95 ROZ E10. Matthias Wermter

Mitarbeiter ein und warum? Was haben diese Leute Besonderes an sich, sodass die Überschuldung von unglaublich vielen 40.000.000 Euro überdecken wird? Man muss schon sehr optimistisch sein, um diese Leute fähig und willig zu nennen, denn sie verlassen zu schnell ihre Arbeitsgeber. Ich mag Vorgesetzte nicht, die weit weg in Nebraska studiert haben, wenn es in jeder größeren Stadt eine anständige Fachhochschule gibt. Der internationalen Betriebswirtschaftslehre fehlt die friesische Bodenständigkeit. Aber kommen wir zum Personal, hier sind Norddeutsche, Holländer und Engländer zu gleichen Anteilen bei natürlich sehr gemischter Kommunikation munter und fröhlich vereint und bereit Großes zu leisten. Die Arbeit hört sich einfacher an, als sie es wirklich ist. Die Projekte dauern oft Jahre und werden sehr genau vorbereitet, gut durchgeplant, sauber durchgeführt und immer kundenzufrieden abgeschlossen. Doch warum schaffte diese kleine Firma ganze 40m Überschuldung? Wurde das eigentlich geplant? Im Projektgeschäft wird doch vieles nur zugekauft? Ich denke, hier wird es ziemlich einfach, denn jeder muss beschäftigt werden und jeder will verdienen. Allein die Kommunikation war, abgesehen vom Englischen, Holländischen und Deutschen, viel zu umständlich, zu viel und zu unnötig. Die Hälfte der Zeit wurde in ausführlichen Meetings verbracht. Es war ein Auf und Ab und Hin und Her und alle mochten es, denn es konnte ja sein, dass die noch unbekannten Informationen gerade hier in den unnötigen aber unterhaltsamen Selbstdarstellungen preisgegeben wurden. Ja, es ist unschön, wenn die Berichtswege unklar sind, wenn vieles per „Flurfunk“ weitergegeben wird und die Linienvorgesetzten selber auf der Suche nach erhellendem, intelligentem und erklärendem waren. Eine clever zurückgehaltene Information verlängert schonmal das Teilprojekt des Kollegen und macht dich auch unersetzlich. Wenn du es richtig anstellst, kannst du als Retter in der Not auftrumpfen und bald aufsteigen. Diese Spiele alter Männer habe ich immer abgelehnt, denn es wird auf dich zurückfallen, doch einige haben diese Kunst der Sabotage gelernt und praktizieren sie über Jahrzehnte, bereit dem Gemeinwohl und vor allem sich selbst zu dienen. Wichtig ist dabei, dass das komplexe Projekt sehr lange, möglichst viele und vor allem einen selbst beschäftigt. Ellenlange Ausarbeitungen, langwierige Untersuchungen und dicke Berichte müssen geschrieben, aufgestellt und weitergeleitet werden. Ich hoffe, du weißt, was hier falsch läuft, zwischen alten Männern im Friesenland so nahe an der kalten und rauen Nordsee? Das Projektgeschäft hat den Nachteil, dass diese recht unstet und unplanbar in die Firma kommen und deshalb möchte man nicht in die Unterauslastung geraten, was wiederrum problematisch ist, da es in Stufen abläuft und nicht parallel abgearbeitet werden kann. So, jetzt stellen wir uns vor, dass die Firma ein Sammelbecken vieler zusammengewürfelter und ausgesetzter Projektfreelancer ist, die keiner mehr braucht und die jetzt hier sind und nirgends mehr hinkönnen. Akademisch wenig gebildete aber sehr berufserfahrene Führungskräfte nehmen gern junge und dumme Amöben, Mitarbeiter, die nur eine Sache gut können und bei einer zweiten neuen schon versagen. Das ist ein Problem. Wie willst du diese 40.000.000 Euro Verlustvortrag in der Bilanz ausgleichen? Wie viele Projekte musst du noch durchjagen? Wie viele machen überhaupt Gewinn? Wie viel Ertrag, oder besser Geld, bleibt unterwegs hängen? Wieviel brauchst du? Das Beste wäre, wenn wir die Firma straff umbauen und viele Tätigkeiten einfach auslagern. Diese Leute kennen Freelancing, aber könnten die verbliebenen Führungskräfte diesen Umbau auch intelligent organisieren, abgesehen vom Unwillen? Die Verwaltung ist ein Abbild von dir selbst. Deine Steuervermeidung war nur der Anfang. Deine Korruption begründete nur eine Spirale vom geldwerten Aderlass der Firma und war damit nicht hilfreich. Wieso benötigst du eigentlich das Geld, du hast doch die Gewinnausschüttung? Es ist nicht hilfreich, wenn man zu gierig ist, also lass meinen Job als Controller oder Berater machen und diese traurige Firma zum Besseren umbauen.

