Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder

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Название Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang
Автор произведения Johann Gottfried Herder
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 4064066398903



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Ihr andres auch dazu zu nehmen.

       Venus und Cupido, die das Gewand nach entgegengesetzten Richtungen ziehen

      Gleich lös' ich euch dies Rätsel auf:

       Der Mann hinab, die Frau herauf.

       Die Amazone

      Den alten Amazonen fehlte eine,

       Und unsre neuern haben keine.

       Leda

      Kaum kann das arme Ledchen stehen!

       Was alle lieber tun als sehen,

       Geschieht ihr, oder ist geschehen.

       Flora

      Daß so im Hemdgen da zu stehn,

       Nicht eben allen läßt, kann man an Florchen sehn.

       Euterpe

      Hier, sagt Euterpe, liegt mein Schmerz,

       Und da will ich daß er geheilet werde:

       Drum zeigt sie mit der Linken auf ihr Herz

       Und mit der Rechten auf die Erde.

      (Dieses Sinngedicht könnte ein sehr philosophisches Ansehn erhalten wenn man statt Euterpchen, das Mädchen läse, und ihr Zeigen auf die Erde vom Tode verstehen wollte. Der Verfasser versteht aber hier unter Erde jede ausgebreitete Decke, einen weichen Rasen pp. )

       Erato

      Bei so viel Heiligkeit und Andacht auf den Wangen

       Da denk' ich gleich die Hure will mich fangen.

       Meleager

      Man hielt dich (hättst du Hosen an)

       Fürwahr für einen ganzen Mann.

       Baccha

      Dein linker Arm und dein Gesicht

       Sind allerdings die schönsten nicht,

       Doch kann ich durch die Leinwand schätzen,

       Die Mängel ließen sich ersetzen.

       Bacchus

      Dies war der Gott des Weins? So sieht beim Bauernschmaus

       Ja kaum der Gott des Fusels aus.

      Auf die mystische Lage der Hände in dieser und der Mediceischen Venus

      Der Künstler gibt von innerm Brand

       Und seiner Löschung hier geheime Winke,

       Dort brennt es zwar, sagt uns die rechte Hand,

       Allein hier löscht man, sagt die linke.

      An den Amor

      Hör Junge quäl mit Ziehn die Göttin nicht:

       Sie zeigt ja Brust und Seite und Gesicht.

       Mit Recht kann sie den Augen dann mißgönnen

       Was wir von allen sehen können.

       Die Reise nach Gotha über Wiegleben

       Ihr Leute, wenn ihr reisen wollt, So nehmet erst zu Herzen, Was ihr anitzo hören sollt Von Kälte, Not und Schmerzen. Nach dem was die Geschichte spricht, Ist eine solche Klag-Geschicht Von Süden bis nach Norden Noch nie erhöret worden.

       Von Langensalza kamen wir Mit sechsen angefahren. Es warn der Seelen unser vier, Die in dem Wagen waren. Von diesen fuhren rückwärts Ich Mit Johann Christel Dieterich, Vorwärts zwo junge Frauen, Nicht übel anzuschauen.

       Gut und geräumlich saßen wir Vom Kopf bis an die Lenden, Allein der Beine zweimal vier, Die konnten wir nicht wenden: Bald wars hier gut und dort nicht recht Und bald in allen Ecken schlecht Und immer gab es Sachen Zum Weinen oder Lachen.

       Da fing die Nacht vom Untergang An ihren Trost zu senden. Flugs wurden unsere Beine lang Und kurz die Komplimenten, Da drückten, stießen, drängten wir Aus allen Kräften alle vier Die Knie in Reih' und Glieder Wie Schwestern und wie Brüder.

       Bei jedem Kniechen war ein Knie, Bei jedem Knie ein Kniechen: In bunter Reihe lagen sie, Wie Knie gerne liegen. Nun ward auf einmal Ach und Weh, Gespenster, Räuber, Umsturz, Schnee Mit allen Reise-Plagen Ganz aus dem Sinn geschlagen.

       Leid war mirs nun, daß wir so nah An Ort und Stelle waren; Ich wäre bis Batavia Gar gerne so gefahren. Da sprach ich heimlich: Blieben wir Doch nur ein bißgen länger hier. Den Seufzer (ohne Zweifel), Den hörete der Teufel.

       Kaum sagt ich bei mir: blieben wir, So warn wir schon geblieben Und leider! ward mein: länger hier Nur allzulang getrieben. Es fluchte, peitschte, senkte sich, Kurz: Damen, Dieterich und ich, Wir staken da in Sachsen Im Dreck bis an die Achsen.

       Die Hexe die ich meine. Parodie

      O was in tausend Zauberpracht,

       Die Hexe, die ich meine, lacht!

       Nun sing, o Lied, und sag's der Welt:

       Wer hat den Unfug angestellt;

       Daß so in tausend Zauberpracht

       Die Hexe, die ich meine, lacht?

      Wer schuf, zu frommem Trug so schlau,

       Ihr Auge sanft und himmelblau? –

       Das tat des bösen Feindes Kunst;

       Der ist ein Freund vom blauen Dunst;

       Der schuf, zu frommem Trug so schlau,

       Ihr Auge sanft und himmelblau.

      Wer hat gesotten das Geblüt,

       Das aus den Wangen strotzt und glüht? –

       Der Koch, den ihr erraten könnt,

       In dessen Küch' es immer brennt;

       Der hat gesotten das Geblüt,

       Das aus den Wangen strotzt und glüht.

      Wer schwefelte so licht und klar

       Der kleinen Hexe krauses Haar? –

       Hans Satan, der zu aller Frist

       Der größte Schwefelkrämer ist;

       Der schwefelte so licht und klar

       Der kleinen Hexe krauses Haar.

      Wer gab zu Heuchelred' und Sang

       Der Hexe holder Stimme Klang? –

       O die Musik ist dessen wert,

       Der die Sirenen trillern lehrt;

       Der gab zu Heuchelred' und Sang

       Der Hexe holder Stimme Klang.

      Wer schuf, o Liedlein, mach es kund

       Der Hexe Brust so apfelrund? –

       Der Adams Frau das Maul geschmiert

       Und ihn mit Äpfeln angeführt;

       Der schuf, zur Warnung sei es kund!

       Der Hexe Brust so apfelrund.

       Wer hat die Füßchen abgedreht,

       Worauf die kleine Hexe geht? –

       Ein Drechsler war es, der es tat,

       Der selber Ziegenfüßchen hat:

       Der hat die Füßchen abgedreht,

       Worauf die kleine Hexe geht.

      Und wer versah, so schlangenklug,

       So Herz als Mund mit Lug und Trug? –

       Er tat's, der höllische Präfekt,

       Der in die Welt die Lügen