Название | Ingénue |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
»Ja, die Entlassung von dieser Canaille Brienne, die Rückkehr von Herrn Necker! Es ist vortrefflich, Alles dies . . . Doch ich kam aus einem anderen Grunde ins Palais-Royal.«
»Und warum kamst Du?«
»Ich glaubte dort Jemand zu finden, der geneigt wäre, Streit mit mir zu suchen, und da ich geneigt war, ihn anzunehmen . . .«
»Bah! auf wen hattest Du es denn abgesehen?«
»Auf diese Viper Rivarol und auf die Natter Champcenetz . . .«
»Aus welchem Anlaß?«
»Weil diese Schufte mich in ihren Kleinen Almanach unserer großen Männer gesetzt hatten.«
»Und was macht das Dir?« sagte Danton, die Achseln zuckend.
»Das macht mir, das macht mir . . . Man soll mich nicht zwischen Herrn Desenarts und Herrn Derome genannt Eugene classificiren, zwischen einen Menschen, der den Befreienden Amor, ein abscheuliches Theaterstück, gemacht, und einen Menschen, der gar nichts gemacht hat.«
»Und was hast Du gemacht, daß Du so häkelig bist?« fragte lachend Danton.
»Ich?«
»Ja, Du.«
»Ich habe nichts gemacht, aber ich werde machen, dafür stehe ich Dir. Uebrigens irre ich mich: doch, bei Gott! ich habe einen Viervers gemacht, den ich ihnen zugeschickt . . . Ah! ich habe sie gut zugerichtet; das ist Martial, Altrömisch . . .
Au grand hôtel de la Vermine
On est, logé très-proprement:
Rivarol y fait la cuisine,
Et Champcenetz, l'appartement.
»Du hast unterzeichnet?« fragte Danton.
»Bei Gott! darum ging ich ins Palais-Royal, aus dem sich weder der Eine, noch der Andere rührt. . . . Ich glaubte Antwort auf meinen Viervers zu finden: nun, ich bin nicht auf meine Kosten gekommen, wie Talma sagt.«
»Sie haben nicht mit Dir gesprochen?«
»Sie haben sich den Anschein gegeben, als sähen sie mich nicht, mein Lieber.«
»Wie, mein Herr,« rief Marat, »Sie sind noch dabei, daß Sie sich um das bekümmern, was man sagt, oder was man über Sie schreibt?«
»Ja, mein Herr, ja,« antwortete Camille; »ich muß gestehen, ich habe eine sehr empfindliche Haut; ich werde auch, wenn ich je etwas thue, sei es nun in der Literatur, oder in der Politik, ein Journal haben, und dann . . .«
»Was werden Sie denn in Ihrem Journal sagen?« fragte eine Stimme, welche aus dem Vorzimmer kam.
»Mein lieber Talma,« erwiederte Camille, die Stimme des großen Künstlers erkennend, der damals seine dramatische Laufbahn begann, »ich werde sagen, daß Sie an dem Tage, wo Sie eine schöne Rolle bekommen, der erste Tragiker der Welt sein werden.«
»Nun wohl, ich habe die Rolle,« versetzte Talma, »und hier ist der Mann, der sie mir gegeben.«
»Ah! guten Tag, Chénier! . . . Du hast also ein neues Trauerspiel gemacht?« fragte Camille sich an den Letzteren wendend.
»Ja, mein Freund,« antwortete Talma, »ein herrliches Werk, das er gestern gelesen hat, und das einstimmig angenommen worden ist: einen Karl IX. Ich werde Karl IX. spielen, vorausgesetzt, daß das Gouvernement die Ausführung des Stückes erlaubt . . . Denke Dir, dieser Dummkopf Saint-Phal hat die Rolle zurückgewiesen: er hat gefunden, Karl IX. sei keine sympathetische Person! . . . Sympathetisch, was sagst Du dazu, Danton? Ich hoffe ihn wohl verabscheuenswerth zu machen!«
»Sie haben Recht aus dem Gesichtspunkte der Politik,« bemerkte Marat: »es ist gut, die Könige verabscheuenswerth zumachen; aus dem Gesichtspunkte der Geschichte werden Sie aber vielleicht Unrecht haben,«
Talma war äußerst kurzsichtig; er näherte sich dem, welcher mit ihm sprach, und dessen Stimme er nicht erkannte, obschon er mit allen Stimmen, die man bei Danton hörte, vertraut war, und durch den Schleier seiner Kurzsichtigkeit, die sich erhellte, gewahrte er endlich.
Ohne Zweifel war die Entdeckung nicht günstig, denn er blieb rasch wieder stehen.
