Название | Ingénue |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Unter Weges erfuhr Jeder, mit wem er es zu thun hatte. Hébert hatte, wie wir gesehen, hinter einander die Namen Danton und Marat ausgesprochen; diese ausgesprochenen Namen gaben aber keinen ganz klaren Aufschluß, in so fern der eine, der von Marat, kaum bekannt, und der andere, der von Danton, völlig unbekannt war; doch seinem Namen fügte sodann Jeder seine Titel und seine Eigenschaften bei, so daß Danton wußte, er gehe an der Seite des Verfassers der Schriften: die Fesseln der Sklaverei, der Mensch oder Principien und Gesetze des Einflusses der Seele auf den Körper und des Körpers auf die Seele, Vermischte literarische Aufsätze, Forschungen über das Feuer, die Elektricität und das Licht, die Optik von Newton, und endlich, Academische Memoiren oder Neue Entdeckungen über das Licht; und Marat seinerseits wußte, daß er den Arm gab Georges Jacques Danton, Advocaten am Cassationshofe, letztem Erben einer guten bürgerlichen Familie in Arcis-sur-Aube, seit drei Jahren verheirathet mit einer reizenden Frau Namens Gabriele Charpentier und seit zwei Jahren Vater von einem Taugenichts, auf den er, wie alle Väter, die schönsten Hoffnungen gründete.
Das Haus, das Danton bewohnte, wurde zugleich von seinem Schwiegervater, Herrn Ricordin, bewohnt; der Vater von Danton war jung gestorben und seine Mutter hatte sich wieder verheirathet; doch sein Schwiegervater war so vortrefflich gegen ihn gewesen, daß er den Verlust, den er erlitten, kaum bemerkt hatte. Herr Ricordin hatte im zweiten Stocke die auf die Straße gehende große Wohnung inne, während Danton seinerseits eine kleinere Wohnung einnahm, deren Fenster sich auf die Passage du Commerce öffneten. Die zwei Wohnungen, die des Schwiegervaters und die des Schwiegersohnes, standen durch eine Thüre mit einander in Verbindung, und seit einiger Zeit hatte, in der Hoffnung auf die zukünftige Clientel des jungen Advocaten, Herr Ricordin von seiner Wohnung einen großen Salon abgetrennt, aus dem Danton sein Cabinet gemacht. Durch diese Beifügung fand sich die kleine Wirthschaft behaglicher; Danton schloß sich mit seiner ganzen mächtigen Vitalität in dieses große Cabinet ein, und überließ seiner Frau, seinem Kinde und seiner Köchin, die den einzigen Dienstboten des Hauses bildete, die ganze übrige Wohnung, bestehend aus einer großen gemeinschaftlichen Küche, welche zugleich vom Schwiegervater und vom Schwiegersohne benützt wurde, einem Vorzimmer, einem Schlafzimmer und einem Salon.
In dieses letzte, mit den Portraits von Madame Ricordin und Herrn Charpentier Vater geschmückte, Zimmer wurde Marat eingeführt. Die zwei Portraits waren vollkommene Typen des Bürgerthums von damals und hoben nur um so mehr ein Bild von Danton in Lebensgröße, stehend und mit ausgestreckter Hand dargestellt, hervor; dieses Bild war, wenn man es von zu nahe betrachtete, nur eine Skizze, an der man nichts unterscheiden konnte; wich man aber ein paar Schritte zurück, studirte man es aus der Entfernung, so entwirrte sich diese ganze Impastirung, und man sah eine Anlage erscheinen, – allerdings eine Anlage, doch eine lebendige, voll Feuer und Genie. Diese Anlage war in ein paar Stunden unter dem Pinsel eines jungen Freundes von Danton, den man Jacques Louis David nannte, entstanden.
Die übrige Wohnung war äußerst einfach; nur aus einigen Einzelheiten, wie Vasen, Leuchter, Pendeluhren, errieth man ein dumpfes Verlangen nach Luxus, ein sinnliches Bedürfniß, Gold zu sehen.
In dem Augenblicke, wo Danton klingelte, erkannte man seine Art zu klingeln, und Alles lief nach der Thüre, die junge Frau, das Kind, der Hund; als aber die Thüre sich öffnete, als man hinter dem Herrn des Hauses den fremden Gast sah, den er brachte, da wich die Frau einen Schritt zurück, weinte das Kind, bellte der Hund.
