Название | Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten |
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Автор произведения | Frank Rehfeld |
Жанр | |
Серия | |
Издательство | |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783956179129 |
Was Maziroc nirgendwo sah, war auch nur eine einzige Leiche.
Mit seinen magischen Sinnen tastete er um sich. Jedes intelligente Wesen strahlte eine Art mentales Hintergrundrauschen aus, das ein Magier wahrnehmen konnte. Auf diese Art war er in der Lage, die Gegenwart eines anderen Menschen auf eine Entfernung von mehreren Metern zu spüren, wenn er sich besonders anstrengte sogar noch etwas weiter. Mit Ausnahme der Elbenkrieger nahm er hier jedoch absolut nichts wahr, auch nicht, als er bis unmittelbar an die einzelnen Gebäude heranritt.
Es war beruhigend und beängstigend zugleich. Beruhigend, weil sich offenbar keine Feinde in unmittelbarer Nähe versteckt hielten, und beängstigend, weil sich offenbar auch keiner der Bewohner mehr hier befand. Sie mussten entweder tot oder verschleppt worden sein. Der Grausamkeit der anderen Überfälle zufolge hatte man vermutlich wohl auch sie alle ermordet, es sei denn, einige von ihnen hatten sich so tief in einem der Gebäude versteckt, dass Maziroc von hier aus nicht in der Lage war, ihre Anwesenheit zu spüren.
Bis auf einen, der bei ihm zurückblieb, stiegen die Elbenkrieger von ihren Pferden ab und verschwanden im Hauptgebäude, um es zu durchsuchen.
Mazirocs Beklemmung hatte sich mittlerweile zu einem fast körperlichen Unwohlsein gesteigert, als läge ein eiserner Ring um seine Brust, der ihm allmählich die Luft abschnürte. Dazu trug auch die beinahe vollkommene Stille bei. Er hielt sich vor Augen, dass es sich trotz aller Verteidigungsanlagen letztlich nur um einen Bauernhof handelte. Aber nicht ein einziges Huhn lief oder flatterte umher, und obwohl es gleich zwei große Ställe gab, in denen zweifellos Vieh gehalten und gezüchtet wurde, war von den Tieren nichts zu hören; nicht das Quieken von Schweinen, das Muhen einer Kuh oder das Schnauben und Wiehern eines Pferdes. Es gab nur eine realistische Erklärung dafür, dennoch stieg auch Maziroc nach kurzem Zögern ab, ging auf den größeren der Ställe zu und öffnete die Tür.
Obwohl er gewusst hatte, welches Bild ihn mit allergrößter Wahrscheinlichkeit erwarten würde, drehte ihm der Anblick fast den Magen um. Abgesehen von einem Schweinepferch waren in dem Stall vor allem Kühe untergebracht. Nicht ein einziges der Tiere lebte mehr, doch waren sie nicht einfach nur umgebracht worden. Die meisten von ihnen waren regelrecht zerfetzt, als ob Raubtiere über sie hergefallen wären und sich um ihre Beute gestritten hätten. Überall war Blut, und der Boden war mit Haut- und Fleischfetzen und Innereien der Tiere übersät. Der süßliche Kupfergeruch von Blut schlug Maziroc in einer ekelerregend intensiven Wolke entgegen, sodass er die Tür des Stalls hastig wieder zuschlug. Während er zurück in den Sattel seines Pferdes stieg, atmete er ein paarmal tief durch, doch immer noch meinte er, den Gestank zu riechen.
Die übrigen Krieger waren noch nicht zurück, doch würden sie einige Minuten brauchen, um die Gebäude zu durchkämmen. Allerdings glaubte Maziroc nicht mehr, dass sie noch Überlebende finden würden, höchstens die Leichen, die die Unbekannten vermutlich irgendwo versteckt hatten. Das war etwas, was diesen Überfall von allen anderen unterschied, von denen Eibon berichtet hatte. Sonst hatten die Angreifer sich nie um die Leichen gekümmert, was auch nicht nötig gewesen war, da sie jedes überfallene Dorf oder Gehöft hinter sich niedergebrannt hatten. Hier waren sie offenbar nicht mehr dazu gekommen, sondern hatten vor den sich nähernden Kriegern die Flucht ergriffen.
Im gleichen Moment fiel Maziroc der Fehler in seinem Gedankengang auf. Es musste sehr viel mehr Zeit gekostet haben, sämtliche Leichen fortzuschaffen und zu verstecken, als erforderlich gewesen wäre, an einigen wenigen Stellen Feuer zu legen. Das wiederum bedeutete ...
Er überlegte gar nicht erst länger, sondern riss sein Pferd mit einem lautstarken Fluch am Zügel herum, preschte durch das Tor und auf die wartenden Krieger zu, um sie zu warnen, doch es war bereits zu spät. Er hatte sich von Anfang an nicht getäuscht: Der Hof war eine Falle, doch war diese bereits zugeschnappt, als sie sich ihm auch nur genähert hatten.
