Название | Soziale Netzwerke |
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Автор произведения | Jan Arendt Fuhse |
Жанр | Социология |
Серия | |
Издательство | Социология |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783846345634 |
[10][11]Vorwort
Das vorliegende Lehrbuch ist aus einem Studienbrief für die TU Kaiserslautern entstanden. Ich danke Jochen Mayerl für den Vorschlag, sowie ihm, Christian Vogel und Norina Wolf für die dortige Betreuung. Sonja Rothländer von der UVK Verlagsgesellschaft Konstanz hat die Buchpublikation unterstützt und betreut und mit Marina Essig das Buch lektoriert. Lena May und Oscar Stuhler haben das gesamte Manuskript gelesen und kommentiert. Ihre Ausdauer und ihre ehrliche Kritik haben das Buch deutlich verbessert. Bei einzelnen konkreten Fragen haben Sanne Smith und Andreas Herz geholfen. Ganz abgesehen von den vielen Menschen, die bis heute ihr Wissen über Netzwerke mit mir geteilt haben und auf diese Weise für mich etwas Licht ins Dunkel brachten. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank!
Zu den stark anwendungsbezogenen Kapiteln 3 bis 6 des Buchs habe ich einige Übungsaufgaben mit Musterlösungen erstellt. Um Platz zu sparen, finden Sie die Musterlösungen online unter folgendem Link:
http://www.utb-shop.de/9783825245634
Zudem sind zentrale Begriffe in einem Glossar am Ende des Buches erläutert. Diese Begriffe sind im Text mit einem Pfeil ➔ gekennzeichnet.
In der Zeit der Entstehung dieses Buchs zeigte sich mir das Wunder des Lebens von zwei Seiten. Dieses Buch ist Paula gewidmet, die gerade viel lernt, und Wilmar, von dem ich so viel gelernt habe.
1. [13]Einleitung: Zur Logik der Netzwerkforschung
Wer über die soziale Welt nachdenkt oder redet, kommt heute wohl kaum noch um »Netzwerke« herum. Früher ordnete man Menschen in »Klassen« oder in »Schichten« ein. Die Gesellschaft war bei Marx und Engels wie auch bei neueren Konflikttheoretikern (Dahrendorf, Collins) als Widerstreit von Gruppen um Rang und Ressourcen angelegt. Ab den 1950er-Jahren sprach alle Welt von »Systemen«. Parsons und Luhmann sahen die Gesellschaft als weitgehend harmonisches Arrangement von Systemen wie der Wirtschaft, der Politik oder der Wissenschaft. Habermas setzte »System« und »Lebenswelt« gegenüber. Seit den 1980er-Jahren kam es zum Siegeszug des rational handelnden Akteurs (Becker, Coleman, Esser). Individuen sollten ihr »Humankapital« und auch ihr ➔»Sozialkapital« maximieren, und Feuilletons und Buchläden boten hierfür Ratgeber an.
Langsam aber sicher nehmen mittlerweile die »Netzwerke« überhand. Hierfür einige Belege:
(1) | Wir müssen inzwischen »netzwerken« und unser Sozialkapital optimieren. Über Netzwerke finden wir Jobs und erhalten wichtige Informationen; mit Beziehungen zu wichtigen Persönlichkeiten kann man Eindruck schinden. |
(2) | Interaktiv auf den Kontakt zwischen Benutzern ausgerichtete »Social Networking Sites« wie Xing, Academia oder Facebook werden zu unverzichtbaren Foren für Selbstdarstellung und Kommunikation. |
(3) | Wir leben in einer ➔»Small World«, in der angeblich jede mit jedem über höchstens sechs Zwischenschritte in persönlichen Beziehungen verbunden ist. Diese »Six Degrees of Separation« sind zum Gegenstand von Bestsellern, einem Broadway-Theaterstück und Party-Gesprächen geworden. |
(4) | Eine Reihe von prominenten Autoren (wie Castells und Wellman) sprechen von einer »Netzwerkgesellschaft«. Für sie sind inzwischen Netzwerke und nicht mehr Klassen oder Systeme die dominante soziale Struktur der Gegenwart (oder zumindest der Zukunft). |
Wir werden in diesem Buch den Begriff des Sozialkapitals und die Small World-Netzwerke diskutieren. Social Networking Sites berühren wir nur am Rande, weil sie nur einen sehr kleinen Ausschnitt aus der Welt sozialer Netzwerke[14] bilden. Und ob wir inzwischen oder bald in einer Netzwerkgesellschaft leben, ist empirisch schwer zu beantworten.
1.1 Netzwerkforschung
Der Fokus des vorliegenden Buchs liegt auf der empirisch orientierten Netzwerkforschung in den Sozialwissenschaften. Deren Aufstieg in den letzten 60 Jahren hat wohl den Siegeszug der Netzwerkmetapher im öffentlichen Diskurs mitgetragen. Sie will aber eigentlich etwas anderes: Ihr geht es um die empirische Untersuchung von sozialen Strukturen mit Blick auf die Beziehungsgeflechte zwischen den beteiligten Akteuren.1
Eine beeindruckende Reihe von Studien zeigt in ganz unterschiedlichen sozialen Bereichen Effekte von sozialen Netzwerken:
Oft werden Arbeitsstellen über ganz bestimmte soziale Beziehungen (»weak ties«) gefunden (Granovetter 1973: 1371ff).
Auch innerhalb von Unternehmen fördern bestimmte Positionen in persönlichen Netzwerken den beruflichen Aufstieg (Burt 1992: 115ff).
Soziale Beziehungsnetze