Brennpunkt Gastronomie. Rene Urbasik

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Название Brennpunkt Gastronomie
Автор произведения Rene Urbasik
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753181912



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gäbe, wäre die Terminfindung. Hin und wieder gibt es ja ganz putzige Zahlenkombinationen im Datum, wie 06.06.2016 oder 11.11.2011 und dann schließen die Herren und Damen Standesbeamten Ehen im Akkord. Auch keine all zu schöne Vorstellung – so eine Fließband Heirat.

      Das Thema Kirche ist dann schon etwas heikler. Er ist vor ein paar Jahren ausgetreten, sie hat eigentlich auch keine Lust, aber die Eltern sind halt strenggläubig oder wie er es nennt; altmodisch. Irgendwie wird ein Kompromiss gefunden, mit dem alle leben können, und dann wird es endlich spannend. Das junge Paar stellt sich die Frage – wie soll eigentlich unsere Hochzeitsfeier ablaufen? Thorsten ist gedanklich noch bei seinem Junggesellenabschied (saufen mit den Jungs vom Fußballverein und hinterher Tabledance), Sybille ist bereits einen Schritt weiter. Längst hat sie sich Ratschläge eingeholt von den besten Freundinnen und damit fangen die Probleme meist auch schon an. Stichwort: Individualität.

      Das Individuum, welches sich von anderen Persönlichkeiten abgrenzt – also nicht gleichgeschaltet ist wie beispielsweise zwei gute Freundinnen. Sybille und Beate sind zwei gute Gefährtinnen, weil sie sich seit der Grundschule kennen, zusammen auf dem Konzert von Bon Jovi waren und zweimal gemeinsam Urlaub in Kroatien gemacht haben. Das heißt aber ganz gewiss nicht, dass die beiden gleich viel verdienen – also dasselbe Budget für den großen Tag aufbringen und sich für dieselben Dinge begeistern können. Warum den Ideen der besten Freundin lauschen, statt sich selbst erst einmal zu hinterfragen: „Was möchte ich?“ oder auch nicht ganz unwichtig „Wie überzeuge ich Thorsten?“ Natürlich beugt sich der männliche Homo sapiens früher oder später dem Willen seiner besseren Hälfte. Er weiß instinktiv, dass es eh keinen Zweck hat, ihre Kopfgeburten durch kluge Einwände zu zerstreuen – irgendwann hat sie ihn eh weich gekocht. Auch ist eine solche Hochzeit nun einmal für die Frau wichtiger als für ihn. Es ist IHR großer Tag – darauf hat sie schon auf sämtlichen Probeläufen vom Kindergarten bis zur Studentenzeit hingearbeitet. Männer verstehen rein gar nichts von der Bedeutung einer Hochzeit für eine Frau, aber wenigstens demonstrieren sie ihren guten Willen. Das reicht schon mal für den Anfang.

      Zurück zur besten Freundin. Die wird von nun an wichtigster Ansprechpartner in allen Fragen rund um den finalen Tag. Beate, so nennen wir die Dame einmal, ist ein steter Quell neuer Inspirationen. Hat Beate bereits mindestens einen „Höhepunkt“ hinter sich – dann redet sie wenigstens aus Erfahrung und kann auf eigene Verfehlungen während der Feier hinweisen und Warnungen einstreuen. Das befreit sie natürlich nicht davor, neue Fehler zu machen. Die Idee „Was bei mir funktioniert hat, wird auch bei euch eine große Nummer“ gehört ins Reich der Fiktionen. Trotz allem ist diese Beate auf alle Fälle gewinnbringender als eine selbst unverheiratete Beate, die sich ihr gefährliches Halbwissen meist aus Soaps, Dokus und der „Bunte“ zusammengebastelt hat. Nie gehen ihr die Ideen aus, ganz egal wie unrealistisch diese auch sind. Was bei George und Amal Clooney in Venedig funktionierte, könnte allerdings eine Nummer zu groß sein für Sybille und Thorsten aus Bottrop.

      Bevor man sechsspännige Kutschen mit geschmückten Schimmeln, 1.000 weiße Tauben am Firmament und den Auftritt eines A-Promis zwischen Hauptgang und Dessert in Betracht zieht, lohnt oft ein erster prüfender Blick in die Geldbörse. Budget-Planung heißt das Zauberwort. Hat man am Ende des Monats bereits Probleme, die neue Waschmaschine zu finanzieren oder den Fiat Panda durch den TÜV zu bekommen, könnte es heikel werden mit all dem Pomp und Glimmer. Da sollte man sich vielleicht doch eher für ein All-you-can-eat-Buffett beim Chinesen um die Ecke entscheiden. Die Faustformel lautet also: Was können wir uns leisten und wie steht die Finanzierung in Einklang mit unseren Wünschen. Egal in welchem Restaurant ich bisher gearbeitet habe, erschienen exakt am Sonntagnachmittag, wenn das Kaffee-Geschäft gerade brummte, junge, unsicher wirkende Pärchen auf dem Radar, die sich einmal unverbindlich über Hochzeits-Modalitäten beraten lassen wollten. Unangemeldet – natürlich.

