Название | Amsterdam |
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Автор произведения | Uwe Hammer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742715234 |
„Erst 11:30 Uhr“, sagte Dieter beim Blick auf die Uhr, ich habe schon ziemlich Hunger.“
„Na dann lass uns essen gehen, die Manipulation von Projektdaten scheint hungrig zu machen“, gab Andreas lachend zurück.
„Was heißt hier Manipulation, ich habe lediglich die Vorgaben der Geschäftsführung auf ein realistisches Maß gebracht, du weißt Doch, die von der Geschäftsleitung haben einfach keinen Bezug zum wirklichen Leben.“
Als Dieter und Andreas in der Kantine eintreffen wurde diese gerade geöffnet und die frisch gefüllten Tröge auf Edelstahlrollwaagen zu den Ausgaben gebracht. Wie in vielen Firmen wurde auch hier die Kantine offiziell nicht mehr als Kantine bezeichnet. Nein hier wurde der extrem kreative Name Belegschaftsrestaurant eingeführt, wodurch das servierte Essen nicht wirklich besser geworden war, man aber von Seiten der Geschäftsführung wohl der Meinung war, die eher durchschnittliche Qualität durch eine Verkomplizierung der Namensgebung in den Augen der Belegschaft etwas aufwerten zu können.
Was allerdings nicht wirklich funktionierte, da unter der Belegschaft der Begriff Belegschaftsrestaurant ausschließlich zur Lächerlichkeitspreigebung der Geschäftsführung Anwendung fand, und ansonsten die Kantine einfach Kantine genannt wurde. Wäre die Belegschaft wirklichen so bescheuerte wie sie von der Geschäftsführung im Allgemeinen eingeschätzt wird, stände es schlecht um die heimische Wirtschaft. Bereits nach kurzer Zeit saßen Dieter und Andreas mit ihren schlichten grauen Tabletts, die der Kantine einen Hauch von Belegschaftsschnellrestaurant verliehen, an einem Tisch. Aufgrund von neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen wurde das Belegschaftsrestaurant mit neuen Tischen versehen, an welchen nur jeweils vier Belegschaftsrestaurantbesucher Platz fanden und zwar an jeder Tischseite einer.
Diese Sitzordnung sollte ein familiäres Ambiente verbreiten, was laut neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen den Belegschaftsrestaurantbesuch, wenn er quasi wieder zur ordinären Belegschaft degradiert wurde, zufriedener und natürlich auch leistungsfähiger machen sollte. Des Weiteren soll diese Sitzordnung zum kreativeren Handeln der Belegschaft führen. Die Einführung dieser Neuerung zum Wohle des Einzelnen und der ganzen Firma, löste bei der Belegschaft zu Beginn zwar nicht den erhofften Kreativitätsschub aus, sehr wohl aber Erheiterung, da die vorhandenen Tabletts zu groß waren so dass keine vier davon auf den Tischen Platz fanden. Was genau genommen doch die Kreativität der Belegschaft anregte, zum einen war die Aufgabe zu lösen, wie man es dennoch bewerkstelligen könnte, zu viert am Tisch Platz nehmen zu können um das versprochene familiäres Ambiente erleben zu können, und zum andern durch die Erschaffung hämischer Kommentare, deren Ziel erneut die Lächerlichkeitspreisgebung der Geschäftsleitung war, was wiederum tatsächlich für eine gewissen Befriedigung der Belegschaft sorgte. Kurzum die Einführung war ein voller Erfolg. Nach einigen Tagen wurden an sämtliche Tabletts zwei Ecken in einem Winkel von 45°abgesägt, so dass bei sachkundigen Ausrichtung tatsächlich vier Tabletts auf den Tischen Platz fanden, der Kreativität sei Dank, und da soll noch jemand sagen, dass viele wissenschaftliche Erkenntnisse für die Katz seien, und das hierfür zur Verfügung gestellte Geld reine Verschwendung gewesen sei. Hier wurde auf nahezu grandioser Weise das Gegenteil beweisen.
Spaghetti Bolognese
Dieter hatte sich für Spaghetti Bolognese entschieden, obwohl er wusste, dass die Spaghetti zu weich sein würden, was sie natürlich auch waren, und Dieter einen Grund lieferten sich ärgern zu können. Andreas aß nur einen Salat, da er so früh noch keinen großen Hunger hatte. Dieter überlege, ob er Andreas von seiner Idee erzählen sollte, die so plötzlich und unerwartet in ihm auftauchte, als hätte ihn Gott persönlich diese Idee ins Hirn verpflanzt. Er war sich aber unsicher, ob Andreas ihn nicht auslachen würde. Nachdem sie einige Minuten stumm gegenübergesessen waren, fast Dieter nach reiflicher Überlegung den Mut Andreas in seine Idee einzuweihen.
