Название | Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten |
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Автор произведения | Frank Rehfeld |
Жанр | |
Серия | |
Издательство | |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783956179129 |
Schließlich stießen sie erstmals auf ein niedergebranntes Gehöft, dem bald weitere Gehöfte und schließlich auch ganze Dörfer folgten. In einigen lagen die Toten noch so herum, wie sie erschlagen worden waren.
Am späten Nachmittag des vierten Tages hatten die Späher erstmals etwas Aufsehenerregenderes zu melden. "Etwa zehn Meilen südwestlich von hier sind wir auf einen noch bewohnten Hof gestoßen", berichtete einer von ihnen. "Der einzige, offenbar in weitem Umfeld, der noch nicht überfallen oder freiwillig aufgegeben wurde. Die Leute dort haben zwar von den Überfällen gehört, aber sie wollen dennoch ausharren."
"Sie denken, bei den Angreifern würde es sich um Clanskrieger handeln", ergänzte ein anderer Späher. "Und sie fürchten keinen Raubzug, den die Hornmänner so weit von ihren Clansburgen entfernt durchführen."
"Diese Narren", stieß Eibon hervor. "Wahrscheinlich haben die anderen alle ebenso gedacht."
"Immerhin haben sie wenigstens Vorkehrungen getroffen", berichtete der Späher weiter. "Der Hof ist fast wie eine kleine Festung erbaut, und die Verteidigungsanlagen sind in den vergangenen Wochen noch zusätzlich verstärkt worden. Man bräuchte schon fast eine Armee, um sie zu erstürmen, und jeder Angreifer würde einen unglaublich hohen Blutzoll zahlen müssen."
"Wenn wir von menschlichen oder zumindest menschenähnlichen Angreifern ausgehen", warf Charalon ein. "Aber auch nur dann, und bislang wissen wir noch nicht, mit wem wir es hier zu tun haben."
"Ich bin ebenfalls der Meinung, dass wir versuchen sollten, die gefährdeten Bewohner in diesem Landesteil dazu zu überreden, vorläufig wegzuziehen", ergänzte Maziroc. "Wenigstens so lange, bis wir herausgefunden haben, wer hinter den Überfällen steckt, und wir die Gefahr vielleicht sogar beseitigt haben."
Eibon nickte zustimmend. "Das betrachte ich als eine der wichtigsten Aufgaben dieser Expedition."
"Aber sie werden nicht gehen", behauptete der Späher. "Wir haben auch schon versucht, sie zu überreden, aber erfolglos. Die Menschen dort vertrauen auf die Stärke ihrer Mauern, auf ihre Pfeile und die Schärfe ihrer Schwerter. Sie werden den Hof nicht aufgeben. Im Gegenteil, die Bewohner mehrerer anderer Gehöfte haben sogar dort Zuflucht gesucht."
"Hm", machte Eibon und massierte sich ein paar Sekunden lang nachdenklich das Kinn, ehe er nacheinander Maziroc und Charalon anblickte. "Nun, vielleicht verfügt Ihr ja noch über einige andere Möglichkeiten, sie davon zu überzeugen, dass es hier in der Gegend nicht sicher ist."
"Auf gar keinen Fall!", protestierte Maziroc als Erster scharf, sobald er begriff, worauf Eibon hinaus wollte. "Selbst wenn es uns möglich wäre, würden wir andere niemals geistig versklaven, um ihnen unseren Willen aufzuzwingen. Es würde drastisch gegen unseren Ehrenkodex verstoßen, gegen die Regeln unseres Ordens."
"Selbst wenn es nur zum Schutz der Betroffenen geschähe?", entgegnete Eibon. "Wenn Ihr Ihnen dadurch das Leben retten könntet?"
"Noch ist nicht gesagt, dass sie sich wirklich in Gefahr befinden", ergriff Charalon das Wort. "Wie Ihr selbst uns berichtet habt, sind bislang nur kleine Dörfer und solche Höfe überfallen worden, die keinen sonderlichen Widerstand bieten konnten. Es ist also durchaus möglich, dass die Unbekannten sich an ein so stark befestigtes Gehöft erst gar nicht herantrauen."
"Möglich", stimmte Eibon zu. "Aber nur eine sehr vage Hoffnung. Auf jeden Fall sollten wir uns selbst ein Bild von der Lage machen und mit den Leuten sprechen. Wir werden ohnehin bald ein Lager für die Nacht aufschlagen müssen, also können wir auch direkt diesem Hof einen Besuch abstatten und uns vor Ort ein Bild von der Lage machen." Er ließ sein Pferd wieder antraben und deutete mit der Hand nach vorne. "Na los, worauf wartet Ihr noch?"
*
Irgendetwas stimmte nicht.
