Название | America´s next Magician |
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Автор произведения | Isabel Kritzer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783959919081 |
Was hatten sie …?
Plötzlich fühlte ich etwas an meinem Handgelenk. Schnell blickte ich hinunter. Warme Haut: eine Hand. Rayns Hand! … von der ich wusste, dass der schwarze Stoff darüber zu einem perfekt sitzenden Anzug gehörte, der genauso blutbesudelt und sandig war wie mein Kleid. Weil wir beide in der Arena gekämpft hatten.
Erleichterung durchströmte mich. Richtig, Rayn stand ja immer noch neben mir, weilte an meiner Seite. Ich war so mit meinem Kampf gegen die grüne Magie beschäftigt und er so ruhig gewesen, ich hatte ihn ganz vergessen gehabt.
Bang hob ich den Blick, sah ihm ins Gesicht, suchte … Ich wusste selbst nicht so recht, was – Beunruhigung? Beruhigung? –, und registrierte doch nur seine von Furcht umwölkten Züge, die höchstwahrscheinlich die Miene der meisten hier spiegelten.
Er begriff nicht, in welcher Lage ich mich befand. Und das, obwohl ich nicht reagierte. Da fiel mir ein, dass er die Magie der Gulets und der Mensay in sich trug. Vielleicht ließ sich seine doppelte Begabung zu meinem Vorteil nutzen. Besonders seine ausgeprägten Fähigkeiten, Gefühle wahrzunehmen.
Ah!, schrie ich innerlich so laut los wie ich konnte. Ah! Und immer weiter: Ah!
Er zuckte jedoch mit keiner Wimper.
Damit war klar: Wenn ein Empath den Aufruhr, den ich innerlich veranstaltet hatte, nicht wahrgenommen hatte, blockierte die grüne Magie selbst mentale Schwingungen. In meiner Not startete ich einen neuen, verzweifelten Anlauf, um auf mein Elend aufmerksam zu machen und vollführte mit den Augen zuckende Bewegungen. Vielleicht verstand er das. Immerhin sah ich so sicher irre aus – hoffentlich irre genug.
Rechts – links.
Links – rechts.
Warum war mir das nicht gleich eingefallen?
Rechts – links.
Links – rechts.
Verdammt, war das anstrengend.
Rechts – links.
Links – rechts.
Verdammt hoch zwei! Er sah ja gar nicht her.
Ich hörte sofort auf, Energie zu verschwenden. Meine Frustration wuchs augenblicklich.
»Die sind ausschließlich für ihn hier«, flüsterte Rayn mir plötzlich, von meinem Drama unbehelligt, mit rauer Stimme zu und nickte mit dem Kinn an mir vorbei. Zu mir sah er noch immer nicht.
Ich blickte so gut es ging in die angedeutete Richtung.
Die Robobots waren bei ihrem Ziel angekommen. Sie ordneten sich und nahmen den Kaiser links von mir in ihre Mitte. Ihn umgab nun ein schillerndes blaues Licht, das ihm aus jeder Pore drang. Magie. Die Elementmagie der Gulets. Doch so faszinierend das aussah, die entgleisten Gesichtszüge seiner göttlichen Heiligkeit offenbarten jedem hier, dass unserem ranghöchsten Magician die Selbstsicherheit abhanden gekommen war. Na toll.
Allgemeine Furcht lag in der Luft.
Ich konnte es nicht glauben. War es nicht an ihm, tapfer zu sein? Sein Volk zu beschützen? Uns zu führen in der dunkelsten Stunde … oder so ähnlich? Er war der Kaiser! Der mächtigste Mann Eternys – eines der beiden Kaiserreiche der noch existenten Welt! Das sollte ihm doch etwas bedeuten.
Fassungslos sah ich zu, wie die Robobots die Zwischenräume um den anscheinend doch nicht größten Magician unserer Zeit mit einem weiteren, dieses Mal elektrischen Schild schlossen, der sich von ihren metallenen Hüllen aus bildete. Von Rumpf zu Rumpf, von Greifarm zu Greifarm, von Beinstumpf zu Beinstumpf. Einzig die Mündungen ihrer Hightechwaffen blieben außen vor und waren weiterhin schussbereit auf jeden gerichtet, der sich ihnen in den Weg stellen könnte.
Wo war die Blaue Garde?
Ich sah mich um.