„Letzte Woche, nach meinem Unfall hatte ich plötzlich eine Idee“, begann Dieter vorsichtig und beobachtet dabei Andreas genau, um an dessen Reaktion ablesen zu können ob diesen seine Idee überhaupt interessierte.
Andreas Gesichtsausdruck bliebt unverändert, er zeigte kein sonderliches Interesse, wirkte aber auch nicht gelangweilt, so dass sich Dieter entschloss mit der Vorstellung seiner Idee fortzufahren.
„Und zwar möchte ich so etwas wie ein Trike Fahrrad als E-Bike bauen, das hinten mit einem Aufbau versehen ist, ähnlich wie ein Zeltanhänger nur kleiner natürlich“
Dieter sah Andreas erwartungsvoll an, aber statt der erhofften Begeisterung konnte Dieter nur Unverständnis in Andreas Gesicht lesen, die letztlich in der Frage mündete,
„Was zum Henker ist denn ein Zeltanhänger?“
„Du weißt nicht, was eine Zeltanhänger ist? “ entgegnete ihm Dieter ebenso unverständig.
„Nein, weiß ich nicht, oder sehe ich etwa aus wie jemand, der seinen Urlaub in einer 6 Quadratmeter Behausung umgeben von unzähligen anderen Miniaturbehausungen verbringt und sich seine Dusche und Klo mit hunderten anderen Menschen teilt. Ganz bestimmt nicht, ich bin mehr der Typ Luxusurlaub. Das letzte Mal als ich im Zelt übernachtet war im Garten meines Freundes Alex. Da war ich 9 und selbst damals fand ich es beschissen.“
„Okay, ich sehe schon, Du bist kein Campingtyp“, stellt Dieter emotionslos fest.
„Du gehst doch auch nie zum Campen“, bemerkte Andreas durchaus wahrheitsgetreu.
„Stimmt schon, aber das liegt an Claudette, die würde ihren Urlaub lieber im Krankenhaus, natürlich in einem Privatpatientenzimmer, mit einem gebrochenen Bein verbringen als zum Campen gehen. Ich hätte es gerne mal probiert, mal etwas einfacher Leben, mehr in der Natur sein, nicht immer nur Luxus, das wird doch auf Dauer langweilig.“
„Ist dir das hier nicht einfach genug?“ fragte Andreas und deutet dabei auf Dieters Spaghetti mit Bolognese.“
„Ist ja auch egal. Jedenfalls ein Zeltanhänger ist ein Anhänger fürs Auto, den man aufklappen kann und es entsteht dabei ein Zelt, mit Betten und einer kleinen Küche manchmal klappt sogar das Vorzelt mit auf. Die Dinger gibt es fürs Auto schon seit 40 oder 50 Jahren. Vor allem in Holland sind die sehr beliebt.“
Und das willst Du an ein Fahrrad bauen, wahrscheinlich ein Hollandrad oder? “
Andreas sah Dieter entgeistert ja fast schon mitleidig an.
„Das muss aber ein kleines Zelt und eine kleine Küche und ein kleines Bettchen werden sonst wiegt dein Fahrrad ja 200 Kg.“
„Ist ja nur so eine Idee, aber ich sehe schon, Du hältst nicht viel davon.“
Dieter sah Andreas mit einem flehenden Blick an, immer noch in der Hoffnung, dass dieser seine Vermutung bezüglich der Bewertung seiner Idee nicht bestätigt.“
Nein wirklich nicht, so etwas braucht doch die Welt nicht, nicht mal die Holländer.“
Schweigend aß Dieter den Rest seiner Spaghetti Bolognese, die dieses Mal so verkocht waren, dass der Einsatz seiner Zähne nicht erforderlich war, und er diese nur mit der Zunge an seinem Gaumen zerdrückte, um sie herunter schlucken zu können, was den Vorgang der Nahrungsaufnahme erheblich beschleunigt.
„So ich muss jetzt wieder an die Arbeit, ich habe vor lauter Hektik noch nicht einmal meine E-Mails gelesen“, sprach Dieter mehr in das Belegschaftsrestaurant hinein als direkt zu Andreas und würdigte diesen nur mit einem flüchtigen Blick.
Beide erhoben sich und gingen wortlos zurück zu ihren Schreibtischen, die nur wenige Meter auseinander standen. Lustlos durchforstete Dieter seine neuesten Mails und entschied anhand des Absenders und der Betreffzeile, ob sich ein Öffnen beziehungsweise ein Lesen der jeweiligen Mail überhaupt lohnte. Von 25 erhaltenen Mails öffnete