Ingénue. Александр Дюма

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Название Ingénue
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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Freund, das ist, – fragen Sie den Doctor Guillotin, – ganz einfach der größte Dienst, den die Chemie der Nahrungswissenschaft geleistet hat.«

      »Aber was ist das Osmazom?« fragte Talma: »Ich bin wie der Bürger als Edelmann von Moliére, der entzückt war, zu erfahren, was er machte, indem er Prosa machte: ich wäre entzückt, zu erfahren, was ich esse, indem ich Osmazom esse.«

      »Ja, ja! . . . was ist das Osmazom? . . . was ist das Osmazom? . . .« fragten alle Stimmen mit Ausnahme von der von Guillotin, welcher lächelte, und von der von Marat, der die Stirne faltete.

      »Was das Osmazom ist?« antwortete Grimod de la Reyniére, während er seine langen Aermel auf seine, von Natur verstümmelten, Hände vorschlug, die er wegen dieser Verstümmelung nicht gern sehen ließ; »hören Sie. Das Osmazom, meine Herren, ist der außerordentlich schmackhafte Theil des Fleisches, der im kalten Wasser auflösbar ist und sich von dem extractiven Theile dadurch unterscheidet, daß dieser nur im siedenden Wasser auflösbar ist: Im Osmazom besteht das Verdienst der guten Suppen; es bildet, sich caramelisirend, das Rothgelbe des Fleisches; durch das Osmazom consolidirt sich die Bräunung des Bratens; von ihm kommen der Wildgeruch und der Geschmack des Wildprets her. Das Osmazom ist eine Entdeckung der neueren Zeit, meine Herren, das Osmazom bestand aber lange, ehe es entdeckt wurde; das Vorherwissen des Osmazoms inspirirte den Canonicus Chevrier, als er die Töpfe erfand, welche mit dem Schlüssel verschlossen werden; um haushälterisch mit dieser Substanz, welche so leicht verdunstet, zu Werke zu gehen, werden Sie alle wahre Gourmands, selbst diejenigen, welche nicht wissen, was das Osmazom ist, sagen hören, um gute Fleischbrühen zu machen, müsse man darüber wachen, daß der Topf immer lächle und nie lache. Das ist das Osmazom, meine Herren.«

      »Bravo! bravo!« riefen alle Gäste.

      »Ich, meine Herren,« sagte Camille Desmoulins, »ich bin der Meinung, daß während des ganzen Mahles nur von der Küche die Rede sein soll, damit unser gelehrter Professor einen vollständigen Cursus geben kann, und es soll eine Buße von zehn Louis d'or zum Vortheil der armen Leute, welche durch das Gewitter am 15. Juli zu Grunde gerichtet worden sind, Jedem, der von etwas Anderem spricht, aufgelegt werden.«

      »Chénier reclamirt,« rief Danton.

      »Ich?« versetzte Chénier.

      »Ich wünsche, daß eine Ausnahme zu Gunsten von Karl IX. gemacht werde,« sagte lachend Talma.

      »Und David zu Gunsten des Todes von Sokrates,« fügte Chénier bei, dem es nicht unangenehm war, auf einen Andern den Scherz zurückzuwerfen, den man gegen ihn gerichtet.

      »Karl IX. wird ohne Zweifel ein bewunderungswürdiges Trauerspiel sein,« sagte Grimod, »und der Tod von Sokrates ist ganz gewiß ein herrliches Gemälde, doch ohne Lobeserhebungen für meine Beredtsamkeit zu machen, müssen Sie zugestehen, meine Herren, daß es für Leute, welche zu Mittag speisen, eine ziemlich traurige Unterhaltung ist, die Unterhaltung über einen jungen König, welcher auf Hugenotten jagt, und über einen alten Weisen, der Schierling trinkt! . . . Keine traurige Eindrücke bei Tische, meine Herren! die Mission des Hausherrn ist ein Priesterthum: Einen zum Essen einladen heißt das moralische und physische Glück von diesem Einen für die ganze Zeit, die er unter unserem Dache weilt, übernehmen.«

      »Wohlan, mein Lieber,« sagte Danton, »geben Sie uns das Historische von dieser köstlichen Truthenne, in der Sie so eben das Messer mit so großer Geschicklichkeit entwickelt haben.«

      Grimod de la Reyniére war in der That, obgleich er nur zwei Finger an jeder Hand hatte, einer der geschicktesten Zerleger, die es in der Welt gab.

      »Ja, ja, die Geschichte der Truthenne,« rief Guillotin.

      »Meine Herren,« erwiederte Grimod, »die Geschichte dieser Truthenne, eines einfachen Individuums, steht nicht minder im Zusammenhange mit der Geschichte der Gattung, und die Geschichte der Gattung, als Thier, gehört zum Ressort von Herrn von Buffon; als Product, zum Ressort von Herrn Necker, dem neuen Finanzminister.«

      »Gut!« versetzte Chénier, der den Gastronomen, welcher die Schicklichkeit eines Gespräches bei Tische über Karl IX. geleugnet hatte, in Verlegenheit zu bringen suchte, »welche Beziehung kann die Truthenne zum Minister der Finanzen haben, wenn nicht etwa als Contrebande?«

      »Welche Beziehung die Truthenne zum Finanzminister haben könne?« rief Grimod; »ei! wenn ich Finanzminister wäre, so, würde ich hauptsächlich auf die Truthenne operiren.«

      »Sie werden hoffentlich den Truthahn nicht vergessen!« versetzte Camille Desmoulins mit der undeutlichen Aussprache, welche dem, was er sagte, eine so komische Seite gab.