Lanahaa war weiter oben gerade damit beschäftigt, ihre vier bunten Energiekugeln von ihrem Wolkenthron aus zu dirigieren. Nach einigen Sekunden meiner Beobachtung meinte ich ein System zu erkennen. Sie hatte die Kugeln geordnet und schickte nun jede schwebende Gildenfarbe nacheinander los, von ihr weg, in eine andere Richtung des Platzes.
Als der Pulk mit dem Kaiser unisono den ersten lautstarken Schritt nach hinten in Richtung der LED-Wand und damit in die Sicherheit des Gebäudes machte, hatte ich genug mitbekommen – alles, was ich wissen musste.
So war das also.
Der Kaiser war ein verdammter Feigling.
Aber hatte ich das nicht längst geahnt, seit mir gesagt worden war, dass er und Lamentos ein und dieselbe Person waren? Dass er meine Vorfahrin Rovenna hinterrücks und kaltblütig ermordet hatte, statt einen fairen Kampf gegen sie zu führen. Was hatte ich von ihm erwartet?
Stattdessen war es Ivan, der nun für uns kämpfen würde – für uns alle. Ich fokussierte meine Augen wieder auf den vor mir befindlichen Teil der Marmorfläche.
Ah. Da!
Der Kardinal der Blauen Garde verharrte reglos am vordersten Rand der Bühne, während sich langsam eine blaue Kugel, ähnlich einer gigantischen Seifenblase, um seine komplette Gestalt bildete. Sie hüllte ihn von Kopf bis Fuß ein. Der Vorgang ging immer schneller vonstatten, bis sich die durchscheinende Haut der Blase mit einem satten Plopp! völlig um ihn schloss. Ein magischer Schutzschild, begriff ich, indes sich die Blase mit Ivan darin zuerst behäbig in die Luft erhob, bevor sie beschleunigte.
Am Himmel zogen Lanahaas Kugeln stumm schnurgerade Bahnen, bis es schien, als hätten sie ihr Ziel erreicht. Sie stoppten an den vier äußersten Enden des Platzes und harrten bewegungslos aus, unzählige Meter über den Köpfen der Menschen.
Warum schwebten sie da? Welche Geheimwaffe würden sie beinhalten? Energieregen? Explosionen?! Feuerwerk?
Meine Mutter sah mit sich zufrieden aus. Sie blickte Ivan fast erwartungsvoll entgegen. Der Kampf würde jede Sekunde beginnen und sie freute sich offensichtlich darüber, denn ein feines Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.
Der Wind frischte wieder auf. Einzelne Böen fegten über den Platz. Sie rissen an meinen wirren blonden Haaren.
Ich registrierte erst jetzt, dass das Getrappel der Robobots auf der Bühne verklungen war. Der Kaiser hatte sich endgültig verabschiedet, war geflohen. Mit den Maschinen und ihren Waffen.
Rovenna steh uns bei.
Innerhalb der Menschenmenge vor der Bühne wurde das Gemurmel immer lauter. Mit der Flucht des Kaisers fiel die Starre von den Zuschauern ab und die Angst nahm mit den stärker werdenden Windböen zu. Die Reaktion des anwesenden Publikums stand in krassem Gegensatz zu der noch immer vorherrschenden Starre aller auf der Bühne.
Der Drang, sich zu retten vor dem, was auch immer kommen mochte, breitete sich plötzlich wie ein Lauffeuer auf dem Platz aus. Die Menschen rissen sich an der Kleidung und den Schultern herum und packten einander, nur um den Nebenstehenden beiseitezuschieben; um einen Vorteil zu erringen, um sich vorzudrängen. Soweit ich sah, strömten die, die konnten, so schnell es ihnen möglich war, in die Gassen zwischen den Häusern, die vom Platz führten. Doch steckte der Hauptteil der Masse an Leibern noch immer inmitten der Panik fest.
Ivans blaue Blase bewegte sich derweil hoch oben auf Lanahaa zu, hatte sie fast erreicht …
Sie reagierte.
Blaue Lichtblitze prallten von Ivans Schild ab. Das Geräusch, welches das Aufeinandertreffen der Magie verursachte, war ohrenbetäubend. Wie das Donnergrollen eines starken Gewitters, kurz bevor der Blitz einschlägt. Der Kampf hatte begonnen. Würde einer der beiden Magicians, die mir das Wichtigste im Leben waren, sterben, so wüsste ich nicht, um wen ich mehr