Название | Ganz allein – in Deinem Alter? |
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Автор произведения | Rena Reisch |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991076605 |
Davon kann ich ein Lied singen!
Ein Urlaub in Sri Lanka begann damit, dass ich, gekleidet in ein Badetuch, würdevoll zum Sternebuffet schritt. Mein Koffer kam vier Tage verspätet an, ein Bekleidungsgeschäft war nicht in der Nähe. Paris überlebte ich ein Wochenende lang ganz ohne Koffer, den man praktischerweise gleich wieder nach Hause verfrachtet hatte. In San Salvador, Brasilien, war ich den Tränen nahe, als alle Passagiere fröhlich mit ihren Koffern davongezogen waren und das Rollband stoppte. Verzweifelt wartete ich noch einige Minuten, bevor ich mich dem kofferlosen Schrecken stellen wollte. Da erspähte ich zufällig, weit hinten auf einem ganz anderen Förderband, einsam und verlassen, meinen damals hellgrünen Koffer. Glücksgefühle können oftmals banale Ursachen haben!
Wohin verschwinden all die Gepäckstücke?
Viele werden ganz einfach gestohlen. Auf vielen Flughäfen werden Passagiere mittlerweile gewarnt, wegen erhöhter Diebstahlsvorfälle keine Wertsachen in ihrem Fluggepäck zu transportieren.
Manche fallen vom Förderband oder bleiben irgendwo hängen oder stecken. Einige kommen auf ein Abstellband, weil der Scanner die Banderole nicht richtig auslesen konnte.
Manchmal nimmt auch ein anderer Passagier den eigenen Koffer – so geschehen in besagtem Urlaub in Sri Lanka, wobei der „Täter“ allerdings mein damaliger Reisebegleiter war.
Ich: „Mein Koffer ist nicht da!!! Wir müssen zum Schalter!“ Es war vier Uhr morgens, die Ankunftshalle in Colombo war heiß und stickig und die Schlange am Lost & Found-Schalter bereits zu einer beängstigenden Länge angeschwollen. Der Flug war über einen arabischen Flughafen mit einer nur geringen Umsteigezeit gekommen. Ich sah einen Raum, der bis oben voll mit Koffern der Fluglinie war. „Welche Koffer sind denn das? Die haben ja die Banderolen der Fluglinie“, fragte ich hoffnungsfroh einen Angestellten, der mir mitleidig lächelnd erklärte, dies seien die verspäteten Koffer von den Tagen davor. Mir sank das Herz in die Hose. Mein Begleiter maulte, dass er müde sei und nun hier mit mir herumlungern müsse. Er habe ja seinen eigenen Koffer bereits und wolle eigentlich ins Hotel ins Bett. Die Schlange kroch mühsam vorwärts und irgendwann warf ich einen genaueren Blick auf das Gepäckstück meines schmollenden Begleiters. Und schaute ein zweites Mal hin. „Das ist ja gar nicht dein Koffer!“ Plötzlich wach, entsetzte er sich: „Das ist er wirklich nicht! Was mache ich jetzt bloß?“
Wir platzierten den Koffer gut sichtbar und weit entfernt von uns und harrten der Dinge, die da kommen würden. Keine fünf Minuten vergingen, als ein aufgelöster Inder aus der Schlange trat, ungläubig ausrief: „Das ist ja MEIN Koffer!!!“ und erleichtert von dannen zog. Wenigstens ein Mensch war an diesem frühen Morgen in der Ankunftshalle von Colombo glücklich. Wir beide waren weniger glücklich, denn unsere beiden Gepäcksstücke kamen um Tage verspätet an.
Auch auf meiner Weltreise bekam ich es mit einem solchen „Kofferräuber“ zu tun und ich bin mir noch heute für meine Wachsamkeit dankbar. Als ich aus dem Shuttlebus am Flughafen in Alice Springs stieg, hatte ein Mann bereits meinen Koffer in der Hand und wollte sich davonmachen. Ob absichtlich oder nicht, habe ich nie herausgefunden.
„Ach, sei doch nicht so ängstlich wegen des Koffers, du kannst ja alles kaufen, was du brauchst, die Fluglinie muss dafür aufkommen“, hörte ich des Öfteren von wohlmeinenden Mitmenschen, die sich noch nie in einer derartigen Situation befunden haben. Das ist richtig, aber meistens gibt es keine entsprechenden Geschäfte in unmittelbarer Nähe oder aber sie sind geschlossen; es gibt nichts, was einem passt, vor allem nichts Schickes. Und gäbe es tatsächlich das Gewünschte zu kaufen, werden Kreditkarten oft nicht akzeptiert und die Landeswährung hat man noch nicht erworben.
Kurzum, kommt ein Koffer nicht an, ist das lästig und zeitraubend und vermiest einem die ersten Urlaubstage. In Hongkong beispielsweise musste ich einen halben Tag aufwenden, um zu einem Markt zu fahren, wo es preisgünstige flugtaugliche Rollenkoffer gab. Bei meinem war der Teleskopgriff beschädigt worden und ließ sich nicht mehr einfahren. Keine Fluglinie der Welt transportiert Fluggepäck mit ausgefahrenem Teleskopgriff, also musste ein neuer Koffer her. Eigentlich wollte ich in Hongkong etwas anderes tun, als mich um einen Flugkoffer kümmern zu müssen.