Im letzten Licht des vergangenen Tages krochen Schatten aus dem Schutz der umliegenden Wälder und der Deckung der Talkessel hervor und näherten sich ihnen in einem weit geschwungenen Halbkreis. Sie waren zu weit entfernt und die Sicht zu schlecht, um sie wirklich zu erkennen, aber das wenige, was er sah, war für Maziroc mehr als genug. Die Feinde schienen fast körperlos; beinahe nur eine Woge sich bewegender Schwärze, die sich ihnen näherte. Etwas an ihren Bewegungen wirkte sonderbar falsch für die Bewegungen eines Heeres, und die Dunkelheit, die sich wie ein beschützender Mantel über sie zu legen begann, schien nicht nur ihr Aussehen zu verhüllen, sondern noch etwas anderes in sich zu bergen, etwas Finsteres, unsagbar Fremdes, das aus den Abgründen des Wahnsinns in die Welt der Lebenden aufgestiegen war.
Der Späher, von dem Eibon erzählt hatte, hatte vor seinem Tod von grauenhaften Ungeheuern berichtet, von Dämonen, die aus den Schründen der Hölle selbst aufgestiegen waren. Mit einem Mal war sich Maziroc nicht mehr so sicher, ob es sich wirklich nur um eine bildliche Umschreibung handelte, oder ob der Späher nicht sogar im wörtlichen Sinne recht gehabt hatte.
Obwohl - oder vielleicht sogar gerade weil - er sie nicht einmal richtig erkennen konnte, flößte irgendetwas an den Fremden und ihren falschen Bewegungen Maziroc Angst ein, eine so abgrundtiefe Furcht, wie er sie noch nie zuvor verspürt hatte. So schnell, wie er ritt, konnte er das Skiil nicht benutzen, doch vielleicht fürchtete er sich auch einfach vor dem Bild, das es ihm zeigen würde, und zögerte es deshalb hinaus.
Auch die übrigen Elben und die Gardesoldaten hatten die Gefahr mittlerweile bemerkt, noch bevor Maziroc sie erreichte. Unruhe entstand unter ihnen. Eibon blickte sich einen Moment gehetzt um.
"Auf den Hof!", befahl er dann mit lauter Stimme. Es war die einzige noch freie Richtung, sodass ihnen nicht viel Auswahl blieb, obwohl auch ihm klar sein musste, dass genau dies der Absicht ihrer Feinde entsprach. Sie hatten von Anfang an vorgehabt, sie dorthin zu treiben, sofern sie nicht ohnehin freiwillig alle dorthin geritten wären. Nur aus diesem Grund hatten sie den Hof nicht niedergebrannt und sogar die Leichen versteckt; möglicherweise hatten sie ihn aus genau diesem Grund sogar überhaupt erst überfallen.
Maziroc verzichtete darauf, Eibon darauf aufmerksam zu machen. Der Elbenkönig wusste es mit Sicherheit selbst, und er besaß die ungleich größere taktische und strategische Erfahrung. Auch wenn es ihm manchmal schwerfiel, nicht zu allem seinen Kommentar zu geben, würde Maziroc es nie wagen, seine militärischen Entscheidungen infrage zu stellen. Schon um die gegnerischen Pläne zu durchkreuzen, hätte er selbst vermutlich irgendwo einen Durchbruch gewagt, doch wenn Eibon entschied, sich auf den Hof zurückzuziehen, würde er seine Gründe dafür haben, und sei es nur, dass er sich von dort aus erst einmal einen genaueren Überblick über die allgemeine Lage und die Zahl und Identität der Angreifer verschaffen wollte. Die Mauern des Gehöfts würden ihnen einen gewissen Schutz bieten, doch wie unzureichend dieser war, zeigte sich daran, wie mühelos die Fremden es schon einmal eingenommen hatten, und nach Mazirocs strategischem Empfinden wurde dieser geringe und zudem äußerst fragwürdige Vorteil dadurch mehr als wettgemacht, dass sie anschließend auf dem Hof gefangen wären. Dennoch folgte er Eibon schweigend.
Als die Letzten von ihnen das Tor passierten, waren die Ersten längst abgestiegen. Einige von ihnen schlossen den noch unversehrten Torflügel und zerrten den anderen so weit zu, wie es möglich war. Andere trugen Balken, Fässer, Kisten und anderes herbei, um die verbliebene Öffnung zu blockieren, und wieder andere - vor allem die für ihre Treffsicherheit mit Pfeil und Bogen berühmten Elben - bezogen auf den Wehrmauern Posten.
Genau wie Eibon und Charalon sprang Maziroc von seinem Pferd, kaum dass er den Hof erreicht hatte, und hetzte mit ihnen zusammen die Treppe zu dem Wehrgang direkt über dem Portal hoch. Nur mit Mühe gelang es ihm, einen erschrockenen Ausruf zu unterdrücken, als er einen Blick über die Außenmauer warf. Längst war die Sonne untergegangen, und selbst die letzten rötlichen und grauen Streifen am Horizont wichen der Schwärze des Nachthimmels, doch jetzt war er fast froh über die Dunkelheit, die seine Sicht stark einschränkte.
Die einzelnen Züge des feindlichen Heeres waren ihnen aus verschiedenen Richtungen fast unmittelbar auf den Fersen gefolgt und hatten sich auf der Ebene vor dem Gehöft vereinigt, was bedeutete, dass sie so unglaublich schnell vorgerückt sein mussten, wie es für eine Armee dieser Größe im Grunde gar nicht möglich