Das Gesicht von Marat zog sich leicht zusammen.
»Verzeihen Sie, mein lieber Gast,« sagte Danton, »Sie sind noch fremd hier, und . . .«
»Und ich bringe meine Wirkung hervor,« versetzte Marat. »Es ist unnöthig, daß Sie sich entschuldigen, ich kenne das!«
»Meine gute Gabriele,« sprach Danton, indem er seine Frau küßte wie ein Mensch, der sich Verzeihung für etwas zu verschaffen hat, »ich habe diesen Herrn im Palais-Royal getroffen: es ist ein ausgezeichneter Arzt; er ist mehr als dies, er ist Philosoph, und er hatte die Güte, meine Einladung, bei uns zu Mittag zu speisen, anzunehmen.«
»Von Dir gebracht, mein lieber Georges, ist der Herr sicher des Empfanges, den man ihm bereiten wird, nur war das Kind nicht in Kenntniß gesetzt, und der Hund . . .«
»Ist ein guter Wächter, wie ich sehe,« sprach Marat; »überdies habe ich Eines bemerkt,« fügte er mit einer bewunderungswürdigen Rücksichtslosigkeit bei, »die Hunde sind sehr aristokratisch ihrer Natur nach.«
»Ist einer von unseren Tischgenossen angekommen?« fragte Danton.
»Nein . . . nur der Koch.«
Madame Danton sprach diese Worte lächelnd aus.
»Hast Du ihm Deine Unterstützung angeboten? – denn, meine gute Gabriele, Du bist auch eine vortreffliche Köchin!«
»Ja, doch zu meiner Schande habe ich mich zurückgewiesen gesehen.«
»Bah! . . . Du hast Dich also darauf beschränkt, daß Du den Tisch zugerichtet?«
»Nicht einmal dies.«
»Wie, nicht einmal dies?«
»Nein; zwei Diener haben Alles gebracht! Tischzeug, Silbergeschirr, Candelaber.«
»Glaubt er denn, wir haben das nicht?« versetzte Danton, indem er sich aufrichtete und die Stirne faltete.
»Er hat gesagt, das sei eine unter Euch verabredete Sache, und er sei nur unter diesen Bedingungen gekommen, um zu kochen.«
»Gut! lassen wir ihn in Ruhe: das ist ein Original . . . Höre, mein Kind, man klingelt: sieh, wer kommt.«
Dann sich gegen Marat umwendend:
»Vernehmen Sie die Liste unserer Tischgenossen, mein Gast: vor Allem ein College von Ihnen, der Herr Doctor Guillotin; Talma und Maria Joseph von Chénier, zwei Unzertrennliche; Camille Desmoulins, ein Kind, ein Straßenjunge, doch ein Straßenjunge von Genie; – und wer noch? . . . Sie, meine Frau und ich, das sind Alle . . . Ah! ich vergaß David. Ich hatte meinen Schwiegervater eingeladen, doch er findet, wir seien zu hohe Gesellschaft für ihn; das ist ein guter, vortrefflicher Mann der Provinz, der sich in Paris ganz fremd fühlt und mit gewaltigem Geschrei nach seinem Arcis-sur-Aube zurückverlangt . . . Nun, tritt doch ein, Camille, komm herein!«
Diese letzten Worte waren an einen Mann von mittlerem Wuchse gerichtet, der, obwohl sechsundzwanzig bis achtundzwanzig Jahre alt, kaum zwanzig zu zählen schien. Es war offenbar ein Vertrauter des Hauses; denn eben so gut von Jedermann aufgenommen, als man Marat schlecht aufgenommen hatte, war er im Vorzimmer stehen geblieben, um Madame Danton die Hand zu drücken, das Kind zu küssen und den Hund zu streicheln.
Auf die Einladung von Danton trat er ein.
»Woher kommst Du denn?« fragte Danton; »Du siehst ganz zerzaust aus.«
»Ich? nicht im Geringsten!« erwiederte Camille, während er seinen Hut auf einen Stuhl warf; »doch stelle Dir vor . . . Ah! verzeihen Sie, mein Herr. . .«
Er hatte nun erst Marat wahrgenommen, und er grüßte ihn; Marat erwiederte seinen Gruß.
»Stelle Dir vor,« fuhr Camille fort, »ich komme vom Palais-Royal.«
»Wir auch,« versetzte Danton, »wir kommen auch von dort.«
»Ich