Pax erzählt. Petra Ohl

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Название Pax erzählt
Автор произведения Petra Ohl
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991077190



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Ohren.

      In den Bäumen hielten kleine Vögel ihre Morgenbesprechung ab, das war wie Musik. An keiner Stelle mussten wir besonders achtgeben und konnten ungestört laufen. Überall durfte ich natürlich „Zeitung lesen“, also erkunden, wer alles vorbeigekommen war. Das war schon spannend; manche Gerüche kannte ich ja schon (sagte Frauli auch). Fein, so haben wir beide unbeschwert eine Runde um den ganzen Block gedreht. Zum Abschluss habe ich Frauli noch einmal hinter das Haus geführt – geschäftlich, versteht sich – und dann sind wir wieder hinauf gegangen. Natürlich haben wir uns die Füßchen abgeputzt, damit drinnen alles schön sauber blieb.

      Ach, ich war sooo zufrieden! Und wer so begeistert ist, hat natürlich Lust auf ein kleines Frühstück, versteht sich. Da wir uns ja so gut kennen und einander verstehen, bekam ich freilich die erhofften kleinen Geflügelwürstchen. Mjammm, da habe ich mir die Lippen genüsslich geleckt. So gestärkt fühlte ich mich gleich wieder unternehmungslustig.

      Also habe ich mir meine Kuh-li-muh geschnappt und umher geschwenkt. Ob wohl Herrli auch mitspielen wollte? Ich bin mal vor sein Bett gewandert, aber Frauli sagte, er schliefe noch tief und fest. Wusste ich schon, aber das muss man doch nicht glauben – oder? Also bin ich samt Kuh-li-muh aus dem Stand elegant über ihn hinweg aufs Bett gesprungen. Dort habe ich einmal einladend gebellt, aber außer einem Raunen keine Antwort erhalten. Na ja, ehrlich gesagt, war ich ja auch eher noch ein wenig zu müde zum Spielen … gääähn.

      Also habe ich halt auch noch eine Runde geschlafen, so ein gscheiter Manndi wie ich muss ja nicht schon aufbleiben, wenn alle anderen noch in Morpheus’ Armen liegen, gell? Aber es war schon ein ganz besonderer Morgen, also habe ich genüsslich vor mich hin gegrunzt (wie Frauli später sagte), also geschnarcht und mich freudig in meinem Betti geräkelt. Hier droht mir ja keinerlei Gefahr, so kann ich mich sorglos räkeln und mich dem Schlaf in die Arme werfen.

      Na ja, da es ohnehin ein gewöhnlicher Dienstag war, musste ich ja nicht früh aufstehen, wir hatten keine Verpflichtungen weiter. Ich habe dann schon aus dem Hintergrund vernommen, dass Frauli und Herrli irgendwann Cappuccino getrunken haben, aber den mag ich ja nicht – ich bin mittlerweile Besseres gewöhnt. Ich habe mich einfach geschont bis zur Essenszeit.

      Frauli „prüft“ mich dann immer, sagt nichts – aber öffnet dann irgendwann (immer zur gewohnten Zeit) eine gute Dose.

      Na klaaar höre und rieche ich das – ich bin doch nur blind!

      Ihr ahnt gar nicht, wie schnell ich dann aufstehen kann! Oh jaaa! Obwohl ich Vertrauen habe, dass Frauli und Herrli mir nichts davon wegfressen! Frauli sagt dann auch immer „Guten Appetit Pax, ist alles deins.“ Dann lässt sie mich ungestört fressen, und das ist auch gut so!

      Nun ja, meine beiden haben üblicherweise ganz andere Fresszeiten als ich, und das respektiere ich auch meistens. Es sei denn, es wäre gerade so ein leckerer Käse auf dem Tisch …

      Nein, nein, nein, ich bettle dann nicht … ich mache dann nur sooo ein liebes Gesicht … und ich mache ganz gesittet „Sitz“, sodass ich unwiderstehlich bin. Mjammm, dann genießen wir alle drei gemeinsam und, das ist auch wunderschön!

      Oder bisweilen habe ich ein ganz dringendes, unaufschiebbares Anliegen geschäftlicher Natur. Dann ist auch niemand böse. In der Regel ist Frauli dann ganz rasch fertig, und wir können hinunterfahren.

      Guuut – wunderbar! Danach fahren wir auch gleich wieder hoch, und dann lasse ich auch Frauli in Ruhe zu Ende essen und halte meinen Verdauungsschlaf. Gut, denn dabei stört mich niemand und anschließend gehen wir Männer ganz gemütlich Gassi. Oft gehen wir erst in unseren Garten, in dem ich ohne Weiteres frei laufen kann, denn schließlich kenne ich ja jeden Millimeter, jede Blume, jeden Duft! Oh, das ist immer wieder spannend! Anschließend gehen wir oft zu Oma-Frauli. Da mache ich es mir einfach bei Herrli gemütlich und stehe dann gesittet und höflich auf zum Gehen. Unterwegs hinterlasse ich natürlich meine Visitenkarten, damit jeder Vorbeikommende auch gleich Bescheid weiß.

