraß oft aus meiner Hand.

      »In einem Frühling sah ich sie einen ganzen Monat nicht; ich hielt sie für verloren und beweinte sie wie eine Freundin, als ich sie plötzlich wieder mit zwei kleinen Hirschkälbern erblickte; Anfangs hatten die Kleinen Angst vor mir, als sie aber sahen, wie mich ihre Mutter liebkoste, begriffen sie, dass sie nichts zu fürchten hatten, und liebkosten mich ebenfalls.

      »Um diese Zeit verbreitete sich das Gerücht, der Herr Herzog von Anjou werde einen Unterstatthalter in die Hauptstadt der Provinz schicken. Ein paar Tage nachher erfuhr man, der Unterstatthalter wäre angekommen und hieße Graf von Monsoreau.

      »Warum traf mich dieser Name im Herzen, als ich ihn aussprechen hörte? Ich kann mir dieses schmerzliche Gefühl nur durch eine Ahnung erklären.

      »Es vergingen acht Tage. Man sprach viel und sehr verschieden in der ganzen Gegend von Herrn von Monsoreau. Eines Morgens erschollen die Wälder vom Klang der Hörner und vom Gebelle der Hunde. Ich lief bis an das Gitter des Parks und kam gerade zu rechter Zeit, um Daphne wie einen Blitz, verfolgt von einer Meute, vorüberschießen zu sehen; ihre zwei Kälber liefen hinter ihr.

      »Einen Augenblick nachher kam auf einem Rappen, der Flügel zu haben schien, ein Mann wie eine Vision vorbei: es war Herr von Monsoreau.

      »Ich wollte einen Schrei ausstoßen, ich wollte um Gnade für meinen armen Schützling bitten, doch er hörte meine Stimme nicht oder er gab nicht darauf Acht, dergestalt wurde er von der Hitze der Jagd fortgerissen.

      »Ohne mich um die Unruhe zu bekümmern, die ich meinem Vater bereiten würde, wenn er meine Abwesenheit wahrnähme, lief ich in der Richtung fort, in der ich die Jagd sich hatte entfernen sehen, hoffend, den Grafen selbst oder einen von seinen Leuten zu treffen und ihn zu bitten, die Verfolgung einzustellen, die mir das Herz zerriss.

      »Ich lief so über eine halbe Stunde, ohne zu wissen, wohin ich ging; seit geraumer Zeit hatte ich Hirschkuh, Meute und Jäger aus dem Gesicht verloren. Bald hörte ich auch nicht mehr bellen; ich sank am Fuße eines Baumes nieder und fing an zu weinen. Hier lag ich seit ungefähr einer Viertelstunde, als ich in der Ferne den Lärmen der Jagd zu unterscheiden glaubte; ich täuschte mich nicht, der Lärmen kam jeden Augenblick näher; bald war er in so geringer Entfernung von mir, dass ich nicht zweifelte, die Jagd würde im Bereiche meines Blickes vorüber kommen. Ich stand sogleich auf und eilte nach der Gegend, wo sie sich ankündigte.

      »Ich sah wirklich in einer Lichtung die arme Daphne keuchend erscheinen; sie hatte nur noch ein einziges Kalb; das andere war der Ermattung unterlegen und ohne Zweifel von den Hunden zerrissen werden.

      »Sie selbst war sichtbar müde; die Entfernung zwischen ihr und der Meute war weniger groß, als das erste Mal; ihr Lauf hatte sich in abgestoßene Sätze verwandelt, und als sie vor mir vorüberkam, schrie sie traurig.

      »Wie das erste Mal strengte ich mich vergebens an, um mich hörbar zu machen. Herr von Monsoreau gewahrte nichts, als das Tier, das er verfolgte; er ritt noch schneller, als ich es zuvor gesehen, das Horn am Munde und furchtbar blasend.

      »Hinter ihm trieben mehre Jäger die Hunde mit dem Horn und der Stimme an. Dieser Wirbel von Gebelle, von Fanfaren und Geschrei zog wie ein Sturm vorbei, verschwand im Dickicht des Waldes und erlosch in der Ferne.

      »Ich war in Verzweiflung; ich sagte mir, wenn ich mich nur fünfzig Schritte weiter vor am Rande der Lichtung befunden hätte, über die er hin geritten, so müsste er mich gesehen haben, und meine Bitte hätte dem armen Tiere sicherlich Begnadigung verschafft.

      »Dieser Gedanke belebte meinen Mut; die Jagd konnte zum dritten Male in meinem Bereiche vorüber kommen. Ich folgte einem mit schönen Bäumen eingefassten Wege, von dem ich wusste, dass er nach dem Schlosse Beaugé führte. Dieses Schloss, welches dem Herrn Herzog von Anjou gehörte, lag ungefähr drei Stunden von dem Schlosse meines Vaters. Nach einem Augenblicke bemerkte ich es, und jetzt erst bedachte ich, dass ich drei Stunden zu Fuße gemacht hatte, und dass ich allein und sehr weit vom Schlosse Méridor entfernt war.

      »Ich gestehe, dass sich ein unbestimmter Schrecken meiner bemächtigte, und dass ich in diesem Augenblick erst an die Unklugheit und sogar Unschicklichkeit meines Benehmens dachte. Ich folgte dem Rande des Teiches, denn ich wollte den Gärtner, einen braven Mann, der mir, wenn ich mit meinem Vater hierher gekommen war, herrliche Sträuße gegeben hatte, ich wollte den Gärtner, sage ich, bitten, mich zurückzuführen, als sich die Jagd plötzlich abermals hören ließ. Ich blieb unbeweglich und horchte. Der Lärmen nahm zu. Ich vergaß Alles. Beinahe in demselben Augenblick sprang die Hirschkuh auf der andern Seite des Teiches aus dem Walde hervor, doch Ihre Verfolger waren ihr so nahe, dass sie demnächst erreicht werden musste. Sie war allein, ihr zweites Kalb war ebenfalls unterlegen. Der Anblick des Wassers schien Daphne ihre Kräfte wieder zu verleihen; sie zog die Kühle durch ihre Nasenlöcher ein und stürzte sich in den Teich, als wollte sie zu mir kommen.

      »Anfangs schwamm sie rasch und schien ihre Energie wiedergefunden zu haben. Ich betrachtete sie, Tränen in den Augen, die Arme ausgestreckt und beinahe eben so keuchend, als sie selbst; doch unmerklich erschöpften sich ihre Kräfte, während im Gegenteil die der Hunde durch das nahe bevorstehende Jägerrecht sich zu verdoppeln schienen. Bald erreichten sie die hitzigsten Hunde und, durch ihr Gebiss zurückgehalten, hörte sie auf, vorzurücken. In diesem Augenblick erschien Herr von Monsoreau am Saume des Waldes, ritt bis an den Teich und sprang von seinem Pferde. Da raffte ich alle meine Kräfte