Mit seinen hohen, wuchtigen Mauern, die äußerst massiv aussahen und von zinnenartigen Erhöhungen gekrönt wurden, erinnerte das Gehöft wirklich an ein kleines Kastell oder zumindest ein Fort. Es war direkt an eine steil aufragende Felswand gebaut, und obwohl Maziroc kein Fachmann für Festungsbau war, war er davon überzeugt, dass jeder Versuch, es zu erstürmen, nicht nur kompliziert und langwierig sein würde, sondern auch tatsächlich ungezählte Tote kosten würde.
Und dennoch wirkte das Gehöft verlassen.
Der Schein der nur noch dicht über dem Horizont stehenden Abendsonne tauchte alles in ein warmes Licht und schien die Dächer der Gebäude mit Gold zu übergießen. Es hätte ein Bild des Friedens sein können, doch die scheinbare Idylle kam Maziroc unecht vor. Sie wirkte künstlich, fast wie ein Stillleben arrangiert, und das weckte sein Misstrauen. Für seinen Geschmack war alles zu ruhig.
Nach Auskunft der Späher befanden sich mehr als einhundert Menschen auf dem Gehöft, doch war von diesen nichts zu entdecken. Selbst als Maziroc den Ring von seinem Finger zog und durch das Skiil blickte, das die Häuser so nah heranzuholen schien, dass er das Gefühl hatte, er müsste nur die Hand ausstrecken, um sie zu berühren, änderte sich daran nichts. Niemand zeigte sich auf den Mauern, niemand hielt sich auf dem Innenhof auf, soweit sich dieser durch die weit offen stehenden Flügel des Tores überblicken ließ. Es war, als hätten sich die Bewohner innerhalb der wenigen Stunden, die seit dem Besuch der Späher erst vergangen waren, doch noch dazu entschieden, das Gehöft aufzugeben und ihr Heil in einer überhasteten Flucht zu suchen. Oder als wären sie geradewegs vom Erdboden verschluckt worden.
Unsinn, versuchte Maziroc sich selbst zu beruhigen. Er war einfach übernervös und begann bereits überall Gespenster zu wittern und Gefahren zu vermuten. Wahrscheinlich gab es eine ganz einfache und harmlose Erklärung. Vielleicht aßen die Bewohner gerade zu Abend, oder sie hatten sich zu einem Gebet oder irgendeiner anderen gemeinsamen Beschäftigung zusammengefunden.
Ohne dass sie angesichts ihrer gefährdeten Lage wenigstens ein paar Wächter zurücklassen?, wisperte eine Stimme in ihm. Und außerdem lassen sie auch noch das Tor unbewacht weit offen stehen, damit jeder eventuelle Angreifer sich nicht erst die Mühe machen muss, es einzureißen oder die Mauern zu erstürmen? Lachhaft!
Mazirocs Unbehagen stieg mit jedem Meter, den sie sich dem Gehöft näherten, mehr an. Er war sich mittlerweile so gut wie sicher, dass ihn sein erster Eindruck nicht getrogen hatte, dass irgendetwas hier nicht stimmte. Das Gefühl, geradewegs in eine Falle zu reiten, wurde immer stärker, und er war nicht der Einzige, dem es so erging. Die Haltung sowohl der Elbenkrieger wie auch der menschlichen Gardesoldaten war angespannt, und immer wieder blickten sie sich unbehaglich um. Mehr als einer hatte die Hand wie zufällig direkt auf dem Knauf seines Schwertes liegen.
Auch Maziroc selbst ließ seinen Blick immer wieder umherwandern. Nicht nur der Hof, die gesamte Umgebung gefiel ihm nicht. Sie war für eine Falle wie geschaffen. Das Land war hügelig und unübersichtlich, nicht weit entfernt erhoben sich mehrere ausgedehnte Waldstücke. In den Tälern und Wäldern konnte sich eine ganze Armee unbemerkt verstecken. Wieder und wieder blickte er durch seinen Ring, ohne jedoch etwas entdecken zu können, das seinem Verdacht konkrete Nahrung lieferte. Aber die Schatten der Abenddämmerung senkten sich nun immer rascher wie ein Vorhang aus schwarzer Watte über das Land. Nicht mehr lange, dann würde es dunkel werden, und anders als in den vergangenen Nächten würde die Dunkelheit diesmal nicht ihr Verbündeter sondern ihr Feind sein.
Ein paar Meter entfernt redete Bayron eindringlich auf Eibon ein und unterstrich seine Worte immer wieder durch weit ausholende Gesten. Obwohl er nur vereinzelte Wortfetzen aufschnappte, konnte Maziroc sich denken, was der General sagte, doch seinem zornigen Gesichtsausdruck zufolge stießen seine Worte auf taube Ohren.
Auf einer niedrigen Hügelkuppe,