      Ihr seht, mein Selbstbewusstsein ist mächtig gewachsen, ich bin ja ein Manndi von Welt! Demnächst mehr von meinen Erlebnissen …

      Aufregend

      Es gibt solche Tage, da spürt man schon, dass etwas in der Luft liegt. Aber was? Da werde ich schon mal zum stehenden und gehenden Fragezeichen, weil ich es mir nicht erklären kann. Ich konnte allem nur entnehmen, dass es sich um etwas Erfreuliches handeln würde, denn meine beiden Großen waren ganz fröhlich und gelassen. Also habe auch ich mir einen Frühstückshappen gegönnt – und danach ging der Wirbel los!

      Es klingelte – wuff!!! – und obwohl mir die beiden die Melodie vorgesungen hatten, war ich doch in Aufruhr, weil schließlich ein Fremder kam, sonst hätte er ja aufgeschlossen.

      Alle Wuffs dieser Welt habe ich ihm erst einmal gesagt. Unhöflich, gell?, denn er hatte ja auch mich begrüßt.

      Als ich jedoch merkte, dass Herrli und Frauli ganz ruhig mit ihm sprachen, habe ich mich auf mein Lieblings-Betti zurückgezogen: Das groooße meine ich natürlich, ihr wisst schon. Und schließlich ging der Fremde ja auch wieder, das war mir recht!

      Wiederum klingelte es nach einer Weile – sowas – ein Wuff nach dem anderen gab es für diese Ruhestörung! Herrli forderte mich auf, bei ihm zu bleiben, und Frauli kam kurz darauf mit einem großen Paket zurück. Da es aber offensichtlich nichts Leckeres enthielt, konnte es mir ganz und gar pax-wurscht sein.

      Hab ich es mir halt danach schmecken lassen, mein gutes Fressi. Das gibt es ja nach Möglichkeit immer pünktlich, sagen Frauli und mein Magen.

      Nach meinem feinen Verdauungsschläfchen gingen wir dann Gassi. Na ja, begonnen hat es nicht so wunderbar.

      Kaum waren wir an der Ecke angelangt, ließ Herrli uns auch schon alleine stehen und ging rüber zum anderen Zuhause (das ist das mit den vielen Stufen).

      Ich war nur kurz genötigt, in der Wiese zu halten und meine Visitenkarte zu hinterlassen.

      Aber dann … dann bin ich ihm in Windeseile so hinterhergezischt, dass Frauli mich kaum noch halten konnte. So ist Frauli mitgelaufen – aber sie passt ja zum Glück immer auf den Verkehr auf … ein Glück!!! Und nachdem sie die Haustüre aufgeschlossen hatte … husch und hui … die lange Treppe hinauf wie der geölte Blitz, die Wohnungstüre aufgeschlossen, jajaja, da war Herrli … ganz erstaunt über unser Kommen.

      Endlich konnten wir als Familie Gassi gehen und auch Oma-Frauli in ihrem neuen Zuhause besuchen. Danach kam Frauli noch ein Stück weit mit uns allen, musste aber dann weiter zum i-ö-r, kenne ich, da war ich auch schon mit Herrli. Im Übrigen weiß ich ja, sie kommt auf jeden Fall zurück.

      Dieses Mal brachte sie mir sogar meine geliebten Hähnchenfilet-Stücke mit. Die musste sie wohl noch extra in der Stadt geholt haben – kenne ich auch genau.

      Na fein, endlich erwartete uns ein gemütlicher Abend zum Fressen und Spielen und Schlafen! So hab ich es gerne!

      Außenseiter? Innenseiter!

      Was ich bei uns mal so mithörte in den Gesprächen, hat mich schon verwundert.

      Seltsam, seltsam.

      Herrli berichtete Frauli, dass mal über mich gesprochen wurde – nicht zu Hause.

      Da hat ihn doch glatt jemand gefragt: „Was hat er denn gelernt bis jetzt? Nichts hat er gelernt!“

      Ich war schon verblüfft über so viel Unverständnis, und Frauli war entsetzt. Nun gut, ich habe nicht gelernt Männchen zu machen, Pfötchen zu geben und zu allem keine Meinung zu sagen, wie das ja wohl viele Zweibeiner lernen.

      Aber ich habe bei meinen beiden gelernt, dass ich Vertrauen haben kann.

      Ich habe erfahren, dass ich geliebt werde – ohne wenn und aber!

      Ich kann endlich vertrauen, darauf vertrauen, dass ich nie geschlagen oder getreten werde, wenn ich etwas sage.