Название | Licht und Schatten – der Alltag eines Krankenhausarztes |
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Автор произведения | Gerd Sodtke |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991076544 |
Bevor der Patient den Untersuchungsraum verließ, schaute ich noch rasch in seiner Patientenakte auf den Vorbefund meines Kollegen und konnte mich nur noch wundern: Er hatte alle Bauchorgane mit Ultraschall untersucht und beschrieben, aber eben mit einer Ausnahme: Die Milz hatte er überhaupt nicht erwähnt! Wenn er die Milz untersucht hätte, so hätte er sie mit diesem gravierenden pathologischen Befund ganz gewiss beschrieben. Alles deutete darauf hin, dass er sträflich vergessen hatte, sie zu untersuchen. Nun ist eine Verletzung der Milz ein mehr als seltenes Ereignis, dem ein entsprechender Unfall vorausgehen muss. Auf meine gezielten Fragen berichtete der Patient dann, dass er sich vor ungefähr drei Wochen mit der linken Körperseite sehr heftig an seiner geöffneten Autotüre gestoßen habe. Auch hierüber fehlten aber in dem Aufnahmebogen über die Krankenvorgeschichte jegliche Angaben.
Meinen Ultraschallbefund formulierte ich in diesem Fall ganz besonders präzise und bis in die geringsten Einzelheiten detailliert. Der diktierte Befund musste von den Sekretärinnen erst noch geschrieben werden und würde daher frühestens am Ende des Tages auf der Station vorliegen. Es bestand aber für den Patienten durchaus akuter Handlungsbedarf, weshalb ich den Kollegen vorab telefonisch über das Ergebnis informierte. Er fiel buchstäblich aus allen Wolken, auf denen er bis zu diesem Tag gewandelt war.
Meine Diagnose aus dem Ultraschallraum wurde anschließend in der Computertomografie voll und ganz bestätigt. Mit diesem Befund musste der Patient dringend operiert werden, weil der Bluterguss einfach zu groß und ein Milzriss auch weiterhin nicht auszuschließen war. Die Milz musste wahrscheinlich vollständig entfernt werden.
Mein Untersuchungsergebnis breitete sich so schnell wie ein Lauffeuer auf unserer Abteilung aus, zumal der Patient bereits zehn Tage lang ohne Diagnosestellung in der Klinik verweilte.
Seit diesem Ereignis wurde der Kollege aus dem kleineren Krankenhaus der Stadt nicht mehr mitleidig belächelt. Offenbar konnte man als Arzt selbst an einem nur mittelgroßen Krankenhaus gründliches Arbeiten lernen. In der Folgezeit wurde ich von Kollegen noch häufiger zur Kontrolle von Ultraschallbefunden hinzugezogen, wenn sich die Kollegen bei einem Befund nicht ganz sicher waren. Langsam entspannte sich das Arbeitsklima.
Der Kollege mit dem großen Mundwerk hatte sichtlich ein schlechtes Gewissen und wurde recht kleinlaut – wenn auch nur für wenige Tage.
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