Название | America´s next Magician |
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Автор произведения | Isabel Kritzer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783959919081 |
»Hast du diese Monster entwickelt?«, hatte ich meine Mutter damals, zurück zu Hause, tränenüberströmt gefragt. »Hast du Maschinen und Waffen geschaffen, gegen die sich die Mehrzahl von uns nicht verteidigen kann?«
Meine Mutter hatte lange geschwiegen. Hatte meine Fassungslosigkeit, meine Angst und Panik in sich aufgenommen und die Lippen geschürzt.
»Hast du?«, hatte ich sie zu einer Antwort drängen wollen. Undamenhaft hatte ich in der anhaltenden Stille zwischen uns meine Nase hochgezogen. Mein Benehmen war mir egal gewesen. Vielleicht hatte ich sie damit sogar ein klein wenig strafen wollen.
Sie hatte mich nur ausdruckslos angesehen. »Nicht dafür«, hatte sie schließlich geflüstert. »Nicht dafür.«
Nun schien es, als sei sie das größte Monster von allen. Durch ihre Magie sozusagen immun gegen zumindest einige ihrer eigenen Waffen. Imstande, die Munition der Robobots abzuwehren, die die übrigen Menschen auf dem Platz innerhalb eines einzigen Herzschlages massakrieren könnte. Aber vermutlich könnten die Robobots die Menschen auch mit ebenjenen elektrischen Schilden schützen, mit denen sie den Kaiser geschützt hatten. Oder? Oder nicht? Waren das andere Modelle gewesen?
Ich ballte die Hände ungewollt an meinen Seiten zu Fäusten, spürte erneut, wie das Kribbeln meiner Emotionen und Magie in mir aufstieg, wie es meine Haut besetzte. Wie endlich der Großteil meiner Kraft zurückkehrte.
All diese Menschen, die wehrlos auf weitere Energiebälle, oder was immer auf sie herabregnen würde, ausharrten. All diese Leben, die das hier kosten würde. Die Ungerechtigkeit darüber stieg in einem Gefühl des Betrugs in mir auf. Ich fühlte mich verraten, von allen. Der verdrängte Schmerz darüber kam zurück, besetzte meine Venen, meine Adern und jedes noch so kleine Blutgefäß. Ich wollte nicht wehrlos hier herumstehen, ich wollte mich nicht weiter wie ein Bauer in einem Schachspiel fühlen, der nach Belieben herumgeschoben wurde.
Vielleicht war ich nur Josi, die dumme Gans, mit der Ivan es nicht ernst meinte. Vielleicht war ich nur Phinchen, die erst von Rayn hatte gerettet werden müssen, um die Wahl zu gewinnen. Und ja, vielleicht war ich nur Josephine Streisand, ein Dorn im Auge meines Vaters. Aber ich war auch eine Sphinx! Mir waren Sama und Neves untertan, weil ich etwas in ihnen erweckt hatte – also musste es auch etwas in mir geben, das für sie wert war, ihr Leben in meinen Dienst zu stellen. Eine Macht, eine Kraft!
Etwas, das die Frau da oben – meine Mutter – aufhalten konnte.
Etwas, das all dem hier ein Ende setzen würde.
Ich sah auf meine Hände hinunter, spürte das Prickeln so stark wie nie. Und da! Sie leuchteten! Zuerst schwach, dann immer stärker. Allerdings nicht durch mein Elementarfeuer oder wie zuvor Ivan, Lamentos oder Rayn im Schein blauer Magie – nein, meine ganze Gestalt leuchtete nun in allen Prismenfarben. Den Farben der vier Gilden.
Und ich würde jede einzelne meiner Begabungen nutzen, um Lanahaa zu Fall zu bringen! Um sie vom Himmel zu holen, auf dass sie sich nie wieder über irgendwem erheben würde.
Flügel
Von meiner Wut beherrscht, starrte ich nach oben. Fixierte die Frau, die mich verraten hatte. Das Gefühl des Hasses auf die Situation, das mich auf einmal überkam, war unglaublich intensiv und es schwoll immer weiter an; wurde von mehr geschürt als nur von Enttäuschung, bloßem Zorn oder Rachegelüsten. Es wurde von der vorhergegangenen Hilflosigkeit geprägt und der noch immer andauernden Fassungslosigkeit, die ich nicht abzuschütteln vermochte.
Der Verrat an sich war eine vergangene Handlung, aber meine Mutter würde nun immer das Ebenbild dessen sein, die Inkarnation ihres Verrats, den sie an mir begangen hatte. Das, was sie mir angetan hatte – im Bruchteil eines Satzes –, war zu einem eigenen und vor allem eigenartigen Gefühl in mir geworden.