Nach all diesen Erfahrungen ist daher mein Handgepäck stets riesig, immer am Gewichtslimit, vollgestopft mit Dingen, die ich für ein Überleben ohne Koffer brauchen würde.
Kurz gesagt, ich habe so etwas wie eine Hoffentlich kommt mein Koffer-Phobie und gehöre nicht zu den Reisenden, die tiefenentspannt am Förderband sagen: „Ach, mein Koffer ist nicht da, na, macht ja nichts“.
Auf den 15 Flügen meiner Weltreise stand ich also stets aufgeregt wie vor einer Prüfung am Gepäcksförderband und wischte mir den imaginären Schweiß von der Stirn, wenn ich meinen Koffer herunterrutschen sah. Wie heißt es so schön: „Am Gepäcksförderband gibt es immer Gewinner und Verlierer.“ Auf meiner Weltreise gehörte ich zu den Gewinnern.
5. Feinschliff
Nachdem das Gerüst für die Reise errichtet worden war, begann die Feinarbeit. Um in der Analogie eines Reisekörpers, des kleinen, zierlichen, damenhaften Weltreise-Körpers zu bleiben, so waren die Flugdestinationen das Skelett und mussten nun mit Fleisch gefüllt werden.
Dies bedeutete zunächst intensive Internetrecherchen, zuerst zum Thema „Australisches Outback“, denn dieses wollte ich möglichst hautnah erleben. Mit einem Mietauto von Alice Springs selbst dorthin zu fahren, hielt ich schlicht für zu gefährlich. Daher las ich unzählige Angebote zu Touren ins Outback, manche höchst luxuriös mit Flug bis Uluru Airport und Candle Light Dinner direkt am Felsen. Nicht mein Fall, dachte ich, erstens wollte ich von Alice Springs anreisen, um mir das Outback richtig nahezubringen, und zweitens waren diese Luxustouren richtig teuer.
Schließlich, ziemlich weit unten auf der Suchseite, fand ich einen Anbieter, der vielversprechend klang: „Erleben Sie alle Highlights des Australia Red Center in diesem 3-tägigen Outback-Abenteuer ab Alice Springs. Begeben Sie sich auf eine geführte Wanderung rund um den dramatischen Kings Canyon, genießen Sie eine beeindruckende Aussicht auf den berühmten Uluru und sehen Sie die beeindruckenden Felsformationen Kata Tjuta (The Olgas), während Sie das Tal der Winde erkunden. Das ist noch nicht alles: Lernen Sie auf einem geführten Mala Walk die Kultur der Aborigines kennen und campen Sie in einem traditionellen Swag oder Zelt unter den Sternen. 3-tägige Campingtour mit Uluru, Kata-Tjuta und Kings Canyon von Alice Springs aus. Beobachten Sie den faszinierenden Sonnenaufgang und Sonnenuntergang über dem heiligen Uluru. Campen Sie im Outback und probieren Sie den typischen australischen Busch-Tucker Transport im klimatisierten Bus mit maximal 21 Passagieren. Perfekte Tour für Erstbesucher.“
Das gefiel mir und als ich mich genauer in das Angebot vertiefte, stellte ich fest, dass dieses Angebot von „backpackerdeals“ preis-leistungsmäßig das beste war, das auf der Suchseite zu finden war. Die Gruppen waren maximal 21 Personen groß und für das Schlafen auf dem Boden im Outback konnten zusätzlich zu den Swags auch Schlafsäcke gemietet werden. Swags sind so etwas wie Überschlafsäcke aus schwerem Segeltuch mit einer Art Kapuze und einer sehr dünnen Bodenmatte. Wer in der kühlen Wüstennacht nicht frieren und auch keine ungebetenen Gäste bei sich haben möchte, ist gut beraten, einen zusätzlichen Schlafsack zu benützen. Nun schläfst du also wieder auf dem Boden, lächelte ich in mich hinein, so wie in jungen Jahren, als Zelten die einzig leistbare Art von Urlaub war. Dass ich jede einzelne Minute dieser beiden Nächte verfluchen würde, wusste ich damals noch nicht. Die gesamte dreitägige Tour ab Alice Springs mit voller Verpflegung sollte € 247 kosten, das fand ich einen sehr guten Preis. Gesagt, getan – gebucht.
Die Gruppenreise nach Nordthailand fand ich auf die gleiche Art und Weise: Stichworte in Google eingeben, Angebote prüfen, Angebot auswählen und buchen. Diesmal war es die Seite des deutschen Anbieters ID-Reisewelt, auf der ich fündig wurde: eine siebentägige Busreise ab Bangkok mit zwei Hotelnächten in Bangkok um € 650, Einzelzimmerzuschlag inklusive. Die Stationen der Rundreise sollten die alten Königsstädte sein, mit zahlreichen Tempel- und Marktbesichtigungen,