      06. Jagdwaffenmuseum

      April 2017 ... Lasst uns heute einfach nur entspannen, die Woche wird ruhig werden und wir meditieren inmitten der Altstadt am Fuße der Burg. Irgendwie fehlt es hier an Museen, wenn es noch keinem aufgefallen ist. Restaurants gibt es massenhaft in gut, teuer und bezahlbar, doch die Touristen benötigen auch geistige Nahrung. Ich mag Jagdwaffen, doch wir haben eine Burg und kein Jagdschloss und von daher auch kein Jagdwaffenmuseum, so konnte der Fremdenführer mir ganz stolz berichten, doch es gibt Hoffnung, da der Schlosspark dafür befähigt zu sein scheint. Der Bentheimer Wald wäre auch für ein Jagdschloss zu haben. Es gibt viele Wildschweine, Rehe und Eichhörnchen. Die bunte Vogelwelt soll auch recht vielfältig sein. Es sind die kleinen Dinge, die wir mögen und begehren. Die Details runden ein Thema erst richtig ab. Die Architektur lebt erst durch die liebevollen Strukturen der Verwitterung der Steine, des Holzes und seiner Formen. Wie auch immer, hier geht es um die freundschaftliche Beratung eines imaginären Jagdwaffenmuseums. Seht es als geistige Ertüchtigung und freizeitliche Ablenkung. Sicher, vorab lässt sich viel erzählen, doch genau da fängt der erfolgreiche und umsetzbare Business Case an. Die meisten Touristen haben schon vieles gesehen. Die können schwer beeindruckt werden. Nur noch der Frieden der Natur lässt sie zu uns kommen, also sollten wir uns beim Jagdmuseum etwas einfallen lassen. Lasst uns einen Nachmittag völlig entspannt in einem Jagdschloss verbringen. Nehmen wir das 17. Jahrhundert in Weiß, barock und anmutig, erhaben, einladend und wunderschön. Ich bringe oft die Stile durcheinander, also zerreißt mich nicht gleich dabei und für die Studenten unter Euch, die eine harte HGB-Analyse von Umsätzen und Gewinnen einer kleinen GmbH erwarten, entspannt euch auch. Große und hohe Zimmer, verbunden mit endlosen Gängen und gewundenen Treppen, ausgestattet mit herrschaftlichen Einrichtungen, feinen Seidentapeten, dunkler Holztäfelung und fester Holzdielung wie aus einem Märchen bietet das Internet nur in hochauflösenden Bildern. Doch der Analyst im Berater findet immer etwas. Viele Gemälde sind stark restauriert und einige sogar nur Kopien, aber wer oder was ist das? Gibt es eine interessante Geschichte dazu und wo ist der Kurator? Das Bindeglied zwischen Kunst und Entspannung führt durch die ausgezeichnete Sammlung und bietet künstlerisch wertvolle Unterhaltung. Der interessierte Tourist muss unterhalten werden und wird gern zahlen. Ja, so lebte es sich früher im Jagdschloss mit all den Trophäen an der Wand und all den feinen Jagdwaffen. Das Problem hier ist, dass diese alten Vorderlader kaum einen interessieren. Wir leben in der Moderne. Die letzten 100 Jahre haben eine Reihe von außergewöhnlichen Jagdwaffen in den unterschiedlichsten Varianten hervorgebracht. Die teure Rumpelkammer vom Grafen von und zu interessiert heute nicht wirklich. Der Kamin sollte mit bequemen Sitzgelegenheiten für vertiefte Konversationen versehen und nicht modern zugemauert mit elektrischen Schaltern (das gibt es wirklich) werden. Warum ist das Jagdschloss nicht gefüllt von modernen Naturgemälden? Englische, holländische und russische Künstler malen teilweise fotorealistisch, denn die Landschaftsmalerei hat sich auch weiterentwickelt. Warum muss unbedingt ein sehr altes Gemälde lange in Amsterdam gesucht werden, wenn ein quicklebendiger Künstler eine Malerei nach Wunsch und Auftrag in vier bis acht Wochen anfertigen kann? Der Besucher möchte sich nur erfreuen. Kaum ein Tourist kann teure Originale erkennen. Ein altes Jagdschloss, modern restauriert, kann mit sehr schönen, außergewöhnlichen und exotischen Jagdwaffen richtig auftrumpfen. Gebläute Stähle mit verzierten exotischen Hölzern sind immer eine gute Investition und eine Augenweide. Für den Kunstinteressierten gibt es diese in Regenbogenfarben geflammten edlen Stahl. Wenn dieses mit Skelettschäften aus Aluminium oder Karbon vereint werden, kommen die Besucher, so denke ich, wie von selbst. Exotische Kaliber für die unterschiedlichsten Tiere entführen ebenso in die doch geheimnisvolle Welt der Jagdwaffen. Eine Steinschlossflinte kann das nicht bieten. Durch das Internet sind alte Dinge nur noch Ramsch. Warum stellen wir nicht außergewöhnliche Fantasiegemälde mit Szenen, die es so nicht geben kann, aus? Helle Farben, wechselnde Lichter und natürliche Formen reflektieren und regen an. Junge Leute lassen sich gern inspirieren. Gute Leute wollen Ruhe, Frieden und Entspannung finden, doch empfinden ebenso. Sicher, viele Museen haben ein kleines Café und das hat gerade an heißen Sommertagen seinen Grund, doch die Erfrischungen sollten auch wirklich eiskalt und nicht handwarm sein. (Tatsache, eine warme Cola im Sommer bei rund 30 Grad im Schatten!) Passend zum Thema Jagdschloss wäre eine Waldbeerbrause oder ein frisch gezapftes Glas Erdbeerlimonade zu empfehlen. Belächele mich nicht für diese Ideen, eine belanglose Eintrittskarte generiert gerade mehrere Kleingewinne und wird damit auch beworben! Ideal ist, wenn es nicht allgemein erhältlich ist. Sicher wird es jetzt zu viel, doch an einem heißen Sommertag empfiehlt sich ein großer blauer See. Gerade größere Wassermassen haben positiven Einfluss auf die nähere Umgebung und den weitgereisten Menschen. An dem Beispiel des Museums