      »Weder die Eine noch den Andern, mein Herr; nur habe ich gesagt, die Truthenne, statt des Truthahns, weil es anerkannt, daß bei dieser Gattung das Fleisch des Weibchens viel feiner ist, als das des Männchens.«

      »Zur Sache! zur Sache!« riefen zwei andere Stimmen.

      »Ich bin bei der Sache, meine Herren . . . Nun wohl, nach meiner Ansicht haben die Controleurs der Finanzen bis jetzt das Truthuhn noch nicht unter einem mit seinem Verdienste harmonirenden Gesichtspunkte ins Auge gefaßt. Das Truthuhn, meine Herren, und besonders das mit Trüffeln gefüllte Truthuhn ist die Quelle eines bedeutenden Zusatzes zum öffentlichen Vermögen geworden: durch das Aufziehen von Truthühnern erlangen die Pächter leichter den Preis ihrer Pachtzinse; die Mädchen häufen eine für ihre Verheiratung hinreichende Mitgift an; so viel, was die nicht mit Trüffeln gefüllten Truthühner betrifft . . . Folgen Sie nun diesem: es ist eine einfache Berechnung, welche sich auf die mit Trüffeln gefüllten Truthühner bezieht. Vom Anfange des Novembers bis in den Februar, das heißt in vier Monaten, werden nach meiner Berechnung täglich in Paris dreihundert mit Trüffeln gefüllte Truthennen gegessen; im Ganzen sechsunddreißig tausend Truthennen! Der gewöhnliche Preis einer Truthenne ist aber zwanzig Franken; im Ganzen: für Paris siebenmal hundert zwanzigtausend Livres. Nehmen wir an, die ganze Provinz, das heißt dreißig Millionen Menschen verglichen mit achtmal hundert tausend verzehren an Truthähnen und Truthennen nur dreimal so viel als Paris; die Provinz gibt eine Gesammtsumme von zwei Millionen hundert und sechzigtausend Livres, welche mit den siebenmal hundert tausend von Paris zwei Millionen achtmal hundert achtzig tausend Livres geben, was, wie Sie sehen, eine ziemlich hübsche Bewegung der Fonds macht. Meine Herren, fügen Sie nun dieser Summe eine ungefähr gleiche Summe für Geflügel, wie Fasane, junge Hühner, Feldhühner, ebenfalls mit Trüffeln gewürzt, bei, und Sie werden fast die Summe von sechs Millionen erreichen, – das ist der vierte Theil der Civilliste des Königs. Ich hatte also Recht, wenn ich Ihnen sagte, meine Herren, die Truthühner gehören eben so wohl zum Ressort von Herrn Necker, als zu dem von Herrn von Buffon.«

      »Und die Karpfen?« fragte Camille, welcher als ein ächter Epicuräer, was er war, ein unendliches Vergnügen an diesem Gespräche fand, »zu wessen Gerichtsbarkeit gehören sie?«

      »Oh! die Karpfen, das ist etwas Anderes; es ist Gott, der sie geschaffen hat, es ist die Natur, die sie aufzieht, fett, schmackhaft macht; der Mensch beschränkt sich darauf, daß er sie fängt oder vervollkommnet, doch nach ihrem Tode, – während das Truthuhn, ein wesentlich geselliges Hausthier, sich zu seinen Lebzeiten vervollkommnet.«

      »Verzeihen Sie, mein Herr,« sagte Chénier, der keine Gelegenheit versäumte, um den gelehrten Demonstranten anzugreifen, »ich sehe hinsichtlich dieses Karpfens, daß er lebendig von Straßburg nach Paris gekommen ist. Ist er hierher mit Relais von Sklaven gebracht worden, wie es die Römer machten, wenn sie die Meerbarbe vom Hafen von Ostia nach der Küche von Lucullus oder Varro expedirten, – oder auf einem eigens gebauten Fourgon, wie es die Russen machen, wenn sie den Sterlet von der Wolga nach St. Petersburg transportiren?«

      »Nein, mein Herr, dieser Karpfen, den Sie hier sehen, ist ganz einfach von Straßburg nach Paris mit der Diligence gekommen, welche die Briefe bringt, daß heißt ungefähr in vierzig Stunden. Er ist vorgestern Morgen im Rhein gefangen und sodann in einer nach seiner Größe gemachten Schachtel unter frisches Gras gelegt worden; man hat ihm in den Mund eine Art von Saughörnchen gesteckt, das mit einem, damit sie nicht sauer werde, gesottene Sahne enthaltenden Gefäße correspondirte, und er hat auf dem ganzen Wege gesaugt, wie Sie es gemacht haben, Herr Chénier, wie wir es Alle gemacht haben, als wir Kinder