      Am schlimmsten war meine Zeit als Restaurantleiter in einem sogenannten Romantik-Hotel, wo jedes Wochenende die Pärchen im 5-Minuten-Rhythmus angewackelt kamen, um sich beraten zu lassen. Ganz klar, dass kaum jemand von den Herren aus der Chefetage Zeit hatte, sich um die Anfragen der frisch Verliebten zu kümmern. Also wurde den Heiratswütigen in Windeseile der Ballsaal und die anderen Räumlichkeiten präsentiert, eine Bankettmappe mit Menü-Vorschlägen in die Hand gedrückt und schon wurden die Täubchen genau so ratlos zurückgelassen, wie sie gekommen waren. Meist strichen die zwei unsere Lokalität sofort wieder von ihrer Liste, weil (Eintrag bei Tripadvisor) das Personal extrem unfreundlich und unprofessionell sei. Der ewige Dauerbrenner bei der Bewertung lautet einmal mehr: „Die haben es wohl nicht nötig“.

      Bitte – liebe Hochzeitsaspiranten – ruft doch einfach kurz an und macht einen Termin mit einem Restaurant – oder Bankettleiter aus. Viele eurer Fragen könnte man somit auch schon im Vorfeld klären, um Zeit und Mühe zu sparen. Veranstaltet das Etablissement überhaupt Hochzeiten, bietet das Haus Räumlichkeiten für die gewünschte Personenzahl, wie sehen die Konditionen aus?

      Sollten jetzt einige Leser den Kopf schütteln über meinen Verdacht – es gäbe Restaurants, die Vermählungs-Happenings kategorisch ablehnen, so sei ihnen glaubhaft vermittelt – ja es gibt sie tatsächlich. Wirtschaften, die kein Interesse an solcherart Veranstaltungen hegen, sondern eine andere Klientel bevorzugen. Die Gründe dafür sind wie immer vielschichtig. Was die Terminbesprechung angeht – so haben wir Gastronomen durchaus Verständnis dafür, dass die meisten Leute halt am Weekend die meiste Zeit haben, da sie unter der Woche arbeiten.

      Bitte akzeptiert aber im Gegenzug auch, dass in unserem Beruf eher an den Wochenenden Hochbetrieb herrscht und wir daher nur einen Bruchteil unserer Zeit für eure gesammelten Fragen haben. Warum nicht an einem verregneten Montagabend vorbeischauen? Bei der Gelegenheit vielleicht ein Gericht von der neuen Wochenkarte ausprobieren und auf diesem Wege die Qualität von Küche und Service einschätzen…

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      Ganz in Weiß Teil 2

      Endlich ist auch diese Hürde genommen. Das junge Glück hat eine geeignete Lokalität gefunden und ist mit den Konditionen des Gastgebers zufrieden. Wobei Letzteres in der Regel nicht ganz so einfach ist. Sybille möchte bis in die frühen Morgenstunden feiern – der Wirt sagt „Nein“, weil er sein für die Feier abgestelltes Serviceteam am nächsten Tag bereits wieder fit und ausgeschlafen für das Mittagsgeschäft benötigt. Hobby-DJ Thorsten möchte die Musik bis Ultimo aufdrehen, woraufhin der Pächter sofort sein Veto einlegt. Die Musik müsse pünktlich zur Geisterstunde heruntergeschraubt werden, da er Ärger mit den Nachbarn befürchte.

      Ich selbst arbeitete einst in einem Restaurant, dessen Betreiber sich größtenteils auf Hochzeiten spezialisiert hatte und auf jeder Hochzeitsmesse Werbung für sein Lokal machte. Dummerweise stand er mit den meisten Nachbarn auf Kriegsfuß und jedes Wochenende sah man ihn mit Körben voller Champagner von Tür zu Tür gehen, um die Anwohner vorzuwarnen und zu beschwichtigen.

      Die Tischdekoration ist der nächste heikle Punkt auf der langen Liste von Stolpersteinen. Sybille und ihre beste Freundin Beate haben wochenlang getüftelt, Kataloge gewälzt und Dokumentationen geschaut. In diesem Punkt hat Thorsten ohnehin kein Mitspracherecht – das ist echte Frauendomäne. Nicht, dass der bald-Ehemann darüber auch nur eine winzige Träne verdrückt hätte. Am Abend vor der großen Feier rücken die zwei Damen im Lokal ihrer Wahl an und präsentieren ihre geistigen Ergüsse. Körbe, die fast überquellen mit Herzen, Steinchen, Schleifen und Blumen. Da das ausführende Serviceteam gerade frei hat, wird einem Geschäftsführer oder irgendeinem Praktikanten erklärt, wie die Ladys sich das Gebilde am nächsten Tag vorstellen. Manager und Praktikant nicken eifrig, verstehen aber nur Bahnhof. Weil die Damen so eifrig daher schnattern, wagt keiner von ihnen einen Einwand. Dass die Visionen der Hochzeitsaspiranten und die Interpretationen der Kellner nicht synchron liefen, würde sich dann spätestens am nächsten Abend herausstellen – wo es in der Regel bereits zu spät war.

      Ich selbst habe einen solchen Fall erlebt, wo die Braut mich und meine Crew am Morgen vor der großen Show instruiert hat, wie ihre aufwendige Dekoration im Detail auszusehen hätte. Auch sie brachte ganze Wagenladungen voller Kisten mit Muscheln, bunter Glasperlen und Steinchen in den Festsaal. Dazu ein Faltblatt mit der Dekorationsanordnung