»Nun?« machte Marat, der, wie bei Madame Danton, wie bei dem Kinde, wie beim Hunde, die von ihm hervorgebrachte Wirkung bemerkte.
»Nun, mein Herr,« erwiederte Talma ein wenig aus der Fassung gebracht, »ich bitte Sie um die Erklärung Ihrer Theorie.«
»Meine Theorie, mein Herr, ist folgende: hätte Karl IX. die Hugenotten ihre Werke vollbringen lassen, – und hierin bin ich nicht der Parteilichkeit zu beschuldigen, – so wurde der Protestantismus die Religion des Staates, und die Condé wurden Könige von Frankreich; dann geschah mit unserem Lande, was mit England geschehen ist: wir hielten in unserem Marsche an, der methodische Geist von Calvin trat an die Stelle der unruhigen Thätigkeit, welche das Eigenthümliche der katholischen Völker ist, und die sie zur Eroberung der Verheißungen Christi antreibt. Christus hat uns die Freiheit, die Gleichheit, die Brüderschaft verheißen; die Engländer haben die Freiheit vor uns gehabt; erinnern Sie sich aber wohl dessen, was ich Ihnen sage, mein Herr: wir werden die Gleichheit und die Brüderschaft vor ihnen haben, und diese Wohlthat werden wir verdanken . . .«
»Den Priestern?« versetzte Chénier mit einer spöttischen Miene.
»Nein, nicht den Priestern, Herr von Chénier,« entgegnete Marat, indem er einen besonderen Nachdruck aus die Partikel legte, welche zu jener Zeit der Verfasser von Azemire und Karl IX. noch nicht abgelehnt hatte, »es ist die Religion, die das Gute gemacht hat, es sind die Priester, die das Böse gemacht. Sollten Sie eine andere Idee in Ihren Karl IX. eingeführt haben? Dann hätten Sie sich getäuscht.«
. »Nun wohl! wenn ich mich getäuscht habe, so wird das Publikum gegen meinen Irrthum Gerechtigkeit üben.«
»Es ist abermals ein sehr schlechter Grund, den Sie mir da angeben, mein bester Herr von Chénier, und ich bezweifle, daß Sie ihn für Ihre Tragödie Azemire adoptirt haben, wie Sie ihn für Ihr Trauerspiel Karl IX. zu adoptiren bereit zu sein scheinen.«'
»Mein Trauerspiel Azemire ist nicht vor dem Publikum gespielt worden, mein Herr; es ist bei Hofe gespielt worden, und Sie kennen die Meinung von Voltaire über dieses Tribunal:
»La cour a sifflé tes talentś;
Paris applaudit tes merveilles.
Grétry, les oreilles des grands
Sont souvent de grandes oreilles.12«
»Oh! ja, mein Herr, ich bin es gewiß nicht, der Ihnen über diesen Punkt widersprechen wird. Aber hören Sie mich wohl an, denn ich will nicht der Inconsequenz beschuldigt werden: es ist möglich, daß Sie eines Tages sagen hören, Marat verfolge die Religion, Marat glaube nicht an Gott, Marat fordere den Kopf der Priester. Ich werde den Kopf der Priester fordern, mein Herr; aber gerade weil ich die Religion verehren, weil ich an Gott glauben werde.«
»Und wenn man Ihnen die Köpfe gibt, die Sie fordern, Herr Marat,« sagte ein kleiner Mann von vierzig bis fünfundvierzig Jahren, der eben eingetreten war, »dann rathe ich Ihnen, das Instrument zu nehmen, in dessen Verfertigung ich begriffen bin.«
»Ah! Sie da, Doctor?« rief Danton, indem er sich gegen den neuen Gast umwandte, den er, ganz beschäftigt mit dem Gespräche von Chénier und Marat, bei seinem Eintritte nicht begrüßt hatte.
»Ah! Herr Guillotin!« sprach Marat mit einer gewissen Ehrfurcht grüßend.
»Ja, Herr Guillotin?« erwiederte Danton, »ein vortrefflicher Arzt, doch ein noch viel vortrefflicherer Mensch . . . Und was für ein Instrument ist es, das Sie verfertigen, und wie heißt es, mein lieber Doctor?«
»Wie es heißt, lieber Freund? ich vermöchte es Ihnen nicht zu sagen, denn ich habe ihm noch keinen Namen gegeben; doch der Name thut nichts zur Sache.«
Dann fuhr er, zu Marat zurückkehrend, fort:
»Sie
12
Der Hof hat Deine Talente ausgepfiffen;
Paris klatscht Deinen Wunderwerken Beifall.
Grétry, die Ohren der Großen
sind oft große Ohren!