Ich hatte sie geliebt, hatte mich um sie gesorgt, hatte alles getan, was sie von mir gewollt hatte, inklusive die ihrer Meinung nach angemessene Kleidung zu tragen, die mir zuwider gewesen war und nicht zu vergessen die Teilnahme an der Regentschaftswahl.
Ich hatte für sie gekämpft! Und sie hatte mich die ganze Zeit über gelenkt. Wohin hatte uns das geführt – wohin würde es uns noch führen? In die gegenseitige Zerstörung?! Die Bitterkeit in mir, das Gefühl des Verlorenseins – würden sie je wieder schwinden? Würde ich je wieder irgendwem vertrauen können? Jemanden vorbehaltlos lieben können?
Ich hatte so viel verloren und die Leere, die dies zurückgelassen hatte, schmerzte in meinem Innersten schlimmer, als es jede physische Wunde meines Körpers je vermocht hätte. Misstrauen gegen alles und jeden war längst in mein Herz gekrochen – schon während der Wahl. Nun richtete es sich auch gegen all diejenigen, denen ich zuvor noch Vertrauen entgegengebracht hatte. Gegen den kleinen Kreis meiner Freunde und Familie, der nun noch mehr zusammenschrumpfte, weil ich keine Familie mehr hatte.
Wie oft hatte ich während der Wahl gedacht: »Das muss doch jetzt endlich vorbei sein!« Doch es war stets anders gekommen, als ich es mir gewünscht hatte. Aber es musste endlich vorbei sein! Und heute würde es das auch.
Ein krächzendes Lachen entwich meiner Kehle auf die Erkenntnis hin, dass ich mein Schicksal in der Hand hatte, nun stark genug war. Die Zeit des Handelns war gekommen, wenn ich sie besiegen wollte. Und das wollte ich mehr als alles andere!
Rayns Körper zuckte in der Luft über dem Platz. Weißer Schaum hatte sich vor seinem Mund gebildet, weil Spucke aufschäumte. Seine Gesichtsfarbe wirkte auf die Entfernung weiß wie Kreide. Gelbe Blitze sprangen über die letzten Funken des blauen Leuchtens, das seinen Körper immer schwächer glühen ließ. Der magische Faden zwischen ihm und meiner Mutter existierte nicht mehr.
Was immer Lanahaa da oben mit ihm machte, er wirkte wie von einer unsichtbaren Hand – ich nahm an, dem Wind – in der Luft gehalten, während sie ihn folterte. Und es würde noch absurder werden, bevor es besser werden würde, dessen war ich mir gewiss.
Meine Haut leuchtete inzwischen so hell, dass es mich blendete. Ich hatte keine Ahnung, was mein Körper da tat, aber ich fühlte die anwachsende, fast riesige Magiequelle in mir, von der ich immer vermutet hatte, dass jeder Magician sie in sich tragen musste.
Ich hatte die Begabungen aller vier Elemente. Ich hatte gesehen, was sich mit meiner Vorstellungskraft schaffen ließ. Nun würde ich sie gegen meine Mutter einsetzen.
Mein glühender Hass gegen ihren Pragmatismus.
Feuer gegen Eis.
Möge die Stärkere gewinnen!
Ich presste die Lippen aufeinander. Meine Kiefer knirschten leise, als Zahnreihe auf Zahnreihe traf. Meine Augenbrauen senkten sich, meine Nasenflügel erzitterten.
Rayn hing wie eine Vodoopuppe in der Luft. Je länger ich hinsah, desto weniger war ich Herrin meiner Sinne. Die Ablehnung hatte mich in ihrem Würgegriff und meine Sicht verschwamm vor Wut. Dann spürte ich einen Windzug an meinen Ohren, drehte unversehens den Kopf … und begriff, dass ich zu meiner Sphinxsicht nun auch Flügel hatte. Ich stockte in der Bewegung.
ICH HATTE FLÜGEL!
Wieder einmal – allerdings zum ersten Mal, während ich noch immer in meinem Menschenkörper steckte.
Ganz von allein hob ich die Hände an, verdrängte alles außer den runden Kuppen meiner Finger. Und sah prompt, wie die leuchtenden Spitzen in Flammen aufgingen.
Ich steckte jedes Quäntchen Energie, das ich in mir zu fassen bekam, in das Feuer. Nährte es, bis es eine tödliche Hitze erreicht hatte.
Als ich meinen Blick fokussierte, verließ mich der geballte Schwall